Stell dich nicht so an
Zwischen der Nötigung zur Impfung und der Mentalität der Täter bei sexuellem Missbrauch sind vergleichbare Muster erkennbar.
Jeder kann selbst darüber bestimmen, was mit seinem Körper gestehen soll — alles andere wäre schließlich übergriffig, demütigend und traumatisierend, oder? Ja, im Prinzip sollte es die Verfügungsgewalt von Menschen über den Körper anderer gar nicht geben — es sei denn im Kriminellenmilieu, beim Militär oder in Diktaturen. Oder eben in letzter Zeit im Zusammenhang mit Corona. Da wurde — und wird teilweise noch immer — erwogen, Menschen zu zwingen, sich eine vom Staat bestimmte, potenziell schädliche Substanz einspritzen zu lassen. Faktisch gibt es diesen Zwang ja schon längst, wenn etwa die berufliche Existenz von diesem Akt der Selbstpreisgabe abhängt. Wie fühlen sich die Opfer von sexuellem Missbrauch angesichts einer solchen Bedrohung, die schließlich eine Retraumatisierung mit sich bringen könnte? Überwiegend wird diese Gefahr von der Mehrheitsgesellschaft ignoriert, das Anliegen der Betroffenen wird für illegitim erklärt, oder der Widerstand gegen Impf-Nötigung wird als Verhöhnung „wirklicher“ Opfer gedeutet. Wer, wie die Autorin, selbst betroffen ist, sieht das mitunter anders. Nicht allein darauf, was mit Zwangsgeimpften geschieht, kommt es nämlich an — vielmehr geht es um die dahinterstehende Anmaßung, der Wille autonomer Menschen könne und dürfe nach Belieben von Machthabern gebrochen werden. Jeder Vorstoß in diese Richtung muss von der gesamten Gesellschaft entschieden zurückgewiesen werden.
Die folgenden Worte und Gedanken möchte ich gerne allen Opfern von sexueller, psychischer, häuslicher wie auch allen anderen Arten von Gewalt und den Opfern von Staatsgewalt widmen, im Speziellen den vielen unter ihnen, die auf dem schmerzhaften Weg der Aufarbeitung alleingelassen wurden und die viel zu lange um Verständnis, Anerkennung und Wiedergutmachung kämpfen mussten und immer noch müssen.
Der Beitrag „Nein heißt Nein“ von Roland Rottenfußer im Rubikon hat mir sozusagen die Tür geöffnet, seinen von mir zuvor auch schon einmal gehegten Gedanken weiterzudenken und auszuformulieren.
Rottenfußer spricht über Grenzen — überrannte Grenzen! Er vergleicht die Intensität der Impfaufforderung und des angedrohten Impfzwangs mit der eines uneinsichtigen, balzenden Mannes, der das Nein nicht hören will. Ein Opfer von sexueller Gewalt berichtet in seinem Artikel anonym, wie dieser neue, gut organisierte Machtapparat versucht, ihren Willen zu brechen, ähnlich dem von ihr schon einmal Erlebten.
Auch zieht er Erfahrungsberichte des Wiener Psychiaters Raphael Bonelli hinzu, dessen Patienten den dauernden Druck, die impertinenten Aufforderungen und Drohungen einer eventuellen Zwangspenetration durch eine Spritze, deren bedingt zugelassener Inhalt für manche eben sehr bedrohlich ist, mit einer versuchten Vergewaltigung vergleichen.
Summa summarum eine streitbare, aber mutige und für mich persönlich sehr aufwühlende These.
Aufwühlend, weil ich selbst Opfer von sexuellen Übergriffen im Kindes- und Erwachsenenalter war und genau weiß, welche Konsequenzen das für ein Leben haben kann und häufig auch hat. Aufwühlend auch, weil ich ein paar Tage vor Erscheinen des Artikels mal wieder darüber nachdachte, warum ich mit körperlichen Beklemmungsgefühlen, Angst und großer Wut gegen die Maßnahmen und vor allem die angedrohte und teils schon angewandte Impfpflicht reagiere.
Ich kann diese neuen geregelten Zwänge oft kaum ertragen und frage mich, warum es anderen so viel besser zu gelingen scheint; Resilienz ist hier wohl das Zauberwort. Habe ich meine verloren? Stelle ich mich eventuell einfach nur an, oder haben andere, die auch stark unter den Maßnahmen leiden, vielleicht sogar ähnliche Biografien und, wenn ja, werden uns Bewusstwerdung und Erkenntnis darüber Erleichterung bringen?
An erster Stelle finde ich auffallend, dass sich unter den maßnahmenkritischen Menschen viele befinden, die schon einmal Opfer von staatlicher Gewalt waren, sprich unsere Bewegung ist unter anderem durchwandert von Menschen, die im Osten großgeworden sind und sich aufgrund ihrer Prägung nicht mehr wirklich viel vormachen lassen wollen. Sätze wie „Das hatten wir alles schon“ oder „Ich lass mir nicht noch mal erzählen, es würde keine Mauer gebaut werden“ sind hier an der Tagesordnung.
Ein allgemein gültiges Narrativ gibt es hier selbstredend nicht und kann es dementsprechend auch bei individuellen Gewalt- und Übergriffserfahrungen nicht geben.
Jeder Mensch reagiert auf Traumata anders. Was den einen zerstört, macht den anderen stark, und/oder was den einen hörig macht, bringt den anderen in den Widerstand.
Ein guter Freund, der Opfer einer unberechenbaren und zerstörerischen psychisch kranken Mutter wurde, erträgt die Maßnahmen kaum. Als halber Palästinenser hat er zusätzlich noch Framing und andere Formen der politischen Gewalt erleben müssen.
Eine Freundin, die von einem Mann mit Maske misshandelt wurde, verlässt seit zwei Jahren wegen einer Maskenphobie kaum mehr das Haus. Eine andere Bekannte, die sich in der DDR gegen das Regime aussprach und der das Studium verweigert wurde, kann kaum aushalten, dass ihrer nicht geimpften Tochter das Gleiche widerfahren soll.
So vermuten wir in gemeinsamen Gesprächen, dass wir aufgrund unserer unterschiedlichen Übergriffs- und Gewalterfahrungen heute besonders sensibilisiert und besonders beunruhigt sind.
Für mich persönlich ist das wie eine Art zelluläre Erinnerung — aus Selbstschutz musste ich früh im Leben alle meine Antennen ausfahren, und diese spüren heute ganz genau, wenn es nicht um meine Belange geht, sondern ausschließlich um die Befriedigung, Bereicherung und die Bemächtigung meines Gegenübers.
Mein Vater liebte die Geschwindigkeit, das Risiko, viel Sex mit vielen verschiedenen Frauen und gesundes Essen. Heute — es gibt für alles eine Diagnose — sagt man wohl risikosüchtig dazu. Auch würde man ihm eine Sexsucht zuordnen und obendrauf eine Orthorexie. Das alles hätte für mich als Kind keine Rolle spielen müssen, wenn mein Vater um seine Grenzen gewusst hätte. Leider aber tat er das nicht. Er hatte es, wie so viele Kriegskinder, nicht gelernt und war selbst Opfer eines Systems, das äußerst traumatisierend, patriarchal und gewaltbereit war.
So erinnere ich mich noch, wie wir immer zu schnell Auto fuhren, und egal wie intensiv die Bitte vor allem von den Frauen im Auto war, es wurde weiter Gas gegeben. Auch war er leider der häuslichen Gewalt zugeneigt, legte nicht selten Hand an bei seinen vielen verschiedenen Frauen, seiner Schwester und leider auch immer mal wieder bei uns Kindern. Menschen massiv zu bedrängen und zu zwingen, Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, die sie nicht mochten, weil er überzeugt davon war, sie seien gesund, war auch Teil seines Repertoires.
Aus der Perspektive des Kindes bereits weit über das Ziel hinaus geschossen, war es damit aber leider noch nicht getan. Seine weiteren Übergriffe waren auch sexueller Natur. Aus Selbst- und Fremdschutz kann ich aber darauf nicht detailgenau eingehen. Wichtig in diesem Kontext ist hier nur, dass es sich um große Übergriffe, vor allem in den Augen von Kindern, handelte, nicht aber um buchstäblich penetrierende sexuelle Gewalt.
Dies ist zwar eine wichtige Differenzierung, aber tatsächlich wenig hilfreich in der Aufarbeitung für die Opfer. Es ist eher wie ein Leben in der Grauzone. War es oder war es nicht? War es richtig oder nur halb?
Wo fängt Übergriff an und wo hört er auf? Muss erst richtig vergewaltigt werden, oder darf man auch geschädigt sein „nur“ durch eine Art der „Penetration“?
Als ich 6 Jahre alt war, verlor mein Vater sein Leben durch eines der von ihm gesuchten Risiken und ich meins beinahe auch. Es ist ausschließlich dem Instinkt meiner Mutter zu verdanken, dass wir beide heute noch leben. Ein einfaches „Nein, ich steige nicht mit dir in dieses Flugzeug, und schon gar nicht mit unserem Kind“ hat uns gerettet. Die Privatmaschine stürzte wenige Stunden später über einem Acker nahe Bern ab. Die drei Insassen, mein Vater, sein Fluglehrer und dessen Freundin waren sofort tot.
Mein Vater hat mich geliebt. Er war sich seiner Übergriffe und deren Folgen nicht bewusst. Deshalb kann ich ihm heute persönlich auch vergeben. Nie aber kann und werde ich vergessen, dass ein Mensch, dem ich schutzbefohlen war, meine natürlichen Grenzen niedergerissen hat und dadurch mein Leben und mich in größtem Ausmaß verletzt und unwiderruflich geprägt hat.
So ist meine tiefe Aversion gegen Machtmissbrauch und Grenzüberschreitungen deshalb auch nicht überraschend. Jemand, der mir sagt: „Tue was, was du nicht magst, weil ich dir sage, dass es gut für dich ist“, löst in mir allerhöchstens hohe Alarmbereitschaft, keinesfalls aber Vertrauen aus.
Ebenso geht es mir mit dem indirekten Impfdruck und den meisten Maßnahmen. Für notwendigen Fremdschutz und oder vielleicht besser gesagt „Brutschutz“ würde ich viel getan haben und tun. Mal auf die Spitze getrieben: Auch ich hätte mich, wie viele andere Frauen in der Geschichte zuvor, zum Wohle meiner Kinder und meiner Familie vergewaltigen lassen. Mir aber gegen eine respiratorische Viruserkrankung, die ein Großteil der Menschheit gut übersteht, eine neuartige und für diesen Zweck fast gänzlich nutzlose Gentherapie verabreichen zu lassen, die mein Leben unter Umständen für immer durch schwere Nebenwirkungen verändern könnte und von der ich zudem vermuten muss, dass sie aus purer Profitgier von der Pharmaindustrie in so großem Umfang beworben wird, ergibt für mich persönlich keinerlei Sinn.
Die jahrelange Aufarbeitung meiner frühkindlichen Traumata, das mühsame Lernen, mich abgrenzen zu dürfen und zu können, hat sich in diesem Falle tatsächlich bezahlt gemacht. So kann und konnte ich mich widersetzen. Erleichternd kommt hinzu, dass meine Familie und ich uns trotz großer beruflicher und persönlicher Verluste immer noch in einer nicht existenziell bedrohten Lage befinden; dieses enorme Privileg macht vieles deutlich leichter.
Anders geht es Menschen, die diesem enormen Impfdruck nachgegeben müssen, des puren Überlebenswillens halber. Wenn dann noch Nebenwirkungen auftreten, sind sie meist völlig alleingelassen. Sie haben keine Lobby, ihre schwerwiegenden, oft chronischen Symptome werden nicht ernst genommen, nicht als Impfschäden registriert und oder sogar gänzlich negiert und in die Psychoecke abgeschoben, ähnlich den Vergewaltigungs- und Missbrauchsopfern.
Viel zu lange wurden schwerwiegende Übergriffe überhaupt nicht als solche anerkannt, und auch heute noch ist der Täterschutz in vielen Ländern ausgeprägter als der Opferschutz. Es muss an dieser Stelle hinzugefügt werden, dass es den Menschen, die sich freiwillig und aus Überzeugung haben impfen lassen und die ihre Krankheitszustände als Impfschäden wahrnehmen wollen und können, ebenso ergeht, manchmal sogar schlimmer, denn die sogenannte Freiwilligkeit macht eine Identifikation als Opfer oft noch viel schwerer.
Zurück zu Roland Rottenfußers Anmutung, die eben viel mehr als nur eine solche ist. Ein Mensch, der das Nein seines Gegenübers nicht akzeptiert, wird auf alle Fälle übergriffig, mitunter sogar gewalttätig werden, um zum Ziel zu gelangen. In den vergangenen zwei Jahren haben höchst chauvinistische Regierungen und deren Vasallen sich eben genau wie diese unaufhörlich und unaufhaltbar balzenden Männer geriert. Durch ständige Bedrohung, Erpressung und Belästigung wurden Menschen in beruflichen, persönlichen sowie medizinischen Bereichen Maßnahmen ohne Konsens „penetriert“.
Ein Wording wie „Stell dich nicht so an“, „Es ist doch nur ein kleiner Piks“, „Was kann denn schon passieren“, um eine Spritze, die unter Umständen sogar fatale Folgen haben kann, zu bewerben, ist der Gipfel des Ganzen. Es stellt zweifellos nochmals klar, wie ähnlich Übergriffe in ihren Grundzügen, ihrer Intention und ihrer Wirkung sein können, und lässt mich persönlich auch von der Bestreitbarkeit dieser These abrücken.
„Wer das Schweigen bricht, bricht die Macht der Täter“ — in diesem Sinne habe ich geschrieben und werde ich weiter sprechen.
Zum Ende muss aus gegebenen Anlass erwähnt werden, dass die angedrohte Impfpflicht vorläufig, zumindest teilweise, vertagt wurde. Wir werden sehen, ob das so bleibt. Herr Scholz, der Mann ohne rote Linien, sagt, das Thema sei vom Tisch — wir wissen alle, was das aus seinem Munde bedeutet. Selbst wenn dieser Albdruck jetzt wirklich vorbei sein sollte, werden wir uns als Gesellschaft noch lange nicht erholen können, so tief ist die Verletzung, und so vieles ist verloren. Was bleibt, ist die Hoffnung und diesem Sinne ein hoffentlich mehr und mehr wachsendes Verständnis — für „Nein heißt Nein“.