Lorien lebt!
Im Hambacher Wald sprießen neue Triebe.
Dem Hambacher Wald wurde der Krieg erklärt. Seine Bewohner und Freunde verteidigten ihn bis sie fassungslos abtransportiert wurden. Jetzt liegt der Stamm Loriens am Boden. Doch es ist nicht vorbei. Denn eines haben die Angreifer noch immer nicht verstanden. Eine Dankesrede.
Am Tage nach der vorläufigen Rettung des Waldes, saß ich am Feuer eines neu errichteten Lagers. Es war bereits mit einer kleinen Barrikade umgeben. Oben in den Bäumen wurde gearbeitet. Am Feuer darunter hatte Zweiwurzel gerade das Lied von den „Drei roten Piffen gesungen“. Poncho kam an einem Seil von einem Baum heruntergeschwebt. Sancho und seine Leute waren soeben von einer geheimen Mission zurückgekommen. Eine Waldkriegerin drehte mir einige Rastas ins Haar.
Da erhob sich plötzlich eine Stimme, direkt aus dem Nachthimmel. Ich schaute hinauf und konnte nichts erkennen. Doch ich wusste: weit oben in der Krone dieses Eichenbaumes musste eine neue Ebene erbaut worden sein, als Fundament eines neuen Baumhauses. Waldkrieger waren da oben erneut an der Arbeit, wiederaufzubauen, was ihnen genommen worden war.
Hier aber die Geschichte, die jene Stimme aus dem Baum uns erzählte, die wir am Feuer saßen. Mit Tränen in den Augen und flammenden Herzen. Der Waldkrieger, der diese Geschichte erzählt und aufgeschrieben hat, nennt sich übrigens „Dude“. Wir danken ihm für diesen wunderbaren Text und Grüßen aus der Ferne in den Hambacher Wald. (Florian Kirner)
Ich rufe einen Dank aus. Ich sitze auf diesem Baum, damit er auch die am weitesten Entfernten erreicht.
Lorien lebt!
Das geht raus ins Universum.
Danke!
Ich möchte Euch eine kleine Geschichte von tausend Helden erzählen.
Die Geschichte von Lorien
Es war ein kleines Dorf, ein Grenzdorf.
Direkt an der Grenze zu Mordor, dem Ursprung alles Bösen.
Die Lorianer lebten dort friedlich und glücklich in einer Gemeinschaft. Und obwohl allen klar war, dass der Friede nicht ewig halten würde, machten sich die Menschen nicht allzu viele Gedanken darum, was am Tag X passieren würde.
Sie lebten einfach ein erfülltes und erquickend mit Liebe gespicktes Leben.
Tag und Nacht hörten sie die Schmieden Mordors arbeiten, im Dauerbetrieb. Das Hämmern, Schaufeln und Klopfen, diese unheilvollen Klänge kamen jeden Tag näher und wurden bedrohlich lauter.
Schließlich wurde dem Wald der Krieg erklärt und die Lorianer mussten fassungslos zusehen, wie ihre Nachbardörfer nach und nach von barbarischen, schwarzbehelmten Horden belagert, überrannt und dem Erdboden gleich gemacht wurden.
Es gab so viele Verluste, so viele Menschen, die ihr Zuhause verloren, zu betrauern. Und die Armee rückte immer näher.
Lorien kämpft!
Doch die Menschen in Lorien ließen sich davon nicht einschüchtern.
Im Gegenteil. Je näher Mordors Schergen rückten, umso entschlossener waren sie, diesem übermächtigen Gegner mit Würde entgegenzutreten und bis zum letzten Menschen standzuhalten. Für ihre Überzeugungen, ihre Ideale, ihre Freunde und ihr Zuhause. Für den Wald.
Die letzten Tage Loriens waren gekommen. Mordors Schergen arbeiteten sich Schritt für Schritt vor, schnitten Schneisen, bauten einen Parkplatz für ihre Belagerungsmaschinen direkt vor den Toren Loriens.
Loriens Bewohner wurden Loriens Verteidiger. Sie mobilisierten noch einmal mehr ihre gesamte Kreativität, ihren Einfallsreichtum und ihre Integrität. Und sie bauten Lorien zu einer Festung aus.
Selbst als die ersten Häuser fielen und die schwarze Horde mit Scheinwerfern in die übrigen Wohnzimmer leuchtete, verloren sie nicht den Mut. Es ging um mehr. Um mehr als Mordor jemals zerstören konnte.
Schließlich war er da.
Der Tag X
Frühmorgens stürmten die schwarzbehelmten Schlächter von Mordor in das lorianische Dorf. Sie fielen über die wehrlosen Menschen am Boden her. Nur wenige konnten sich auf ihre sicheren Bäume retten.
Doch auch das war nur ein Aufschub, denn bald schickten sie ihre Maschinen, und Schlachtenlärm hallte durch den Wald, bis er vom Trauergeheul der Verblieben übertönt wurde, als sie die ersten Häuser zerstört sahen. Eins nach dem anderen.
Die Schergen nahmen die Verteidiger gefangen und führten sie ab.
Doch auch nachdem der Großteil ihres Dorfes bereits vernichtet war, kämpften die Verbliebenen erbittert weiter. Sie gaben keinen Meter nach.
Loriens Blätter waren gefallen. Doch sie fielen nicht umsonst. Sie hatten standgehalten bis zum letzen Blatt.
Trauergeheul & Neue Triebe
Fassungslos und verzweifelt wurden die Gefangenen abtransportiert.
Viele von ihnen jedoch entkamen dem Schmerz, der Verzweiflung und der skurillen Surrealität dieses menschenverachtenden Krieges . Sie stehen heute wieder hier und schlagen ihre Wurzeln erneut in den nährstoffreichen Boden des alten Waldes.
Auch die vielen Unterstützer fanden wieder zusammen, an einem neuen Ort. Alle mit dem Willen und dem Mut, weiterzumachen und nicht aufzugeben.
So bewahrheitet sich eine uralte Prophezeiung: wenn Loriens Blätter fallen, fallen sie nicht umsonst. Loriens Triebe werden in noch viel größerer Zahl erneut anfangen, im ganzen Wald zu sprießen.
Mordor zog aus, um unseren dicken Stamm zu zersägen. Das haben sie geschafft. Unser Stamm liegt am Boden.
Doch was Mordor nicht versteht und niemals schaffen wird, ist den Baum in unseren Herzen zu fällen.
Deshalb sprießen im ganzen Wald Loriens neue Triebe, auf dass sie auch zu so alten dicken Stämmen werden, wie der, den uns Mordor zu nehmen trachtete.
Dafür möchte ich danksagen.
Lorien lebt!
Dude