Salonfähiges Denken
Ideologien sind keine Relikte der Vergangenheit — sie kommen heute im Gewand der politischen Korrektheit daher.
Das 20. Jahrhundert war das Zeitalter der Ideologien. Faschismus, Nationalsozialismus, Kommunismus, Sozialismus, Kapitalismus — all diese Begriffe stehen für gesellschaftliche Ordnungsrahmen, welche die Denk- und Verhaltensweisen der Menschen bestimmen. Seit dem Ende des Kalten Krieges wähnen wir uns in einer ideologiebefreiten Zeit, doch nichts könnte ferner der Wahrheit sein. Denn Ideologien sind wandelbar, wie sich in der Coronakrise, dem Russland-Ukraine-Krieg und der Debatte um den Klimawandel zeigt.
Wer an Ideologien denkt, dem kommen wohl am ehesten bekannte Bilder aus dem letzten Jahrhundert in den Sinn. Hakenkreuz und Totenkopfabzeichen, Fackelmärsche, eine dem „Führer“ zujubelnde Masse, die bereitwillig in den eigenen Untergang marschiert oder Minderheiten verfolgt und tötet. Auch auf der anderen Seite des politischen Spektrums sieht man Uniformen, Insignien und Abzeichen. Hier wie dort gibt es Propaganda, welche die Masse formt und auf Kurs hält. Seit der US-amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama nach dem Ende des Kalten Krieges das „Ende der Geschichte“ ausgerufen hat, wähnen wir uns dieser Ideologien hier im Westen entledigt. Hier, so sagt und glaubt man, wird Politik nur nach dem rationalen Verstand betrieben. Es regieren Vernunftdenken, die Wissenschaft, sowie die Mechanismen des „Marktes“. Diese Vorstellungen jedoch sind ebenso ideologisch, wie es diejenigen vergangener Jahrhunderte waren.
Denn eine Ideologie ist der gesellschaftliche Rahmen, der den Menschen einen Bezugspunkt vermittelt und ihre Denk- und Verhaltensweisen bestimmt. Sie sind Deutungsmuster der äußeren Welt, die gerne als wissenschaftliche Erklärungen präsentiert werden. So fußte die „Rassenlehre“ des Nationalsozialismus auf vorgeblich wissenschaftlichen Beschreibungen und „Beweisen“ für die Über- beziehungsweise Unterlegenheit bestimmter „Rassen“. Auch der Marxismus fußt auf wissenschaftlichen Erklärungen der herrschenden Ökonomie. Doch nimmt er zugleich eine sehr spezifische Perspektive ein, in welcher die Welt vom Klassenkampf bestimmt ist und das Kapital als monolithischer Block seine Interessen gegen die ebenso monolithische Arbeiterschaft durchsetzt. Interessanterweise waren es gerade Marx und Engels, die Ideologien als Mittel zur Stabilisierung der Macht unabhängig von Evidenz bezeichneten.
Damit ist eine Ideologie immer eine Verengung der Wahrnehmung. Sie beschränkt die Wahrnehmung und ordnet die Wirklichkeit in ein bestimmtes, vorgeschriebenes Werte- und Normenset ein, das als Orientierungspunkt für das eigene Denken, Verhalten, aber auch die Bewertung anderer dient.
Es sind letztendlich Weltbilder, die der Realität enthoben sind und von bestimmten Interessensgruppen, meist von Machthabern oder solchen, die es werden wollen, ersonnen werden. Die Verlockung von Ideologien liegt darin begründet, dass sie Erzählungen bieten, in denen das eigene Erleben des Lebens und Leidens mit einem Sinn und einer Struktur versehen wird.
So hat die christliche Ideologie das Leid der Menschen mit der Aussicht auf ein dadurch erlangtes Heil nach dem Tode mit einem Sinn aufgeladen und ihm auf diese Weise eine Berechtigung, ja gar eine Notwendigkeit angedichtet. Die Ideologie des Nationalsozialismus hat das Leid der damaligen deutschen Bevölkerung, die nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg — von den Siegermächten gedemütigt — wirtschaftlich und moralisch am Boden lag, instrumentalisiert, um einen Kampf gegen das deutsche Volk zu propagieren, in dem dieses Volk zusammenhalten und bestehen müsse. Es war eine Ideologie, die an eine Opferhaltung anknüpfte, die später in eine extreme Täterschaft umgeschlagen ist. Die Ideologie „rechtfertigte“ diesen Umschwung. Versehen wurde das alles noch mit einer angeblich wissenschaftlichen „Rassenlehre“, die die Unterdrückung und Ausbeutung anderer Völker legitimieren sollte.
Die Ideologie des Kapitalismus
Auch der Kapitalismus ist ein ideologischer Deutungsrahmen, in dem Wirtschaftswachstum und beständige „Entwicklung“ die höchsten aller Ziele sind, denen alles andere untergeordnet wird. In anderem Gewand ist auch diese Ideologie höchst zerstörerisch, rechtfertigt die Ausbeutung und Unterdrückung von Menschen sowie extreme Ungleichverteilung. Diejenigen, die zu enormem Reichtum gekommen sind, waren dann eben fleißige Unternehmer, wohingegen diejenigen, die in Armut leben, eben selbst schuld sind. Dass sich Reichtum über Generationen vererbt, einige Menschen in gesellschaftlichen Umständen geboren werden, die ihnen Unternehmertum ermöglichen, während ein großer Teil der anderen diese Möglichkeiten eben nicht hat, wird ebenso ignoriert wie real existierende Abhängigkeiten oder moderne Sklaverei, die jede Initiative unmöglich machen.
Auch die Fixierung auf wirtschaftliches Wachstum und ständige Weiterentwicklung — gemeint ist damit immer nur die Weiterentwicklung von Kapitalanlagemöglichkeiten und Einnahmequellen — ist eine extrem einseitige. Mensch und Natur werden diesen Zielen untergeordnet. So wird die Natur zerstört, werden Menschen in einem absurden Wirtschaftssystem auf vielfältige Weise zugrunde gerichtet, und es werden Kriege geführt, deren einziges meist nicht explizit erklärte Ziel das eigene Wachstum ist.
Das alles wird mit dem Anstrich des Gutmenschentums versehen. Denn das Wachstum dient der Ideologie zufolge ja allen Menschen, die auf diese Weise mit allem, was sie brauchen, versorgt werden. Dass es durchaus möglich wäre, die Versorgung der Menschen auch auf andere Weise sicherzustellen, wird dabei vollkommen ausgeblendet, ebenso wie der Umstand, dass der Kapitalismus zwingend darauf angewiesen ist, ständig neue Bedürfnisse zu erschaffen, um neue Märkte zu erschließen. Diese Bedürfnisse wiederum entstehen in tief traumatisierten Menschen, die fehlende Beziehungen durch Konsum zu ersetzen versuchen. So basiert der ganze Kapitalismus auf traumatisierten Gesellschaften und wird von diesen daher auch so akzeptiert. Denn er bedient Trauma-Überlebensstrategien.
Die Corona-Ideologie
Ideologien lassen andere Sichtweisen auf die Realität nicht zu. Sehr anschaulich wurde uns das durch die Coronaideologie vor Augen geführt. Es wurde erzählt, dass ein Virus die Menschheit bedrohe. Daraufhin wurde ein Krieg gegen dieses Virus propagiert, der zu Zusammenhalt und Gehorsam zwang. Zur „Beweisführung“ wurden uns immer wieder neueste Zahlen von angeblich Infizierten und Toten verkündet. Eine Interpretation dieser Zahlen war nur durch die Brille der Coronaideologie erlaubt. Damit waren alle Toten, die man positiv auf das Virus getestet hat, automatisch Coronatote. Dass diese Menschen auch an anderen Ursachen gestorben sein konnten, und nur zufällig auch Coronavirusmaterial in ihrem Körper vorhanden war, oder der Umstand, dass der Test eigentlich keinerlei Aussage über eine Infektion und ihre Schwere treffen konnte, durfte nicht geäußert werden, denn beides lag außerhalb des von der Obrigkeit ausgegebenen Deutungsrahmens.
Auf diese Weise mussten abweichende Stimmen, die den Rahmen in Frage stellten, von Anfang an unterdrückt, verfolgt und diffamiert werden. Denn sie gefährdeten die Erzählung. Auch das ist jeder ideologisch getriebenen Gesellschaft zu eigen: Sie verfolgt, unterdrückt, diffamiert und tötet Andersdenkende. Auch die Coronaideologie verlieh dem Leiden, das angeblich durch das Virus verursacht wurde, einen Sinn. Denn Lockdown, Kontaktverbote, Masken- und Testzwang wurden stets dem Virus zur Last gelegt, nicht der Politik, die diese Maßnahmen der Bevölkerung auferlegt hatte. Auch die Genspritze wurde noch als Opfer gesehen, das zu erbringen notwendig gewesen sei, um den Kampf gegen das Virus zu gewinnen.
Das führte so weit, dass auch Menschen mit offenkundigen Impfschäden trotzdem verkündeten, sich die nächste Spritze abholen zu wollen. Denn dies sei, „was wir tun müssen“. Es war ihnen nicht mehr möglich, die herrschende Ideologie noch zu hinterfragen und abseits dieses Deutungsrahmens zu denken.
Grund dafür könnte ein weiterer Aspekt sein, der erst seit dem 21. Jahrhundert zentraler Bestandteil von gesellschaftlichen Ideologien wurde: die politische Korrektheit. Sie steht, anders als vorher, nämlich nicht mehr in einer Reihe mit verschiedenen anderen Ideologien, sondern ist eine übergeordnete, eine Hauptideologie, sozusagen ein Ideologievehikel, ein trojanisches Pferd, in das jede beliebige Idee oder Überzeugung eingespeist werden kann.
Denn politische Korrektheit ist mehr, als ständig neue Wörter für Menschen zu ersinnen, deren Hautfarbe nicht weiß ist, oder Toiletten für non-binäre Menschen einzuführen. Politische Korrektheit ist ein moderner Knigge, ein Dogma, das dem Einzelnen Verhaltens- und Denkregeln auferlegt. Diese können, je nach gesellschaftlichen Anforderungen, jedoch durchaus variieren. So ist die berechtigte Forderung nach Gleichstellung von Mann und Frau sowie verschiedener Ethnien das grundlegende Wesensmerkmal der politischen Korrektheit gewesen. Ergänzt wurde dieses nach und nach durch zunehmend eingeforderte Sprachregelungen, die mit dem Genderthema — und damit zusammenhängend mit einer Vielzahl von Pronomen und Bezeichnungen — ins Absurde übersteigert wurden.
Plötzlich waren es nicht mehr Kolonialismus und Machthierarchien, die Ausbeutung und Unterdrückung ermöglichten, sondern der „Alte Weiße Mann“ wurde als geschichtliches Kontinuum in die Debatte eingeführt.
Dieser habe es an sich, naturgemäß ein Patriarchat zu etablieren, um seine Macht über Frauen, Andersfarbige und generell alle Menschen auszuüben. Denn der Weiße Mann sei grundsätzlich machtgierig, intolerant und gewalttätig. Der Weiße Mann wurde zum Feind erklärt und damit zum legitimen Ziel von Angriffen und Diskriminierung. Auf diese Weise wurde eine neue Form des Rassismus unter dem Deckmantel des Antirassismus etabliert.
Dies alles geschah durch das Ideologievehikel der Politischen Korrektheit, die eine Etikette vorgibt, was man sagen und denken darf. Nicht umsonst haben die genderbewegten Aktivisten angefangen, Sprachregelungen einzuführen, denn, so der erklärte Hintergrund, die Sprache schaffe Wirklichkeit, und über die Sprache wolle man die Wirklichkeit verändern. Als das Coronathema aufkam, wurden in dieses Ideologievehikel der Politischen Korrektheit zusätzlich Abstandsregeln, Maskenzwang, Testzwang und Lockdown eingefügt.
Plötzlich war es politisch korrekt, an die Idee einer weltweit grassierenden Pandemie zu glauben und alles dafür zu tun, diese angebliche Pandemie zu verhindern. Wer das nicht tat, der war politisch eben nicht mehr korrekt und damit auf der Seite des Bösen — hatte man all jene, die sich der politischen Korrektheit nicht unterwarfen, doch zuvor schon für rechte Nazis erklärt. Mit dem Beginn der Auseinandersetzung in der Ukraine wurde das Vehikel abermals erweitert und vermittelt nun Orientierung, welche Position zu beziehen, also welche Seite zu verachten und welche zu unterstützen sei.
Teile und herrsche
Die politische Korrektheit ist dabei eigentlich ein recht simples Instrument. Denn sie teilt die Menschen in zwei Kategorien ein: Jene, die sich den entsprechenden Erwartungen anpassen und dementsprechend verhalten, reden und denken, die als „politisch korrekt“ und damit als „die Guten“ betrachtet werden. Diese sind die gesellschaftliche „In-Group“, die Anerkennung erfährt, denen wohlwollend begegnet wird, und die vor allem keine Schwierigkeiten bekommen.
Auf der anderen Seite steht die gesellschaftliche „Out-Group“. Das sind jene, die sich eben nicht an die vorgeschriebenen Normen, Verhaltens- und Denkweisen halten und damit „die Bösen“ sind. Diese werden im besten Fall als schrullig und merkwürdig betrachtet und schief angesehen, in schlimmeren Fällen ausgegrenzt, diffamiert und verfolgt. Sie verlieren ihre Arbeit, werden nicht mehr als Teil der Gesellschaft betrachtet und sollen — im schlimmsten Fall — sogar von ihr abgesondert werden. In Coronazeiten wurde hier unter anderem vom „Blinddarm der Gesellschaft“ oder von „asozialen Sozialschädlingen“ gesprochen. Das Ideologievehikel bietet damit eine simple Schwarz-Weiß-Einteilung der Menschen in die Kategorien „gut“ und „böse“. Was gut und was böse ist, kann sich dabei durchaus wandeln.
Das Ideologievehikel enthebt auch von der Notwendigkeit, Verantwortung zu übernehmen, und zwar paradoxerweise durch die Vorstellung, verantwortungsbewusst zu handeln. So wurde für die „Impfung“ mit den Slogans von Solidarität und „Verantwortung“ geworben. Wer Verantwortung übernehme, ein verantwortungsbewusster Mensch sei, der müsse sich die Spritzen abholen gehen. Dabei haben die Menschen tatsächlich jedoch ihre gesamte persönliche Verantwortung für ihr Handeln und ihre körperliche Unversehrtheit an den Staat abgetreten, in dem Glauben, dieser wisse schon, was das Beste für sie sei. Auf diese Weise konnte man sich, im gesellschaftlichen Mainstream schwimmend, sicher fühlen, ohne sich jedoch für die Folgen, die dieses Verhalten möglicherweise für einen persönlich hatte, verantwortlich fühlen zu müssen.
Nicht umsonst beklagen sich nun viele Impfopfer über die fehlende Unterstützung durch den Staat, die fehlende Anerkennung und die fehlende Aufklärung über die Risiken, die mit der Spritze verbunden waren, und treten damit ihre Verantwortung wieder an den Staat ab.
Verantwortungsbewusste Menschen hingegen hätten anders gehandelt: Sie hätten sich selbst ein Bild von der Situation verschafft, hätten nach Informationen gesucht, bevor sie sich die Spritze hätten geben lassen. Stattdessen wurden jene, die diese Verantwortung übernommen haben, aus der Gesellschaft ausgegrenzt, diffamiert und bekämpft. Das geschah aus dem simplen Umstand heraus, dass diese Menschen nicht in den ideologischen Bezugsrahmen hineinpassten, der von der Obrigkeit ausgegeben worden war.
Diese Obrigkeit gibt Ideologien zum Erhalt der eigenen Macht oder zur Durchsetzung bestimmter Ziele aus. So wurde mit der Coronaideologie eine Nötigung zur Spritze, zur Maske und zu Tests herbeigeführt, die nicht nur einen großen Teil der Menschen dazu bewegt hat, sich eine Genspritze verabreichen zu lassen, sondern auch eine gewaltige Umverteilungsorgie in Gang gesetzt hat. Gegenwärtig wird das Ideologievehikel der politischen Korrektheit mit einer überschwänglichen Unterstützung der Ukraine gefüllt, ebenso wie mit dem Ziel, Russland zu zerstören. Dieser Ideologie wird alles geopfert, was in Deutschland lange Zeit zivilisatorischer Standard war.
Deindustrialisierung, kalte Heizungen, Stromengpässe und Lebensmittelknappheit sollen nun die Opfer sein, die für den Sieg über das böse Russland erbracht werden müssen. Und die ideologisch verwirrte Masse friert gerne für den Frieden, hört auf zu duschen oder verzichtet auf den Arbeitsplatz, ohne sich zu fragen, ob all das wirklich förderlich ist, dem erklärten Ziel näherzukommen.
Doch wer dies in Frage stellt, gilt abermals als Aussätziger, als Putinversteher, als Russlandfreund und — wie immer — als „rechts“. Wieder wird ein simples Schwarz-Weiß-Denken etabliert, das die Bevölkerung in zwei Kategorien einteilt und zum Sturm auf Andersdenkende bläst. Dabei macht jede Ideologie auch ein Eingreifen des Staates notwendig. Denn vor den angeblichen Bedrohungen kann — das stellen die Ideologen sicher — nur der Staat den Einzelnen beschützen. So rechtfertigt die Ideologie scharfe Gesetze, Verfolgung und Repression immer mit dem erklärten Ziel, die Masse der Mitläufer vor den bösen Aussätzigen zu beschützen, die ja gerade erst durch die Ideologie zu diesen geworden sind.
Ideologien werden dabei in der Regel von Herrschenden ausgegeben, um das Volk regierbar zu halten. Regierbar ist ein Volk besonders gut, wenn es in Angst lebt, und so benötigt eine Ideologie immer eine Bedrohung oder zumindest einen Feind. Im modernen Ideologievehikel der politischen Korrektheit ist dieser immer „rechts“ angesiedelt, wobei diese Bezeichnung nichts mit der tatsächlichen politischen Haltung zu tun haben muss.
Denn „rechts“ ist immer derjenige, der die im Rahmen der Ideologie ausgerufenen Bekundungen und Handlungen nicht teilt und eine andere Sicht auf die Welt hat.
Das war schon so, als es bei politischer Korrektheit noch nur um ethnische und Geschlechterthemen ging: „Rechts“ war derjenige, welcher diese Dinge in Frage stellte oder sich weigerte, seine Sprache entsprechend anzupassen. Rechts ist nun derjenige, der sich weigert, sich eine Coronaspritze abzuholen oder der Ukraine die uneingeschränkte Unterstützung auszusprechen. In Zukunft ist rechts derjenige, der seine Heizung aufdreht, mit einem Benzin- oder Dieselfahrzeug fährt, Fleisch isst, mit Bargeld zahlt oder andere Dinge tut, die als schädlich für „das Klima“ angesehen werden. Das berechtigt dann zur Unterdrückung, Verfolgung und im schlimmsten Fall auch zur Auslöschung dieser Menschen, die angeblich dem „Wohl des großen Ganzen“ im Wege stehen. Ideologien weisen immer auch eine kollektivistische Komponente auf, da es bei ihnen stets — zumindest vorgeblich — um das Wohl aller geht. Damit gibt sich diese Ideologie einen antifaschistischen Anstrich, befördert aber tatsächlich den Totalitarismus und den Faschismus.
Denn ein totalitärer oder faschistischer Staat benötigt eine Ideologie als Legitimation für sein Bestehen. Die Ideologie ist gewissermaßen die Software, die seine Hardware überhaupt erst in Gang setzt und die „richtigen“ Bedingungen erzeugt, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Ideologien sind damit ein zentraler Baustein von strukturellem Unrecht, von Ausgrenzung und von Entmenschlichung. Ihre Wirkungsweise zu verstehen ist unabdingbar, wollen wir unmenschliche gesellschaftliche Entwicklungen wie jene unter Corona in Zukunft verhindern.
Wichtige Anhaltspunkte, anhand derer Ideologien zu erkennen sind, lauten: Einfaches Schwarz-Weiß-Denken, das Propagieren eines Feindes oder einer Bedrohung, die künstliche Einteilung der Gesellschaft in In- und Out-Groups, die Erklärung einer einzigen „richtigen Wahrheit“ als nicht zu hinterfragendes Dogma, sowie die Verfolgung und Diffamierung von Kritikern oder all jenen, welche zu „Feinden“ erklärt wurden. Zeigen sich diese Anzeichen im politischen, medialen oder privaten Diskurs, haben wir es sehr wahrscheinlich mit einer Ideologie zu tun. Dann ist Vorsicht angebracht und ein Hinterfragen doppelt und dreifach notwendig.