Spiel mir das Lied vom Tod

Immer sichtbarer werden die Mechanismen und Mächte auf dem Weg zum Homozid.

Was die Figur des Kriminellen Frank aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ mit Bill Gates gemeinsam hat? Dieser dreiteilige Essay — „Spiel mir den Deal vom Tod“ und „Verlagerung der Welt“ werden folgen — arbeitet sich ausgehend von einer Szene aus Sergio Leones Film durch Muster, Mechanismen und Mächte, welche die Menschheit dahin geführt haben, wo wir augenblicklich stehen. Die Argumentation verläuft entlang der Eisenbahnlinie, der Linie des Fortschritts, die in diesem Film quer durch den amerikanischen Kontinent gezogen wird. Kern der Debatte ist das „Kaputte“: Wie konnte es kommen, dass uns dieses so nahtlos umgibt, sich über unzählige Labors weltweit ausbreitet und sämtliche „demokratischen“ Regierungen gänzlich durchsetzt und überwuchert hat, ein Zerstörungswerk, dessen Dimension sich jedem Denken zunächst gründlich verweigert. In dieser Gemengelage erkennend zu werden: Das ist entscheidend für die Re-Installation einer Kultur, hoffend, es kann dazu noch kommen.

Kaum zu glauben, dass es Macht gibt,
noch weniger, dass diese Macht Ziele haben könnte.

Und kaum zu glauben,

dass die Macht, vorausgesetzt, sie existierte überhaupt, in Kauf genommen hätte, die Bevölkerung von Wohlstand und Lebensqualität abzusondern, um ihre Ziele zu erreichen,

noch weniger,

dass sie es geradezu darauf abgesehen hätte, die Lebensqualität der Bevölkerung zu brechen und sie zwecks Ruhigstellung mit nanodigitalen Versatzteilen zu fluten,

wenig plausibel,

dass es die Macht, die es indes wohl ohnehin nicht gibt, in Kauf genommen hätte, alles, was sich ihr in den Weg stellt, zu liquidieren, es sei denn aus Notwehr,

und schon gar nicht,

dass diese Vernichtung nahtlos mit dem Ziel der Macht verbunden wäre und ihr eine Befriedigung innewohnte,

absolut auszuschließen,

dass es die Macht in Kauf genommen hätte, nicht nur alles und jedes, das sich ihr in den Weg stellt, zu beseitigen, die Russen, die Terroristen, die Achse des Bösen, sondern überhaupt alles, sie es also billigend in Kauf genommen hätte, die Bevölkerung insgesamt und damit auch die über 90 Prozent Gehorsamen zu liquidieren, um ihre Ziele zu erreichen,

um dann endlich einzusehen,

dass die Vernichtung der eigenen Bevölkerung das Ziel ist.

Spiel mir das Lied vom Tod

I

Das Ende des Denkens und das Ende denken bedeutet: über das Denken hinaus zu denken. Das führt zu ein paar Problemen. Diese Probleme haben mit dem Denken an sich zu tun, ebenso mit dem, was sich dem Denken entgegenstellt, und zuletzt mit dem, worin das Denken sich eingebettet findet, dem Menschen.

Und so ist es nicht ganz einfach zu erklären, wie das Kaputte — und sagen wir bereits an dieser Stelle: Denkfeindliche — sich derart frei entfalten konnte, auf dass es nicht nur gänzlich unbehelligt eine Schneise der Verwüstung durch die Welt hat schlagen können, sondern dass außerhalb dieser Schneise bald gar nichts mehr bleibt und diese Schneise des Kaputten folgerichtig keine Schneise mehr ist, sondern das Normale schlechthin.

Wir hätten es sehen können. Ein Bezugspunkt: Das, was jetzt — das Wort JETZT wird bald frei sein von Bedeutung — zum Durchschlag kommt — doch singen gerade hier noch weite Kreise das alte Lied, herabgekommen zu einem deutschen Popsong —, ist an Monstrosität dem, den alle Hitler nannten und der Monströses weit jenseits der Versprachlichung geschaffen hat, noch überlegen. Technisch. Und wenn klar wird, dass diese Hitler-Monstrosität und die Feiern und Gedenkreden seiner Überwindung eine Schicht der Monstrosität darstellen, die zum Finale ansetzt, dann beginnt erst die leise Ahnung der Gegenwart. Und diese Ahnung könnte zu spät kommen. Aber das soll keine Ausrede sein. Versuchen wir es, zeichnen wir es auf: das Lied vom Tod.

II

Es — eine erste Heimtücke — ist das Lied von den Jeans. Und auch von Cola. Von leichter Lebensart, easy going, der unkomplizierten Anrede, von You und Hi und den lockeren Kleidern. Casual. Smart. Es ist das Lied des Urlaubs in Florida, der Partys um den Swimmingpool und des Tellerwäschers, der sich zum reichen Mann hocharbeitet.

Man hat es gesungen durch die Jahrzehnte, mal laut, mal leise. Dann und wann, es ist wahr, drohte der Takt zu brechen, echt oder gespielt, 68er, Vietnam, das Foltergefängnis von Abu Ghraib — aber das Lied fand seinen Rhythmus wieder und wieder — It Never Rains In California — und es war das Lied des Todes. Über Trockenheit übrigens hat man zu denken begonnen, als das Denken schon weitgehend tot war und nur noch Experten lebten. Experten sind sicher.

III

In Liedern wohnen Bilder. Und im Lied vom Tod wohnen Millionen Bilder. Ganze Filme wohnen darin. Zum Beispiel 1982, der Siegerfilm von Cannes. La notte di San Lorenzo. Regie führten die Taviani-Brüder. Bilder aus der Toskana 1944 und die Geschichte einer Befreiung. Wenn US-Soldaten auftauchen, egal, was sie tun: sie befreien.

Und obgleich es — in Archiven belegt — die Amerikaner waren, welche die Kirche von San Miniato in die Luft sprengten, so waren sie es im Film eben nicht. Sie konnten es nicht sein. Denn sie waren die Befreier und die Fratze des Todes trugen die Nazis. Auch so geht das Lied. Und die, die laut Archiven den Tod in dieser Kirche brachten — die Rakete versehentlich eingeschlagen, versteht sich: wenn, dann versehentlich —, brachten im Film und also im Bild und im Lied das Glück. Ein Glück, gegen das nicht anzukommen war. Denn am Ende war es die Freiheit vor dem Tod, die sie brachten. Aber Schritt für Schritt.

IV

Über Soldaten und Beamte ist zu sprechen. Weshalb sie Soldaten sind. Und Beamte. Über Gehorsam und Pflicht. Aber das ist kein amerikanisches Thema. Wenn wir vom Lied sprechen, das hier und JETZT gespielt wird, so geht es um Macht — Philosophen haben davon nie gehört.

Und wenn wir in diesen Tagen den Film genau betrachten, „Once Upon A Time In The West“, und das ist das vielleicht Irritierendste, so wird das Gesicht dieser Macht keineswegs verschleiert.

Nichtverschleierung als Tarnung, vorausgesetzt, die Rezeption sei vorgeformt. Und die Machtverhältnisse stabil genug. Dann lässt sich manches deutlich sagen: Brzezinski, Kissinger, Friedman, es gibt viele Beispiele. Und während Sprecher der US-Macht die Ziele benannten, machten die europäischen Vasallen auf Demokratie und Menschenrechte. Laientheater.

V

Once Upon A Time In The West: Der Weg der Technologie bahnt sich seinen Weg durch den Kontinent. Eine Eisenbahnlinie als Metapher. Und dass die steht für den Weg in die Freiheit, ist evident. Und was Freiheit meint, ebenso. Glück meint Freiheit. Glück dank Wohlstand, dank Bequemlichkeit. Geld die Grundlage. Kapital. In der Figur Frank ist das verkörpert. Der amerikanische Traum. Frank mit der Knarre in der Hand, vor ihm Timmy, das Kind. Der Rest der Familie liegt schon massakriert im Gras.

Franks Mundwinkel spielen. Lächeln, grinsen. Alles ganz leicht bei diesem Frank, die Kleidung schon damals casual. Dann knallt er Timmy ab. Timmys Haus liegt auf dem Weg der Linie. Ein Störfaktor. Und einer aus Franks Begleitschaft nennt den Namen des Chefs. Die false flag wäre bedroht und so stirbt eben auch Timmy. Lauterbach knallt das zehnjährige Mädchen nicht ab, er pikst es — die Unterschiede begreift man am Ende dieses Essays, vielleicht auch die Gemeinsamkeit.

VI

Franks Lebenslinie ist eine Linie von Massaker zu Massaker. Beginnend mit jenem Kind, dem späteren Namenlose im Film — Charles Bronson wie ein Reptil —, einen Mann mit Strick um den Hals auf seinen Schultern stemmend. Es ist der Bruder. Vor dem weinenden Kind steht Frank, grinsend. Er steckt ihm eine Mundharmonika zwischen die Lippen: „Keep your loving brother happy!“ Das Kind bricht zusammen, sein Bruder hängt. Unterm Horizont der Freiheit.

VII

In der Synchronfassung lautet die Aufforderung von Frank an das Kind: „Spiel mir das Lied vom Tod.“ Und während Synchronfassungen und deutsche Titel in aller Regel eine Zumutung sind, so führt die Differenz zwischen deutscher Fassung und englischem Original, sowohl was diese Aufforderung Franks an das Kind wie auch den Titel des Films überhaupt betrifft, in diesem Fall zu einer „différance“ im Sinne von Derrida: Das eine macht das andere erst lesbar, schreibt ihm den Sinn ein. Massaker als Märchen, Tod als Unterhaltung, als Spaß, Spaß des Opfers. Keep him happy. Und mach mich glücklich!

Ja, sie sind lesbar, waren es immer schon: Die Massaker, die durchs 20. Jahrhundert führen, ihre Verschränkung mit Spaß, Unterhaltung, Glück. Die Rezeption indes war vorgeformt, die Verhältnisse stabil, der Film Unterhaltung. Don’t worry, be happy. Und: Always look on the bright side of life. Aber ganz ohne Zynismus. Obgleich zynischer die Szene unterm Galgen nicht sein könnte. Nicht Sergio Leone ist schuld, dass wir auch diesen Film als Befreiung verbuchten. Jeder Film sitzt der Inszenierung ein, in die hinein er gedreht wird. Und dabei ist nicht nur die Macht im Spiel mit Agenden und Handlungen, sondern auch die Massen und deren Hoffnung, wenn nicht stets, so doch noch dieses eine Mal über die Runden zu kommen.

VIII

Die Kreativität der Vernichtung, der Spaß dabei, die Spielchen, in Guantanamo und im Gefängnis von Abu Ghraib, die lustigen Abknallszenen, die Julian Assange publik gemacht hat und wofür die angloamerikanische Macht — das Mittelalter weit hinter uns — ihn langsam zu Tode foltert, das alles fällt nicht aus heiterem Himmel. Nichts fällt aus heiterem Himmel außer all den Zufällen im Virentheater. Also nochmals, weil wir den Film stabil falsch geschaut haben: Frank steckt dem Kind die Mundharmonika zwischen die Lippen: „Spiel mir das Lied vom Tod!“ Orginal: „Keep your brother happy!“

Das Kind fällt, die Mundharmonika springt aus dem Mund, der Bruder baumelt am Strick. So geht Wohlstand, so geht das Glück des Imperiums.

Es wäre zu lesen gewesen, in den Bildern, den Filmen, es wäre zu lesen gewesen allüberall. In Atombomben über Millionenstädten, die das US-Imperium gezündet hat. Und doch, dieses Ende denken: Das ist ein Problem — Glück und Atombomben, wer verknüpft so was? Denn da waren ja die Waschmaschine, der Geschirrspüler und der Kaffeeautomat und es war das schöne Lied des Todes — betörend gesetzt von Ennio Morricone — und wirklich des Todes. Und es erklang aus den Jeans und der Cola und dem Traum der Freiheit und allen weiteren Produkten, die sich darum herum zum Deal anboten. Und dann waren da auch noch Hitler und Stalin: wie gerufen. Den einen konnte man anstupsen. Und bei Stalin lief es einfach gut.

IX

Sieht man von der Happyness der Opfer ab, vielleicht auch von den Produkten, die aus der Freiheit hochschießen — jedes Imperium hat seine Eigenheiten — wäre das noch gar keine einmalige Geschichte, keine US-amerikanische, keine europäische. Die Vorarbeit ist geleistet, mehr nicht, vor allem wenn wir den Tod des Volkes, in dessen Namen sich die Macht zum Imperium aufbläst, ausblenden. Ausblenden, dass exakt dieser Tod das Ziel sein könnte, und stattdessen annehmen, Timmy hätte nicht zu diesem Volk und diesem Glück gehört, sondern zu den Anderen, die stören und genau deshalb die Anderen sind, die Covidioten, Querdenker, die den Deal stören, so wäre zu sagen:

X

Das Imperium, das gekommen ist, die Freiheit zu bringen, hat von Anfang an massakriert. So banal ist das alles, und nur das ist gesagt. Bislang. Hat das Störende massakriert, massakriert, was sich ihm in den Weg stellte. Das ist drin im Lied vom Tod, aber der Tod, der nun und JETZT und final ausgespielt wird in diesen Milliarden Chargen, hat eine andere Dimension noch.

XI

Bevor wir uns dieser zuwenden, eine Vorbemerkung: Der Horror als erlebter bleibt außerhalb des Vergleichs. Mit keiner Sprache zu fassen. Jede Wertung, jeder Superlativ wird zum Hohn. Vorgeführtes Verstehen, telewirksame Empathie: Fratze, Betrug, Heuchelei. Aus der Sicht jener, die dem Horror zum Opfer gefallen, gefallen dahin, wohin keiner folgen kann, sind Gedenkreden das Sedativum, das die Fortsetzung ermöglicht. Wer im Lager der Vernichtung endet, der endet nicht nur im Horror, er endet allein. Und die Einsamkeit des Grauens ist unhintergehbar. Mehr ist dazu nicht zu sagen, und selbst diese Worte sind schon zu viel und es bleibt das Schweigen als Geste, die vielleicht — vielleicht — noch einen gewissen Anstand wahrt, eine Würde.

XII

Wenn ich das Lied des Todes nun aber doch einbette, Hitler, beispielsweise, dazustelle — indes: ich verwende ihn didaktisch, am Geschehen, an der Zu-Tode-Spritzerei der Menschheit ändert sich nichts, ob es nun irgendwann davor einen Hitler gegeben, einen Stalin oder nicht — wenn ich nun also das Lied einbette, diesen oder jenen dazustelle oder auch nicht, und nach dem Anfang suche, so geschieht dies nicht auf der Ebene dieses Erlebens, des Horrors, der Einsamkeit, der mit nichts beizukommen ist. Ich suche vielmehr nach dem Ursprung des Liedes vom Tod, das Frank zu spielen das Kind auffordert, suche in allgemeiner Hinsicht — auf einer Ebene, wo Verständnis schwer genug, aber nicht Betrug ist.

XIII

Und auf dieser Ebene ist zu sagen: Es gab stets die Vernichtung. Alles, was aufgebaut, reich zu sein, Macht zu haben, baute sich über die Beseitigung dessen auf, was im Wege lag, quer. Allein schon diese triviale Dimension vermochten die Massen, vermochten wir, vermochte ich bei der Rezeption des Liedes vom Tod, das hier gespielt wurde und wird, nicht zu erkennen. In coolen Jeans, bei süffiger Cola und unterm ewig blauen Himmel in California leidet die Wahrnehmung, Erkenntnis erst recht. Umso weniger aber wurden wir jener Dimension des anglo-amerikanischen Imperiums gewahr, welches das „übliche“ Abschlachten des „Feindes“ überschreitet. Diese Dimension war nicht drin im Gesang der Gründerväter und ihrer Vorgänger — deshalb nun die Trennung der USA in zwei Teile —, Gründerväter, die „bloß“ das Störende eliminierten. Die indigenen Völker, die Barbaren, die, die sich dem Fortschritt in den Weg stellten. Genozid. Selbst im römischen Reich, auch in mittelalterlichen Machtkonstellationen wurde der Tod des Volkes, das sich als Volk eben dieses Reiches zu verstehen angehalten war, billigend in Kauf genommen, war jedoch kaum das genuine Ziel — von den Sklaven nicht zu reden, und ob mit dem Massakrieren des Störenden die Anlage für jedes Massaker und folglich das Massaker als solches als stetes Ziel schon immer mit gesetzt sei, sei mehr als bloß dahingestellt.

XIV

„Normal“ gelesen jedenfalls — aber nicht einmal dazu waren wir fähig — wäre die Erschießung Timmys die alte hässliche Brutalität. Die Eliminierung aber der Massen, in deren Namen und zu deren Schutz sich Macht ausformt und auftürmt, und dies als genuines Ziel: das scheint die neue Qualität der angloamerikanischen und also globalen Reichsbestimmung mit Klaus Schwab als Sprachrohr zu sein, und mit dieser Bestimmung, der ich die Wertung „das Kaputte“ beistelle — das ist auch zu kritisieren, ich weiß, als ob die Beseitigung des Queren nicht kaputt wäre —, nahm und nimmt das Kaputte, das die Schneise, von der ich oben sprach, schlug, eine Wendung …

XV

Die Unmöglichkeit des Beikommens ist Versicherung dagegen, dass dieses Bestreben und die Pläne, die sich hinter dieser Zielsetzung verbergen, als solche erkannt würden. Mehr noch, die Unmöglichkeit, solches zu denken, und also die Unmöglichkeit, dass solches „wirklich“ werden kann in den Köpfen, führt, wird diese Wirklichkeit dennoch postuliert, zur Aggression. Und jeder Beleg für diese Wirklichkeit macht die Rückweisung jedweder analytischer Versuche und Dekonstruktionen noch hasserfüllter und ruft die Mordlust hervor. Spiel mir das Lied vom Tod.

XVI

Hervorgerufen wird dieser Zorn bei jenen, die im Rahmen der freigelegten Wirklichkeit bestimmt sind, Opfer zu sein, liquidiert zu werden. Und das ist in diesen Tagen die Menschheit schlechthin. Ihr seelisch-biologisches Sein. Gesteigertes Stockholm-Syndrom: Das Einverständnis der Opfer mit ihren Schlächtern führt nahtlos zum Hass der Opfer auf jene, die sie den Schlächtern entreißen möchten. Das ist die neue und vielleicht letzte Dimension beim Spiel vom Tod, die aber — ich führe hier den Film und seine Rezeption, es versteht sich, allegorisch und beispielhaft vor — nur insofern bereits im Film angelegt wäre, als da ein Bewusstsein wäre, das die Ankunft im Land der Verheißung mit der Überwindung des Todes als Ziel in Verbindung brächte.

Und weiter, dass nur wenige — eben die, die das Ziel setzen und das Kapital hierfür haben — es erreichen könnten, und dass die Reduktion der Massen eine Voraussetzung wäre, dass es erreicht, ja überhaupt in Perspektive genommen werden könnte.

In dieser Konzeption wird nicht bloß liquidiert, wer sich in den Weg stellt, nicht um eine beschränkte Liquidation ginge es, steht doch die Vielzahl per se, steht doch der Mensch an sich im Weg. Unsterblichkeit erträgt nicht viele, am Ende nicht einen Menschen. Für die Zeit des Filmgeschehens, es versteht sich, ist das ein abstrakter Gedanke. Frank hat diesen Plan nicht. Er ist bloß eine der Etappen, die den Plan voranbringen. Ohne Bewusstsein, Etappe zu sein. Und der Film als solcher einer der Garantien, dass die Pläne auch dann zu Fake erklärt werden, wenn sie schon realisiert sind.

XVII

Psychologie. Glück ist eine Qualität ohne Zeit und also auch ohne Dauer. Ohne Glück geht nichts, geht der Mensch nicht. Eine anthropologische Konstante. Und so muss bei der soeben beschriebenen Konzeption der Unsterblichkeit als Ziel die Liquidation als Vorgang die Happyness herbeiführen. Das Grinsen von Frank, wenn er mit der Knarre spielt, das Grinsen von Gates, wenn er die neue Pandemie ankündigt: Das sind die aus der Zeit fallenden Augenblicke, wo — selbst bei dieser Zielsetzung, so ist man geneigt zu sagen — Glück aufkommt. Oder aber ist dies einfach das Grinsen des Deals?

Sowohl Frank wie auch Gates können es jedenfalls nicht verbergen. Auch sie sind der Anthropologie unterworfen — so lange zumindest sie nicht gänzlich in Nanoteilchen aufgegangen sind. Und weil die angepeilte Dauer, die in einer Unsterblichkeit enden soll — Ray Kurzweil probt dran herum seit Jahrzehnten — und notwendigerweise die Vernichtung verlangt — die Ressourcen für eine Ewigkeit reichen nicht für viele —, bleibt allein das Spiel vom Tod als kommunikativ-sozialer Akt, dem etwas Spaß beiwohnen kann.

Gates grinst die Journalistin an, die ihn zum Impfen befragt: Spiel mir das Lied vom Tod. Sagt er nicht. Schon eher: Keep your followers happy. Und sagt damit eben doch das erstere. Und beiläufig nennt er noch den zwanzigfachen Gewinn, den seine Investition ins Impfen abwirft. Das Grinsen dabei groß und ehrlich. Zur Klärung: Ich rede nicht über die Person Gates. Und nicht über seinen Vorfahren Frank — sensationell gespielt von Henry Fonda. Ich rede systematisch. Über Homozid.

XVIII

Der Traum der Unsterblichkeit ist kein angloamerikanischer Traum, kein europäischer. Pharaonen hatten ihn, Kaiser, Könige. Er hebt an mit Technik und gänzlich ab mit Nanotechnik. Technik macht das Leben schön. Alles ist plötzlich so einfach, so bequem. So versprechen die Konzerne den Machtlosen. Und weil man nicht arbeiten muss — die Geräte machen alles —, bleibt Zeit zum Träumen. Von der ewigen Party um den ewigen Swimmingpool mit ewig klirrenden Sektgläsern — träumen dürfen alle. Während die Party läuft, schneidet die Technik ab. Stück um Stück. Vom Handlungsraum, vom Spielraum — hallo Lockdowns —, dann vom Körper selbst, vom Gehirn, von der Seele ganz zu schweigen (braucht man nicht für die Party am Swimmingpool).

Wir halten fest: Der Traum der Unsterblichkeit wächst mit dem Fortschritt und mit diesem ins Monströse. Im Gleichschritt wächst die Angst dazu.

Das eine bedingt das andere. Je näher die Unsterblichkeit, desto größer der Fall. Immerhin, man verlöre nicht das Leben, man verlöre das ewige Dasein. Und weil der Traum mit der Technik wächst, fällt er nicht aus heiterem Himmel. Er wächst vielmehr wie die Technik selbst: in Etappen, in Schritten, hier mal ein Frank, dort ein Gates, ein paar Gesichter mehr. Das fällt nicht auf. Was soll denn in diesen Gesichtern sein? Merkel? Bush? Obama? Alles ganz normal.

Wir sehen nichts Monströses, wir sehen Gesichter. Oh wie vernünftig doch diese Merkel erschien, stellte man Berlusconi daneben, und hätte da Breschnew gestanden, man hätte an Zwillinge gedacht. Und wir sehen Technologie: Waschmaschine, Geschirrspüler, dann — im Glück kümmern einen Paradigmenwechsel wenig — Prothesen, Computer, Smartphone, der niedliche Roboter, der dem schwerkranken Schüler die Teilnahme am Unterricht ermöglicht, endlich DNA-Modifizierungen, Nano und 5G, allseits Gutes und gegen Krebs gibt‘s Gentherapie.

XIX

Die Neandertaler wurden im Kampf beseitigt, der Homo sapiens aber — unsichtbar, so prahlt er bübisch an der Party, auf den Fingernagel zeigend — trägt den Chip unterm Finger und seine Vernichtung voran. Das Einverständnis zur Bestrahlung gibt er selbst. Autonomie. Genozid war einmal. Once upon a time in the west. Homozid geht anders. Und fallen Gehirnteile aus und zusammen, orbitofrontal, parietal, so gibt es auch hierfür Prothesen mit garantiert gesunden Gedanken. Die Bibliotheken der Hochschulen übrigens hat man schon lange gesäubert. Was nicht auf der Linie liegt, wird nicht digitalisiert. Aber gewiss: Gehirnprothesen sind noch sicherer.

XX

Es ist wohl in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wo Unsterblichkeit sich von Symbolik und Semiotik löst und zum konkreten Wahn wird. Wahn zu leben und nie zu sterben. Wo sich der Wahn ins Gewand des Verstandes zwängt und das Gehirn verschleißt. In irgendwelchen Köpfen im britischen Raum vor allem. Verbessern, perfektionieren, das Schlechte weg. Das bedeutet Technik. Und kostet Geld, viel, viel Geld. Ja, Technokratie ist teuer.

XXI

Verbessern, perfektionieren, das Schlechte ins Kröpfchen: Das ist die Bewegung der Effizienz. Zunächst bloß eine Vorstellung, ein geistiger Vorgang, so hätte man früher gesagt. Doch was den Tod materiell überwinden will, kann nicht Geist bleiben. Es muss Technik werden, Technologie. In ihrer Eigenschaft als Effiziente eliminiert Effizienz sodann alles, was nicht sie selbst ist. Alles, was nicht optimierbar ist. Wer oder was überleben will, muss sich ihr einverleiben. Ewiger Schutz vorm Tod gibt’s nur für Nanoteile und digitale Codes. Kleine Einschränkung im Kleingedruckten.

XXII

Effizienz und Eugenik gehören zusammen. Der Eugenik — keine Kranken, kein Leiden: wer ist dagegen? — ist die Depopulation inhärent. Zero Covid, die perfekte Lösung zum kleinen Preis. Nun, ich rede hier nicht 12 Milliarden Menschen das Wort im Sinne eines naiven Anthropozentrismus à la Jean Ziegler. Aber bei der Auslöschung des Menschen sind ein paar Dinge zu beachten. Dinge, die mit Macht zu tun haben — also nichts für Philosophen.

Und es ist überhaupt zu begreifen, dass es um Auslöschung geht. Und nicht einfach um bisschen Spaß am Swimmingpool — Wasser ist übrigens weitgehend privatisiert, Strom auch, das Geld wird ersetzt durch einen Verhaltenscode in Händen von Konzernen. Und dass die Auslöschung diktiert ist und nicht als Zufall oder böses Wunder vom Himmel fällt. Erst wenn das begriffen ist, lässt sich entscheiden, ob man da mitgehen will, auf dem Weg in die ewige Sicherheit, wo Sie der Lagertechniker und Überwachungsexperte Nick Bostrom am Eingang begrüßt. Er hat einen Lehrstuhl für Philosophie in Oxford. Noch Fragen zum Imperium und zum Stand der Bildung darin?

XXIII

Effizienz, Eugenik, Genozid, Homozid: Es wächst zusammen, was zusammengehört. Weil von dieser Zusammengehörigkeit die, die das Kapital hatten, das Vorhaben zu betreiben, durchaus wussten, zumindest wussten, dass der, den man Hitler nannte, die gleichen Interessen hatte und diese Interessen auch mit Eugenik anschrieb, und dass es deshalb nicht ganz geschickt wäre, wollte man auf dem Weg zur Unsterblichkeit vorankommen, diesen Anschrieb beizubehalten, benannte man es nach 1945 um. Fächerte auf: Geburtenkontrolle, Impfversuche als Gesundheitskampagnen, Schwangerschaftsabbrüche als Emanzipation, Programme zur Überwindung von Analphabetentum und Krankheiten. Und die fortwährende Freisetzung von Unmengen toxischer Stoffe stellte sicher, dass der Fortschritt immer genug Gründe fand und findet, weiter fortzuschreiten — wer ist schon gegen Krebsforschung?

XXIV

Die christlich angeschriebenen Kirchen aber schließen die Augen, wie sie es auch schon unter Hitler weitgehend mit Erfolg getan hatten, und gehen, offen für jeden Fortschritt, darüber hinweg, dass einer aus dem Weg geräumt wird. Rationalisiert. Der Effizienz geopfert. Jener nämlich, der die Aussätzigen in seinen Arm schloss. Und die Feministinnen und alle weiteren Systemkritiker sind zu Genderbeamt**** geworden und behaupten, von Stiftungs- und NGO-Geldern umflossen, diese Effizienz, dargereicht durch Konzerne, Kapital und QR-Code, sei exakt die Befreiung, die sie immer schon gemeint hätten, und alles andere antisemitisch.

XXV

Es gibt keine effiziente erste Erregung, kein effizientes letztes Abendmahl, keine effiziente h-Moll-Messe, nicht einmal „The Winner Takes It All“ von den ABBAs war effizient — im Gegensatz zu ihrer Wiederauferstehung als Hologramm. Alles, was schön ist, ist nicht effizient. Auch Filme, die das Leben ausloten, sind niemals effizient. Im Gegenteil, sie warten mit unendlich langen Einstellungen auf. Wie etwa Andrej Tarkowskij in Stalker. Wie die Folge 8 der Twin-Peaks-Staffel 3. Oder eben: Spiel mir das Lied vom Tod.

Das alles ergreift, erfasst den Menschen holistisch, eine Bereicherung mentaler Art findet statt, vielleicht auch erkenntnistheoretisch, ausgebessert aber wird nichts, nichts beseitigt. Die Effizienz dagegen setzt das Gerät voraus, um greifen zu können. Und deshalb muss aus Bewusstsein Gerät werden, muss alles Gerät werden. Und dass diese Geräte sich auf ewig — weil ja unsterblich — um den Swimmingpool gruppieren mit Sektgläsern und dass sie die immer gleichen Sätze ausgeben — Bekenntnissätze —, das wird nirgendwo als Störung vermeldet, denn ein Bewusstsein — einst Krönung der Schöpfung, Quelle für höchstes Glück und Leid —, das diesen Namen verdient, suchte man vergeblich im Reigen um den Swimmingpool. Aber es sucht da keiner.

XXVI

Die industrielle Revolution brachte — eine Linie am Rande — das Bewusstsein hervor, dass Technik an sich die Autonomie des Menschen untergräbt. Diese Erkenntnis aber fand keine breite gesellschaftliche Basis, wie auch? Vor allem linke Theoretiker verschrieben sich stattdessen dem Heil des Fortschritts und erzählten die Mähr von der An-sich-Neutralität der Technik und davon, dass die Arbeiterklassen einfach teilhaben müssten, dann wäre alles gut.

Über das ganze 20. Jahrhundert hin wurde das erzählt, von Ausnahmen wie Günther Anders abgesehen. Es waren im Grunde Misanthropen wie Nietzsche, die erkannten, dass die Menschheit fortan forciert ihr eigenes Grab schaufelte. Und wirklich ihr eigenes. Durchaus erkannten sie den Zusammenhang von Perfektionierung und Untergang, auch wenn sie nicht auf dem Schirm haben konnten, lange vor QR-Code, Impfchargen und 5G, was machtpolitisch zu ihren Lebzeiten erst langsam Form anzunehmen begann: Die Vernichtung der „eigenen“ Bevölkerung als Ziel.

XXVII

Unsterblichkeit hat einen Preis. Der muss bezahlt sein. Zu sagen, die Fabian Society, gegründet 1884, mit Tony Blair und Gordon Brown als späten Mitgliedern, sei gegründet worden, um erstens das Ziel zu setzen und zweitens die Bezahlung abzuwickeln, wäre bestimmt ungenau. Aber der Gedanke der Perfektionierung und der Eugenik und die ihr inhärente Auslöschung all dessen, was das Maß des Perfekten und also die Bereitschaft für die materielle Ewigkeit nicht erreicht, nahm in solchen Kreisen seinen Ausgang. Und nicht bei Bauern und Arbeitern, die nicht wussten, ob genügend Kartoffeln am Ende des Tages auf dem Teller lagen.

XXVIII

Effizienz endet, wenn der Tod nicht mehr ist. Und sie ist nicht romantisch gemeint, so wie wir jetzt erkennen: Nicht der Weg als Ziel ist das Postulat. Es geht um die Überwindung des Todes tatsächlich, konkret und banal. Bereits eingefrorene Gehirne, bestimmt irgendwann aufzutauen gegen viel Geld, bezeugen den Wahn.

Dass wir zwar auf Mond und Mars fliegen und Imperien errichten können und alles beherrschen, bald auch das Universum und die DNA allen Lebens, aber diesen verdammten Tod nicht beseitigen, das will in die Köpfe von Fabianern und Eugenikern und Technokraten einfach nicht rein, und diese Angst vorm Tod steigert den Hass auf ihn und alles, was als Einverständnis mit ihm gelesen wird, und also auf die Natur ganz bestimmt, Immunsysteme inbegriffen, und der Hass steigt mit jedem Voranschreiten der Effizienz.

Jedes Regionalkrankenhaus, von einem Technokrat saniert und ausgelöscht, ist im Kern Opfer dieses Hasses, auch und gerade wenn der Vorgang als Deal daherkommt.

XXIX

Und versteht sich die Effizienz selbst auch als Ausgeburt der Ratio, so garantiert das Ziel, dass ihr Weg im Irrsinn endet, im Nichts. Und dieser finale Zustand strahlt schon mächtig ein und zurück. Sodass die Menschen, mit anthropologischen Reststücken noch beschlagen und der Leere diffus gewahr, den Sinn ergreifen, die Solidarität, die man ihnen als Attrappe reicht, und mit diesem Sinn sich und die Welt zu Ende bringen, indem sie sich von aller Biologie in einem fort freireinigen und von allem, was sich dem QR-Code widersetzt.

XXX

Wo die Mächtigen unsterblich sein wollen, nicht als Symbol, als Zeichen, sondern materiell, „echt“, wird es für den Rest eng. Ewigkeit da, Massenmord dort. Die Verschränkung ist logisch, nicht metaphysisch. Aufzuleuchten begann das Vorhaben in mehreren Köpfen, und wenn ich die Fabian Society erwähne, so als Beispiel nur, und die Verlagerung der Macht im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts von den Inseln über den Ozean hat dem Vorhaben keinen Abbruch getan, im Gegenteil.

Und es wäre zu untersuchen, wie sehr der Erste und der Zweite Weltkrieg, wie sehr das Federal Reserve System (FED) 1913, Bretton Woods 1949, wie sehr der Auf-, Ab- und Weiterbau Hitlers, die Ausbeutung von Ressourcen durch die Westmächte in Afrika, in Asien, Chile als Labor, die Zerschlagung der Gewerkschaften durch Thatcher, der gigantische Abfluss öffentlichen Geldes in private Stiftungen und NGOs in den Jahren 1989 bis 1992 — Billionen, unbemerkt und unbehelligt —, dann wiederum vor der Jahrtausendwende, wie sehr 9/11 , der Börsencrash von 2008, vor allem seine „Lösung“, der Maidan zu Kiew — bei ARD und ZDF Zufälle, Unglücke, Verbrechen der Bösen oder aber Volkes Wille und vernünftige Regelungen — es wäre zu untersuchen, wie sehr das alles zielgenau auf der Linie liegt hin zur Re-Installation eines Feudalkapitalismus mit Unsterblichkeit der Wenigen als technokratischer Krönung und also mit zur Schneise gehört, die sich jetzt als allumfassender Raum offenbart.

XXXI

Dem allem wäre sodann nicht nur die Zerstörung und Ausbeutung der „Unter-Entwickelten“ — der Westen kann von anderen Kulturen nichts lernen, nur diese vom Westen, so der US-„Philosoph“ Richard Rorty in den 90ern des letzten Jahrhunderts —, der Sowjetunion, von Afrika und Asien eingeschrieben gewesen — Bernard Kouchner, der ehemalige französische Außenminister, Gründer von „Médecins Sans Frontières“ und NATO-Enthusiast, sprach vor der Kamera, die obersten drei Knöpfe seines Hemdes stets lässig offen, konsequent von humanitären Gesten —, dem allem wäre vielmehr, so müssen wir nun langsam konstatieren, die Ausrottung der eigenen Bevölkerung einkalkuliert gewesen, eine Ausrottung, die für uns, die wir diese Bevölkerung sind und die wir diese eigene Ausrottung als Jeans und Cola und „It never rains in Californa“ und coole Ästhetik und endlich als Smartphone, jetzt QR-Code und Gentherapie mit Handkuss hingenommen und im Grunde selber vorangetrieben haben, außerhalb des Denkbaren verbleiben musste.

XXXIII

Die Vernichtung der Anderen, die vorausging — falls das zeitlich überhaupt aufzufächern Sinn macht —, war aber von derart stetiger Zuverlässigkeit wie auch der begleitende Gesang von den Kanzeln, der das Gemetzel segnete — bei Vietnam und Chile gab es paar Intonationsprobleme, das sei angemerkt —, dass der Gedanke, das Gemetzel könnte sich eines Tages gegen einen selbst richten, auch empirisch nicht aufkommen konnte, ebenso wenig wie die Erkenntnis, was man uns mit dem Smartphone in Wirklichkeit in die Hand gereicht und weiter, dass all die Friedenskonferenzen und Uno-Vollversammlungen und IWF-Weltbank-Kreditpakete und feierlichen Reden in Parlamentsgebäuden samt vernünftigen Gesichtern, die aus all diesen Anlässen hervorgeäugt und den Kameras zugestrahlt haben, nicht anderes gewesen seien, als Anlässe und Bilder unserer eigenen Ausrottung im schrittweisen Vollzug.

XXXIV

Wer in der „Gain of function“-Forschung, die ein anderes denn ein vollends kaputtes Gehirn schlichtweg nicht erfinden, geschweige denn hätte betreiben können und die nichts anderes zum Ziel hat als die Ausrottung der Menschen und auf diese Zielsetzung hin Insekten manipuliert, Viren, Bakterien, eine Forschung, die betrieben wird in Labors allüberall, in den USA, in England und da, wo das Imperium an der Grenze zu Russland praxisorientiert testen kann — der Tod der Aufklärung unter Laborbedingungen liegt längst hinter uns und im georgischen Lunar-Zentrum, von den USA betrieben, unweit von Tbilisi, öffnet das Labor nun die Tür zur Welt —, wer nicht begreift, dass nicht erst die Zulassung einer solchen Forschung, sondern vielmehr ihre Denkbarkeit allein den Zivilisationsbruch darstellt, wie ihn Auschwitz ebenso darstellt, dem ist die Irreversibilität, um die es in diesen Tagen geht, eingeschrieben.

Selbst Hitlers Maße werden am Ende gesprengt, wobei nicht gesagt sei, dass der das alles nicht gemacht hätte, seine Labors waren daraufhin angelegt. Aber die Technologie ist weiter als damals. Und die Unsterblichkeit näher. Trivial. Dass die Sowjetunion mit ihrer kommunistischen Technokratur in den 1960ern auf diesem Weg ebenso unterwegs war, das sei nicht vergessen. Um eine Ausspielung in diesem Sinne geht es nicht, wenn wir hier die Spuren des Liedes vom Tod nachzeichnen. Übrigens: Sie nennen es nicht „Lied vom Tod“, nicht Homozid, sie nennen es:

XXXV

Sustainable Development. Zu Deutsch: Nachhaltige Entwicklung. Das vergaß Frank zu sagen, als er Timmy abknallte. Klimaneutral. Das hätte er noch anfügen können. Aber er brauchte nichts zu sagen. Wir haben den Film verstanden. Über die Zeit hinweg.