Mauerspechte der Gedankenfreiheit
Die zweite Ausgabe des Manova-Printmagazins „Gegendruck“ widmet sich dem Thema „Staat gegen Bürger“. Die Publikation ist eine Abrechnung mit der Globalistenkaste, die den Nationalstaat auf seine repressiven Funktionen reduziert.
Der Staat und „seine“ Bürger — das spannungsreiche Verhältnis zwischen diesen beiden Polen wurde schon auf ganz verschiedene Weise beschrieben. Ist der Regierungs- und Bürokratieapparat etwa „Diener“ des Volkes? Wurde zwischen Herrschenden und Beherrschten ein „Gesellschaftsvertrag“ (Jean-Jaques Rousseau) abgeschlossen, der regelt, wie die Menschen ein Stück Selbstbestimmung an den Staat abgeben — als Gegenleistung für ihren Schutz? Sind etwa — wie ganz idealistische Zeitgenossen behaupten — der Staat wir selbst, was jede Kritik, jedes Aufbegehren ad absurdum führen würde? Ullrich Mies und Annette van Gessel haben als Chefredaktion 31 Autorinnen und Autoren für diesen Sammelband ausgewählt. Die Hypothese, die diese aufstellen, geht in eine andere Richtung: Zwischen Staat und Bürgern tobt ein jahrhundertealter Konflikt. Ein Kampf, den Ersterer durch seine Machtanmaßung vom Zaun gebrochen hat und den die zu Untertanen degradierten Bürger vor allem deshalb zu verlieren drohen, weil die Mehrheit ihn nicht in seiner ganzen Schärfe als Krieg „von oben“ begreift. Die Printpublikation „Gegendruck“ wirkt genau im richtigen historischen Moment als Weckruf, denn die Herrschaftskasten versuchen, die Menschheit global in eine macht- und willenlose Verfügungsmasse für ihre Interessen zu verwandeln — und die Maßnahmen hierzu laufen auf Hochtouren. Stein um Stein wird zu einer großen Mauer aufgeschichtet, und wenn der letzte platziert ist, ist es wahrscheinlich zu spät. Dann ist jeder Lichtstrahl der Erkenntnis und der Freiheitsliebe verdeckt. In diesem Sinne fungieren die Mitwirkenden dieser Publikation als Mauerspechte der Gedankenfreiheit.
„Trump gegen Harris“ oder „Scholz gegen Lindner“ — solche medial aufgebauschten Schaugefechte nehmen unsere Aufmerksamkeit in Beschlag, während hinter den Kulissen ein viel grundlegenderer Interessenkonflikt ausgetragen wird. In meinem Aufsatz „Die Verachtung der Bürger“, einem von 26 Beiträgen dieser gewichtigen Anthologie, heiß es:
„Die ehrlicheren unter den Apologeten der Herrschaft definieren Regierungskunst recht unverblümt als den Kampf gegen die Regierten. So finden wir es in den Schriften des Fürsten von Shang, eines Beraters des ersten chinesischen Kaisers, die vor über 2000 Jahren abgefasst wurden: ‚Gut regierte Staaten setzen deshalb alles dran, das Volk zu schwächen. (…) Ein schwaches Volk hält sich an Gesetze, ein zügelloses wird übertrieben eigensinnig.‘ Wichtigste Aufgabe des Herrschers sei es somit, ‚das eigene Volk zu bezwingen‘, noch bevor er äußere Feinde zu unterwerfen versuche. ‚Die Wurzel der Bezwingung des Volkes ist es, das Volk so zu kontrollieren wie der Metallschmied das Metall kontrolliert und der Töpfer den Ton.‘ Ähnlich sah es Mao Zedong im 20. Jahrhundert. Der ‚überragende Führer‘ Chinas wünschte sich sein Volk als unbeschriebenes Blatt Papier. ‚Darauf lassen sich die frischesten und die schönsten Schriftzeichen malen.‘
Hier könnte man nun einwenden, diese (Selbst-)Charakterisierung der Mächtigen treffe nur auf historisch überwundene Monarchien oder Militärdiktaturen zu; auf „unsere Demokratie“ könne man dies nicht übertragen. Ja und nein. Moderne Fassadendemokratien scheuen meist vor den gröberen Formen der Machtanwendung zurück und haben die Tyrannei smart gemacht. Im Trailer zur neuen amazon-Serie ‚Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht‘, Staffel 2, wird über den Erzbösewicht Sauron gesagt: ‚Er will nicht nur durch Unterwerfung herrschen, sondern indem er die Gedanken aller Völker nach seinem Willen beugt.‘ Der Zugriff auf die Gedanken der Beherrschten ist für milde wie für brutale Tyrannen aller Zeiten und Weltgegenden essentiell. Gelingt es, dass diese Gedanken die Form und Farbe des herrschaftlichen Willens annehmen, erübrigt sich körperliche Gewalt, die nur hässliche Bilder produzieren würde, die dem Image des Herrschenden schaden könnten. Manipulation und Propaganda wirken als Fügsamkeit erzwingender ‚Zauber‘. Sie lassen dem Unterworfenen das Gefühl von Freiwilligkeit, während sie ihm zugleich die Freiheit nehmen.“
Etwas ist faul im Staat
Chefredakteur Ullrich Mies schreibt in seinem Editorial unter anderem:
„Um der Strafverfolgung zu entgehen, manipulieren ideologisch gleichgeschaltete Parteienclans der westlichen Scheindemokratien den Gesetzgebungsprozess, infiltrieren Justizministerien, Staatsanwaltschaften und Gerichte und sichern sich selbst Straffreiheit über die Immunität ihres Amtes. Justiz, Behörden und Medienkomplex bauten sie zu politischen Kampfinstrumenten gegen oppositionelle Kräfte aus. Gleichwohl schaffen die Globalisten den Staat nicht gänzlich ab, vielmehr missbrauchen sie ihn, indem sie ihn auf seine repressiven Funktionen reduzieren. Unter der Oberfuchtel neokonservativer Deep-State-Faschisten der USA transformieren europäische Politchargen im geopolitischen Ringen um die Weltvorherrschaft Europa in eine digitalisierte Orwell’sche Tyrannei.
Eine bösartige Herrschaftsmelange hält sich mit Raub, Lügen, massiver Korruption, Zensur, allgegenwärtiger Propaganda, permanenten Rechtsbrüchen, Kriegsgeschrei und penetranten staatlichen Übergriffen gegen jedwede Opposition an der Macht. In der Folge mutieren Regierungen, Konzernwirtschaft und anonyme Bürokratien zunehmend zu vernetzten, kriminellen politischen Organisationen. Der Begriff ‚CRIMINOCRACY‘ könnte das monströse Herrschaftssyndikat der Postmoderne annähernd adäquat beschreiben.“
Diese Grundeinschätzung wird in den fundierten, leidenschaftlich vorgebrachten Essays variiert und in zeitgemäße Spezialthemen aufgeteilt. So beschwört Flo Osrainik „Das Ende der Demokratie“ und Tom Oliver Regenauer titelt seinen Beitrag: „Regieren ist organisierte Kriminalität“. Die Machenschaften des Verfassungsschutzes werden ebenso aufs Korn genommen wie die neuen Zensurpraktiken der regierungsnahen Medien, die bewusst herbeigeführte Massenverarmung und die unterschätzten Kollateralschäden der Zwangsbeschulung. Besondere Beiträge widmen sich dem militärisch-industriellen Komplex und den perfiden Methoden der US-Gefängnisindustrie. In der Summe ist dieser Sammelband auch ein beredtes Plädoyer für einen angeblich für die westliche Welt typischen Grundwert, der während der Corona-Jahre und auch danach mehr als einmal mit Füßen getreten wurde: die Freiheit.
Ein Buch als Widerstandsform
Bemerkenswert ist, dass diese politische Vierteljahresschrift im Buchformat nicht nur die Probleme aufzeigt, die sich im Umgang mit dem von Nancy Faeser so genannten „starken Staat“ ergeben können; sie ist zugleich ein Teil der Lösung. Denn die Ergänzung einer rein virtuellen Publikationsform, wie sie Manova repräsentiert, durch einen „Journalismus zum Anfassen“, den eine Printausgabe ermöglicht, bietet Schutz dagegen, als Webmagazin im Zuge von Zensurmaßnahmen von heute auf morgen abgeschaltet zu werden. Der Geist der Freiheit und der Humanität würde in einem solchen Fall nicht nur in den Köpfen tausender von Lesern seine Spuren hinterlassen haben — er wäre auch in zahlreichen Gegendruck-Heften verewigt, die in den Privatwohnungen der Leser archiviert werden. Zu viele Saaten des friedlichen Widerstands wären ausgesät, um den Geist, der aus der Flasche entwichen ist, wieder einzufangen.
Der britische Journalist Iain Davis zitiert in seinem Beitrag sogar den früheren und künftigen US-Präsidenten: „Kämpft! Kämpft! Kämpft!“ Die Gegenseite kämpft ja längst mit harten Bandagen, und wenn wir nicht aufpassen, wird sie gewinnen.
Wenn!
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