Tiefer Staat ganz oben
Die Nominierung von Avril Haines als Geheimdienstchefin der USA zeigt die Bedeutung des Pandemie-Planspiels „Event 201“ von 2019.
Avril Haines, eine frühere stellvertretende CIA-Direktorin, gehörte zu den Teilnehmenden am Planspiel „Event 201“ im Oktober 2019. Dabei spielten in New York einflussreiche Führungspersönlichkeiten aus mehreren Ländern eine Simulationsübung zur globalen Pandemiebekämpfung durch. Initiatoren waren die Johns Hopkins Universität, das Weltwirtschaftsforum und die Bill & Melinda Gates Stiftung. Bei dem Planspiel wurden Kommunikationsstrategien zum Thema Pandemiebekämpfung besprochen. Nun soll Haines in der US-Geheimdienst-Hierarchie nach ganz oben aufsteigen. Die Autorin fragt, wie das geschehen konnte und welchen politischen Einfluss des „Event 201“ ausübt.
Während des hochkarätig besetzten Planspiels „Event 201“ im Oktober 2019 wurde für den Fall einer Pandemie eine Zentralisierung der Informationsquellen nahegelegt, das Fluten unserer Medien mit den von den anwesenden Strategen als richtig definierten wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie Zensur in großem Stil, vor allem im Internet. Unter den fünfzehn Teilnehmern des Event 201 finden sich Vertreter der Johns Hopkins Universität, der Weltbankgruppe und der Bill & Melinda Gates Stiftung, weitere Player aus Wirtschaft und Politik sowie Führungspersonen aus Public Relations und Medien.
Die Teilnehmerin Avril Haines war 2013 und 2014 während der Obama-Administration stellvertretende Direktorin der Central Intelligence Agency (CIA) und wechselte im Anschluss daran wieder zurück ins Weiße Haus als stellvertretende Nationale Sicherheitsberaterin. Bedeutet dies nun, dass die Simulationsübung Event 201 im Zusammenhang mit dem Geheimdienst steht oder dass die Dienste die Ergebnisse daraus aufgreifen?
Die Frage wird sich mancher Leser stellen. Nun wurde vor einigen Tagen die Teilnehmerin Avril Haines vom designierten US-Präsidenten Joe Biden als künftige Direktorin der National Intelligence (DNI), also als Geheimdienstdirektorin, ausgewählt und vorgestellt.
Die Aufgabe des Office of the Director of National Intelligence (ODNI) ist es laut eigener Homepage, „die Integration der Geheimdienste anzuleiten und eine Geheimdienstgemeinschaft zu formen, die möglichst aufschlussreiche Informationen liefert“. Zu den Aufgaben der Direktorin der Geheimdienste gehöre es, die Umsetzung der Geheimdienstprogramme zu beaufsichtigen und zu leiten. Die Direktorin fungiert als Hauptberaterin des Präsidenten, des National Security Council und des Homeland Security Council in geheimdienstlichen Angelegenheiten, welche die nationale Sicherheit betreffen.
Treue Stütze der Macht
Der „DNI Job“ wurde laut NBC News infolge der Terroranschläge vom 11. September 2001 kreiert, „um die ausufernde Bürokratie der amerikanischen Geheimdienste besser zu koordinieren“.
Die Intelligence Community der USA mit ihren 17 Organisationen sei „riesig“, betont CNN. Das ODNI solle daher „laut Gesetz über umfangreiche Erfahrungen im Bereich der nationalen Sicherheit verfügen (…)“. Avril Haines verfüge „über umfangreiche Erfahrungen im Bereich der nationalen Sicherheit in der Exekutive, da sie in ihrer früheren Laufbahn im Weißen Haus, bei der CIA und im Außenministerium tätig war“. Daher verstehe sie die Rolle der Geheimdienste bei der politischen Entscheidungsfindung und verfüge über profunde Fachkenntnisse, wenn es um die Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der Geheimdienstgemeinschaft geht.
Avril Haines bedankte sich für ihre künftige Aufgabe als DNI und das ihr entgegengebrachte Vertrauen. Sie erklärte zu den bevorstehenden Verantwortlichkeiten: Die Geheimdienste werden die US-Administration dabei unterstützen, sich nicht nur gegenüber „Bedrohungen wie Cyber-Attacken, Terrorismus und die Ausbreitung von nuklearen, biologischen und chemischen Waffen“ zu positionieren, sondern auch Herausforderungen zu begegnen, welche „die nächste Generation definieren werden: Vom Klimawandel zu Pandemien und Korruption. Und es wäre mir die Ehre des Lebens, einmal mehr an Ihrer Seite arbeiten zu dürfen, um diese Herausforderungen gemeinsam anzugehen.“