Kein Objekt der Verwaltung
Die Poetik-Ecke XXII bricht eine Lanze für Kinder.
In einer materialistisch-mechanistischen Funktionsgesellschaft liegt der Fokus auf der Einordnung ins System. Dass dabei die Kindheit zuerst unter die Räder kommt, versteht sich. Poetik-Ecke XXII wirft einen kritischen Blick auf diese Einordnung und versucht mit Worten und Bildern einen kleinen Gegenraum zu schaffen.
Kinderrechte
Ein Fortschritt soll‘s sein,
Extrarechte für Kinder, wie fein.
Das Gegenteil wird geschehen,
kleine Untertanen werden wir sehen.
Manipulierbar und gehorsam,
der Kindheit entrissen, einsam.
Dressiert und gestutzt,
werden die Kleinen benutzt.
Eltern verlieren die Rechte,
der Staat greift durch, wie er möchte.
Nimmt dein Kind weg, es dir entrinne,
wenn du nicht erziehst in seinem Sinne.
Gehirnwäsche
Frühzeitig in die richtige Spur,
durch Gehirnwäsche pur.
Als Fortschritt wird´s gepriesen.
Wer nicht will, wird zurechtgewiesen.
Auch Erziehung genannt:
„Zieht die Kinder bis an den Rand!"
Angepasst und zurechtgebogen,
um das eigene Leben betrogen.
Ein Kind, das aus der Reihe tanzt,
zu lebhaft, so wird’s genannt.
Gib ihm ein Tablettchen,
es läuft wieder artig im Rädchen.
Der heimliche Lehrplan
Das Kind: Objekt der Verwaltung,
ändern wir unsere Haltung!
Den heimlichen Lehrplan —
wir ihn schon ahn’?
Lehrer! Haltet die Schüler auf Trab, voran!
Sonst fangen sie zu denken an.
Bringt ihnen bei, ganz heiter,
nur die Besten kommen weiter.
Kinder! Fahrt aus die Ellenbogen,
ihr steht ganz oben.
Lenkt so eure Kraft,
dann habt ihr’s geschafft.
In Hierarchien fügt euch ein,
so wird das Leben fein.
Werdet Befehlsempfänger,
der Eliten Sänger.
Folgt den Regeln, seid brav.
Nur das tun, was man darf.
Sinn oder Unsinn, es ist egal,
Kinder, fragt danach nicht jedesmal.
Liebe Gesellschaft
Lehrer, Erzieher, Pädagogen
Hört auf, Kinder zu gießen in eine Form,
um ihr Leben werden sie betrogen,
wenn sie funktionieren nur nach Norm.
Hört auf, Kinder zu ziehen nur nach Regeln,
an Vorschriften sollen sie sich halten, blind.
Durch Gebote und Verbote sie segeln.
Gestutzt und domestiziert sie dann sind.
Lasst den Kindern Ecken und Kanten.
So finden sie zu ihrer Kraft,
die in allem wirkt und schafft,
werden schöpferische Giganten.
Hinfallen und selber aufstehn,
nur so kann es durchs Leben gehn.
Steht zurück als ihre Begleiter,
sie selbst werden des Lebens Meister.
Liebe Eltern
Liebt eure Kinder unbedingt.
Lasst euern Kindern ihre Eigenart
und ihr Leben wird gelingen.
Ihr inneres Wesen sei bewahrt,
nicht um eure Wünsche soll'n sie ringen.
Lasst euren Kindern ihren Sinn, ganz eigen
wie ihn geschaffen die Natur.
Was draus wird, das wird sich zeigen
auf des Lebens Rätselspur.
Lasst die Kinder wachsen, wie sie sind,
hütet ihre Ur-Antennen.
Denn nur so kann jedes Kind
sich selber lieben und erkennen.
Lasst frei sie fühlen und auch denken,
schöpferisch sich ganz entfalten.
Nicht ihre Gedanken sollt ihr lenken,
sie selbst ihr Leben gestalten.
So soll’s sein
Schule, an der Kinder sich freuen!
Gemeinsam Lernen und sich nicht scheuen,
zu experimentieren und Fehler zu machen.
Dabei oft und herzlich lachen.
Was können Lehrer geben?
Solidarisches Lernen durchs ganze Leben.
Mit Kopf, mit Herz und Hand,
nicht nur mit dem Verstand.
Jeder Mensch hat Potenzial,
das wertvoll ist und auch genial.
Dies zur Entfaltung bringen,
das sollte uns gelingen.
Liebes Kind
Folge deiner Intuition,
hör auf deine innere Stimme,
in dir der allumfassende Ton,
das Gespür für die Dinge.
Aus der Quelle deiner Fantasie
entstehen Dinge ungeahnt.
Sie wird sprudeln wie nie.
Ein reiches Leben den Weg sich bahnt.
Du fühlst, was gut und richtig,
wie ein Funke es aus dir springt.
Was von Wert und was dir wichtig.
Das alles aus deiner Seele dringt.
So kannst du erkennen,
was für dich macht Sinn.
Du wirst dich nicht verrennen,
‚des Pudels Kern‘ dir nicht entrinn.
Folge dem, wofür du bist geboren.
Zufriedenheit und Glück dir winkt.
Nicht denen, die dir liegen in Ohren.
Erfüllt das Leben, es gelingt.
Quellen und Anmerkungen:
Die Zeichnungen stammen von Alia, Emilia und Sami.