Leben statt Überleben

Im Rubikon-Mutmachgespräch erläutert die Traumatherapeutin Cornelia Fürstenberger, dass wir unsere frühkindlichen Bindungstraumata heilen und uns selbst wiederfinden müssen, um aus der gesellschaftlichen Sackgasse herauszukommen.

Eine gesunde Gesellschaft sieht anders aus. Nicht erst seit Corona lebt ein Großteil der Bevölkerung vereinzelt vor sich hin. In den letzten drei Jahren wurde diese Tendenz jedoch verstärkt, während sich zugleich eine einengende Konformitätsdynamik entfaltete. Dass sich dies in der Breite der Gesellschaft vollzieht, führt die Traumatherapeutin Cornelia Fürstenberger im neuen Rubikon-Mutmachgespräch auf Bindungstraumata in der frühesten Kindheit zurück.

Wird zu Beginn des Lebens das Urvertrauen erschüttert, wenn die überlebensnotwendige Nähe der Eltern fehlt oder mutwillig entzogen wird, kommt es zur Dissoziation. Menschen in dieser entwurzelten Verfassung zu manipulieren und zu steuern, ist dann ein Leichtes. Die Angst vor Sanktion oder des Ausgeschlossen-Werdens treibt die Menschen dazu, sich Normen anzupassen, die ihrer eigenen Natur zuwiderlaufen. Doch wer von seinem Selbst und seiner Intuition entfremdet ist, kann dieses Widernatürliche im Außen entweder nicht erkennen oder projiziert es.

Erst eine Abwendung von der stetigen Betäubung und Ablenkung der digitalisierten und sich „zu Tode amüsierenden Gesellschaft“ (Neil Postman), der Blick nach Innen, in die von Schmerz und Scham durchtränkten Bereiche, kann eine Heilung bewirken. Das ist der steinige und manchmal auch sehr lange Weg zurück zu sich selbst. Und dieser Weg kann — so führt es die Therapeutin aus — zu jeder Zeit im Leben beschritten werden.


Friederike de Bruin im Gespräch mit Cornelia Fürstenberger


Quellen und Anmerkungen:

Weiter Informationen zu der Arbeit von Cornelia Fürstenberger finden Sie hier.