Mutter Erde danken

Mit dem Erntedankfest am 15. August feiern wir den Beginn der Erntesaison und danken der Erde für ihre Gaben.

Alljährlich wird im Spätsommer das Erntedankfest zelebriert. Diese Tradition wurde aus alten Bräuchen der Kelten bis in das Heute übermittelt. Doch mit der Entfremdung der industrialisierten Gesellschaft mit ihren proppenvollen Supermärkten gerät unsere Abhängigkeit von den Gaben der Erde in Vergessenheit. Auch die um uns rumorenden Krisenherde tun ihr Übriges. Doch dieser eine Tag liefert uns einen Anlass, für einen kurzen Moment innezuhalten und uns auf unsere natürliche Beziehung zur Erde zu besinnen. Die Beziehung mag durch die Entfremdung gestört sein, doch wir können sie wiederentdecken. Gänzlich loslösen kann der Mensch sich nicht von der Erde und ihren Geschenken — immer werden wir frische Luft, reines Wasser und die Früchte aus dem Erdreich benötigen.

Haben Sie am 15. August tüchtig gefeiert? Immerhin war in Österreich, Bayern und im Saarland ein staatlich verordneter Feiertag. Womöglich stand Ihnen zwischen Gaskrise, Kriegspropaganda und neuerlich geschürter Coronapanik irgendwie nicht der Sinn nach Feiern?

Was gibt es jetzt zu feiern?

Wie leicht geht angesichts schockierender Enthüllungen von Politikversagen und schwindender Meinungskorridore der Blick auf das Wesentliche verloren. Unseren Vorfahren war bewusst, wie wichtig es ist, sich regelmäßig an die Grundpfeiler des Lebens zu erinnern und den Tag durch eine gemeinsame Feier aus dem Alltag zu heben.

Was gibt es jetzt zu feiern? Das Leben natürlich. Nicht so sehr die eigene, im Augenblick oft deprimierende Existenz im Falschen, sondern das Leben an sich. Im Kern geht es um die Natur.

Mutter Natur wird gefeiert am 15. August und in den Folgewochen. In vielen Gemeinden gibt es die letzten, nach Coronarestriktionen mühsam wieder belebten Brauchtumsreste um Kirchweih/ Kirmes/ Kirtag und sonst wie benannten Dorffesten.

Erntedank

Zu dieser Jahreszeit dankte man für die Ernte. Wer noch mit offenen Sinnen lebt, spürt, dass der Sommer seinen Höhepunkt überschritten hat, die Nächte kühler werden, die Tage schon kürzer. Die Felder werden abgeerntet. Unsere keltischen Vorfahren zelebrierten jetzt den Übergang zum Herbst: Erntedank. Das Überleben im Winter war noch nicht gesichert, aber die ersten Vorräte vermittelten Hoffnung.

Jahrhundertelang hielten die Menschen jetzt inne, um wie an allen Wendepunkten des Sonnenkreises oder an den Zäsuren der Jahreszeiten zu feiern und zu danken.

Die Rituale aus Brauchtum und Volksfrömmigkeit beweisen, dass eine uralte Überlieferung des Dankes und der Freude über die unerschöpflichen Gaben der Natur bis in unsere digital bestimmte Welt überlebt hat.

Wir sind keine Maschinenwesen, die man genetisch optimieren und digital alle drei Monate updaten müsste. Wir leben wirklich, nicht virtuell. Wir brauchen Wasser, Erde, Licht und Luft, um zu existieren.

Pflanzen sind die Basis unserer Ernährung. Diese Grundlagen des Lebens werden am 15. August und in den Wochen danach gewürdigt.

Wer versucht, im Rahmen eines „Reset the Table“ unsere Ernährung umzupolen auf Insekten aus horizontalen Farmen oder auf als vegan geadelten Kunstkäse, vergisst, dass selbst die Proteinpulver, die gefärbten und gewürzten Stärkeschäume, die wahlweise als Würste, Fischstäbchen oder Pommes frites verkauft werden, letztlich auch aus der Natur kommen. So lange es Leben gibt, brauchen Menschen und ihre Mitwelt klares Wasser, saubere Luft und gute Erde. Noch werden die Geschäfte nicht von Roboter-Mensch-Hybriden erledigt, die nur ein Kännchen Schmieröl benötigen, damit sie weiter funktionieren.

Der große Frauentag

Der 15. August wird auch „großer Frauentag“ genannt: Ein Fest von Frauen für die lebensspendende Mutter Natur und ihre vielen Ausformungen, ob Große Göttin, Gaia, Demeter, Holle oder Percht.

Am 15. August sammeln und binden Frauen nach altem Brauch Kräuterbüschel und Sträuße mit Heil- und Nutzpflanzen. Das Pflücken von Blüten, die auf wundersame Weise Fieber senken und Schmerzen lindern können, verstanden unsere Vorfahren als Hinweis auf die göttliche Kraft in der Natur. Daran teilzuhaben war das Ziel der Feiern im August.

Himmelfahrt

Ganz offensichtlich hat dieses alte Brauchtum der Naturverehrung nichts mit dem offiziellen Feiertag zu tun, nämlich der direkten Aufnahme von Maria in den „Himmel“ nach ihrem Tod. Eine Geschichte übrigens, die in der Bibel nirgends steht. Es passt allerdings ganz gut zu der Vorstellung unserer Vorfahren, dass Frau Holle im Himmel wohnt, ihn mit ihrem Wolkenschiff oder einem Sternenwagen durchquert. Sie gestaltet Wind und Wetter und hat damit in der Hand, ob die Ernte gut oder mager ausfällt. Daran hat sich im Grunde nichts geändert, egal, wen wir da oben für verantwortlich halten.

Wir sind immer noch da

In letzter Zeit taumeln wir von Krise zu Krise. Wir verlieren den Halt, unsere Kraft schwindet. Umso dringlicher ist es, nach draußen zu gehen. Einfach mal in die Natur einzutauchen, statt zielgerichtet zu hasten oder zur Gewichtsoptimierung zu joggen. Spazieren gehen. Ins Gras setzen. Freie Luft atmen.

Und abends dann mit lieben Menschen essen und trinken, singen und tanzen, am besten auf einer Wiese unter Bäumen — das wäre doch ein Feiertag, der seinen Namen verdient.

Man braucht dazu nicht einmal eine staatliche Verordnung. Oder einen Brauchtumsverein. Oder ein Wirtshaus ohne Maskenaufforderung an der Tür.

Es braucht nicht viel, nur den Willen zum Glück, dazu den Mut, sich den dämonischen Kräften der Zerstörung entgegenzustellen. Der ewige Kreislauf der Natur bestätigt Jahr um Jahr, dass wir Vertrauen haben dürfen: Wir leben noch. Wir haben uns wiederum nicht unterkriegen lassen. Wir sind immer noch da!


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