Steter Tropfen höhlt den Stein
Bodo Schickentanz, Betreiber des provokanten „Piratensenders“ Mainz FreeTV, spricht im Exklusivinterview über die Lage der Friedensbewegung im Land.
Auf dem Pax Terra Musica Festival 2019 in Friesack teilte uns der langjährige Friedensaktivist, freie Künstler und Designer Bodo Schickentanz im Interview mit, was er über die aktuelle Lage der Friedensbewegung in Deutschland denkt. Gleichzeitig machte er uns mit seinem ansteckenden Optimismus Mut, die Friedensarbeit geduldig weiterzuführen und die Hoffnung nicht aufzugeben. Er betonte vor allem die — seiner Ansicht nach — beeindruckenden Entwicklungen der letzten fünf Jahre und sieht für die Zukunft der Friedensbewegung nicht schwarz.
Kaum ein anderer systemkritischer Youtuber im deutschsprachigen Raum geht so hart zu Gericht mit den Mainstream-Medien und den aktuellen Verhältnissen wie Bodo Schickentanz. Der lebhafte Mainzer nimmt kein Blatt vor den Mund und seine Zuschauer schätzen seine leidenschaftliche und offene Art. Auf seinem privaten Youtube-Channel, den er selbst als „kleinen provokanten Piratensender” bezeichnet, widmet er sich vor allem Themen, die vom Mainstream-Journalismus entweder gar nicht oder sehr subjektiv behandelt werden.
Seit nunmehr über 30 Jahren engagiert sich Bodo Schickentanz als Friedensaktivist und ist somit ein fachkundiger Beobachter der Entwicklung der Friedensbewegung. Gleich zu Beginn unseres Gesprächs rät er uns deshalb, nicht den Fehler zu machen, die aktuelle Situation allzu negativ einzuschätzen. In der Vergangenheit hätten zwar mehr Menschen für den Frieden demonstriert, doch das hinge nicht zuletzt mit der tendenziell wohlwollenden Berichterstattung der damaligen Medienlandschaft zusammen. Heute jedoch herrsche eine feindselige Stimmung gegen Abweichler, Querdenker und Menschen, die sich öffentlich für den Frieden einsetzen.
Sein Urteil über die Mainstream-Medien ist hart und in seiner gewohnt kecken und oftmals gnadenlosen Wortwahl beschreibt er ihn als Teil des „militärisch-industriellen-Wallstreet-und-Geheimdienst-Komplexes”. Nichtsdestotrotz legt er große Hoffnungen auf die alternative Medienszene, die immer mehr an Reichweite gewinne und eine immer bessere Infrastruktur aufweise.
Als „träumerischer Idealist”, wie er sich im Gespräch selbst bezeichnet, glaubt er daran, dass die Menschen intuitiv mit der Zeit merken, dass etwas mit dem System nicht stimmt und schlussendlich auch aktiv werden. Man müsse geduldig bleiben und auf das Wachstum der Friedensbewegung setzen. Daher bedarf es seiner Meinung nach keiner rigiden Organisation im Widerstand gegen die herrschenden Machtstrukturen. Gleichsam wie Bäume, die organisch und verstreut wachsen und am Ende dennoch ein funktionierendes Ökosystem bilden, würde die systemkritische Szene in ihrer dezentralen und vielfältigen Struktur irgendwann ganz von alleine die nötige Schlagkraft entwickeln.