Krieg im Herzland

Im Rubikon-Exklusivgespräch diskutiert Walter van Rossum mit dem Verleger und Publizisten Hannes Hofbauer und mit dem Autor Hauke Ritz über Europa in Zeiten gewaltsamer Konflikte.

Wer noch einen eigenen Gedanken zu denken wagt, dem dürfte klar sein, dass wir es bei dem berühmt-berüchtigten verbrecherischen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine in Wahrheit mit einem verbrecherischen Stellvertreterkrieg der USA gegen Russland zu tun haben. Und was macht Europa? Um es in den Worten unserer tiefsinnigen Außenministerin zu sagen: „Wir wollen Russland ruinieren.“ Die deutsche EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat diese Position zum EU-Programm erhoben. Mit anderen Worten: Europa schaut nicht bloß zu, sondern mischt kräftig mit bei der fiesen Operation. Darum geht es: Der Westen hat Russland einigermaßen unmissverständlich den Krieg erklärt. Das kann noch auf eine Weise eskalieren, die sich im Moment niemand vorstellen mag. Im Übrigen scheint unseren Amateurfeldherren entgangen zu sein, dass Europa selbst im Begriff steht, das erste Opfer dieses Krieges zu werden. Zumindest Deutschland ist mittlerweile deutlich angeschlagen: Absurde Energiepreise, sagenhafte Inflation, eine Rezession kündigt sich an, große Teile der Bevölkerung werden die kommenden Lasten nicht tragen können. Doch unsere Regierung lässt sich durch solche Kleinigkeiten nicht irritieren und produziert unverdrossen moralischen Schaum, der das ganze Land mit seinem Glibber überzieht.

Es ist einigermaßen absehbar, dass Europa, wenn es so weitermacht, am Ende als amerikanische Kolonie überlebt. Die Fragen, um die es heute geht, sind: Wie konnte es so weit kommen? Und: Kann man das Blatt noch wenden — und wie kann man es wenden?

Der Wiener Verleger Hannes Hofbauer hat sich in mehreren Büchern mit den Problemen der europäischen Einheit beschäftigt. In „Nachruf auf Europa“ im Jahr 2020 hat er seine Zweifel an dem Projekt Europa formuliert. Hofbauers Betrachtungen über das „Feindbild Russland“ haben sich jedenfalls auf überdeutliche Weise bestätigt.

Hauke Ritz und Ulrike Guérot hingegen verstehen in ihrem Buch „Endspiel Europa“ den Ukrainekrieg als Chance auf eine neue Einheit Europas unter Einbeziehung Russlands und auf eine Emanzipation von US-amerikanischer Geostrategie.


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