Krieg der Lügen

Das erste Opfer des Krieges ist immer die Wahrheit. So auch in Syrien.

Es ist früh am Morgen, als wir Aleppo verlassen. Joseph, der mich bei Recherchen in Syrien meist begleitet, steuert sicher und zügig den Wagen durch den morgendlichen Verkehr. Den Soldaten an den zahlreichen Kontrollpunkten reicht meist der Blick auf das Schild „Presse“, das vorne an der Windschutzscheibe klebt, um uns freundlich weiter zu winken. Manch einer liest sich das Schreiben des Informationsministeriums genau durch, blickt dann in den Wagen und sagt: „Eine Deutsche? Herzlich willkommen in Syrien.“

Foto: Karin Leukefeld

Es ist früh am Morgen, als wir Aleppo verlassen. Joseph, der mich bei Recherchen in Syrien meist begleitet, steuert sicher und zügig den Wagen durch den morgendlichen Verkehr. Den Soldaten an den zahlreichen Kontrollpunkten reicht meist der Blick auf das Schild „Presse“, das vorne an der Windschutzscheibe klebt, um uns freundlich weiter zu winken. Manch einer liest sich das Schreiben des Informationsministeriums genau durch, blickt dann in den Wagen und sagt: „Eine Deutsche? Herzlich willkommen in Syrien.“

Im August vergangenen Jahres führte der Weg nach Aleppo über Stück und Stein und die frei gekämpfte Castello Straße in den Norden der Stadt. Im September und November erreichten wir Aleppo über Ramousseh im Süden. Den Osten mussten wir damals weiträumig umfahren, da dort bewaffnete Gruppen kommandierten, die einen eigenen syrischen Staat islamistischer Prägung gründen wollten. Eine feuergewaltige Offensive der syrischen Streitkräfte und ihrer Verbündeten (Russland, Iran, Hisbollah) hatte dann kurz vor Weihnachten 2016 zur Befreiung der ganzen Stadt geführt.

35.000 Menschen waren nach Idlib und in die Türkei evakuiert worden, darunter Tausende Kämpfer und mehr als 100 ausländische militärische Spezialkräfte, die die Kampfverbände bei ihrem Umsturzversuch in Aleppo unterstützt hatten. Mehr als doppelt so viele Menschen waren zuvor aus dem Osten der Stadt in die Randgebiete und in den Westen geflohen, die meisten von ihnen leben bis heute in Sammelunterkünften, wo sie mit dem nötigsten versorgt werden.

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Dieses Mal also konnten wir über den Osten und am Flughafen vorbei nach Aleppo fahren. Der gleiche Weg führt uns nun also wieder hinaus. Tage mit intensiven Gesprächen, erschütternden Momenten, berührender Gastfreundschaft liegen hinter mir. In Gedanken lasse ich die Begegnungen Revue passieren, blättere in den Aufzeichnungen und mache Notizen für Reportagen: über die Brüder, die nahe am Antakiya-Tor der Altstadt von bewaffneten Islamisten aus dem Elternhaus vertrieben wurden.

Über die Geschäftsleute, die aus dem Nichts ihre Betriebe wieder aufbauen. Über die Nachbarn des Sakaria-Krankenhauses, das von den bewaffneten Gruppen in „Al Quds-Hospital“ umbenannt wurde und wo ich in den Kellerräumen jede Menge Verbandsmaterial und Medikamente deutscher, französischer und türkischer Firmen fand. Über die Zitadelle, die Ommayyaden-Moschee, über den Willen und die Hoffnung der Aleppiner, sich ihr früheres gutes Leben zurückzuerobern.

Immer wieder schweift der Blick vom Notizblock aus dem Fenster über die endlose Weite. Tiefgrüne Felder und Wiesen, auf denen Frauen in ihren bunten Tüchern und Röcken Kräuter und Salat ernten, ihre Männer oder Söhne werden es später in die Stadt bringen und verkaufen. Hirten, die Kufiyeh um den Kopf geschlungen, treiben Ziegen- und Schafe vor sich her, Jungtiere springen um die gemächlich grasenden Herden herum. Aus der Bäckerei von Sfireh trägt ein Bauer aufrechten Ganges ein großes Paket frischen Brotes davon, Kinder jagen Hühner vor sich her, Kühe suchen den Schatten von Olivenhainen, um sich dort friedlich kauend niederzulassen.

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In Khanasir trinken wir den wohl besten Espresso auf der Strecke zwischen Aleppo und Homs, den Abu Mohamed aus einer modernen Espressomaschine serviert. Weil es keinen Strom gibt, hat er einen kleinen Generator in seinem Geschäft aufgestellt und strahlt über das Lob, das ihm von allen über den guten Kaffee entgegengebracht wird. Vor dem Krieg arbeitete der Tscherkesse mit seinen Freunden Anas, Sherif und Bilal – der sich zunächst mit einem breiten Grinsen unter seinem Vollbart als „Abu Bakr al Bhagdadi“ vorstellt – in der Landwirtschaft von Khanasir. Eines Tages werden sie ihre frühere Arbeit wieder aufnehmen, versichert Abu Mohamed: „Die Leute aus Khanasir haben immer das Land bestellt und es ging uns gut.“ Geld für den Kaffee lehnt er wie schon bei unserer Hinfahrt ab. „Hauptsache, Sie kommen wieder, wenn sie das nächste Mal nach Aleppo fahren“, meint er lachend.

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Hinter Khanasir breiten sich entlang der Straße rote und gelbe Blumenteppiche aus. Raps und tiefrote Mohnblumen haben die sonst karge Landschaft des Jbeil Hoss an diesem Frühlingstag verzaubert. „Das ist das Blut unserer Märtyrer sagt Lama, die uns um eine Mitfahrgelegenheit nach Damaskus gebeten hatte. „Jeden Frühling werden sie uns an diesen sinnlosen Krieg erinnern.“

Es ist gegen 11 Uhr, als ich dank einer mobilen Internetverbindung einen Blick auf die Schlagzeilen im Internet werfe: 20% des syrischen Militärarsenals sei bei dem US-Angriff auf die Al Scha‘riat Militärbasis bei Homs zerstört worden, heißt die Schlagzeile bei der BBC. Die US-Armee hatte wenige Tage zuvor 59 Cruise Missiles auf Syrien abgeschossen. Die Begründung war, dass die syrische Armee angeblich Giftgas bei einem Angriff auf den Ort Khan Sheikhoun (Provinz Idlib) eingesetzt habe. Die Flugzeuge seien von Al Scha’riat gestartet. Die dortigen Bunker, in der das Giftgas gelagert sei, habe man mit Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nicht bombardiert, so ein Sprecher der US-Armee.

Die Deutsche Welle (Werbespruch: „Made for Minds“) macht mit der Schlagzeile auf: „G7-Staaten einig: Assad muss weg“. Der syrische Präsident kämpfe „mit brutalsten Mitteln um seine Macht. Die G7-Staaten fordern geschlossen seinen Abgang“, so der Text. Eine politische Lösung „mit einem Verbleib von Assad an der Macht“ werde es „nicht geben“, wird der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault zitiert. Was man jetzt brauche, sei ein Waffenstillstand „unter Beobachtung der internationalen Gemeinschaft“. Man müsse den Druck auf Russland erhöhen, die „Unterstützung für Assad“ zu beenden.

Interessant ist der letzte Satz des DW-Artikels, der offenbart, wessen Geistes Kind die G7-Stellungnahme ist. An den Syrien-Beratungen nahmen auch „die Außenminister der Türkei, der Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabiens, Jordaniens und Katars“ teil. „Das sitzen die Banken und Scheckbücher, die den Krieg gegen Syrien finanzieren“, kommentiert Joseph trocken, als ich ihm den Text übersetze. „Die Emirate, Saudis, Kataris bezahlen Waffen und Kämpfer, die Türkei stellt Infrastruktur und freie Passage“ und Jordanien habe sich quasi in eine Militärbasis der USA und deren Verbündeten entwickelt. Doch die G7-Politiker sollten nicht vergessen, dass schon viele ihrer Kollegen, die den Sturz des syrischen Präsidenten seit 2011 forderten, selber nicht mehr im Amt seien. „Barack Obama, Hillary Clinton, David Cameron, der Emir von Katar und Francois Hollande“ habe auch seinen Rückzug erklärt.

Der frühere Touristenführer Joseph liebt seine Heimat und hat mit seiner Frau beschlossen, Syrien nicht zu verlassen. Immer ist er zu Scherzen aufgelegt, meistert auch schwierige Situationen mit Behörden, an Checkpoints oder bei der Suche nach Benzin. Als der Krieg 2011 begann verkaufte er bis auf eines die 10 Fahrzeuge, die er für sein florierendes Tourismusunternehmen angeschafft hatte. Die Fahrer musste er entlassen, mit einem verbliebenen Auto und seinen Englischkenntnissen bot er dann Journalisten seine Unterstützung an. Seine Frau leitet einen Kindergarten nahe am Bab Touma Tor, wo das Paar mit ihren zwei Kindern lebt. Mehr als einmal schlugen Mörsergranaten aus den östlichen Vororten (Ghouta) in der direkten Nachbarschaft ein.

Besonders schlimm war es im Herbst 2016, als eine Granate direkt in der Nachbarwohnung landete. Der Sohn der Nachbarin, der am Vortag sein Ingenieursstudium mit Bravour bestanden hatte, wurde von Granatsplittern am Hals durchbohrt. Joseph war als erster vor Ort, das Bild des verblutenden jungen Mannes trägt er bis heute in sich. Sein Sohn verlor das Interesse an Schule und Studium, berichtete Joseph damals. „Warum soll ich einen Studienabschluss machen, wenn ich am nächsten Tag tot bin?!“ In langen Gesprächen und mit gemeinsamen Planungen für die Zukunft, konnten Joseph und seine Frau den Sohn wieder motivieren.

Lama hat im Kassettenrecorder ein Stück laut gedreht, das in der Levante zu einem Volkslied geworden ist: Helwa ya Baladi, Wie schön ist meine Heimat: „Meine Hoffnung war immer, zurückzukehren und für immer bei dir zu bleiben/ erinnerst du dich an meine Heimat, ich trage so viele Geschichten in mir/ meine erste Liebe, nie könnte ich sie und meine Heimat vergessen/ wo sind sie geblieben, die Tage, bevor wir uns trennen mussten?“ Das Lied ist der ägyptischen Hafenstadt Alexandria gewidmet, doch im Libanon und Syrien teilen viele Menschen die darin ausgedrückte Sehnsucht, die Traurigkeit über das, was ihnen durch Krieg und Vertreibung genommen wurde. Lama nimmt ihr Handy und filmt zu der Musik die Landschaft, die an uns vorbeifliegt, ihre Heimat. „Helwa ya Baladi“ summt sie vor sich hin.

Auf der ARD-Webseite finde ich einen Artikel über Michael Lüders, der in einer Markus-Lanz-Sendung (5.4.2017) erklärt hatte, das Giftgas nach Khan Sheikhoun sei von den bewaffneten Gruppen aus und mit Unterstützung der Türkei nach Syrien gebracht worden. Die Quellen von Lüders seien zweifelhaft, schreiben die „Faktenfinder“. Seymour Hersh, der großartige Journalist, der in einer einjährigen Recherche die Wahrheit über die Freisetzung von Giftgas bei Damaskus 2013 an die Öffentlichkeit befördert hatte, wird in Zweifel gezogen. Also sei auch die Analyse von Lüders zweifelhaft, wird geschlussfolgert. Der türkische Journalist Can Dündar – der seit einigen Monaten in Deutschland im Exil lebt, viele Preise erhalten hat und finanzielle Unterstützung für eine Webseite, auf der er weiter über die Türkei schreiben kann – Dündar also wird als Kronzeuge zitiert, der die Darstellung von Lüders zurückweist.

Ich erinnere mich an ein Gespräch in Damaskus. Als ich dort Bekannte nach ihrer Meinung befragte, wer für die Freisetzung von chemischen Substanzen in Khan Sheikhoun verantwortlich sein könne, spielten sie mir zur Antwort einen Clip auf ihrem Handy vor. Es war ein Ausschnitt aus der Sendung und zeigte die Erläuterungen von Michael Lüders mit arabischen Untertiteln.

Khan Sheikhoun liegt etwa 150 km Luftlinie von hier an der M1-Autobahn, die Damaskus, Homs, Hama und Aleppo verbindet. Die Strecke von Damaskus nach Aleppo über die M1 ist 360 km lang und war früher in rund 4 Stunden zu bewältigen. Weil das Gebiet nördlich von Hama, Khan Sheikhoun und Idlib unter Kontrolle der Nusra Front steht, ist die direkte Fahrt über die M1 unterbrochen und die Autos schlängeln sich durch die Passage von Khanasir, durch die wir fahren. Diese Strecke Aleppo-Damaskus ist 470 km lang, die Fahrt dauert für PKWs 6-7 Stunden, Busse sind oft 10-12 Stunden unterwegs.

Die Passage über Khanasir – die Syrer sprechen auch von einem „Korridor“ - führt über eine schmale, holprige Straße, die vor zwei Jahren von der syrischen Armee und ihren Verbündeten freigekämpft und sukzessive erweitert wurde. Östlich beginnt hinter einer Hügelkette das Einflussgebiet des selbst ernannten „Islamischen Staates im Irak und in der Levante“. Nach Westen hin werden Teile der Wüste, der Provinzen Hama und Idlib von der Nusra Front kontrolliert.

Beide Organisationen sind international als terroristisch gelistet, doch die syrische Armee wird im Kampf gegen diese Gruppen von der internationalen „Anti-IS-Koalition“, die unter Führung der USA vorgibt, diese Terrorgruppen zu bekämpfen, nicht unterstützt. Im Gegenteil. Im September 2016 wurde die syrische Armee auf dem Flughafen von Deir Ezzor vier Mal von der US-Allianz bombardiert, was zum Tod von mehr als 70 Soldaten und weit mehr Verletzten führte. Der Flughafen von Deir Ezzor ist umgeben von Kampfverbänden des IS. Die Aufklärung der „Anti-IS-Allianz“ muss auf beiden Augen blind gewesen sein, dass es ihnen gelang, die IS-Basen zu verfehlen und die syrische Armee zu bombardieren. Der Angriff erfolgte zu einem Zeitpunkt, als nach langen und zähen Verhandlungen von den USA und Russland ein Waffenstillstand vereinbart worden war. Der Angriff auf Deir Ezzor war das Ende dieser Vereinbarung.

Nun also wird die syrische Regierung beschuldigt, Giftgas eingesetzt zu haben. Von Al Sha’riat), der von den USA bombardierten Luftwaffenbasis, waren syrische und russische Kampfjets gestartet, die maßgeblich zum Kampf gegen den „IS“ und die Nusra Front bei Palmyra, Idlib und Aleppo-Land eingesetzt wurden. Bei der US-Bombardierung wurde kein Giftgas auf Al Sha’riat freigesetzt. Wo mag es geblieben sein, wenn es doch nur zwei Tage vorher dort noch gelagert gewesen sein soll?! Wird es vielleicht in fahrbaren chemischen Labors durch Syrien transportiert, wie es ja auch im Irak der Fall gewesen sein soll, wie der damalige US-Außenminister Colin Powell vor dem US-Sicherheitsrat am (8. März 2003) behauptet hatte. Heute weiß die Welt, dass die USA damals gelogen hatte. Und heute lügen die USA und ihre Verbündeten wieder.

Unser Wagen weicht bei hoher Geschwindigkeit einem Fahrzeug aus, das einen der vielen entgegenkommenden Tanklastwagen überholt, die Heizöl nach Aleppo bringen. Obwohl die Fahrt durch den Korridor beschwerlich und nicht ungefährlich ist, ist der Verkehr dicht. Busse, hoch beladene Transporter und Tanklastwagen sind unterwegs. Die Elektrizitätswerke in Aleppo werden repariert, eine neue Stromtrasse wird entlang der Straße durch den Korridor gebaut. Die Regierung hilft so gut sie kann, die Folgen und Zerstörungen des Krieges zu beseitigen.

Mit Unterstützung aus China, Iran und Russland wird die zivile Infrastruktur wieder aufgebaut. Die reichen westlichen Staaten haben erst kürzlich noch einmal deutlich gemacht, dass erst dann finanziell geholfen wird, wenn der Präsident nicht mehr Bashar al-Assad heißt. Ihre Verbündeten am Golf und in der Türkei liefern weiter Waffen an ihre Bodentruppen in Syrien, in Jordanien bereitet eine „arabische NATO“ unter US-britischer Führung neue Angriffe auf das Land vor. Der Krieg gegen Syrien wird politisch, militärisch, mit Wirtschaftssanktionen und medial geführt.

Als Journalistin hier im Land, erscheint mir die Wucht der Angriffe, die Politiker gegen Syrien erheben und die von den Medien transportiert werden ohne sie zu hinterfragen, ohne Fakten zu prüfen, ohne das Völkerrecht zu berücksichtigen maßlos, gespenstisch und gefährlich. Für Syrien und die Region sowieso, aber auch für alles, was Europa aus zwei Weltkriegen gelernt haben sollte.

Ein Gesprächspartner in Aleppo hatte im Gespräch wiederholt, was von syrischer Regierungsseite seit dem Geschehen in Khan Sheikhoun immer wieder betont wird: Syrien setzt kein Giftgas ein, alle Giftgasbestände wurden 2013 unter internationale Kontrolle gestellt und abtransportiert. Die UN-Organisation zum Schutz vor chemischen Waffen (OPCW) hat Syrien das 2015 bestätigt. Die USA allein vernichtete Hunderte Kubikmeter-Tonnen auf einem Spezialschiff im Mittelmeer und auch Deutschland vernichtete Restbestände in einer speziellen Verbrennungsanlage in Niedersachsen.

Die syrische Regierung hat Dutzende Male die Vereinten Nationen und den UN-Sicherheitsrat darauf aufmerksam gemacht, dass Kampfverbände und Einzelpersonen chemische Substanzen nach Syrien transportiert haben. Das sei unter den Augen internationaler und regionaler Geheimdienste geschehen, man habe sogar Namen der Personen mitgeteilt, so der syrische UN-Botschafter Al Jaafari. Und doch wird behauptet, Syrien setze Giftgas ein. Es habe Giftgas versteckt, Russland habe Syrien dabei geholfen wird verbreitet. Wenn man lange genug mit Dreck auf jemanden wirft wird schon etwas hängen bleiben, heißt eine alte Redewendung. Alles wird in Bewegung gesetzt, keine Mühe wird gescheut, um Syrien und seine Verbündeten als Lügner hinzustellen. Ein „Krieg der Lügen“ werde gegen Syrien geführt, so der Gesprächspartner in Aleppo. Wie sollen Regierung und Armee beweisen, dass sie etwas nicht haben, was sie nicht haben?

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Als wir gegen Mittag Homs erreichen, fahren wir durch Stadtviertel, die zwar aufgeräumt, doch von den Kämpfen 2012 bis 2014 schwer gezeichnet sind. Lama nimmt ihr Handy, dreht die Scheibe herunter und filmt die Trümmerlandschaft. Sie hat wieder ihr Lieblingslied eingeschaltet, Helwa ya Baladi: „…. erinnerst du dich an meine Heimat, so viele Geschichten...“. Langsam steuert Joseph den Wagen um die tiefen Schlaglöcher in der Straße herum. Aus den Ruinen leuchtet es blau, rot und gelb. Blumen, Gräser, kleine Sträucher drängen der Frühlingssonne entgegen, die Vögel singen.