Retten wir den Wald!
Der Hambacher Forst soll gerodet werden.
Seit 2012 ist der Hambacher Forst im Rheinischen Revier von Klimaaktivisten besetzt. Doch es sieht so aus, als würde der Energiekonzern RWE unter Zuhilfenahme eines massiven Polizeiaufgebots das Protestcamp bald räumen lassen.
Der Hambacher Forst ist einer der ältesten Wälder Europas. Seit 12.000 Jahren entsteht dort ein lebendiges Ökosystem. Dieses wird schon seit Jahren bedroht, denn der Wald steht auf einem großen Braunkohlefeld im Rheinland, das derzeit von RWE abgebaut und in Kraftwerken verfeuert wird. Trotz Klimawandel und Kohleausstieg fährt RWE auch in diesem Jahr mit dieser Praxis fort. Dazu muss, wie schon in den vorigen Jahren, der Wald gerodet werden. Die letzten 100 Hektar, die noch stehen, sollen in diesem Herbst fallen, wenn es nach dem Willen des Konzerns ginge.
Glücklicherweise ist der Wald schon seit 2012 von Aktivisten besetzt, die schon in der Vergangenheit Rodungen erfolgreich blockiert haben. Sie erschweren Rodungsarbeiten schon allein dadurch, dass sie in dem Wald Baumhausdörfer errichtet haben, in denen sie leben. Unterstützt werden diese durch ein Wiesencamp, das direkt an den Wald grenzt. Dort ist in den vergangenen Jahren eine feste Struktur entstanden, die es den Aktivisten ermöglicht, dauerhaft im Wald und auf der Wiese zu leben, nicht zuletzt durch solidarische Unterstützung von außen.
Den Aktivisten geht es dabei um den Erhalt des Waldes, um Klimagerechtigkeit und einen schnellen Ausstieg aus der Kohleenergie sowie um den Aufbau eines nachhaltigen Wirtschaftssystems. Sie errichten Blockaden im Wald, sodass Rodungsfahrzeuge nicht passieren können, oder besetzen einfach die hoch in den Baumwipfel errichteten Baumhäuser, sodass die betroffenen Bäume nicht gefällt werden dürfen. Umständliche Räumungsaktionen durch die Polizei verzögern somit jede Rodung.
Immer wieder kommt es dabei zu Verhaftungen von Aktivisten, die teilweise monatelang ohne Anklage in Untersuchungshaft sitzen, und das in Deutschland, einem Land, das sich selbst als Rechtsstaat bezeichnet.
Unterstützt werden die Aktivisten durch solidarische Aktionen wie die Errichtung von zeitlich begrenzten Klimacamps von Initiativen wie „Ende Gelände“, „AusgeCO2hlt“ oder „unten lassen“. Zahlreiche Menschen strömen jährlich ins rheinische Braunkohlerevier, um ihrer Unterstützung der Besetzung und ihrer Ablehnung des zerstörerischen Braunkohleabbaus Ausdruck zu verleihen.
Warum ist der Hambacher Forst so wichtig?
Der Wald ist ein Kristallisationspunkt des Widerstandes gegen Braunkohle, den Klimawandel und eine ihn anheizende Wirtschaftsordnung hier in Deutschland. Er ist eine der zahlreichen Fronten, an denen gegen ein zerstörerisches, repressives System gekämpft wird, und gerade weil hier aktiv Sand in das Getriebe gestreut wird, ist diese Besetzung nicht nur wichtig, sie ist der kapitalistischen Ordnung auch ein Dorn im Auge.
Solidarität mit dem Hambacher Forst steht nicht für die Solidarität mit „ein paar autonomen Spinnern“, sie bedeutet Solidarität mit einem lebensfähigen Planeten.
Aktuelle Entwicklung
Am Dienstag, den 28.08.2018, kam es nun zu einer umfassenden Durchsuchung des Wiesencamps, wobei Material sichergestellt wurde, inklusive wichtiger Strukturen wie Wasserkanister. Dabei gab es mehrere kurzzeitige Festnahmen. Schon länger zeichnete sich ab, dass der Wald geräumt werden soll, damit die Rodungsarbeiten seitens RWE im Oktober fortgesetzt werden können, nachdem eine Gerichtsentscheidung Anfang des Jahres auf Antrag des BUND einen vorläufigen Rodungsstopp für die vergangene Saison verhängt hatte. Der Richter begründete diese Entscheidung damit, dass der Ausstieg aus der Kohlekraft ohnehin komme, man wisse nur noch nicht genau, wann.
Doch RWE verschließt sich jeder Einsicht. Solange mit Kohle noch Geld zu machen ist, soll so viel wie möglich aus dem Boden geholt und verfeuert werden. Dies ermöglicht dem Konzern ein Gerichtsurteil des Landgerichts in Münster, welches RWE das Recht zur Rodung zugesprochen hat. Daher wurde das Polizeiaufgebot in der jüngeren Vergangenheit massiv aufgestockt. Der Angriff auf das Wiesencamp war erst der Anfang.
Die Polizei macht sich zu einem willigen Vollstrecker einer zerstörerischen Wirtschaftsordnung und eines einzelnen Konzerns, wenn sie anfängt, den besetzten Wald zu räumen.
Dass dies geschieht, muss auf jeden Fall verhindert werden.
Was kann man tun?
Es gibt mehrere Dinge, die jeder Einzelne tun kann. Eine wirkungsvolle Option wäre natürlich, hinzufahren und sich an der Besetzung zu beteiligen. Im besten Fall bringt man Werkzeuge, Baumaterialien, Wasserkanister oder Nahrungsmittel mit. Seit der Durchsuchung fehlt es an vielen Dingen. Weitere Informationen sowie eine Packliste und Anfahrtsbeschreibung finden sich auch auf dem Blog der Besetzung.
Weiterhin kann man solidarische Aktionen an seinem eigenen Wohnort durchführen. Man kann die Menschen über die Vorgänge informieren und auf die Wichtigkeit dieser Besetzung aufmerksam machen. Auch die Organisation von Informationsständen und Demonstrationen ist möglich. Schon allein eine größere Aufmerksamkeit kann dem Projekt helfen.
Außerdem ist es möglich, Druck auf die Abgeordneten von NRW auszuüben, die zwar vor Kurzem eine Kohlekommission gegründet haben, in der aber, milde ausgedrückt, Uneinigkeit über den Fortgang der Kohleenergie herrscht. Indem man den Druck per Telefonanruf, Email oder Brief erhöht, hilft man ihnen vielleicht dabei, schnell eine zukunftstaugliche Entscheidung zu treffen.
Der Hambacher Forst muss bleiben!
Weiterführende Informationen über die Klimabewegung:
https://www.ende-gelaende.org/de/
http://www.ausgeco2hlt.de/
https://untenlassen.org/