Journalistisches Versagen
Ein Medizinjournalist übt scharfe Kritik an seinen Kollegen.
Der Medizin-Journalist Harald Wiesendanger hat in einem Beitrag im Online-Magazin „Nachrichten-Fabrik“ kürzlich die Medienberichterstattung über die Corona-Krise scharf kritisiert. Er will damit nichts mehr zu tun haben, wenn das Journalismus sein soll — so sein Fazit. Im Rubikon-Interview erklärt er warum er das so sieht.
Tilo Gräser: Herr Dr. Wiesendanger, Sie schreiben, dass Sie sich für unseren Berufsstand schämen und Sie mit „blankem Entsetzten und ohnmächtiger Wut“ die Medienberichterstattung zur Corona-Krise beobachten? Warum kommen Sie zu solch harten Urteilen?
Herr Dr. Wiesendanger: Wie kann irgendwer NICHT zu solchen Urteilen kommen, wenn er frei von Blindheit, Legasthenie und Demenz mitverfolgt, wie Medien mit der Corona-Krise umgehen? Diese angebliche „Jahrhundert-Pandemie“ an früheren Grippewellen und WHO-Fehlalarmen zu messen, kommt unseren sogenannten Leitmedien nicht in den Sinn. Wild spekulieren sie über Corona-Befall, sobald irgendein Promi ein wenig niest, hüstelt und fiebert — jede banale Erkältung darf neuerdings „Breaking News“ produzieren, so weit sind wir schon. Jeder Tote starb am Killerkeim, solange sein Ableben noch Fragen aufwirft.
Untereinander wetteifern Journalisten wie von Sinnen um den gruseligsten Schnappschuss, die herzzerreißendste Corona-Tragödie, das alarmierendste Experten-Statement. Wie selbstverständlich leisten sie Beihilfe zur Unterdrückung von abweichenden Meinungen. Keinen erstaunt, warum weiterhin weder niedergelassene Ärzte noch die pneumologischen und Intensivstationen unserer Krankenhäuser irgendeine besorgniserregende Zunahme von schweren Atemwegserkrankungen zu vermelden haben.
Keiner fragt sich, weshalb überall in Europa, selbst in Italien und Spanien, die Sterberaten nicht etwa rapide hochschnellen, sondern sogar noch unter dem Niveau der Vorjahre liegen. Kaum einer hört sich die wohlbegründeten, sachlichen Bedenken vieler Ärzte und Wissenschaftler an, die der Corona-Hype befremdet, ja entsetzt — und wenn doch, mangelt es anscheinend an der Courage, das Gehörte an die große Glocke zu hängen.
Keiner wundert sich, weshalb sich freie Bürger, bloß weil sie einer sogenannten Risikogruppe angehören, wie Unzurechnungsfähige gängeln lassen müssen — als ob sie nicht auf sich selber aufpassen könnten. Leben ist stets lebensgefährlich, erst recht am Lebensabend. Welche gesundheitlichen Risiken Opa in Kauf nehmen oder vermeiden will: Sollte das nicht ihm überlassen bleiben, wie Rauchen und Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und minderwertige Ernährung? Keinem scheint aufzufallen, dass die vermeintliche Lösung schon jetzt weitaus schlimmer ist als das Problem. Keiner will wissen, weshalb es Aufrufe zu verstärkter Hygiene, besonderer Vorsicht und Rücksichtnahme nicht genauso getan hätten wie vor 2020.
Keiner recherchiert, wer den blutigen Medizinlaien am Kabinettstisch der Bundesregierung eigentlich all die apokalyptischen Infos und Lageanalysen gesteckt hat, die ihnen einen Notstandsaktionismus alternativlos erscheinen lassen; mit wie vielen und welchen Lobbyisten sie vor und während der Krise worüber gesprochen haben. Kaum einer traut sich, auch nur das schüchternste Fragezeichen hinter irgendeine Infektionsschutzmaßnahme zu setzen.
Keinen beschäftigt, ob es irgendwem nützen könnte, dass die Krise für möglichst große Massenpanik sorgt und sich in die Länge zieht. Keinen beschleicht das ungute Gefühl, dass er sich gerade instrumentalisieren lässt — als Handlanger in einem Thriller, dessen Story sich mit der Präzision eines Uhrwerks entfaltet, nach einem Drehbuch, das womöglich schon vor Wuhan geschrieben war. Und... und... und...
Kurzum, die sogenannte Vierte Gewalt gibt sich nicht weniger panikvirusinfiziert als die Staatsmacht, die sie doch eigentlich auf kritischer Distanz begleiten sollte. Stattdessen kommt sie ungefähr so kraftlos daher wie ein Muskeldystrophie-Kranker im fortgeschrittenen Stadium.
Sie kritisieren, dass „Horrorzahlen“ verbreitet würden. Andere meinen, das wären nur die Fakten. Worauf stützen Sie ihre Kritik daran?
Sorry, aber die offiziellen Fallzahlen mit harten Fakten zu verwechseln, zeugt von einem Bildungsgrad und IQ, der Anlass zur Sorge gibt. Wie kann ein geistig unbehinderter Erwachsener, und erst recht ein Journalist, allen Ernstes verkennen, dass man mit einem Virus sterben kann, aber nicht unbedingt wegen ihm? Ist es Wasser, das uns alle irgendwann umbringt, weil 100 Prozent aller H2O-Tests an Verstorbenen positiv ausfallen würden?
Allein die offiziellen Ansteckungs- und Todesraten sind klinisch bedeutungslos. Wer sie unverdaut an seine Leser oder Zuschauer weiterreicht, im Wissen, welche Urängste er damit schüren hilft, der müsste schleunigst Berufsverbot erhalten. Er verletzt Grundregeln journalistischer Ethik.
Warum gibt es keine Kritik an den „Säulenheiligen“ wie dem Robert-Koch-Institut oder dem Virologen Christian Drosten, die den Ton in der Corona-Krise angeben, wie Sie feststellen?
Weil sie „die“ Wissenschaft vertreten — oder was Journalisten dafür halten. Echte Wissenschaft kennt aber keine Autoritäten, vor denen man sich ehrfürchtig verneigen muss wie der Katholik vor dem Heiligen Vater. Sie kennt keine unantastbaren Wahrheiten, nur vorläufige Hypothesen. Sie grenzt Kritiker niemals aus, sie übergeht und unterdrückt keine missliebigen Daten. Denn sie lebt von offenem Diskurs.
Sie vergleichen wie andere die Lage in der ausgerufenen Corona-Pandemie mit der der jährlichen Grippewellen. Warum, wie lässt sich das vergleichen?
Wie kann man diesen Vergleich unterlassen? Wie kann sich ein Journalist nicht darüber wundern, warum jetzt plötzlich anders verfahren werden muss als bei früheren Grippewellen, die zuverlässig kamen und gingen, wobei sie alljährlich für Millionen Infizierte und Zehntausende Tote sorgten, ohne dass ein Hahn danach gekräht hätte.
Wie kann ein Journalist über ärztliche Beobachtungen und wissenschaftliche Studien hinweggehen, die längst übereinstimmend darauf hindeuten, dass SARS-CoV-2 nicht ansteckender, pathogener und tödlicher ist als Influenza- und Herpesviren — dass 50 bis 80 Prozent aller Infizierten völlig symptomfrei bleiben, bis zu 45 Prozent bloß milde, erkältungsähnliche Beschwerden haben? Und dass die Zahl derer, die mit festgestellter Covid-19 sterben, im Zehntelprozent-Bereich verharrt?
Warum ist aus Ihrer Sicht die von der Politik angewandte Lösung „weitaus schlimmer als das Problem“?
Ist das nicht längst offensichtlich? Was inkompetente, expertenhörige, hyperaktive Regierungen weltweit mit unverhältnismäßigem Seuchenschutz anrichten, verwandelt ganze Länder in Haftanstalten, freiheitliche Demokratien in faschistoide Hygienediktaturen. Es beraubt uns grundlegendster Menschenrechte, vergiftet das geistige Klima, erstickt alles öffentliche Leben, beschwört eine beispiellose Wirtschafts- und Finanzkrise herauf, vernichtet eine irrwitzige Zahl von Arbeitsplätzen, ruiniert berufliche Existenzen. Nicht zuletzt entmündigt und quält es jene Risikogruppen, um deren Schutz es angeblich geht.
Welche Interessenlagen gibt es hinter dem, was derzeit geschieht?
Weil sie nicht auf der Hand liegen, muss sich jeder, der darüber nachzudenken wagt, als Verschwörungstheoretiker verhöhnen lassen. Klar ist: Diese Corona-Lawine kam erst ins Rollen, als die WHO eine Pandemie ausrief. Sie tat dies aufgrund einer rätselhaften Neudefinition dieses Begriffs — vor 2009 bezog er sich auf einen neuartigen Erreger, der weltweit für schwere Krankheitsverläufe sorgt und Todesraten dramatisch erhöht. Seit 2009 genügt hingegen die bloße Verbreitung, unabhängig vom Ausmaß der Gefahr für Leib und Leben.
Auf der Suche nach den wahren Hintergründen der Corona-Krise sollte ein Journalist mit intakter Großhirnrinde zuallererst fragen: Wer steckte denn eigentlich hinter der Neudefiniton? Welche Experten veranlassten die WHO dazu, und welche Interessenkonflikte lagen bei ihnen vor? Längst hängt die am Tropf der Arzneimittelindustrie, zu 85 Prozent finanziert sie sich aus Zuwendungen von Big Pharma und pharmanahen Stiftungen, vorneweg die Gates Foundation.
Wie auch Journalisten aus dem unsäglichen „Schweinegrippe“-Skandal gelernt haben müssten, kann eine Industrie Milliarden scheffeln, wenn sie es schafft, menschliche Urängste zu schüren. Jede Pandemie eröffnet ein grandioses Geschäftsfeld: für Tests, für Medikamente, für Impfstoffe.
Hin und wieder decken Journalisten durchaus den einen oder anderen Bestechungsskandal auf. Anscheinend mangelt es aber so gut wie allen am Blick fürs Ganze. Weltweit ist das Gesundheitswesen chronisch krank — pandemisch verseucht von Profitinteressen.
Es ist zu einem außer Rand und Band geratenen Markt verkommen, auf dem der Medizinindustrie, weil sie über irrwitzige finanzielle Mittel verfügt, eine schier grenzenlose Macht zufällt, Verbraucher über Vorzüge und Gefahren ihrer Produkte umfassend zu täuschen, missliebige Wettbewerber zu diskreditieren, Regulierungen zu verhindern, Gesetze zu umgehen, wirksamen Kontrollen auszuweichen, sämtliche Informationsquellen zu vergiften, die Meinungsführer der Schulmedizin als Mietmäuler einzuspannen, Kritiker kaltzustellen, sich alle wichtigen Player gefügig zu machen, selbst Organisationen wie die WHO an die Leine zu legen — zu einem einzigen Zweck: um Gewinne zu maximieren.
Allein die Pharmabranche macht inzwischen 1,1 Billionen Euro Jahresumsatz, bei fabelhaften Gewinnspannen von 30 Prozent und mehr. Davon fließen höchstens 10 bis 15 Prozent in Forschung und Entwicklung, aber mindestens 40 Prozent ins Marketing — die entsprechen mehreren hundert Milliarden Euro pro Jahr. Und Marketing umfasst viel mehr als klassische Werbung — es schließt sämtliche Maßnahmen ein, die Absatz fördern, notfalls auch mittels Lobbyismus, Korruption, Rufmord und verdeckter Propaganda.
Unser Gesundheitswesen, man muss es so deutlich sagen, ist weitgehend zu einem Spielball organisierter Kriminalität verkommen — einer wie geschmiert laufenden Versorgungsmaschine, die sich der mit Abstand gewinnträchtigste Wirtschaftszweig dieses Planeten, auch zum Entsetzen mancher Ärzte, längst mafiös zurechtgebaut hat. Er wird damit fortfahren, weltweit. Denn Globalisierung entfesselt den Kapitalismus, solange politische Kontrolle mit ihr nicht Schritt hält.
Um so wichtiger wäre ein Journalismus, der investigativ dagegenhält, unerschrocken und unabhängig, geistig wie finanziell. Aber wie könnte er das noch, wo er doch selber längst Teil des Problems geworden ist? Nein, „Lügenpresse“ ist ein gemeines Schimpfwort, denn kaum ein Journalist verbreitet vorsätzlich Unwahrheiten. Aber „Systempresse“ trifft den Nagel auf den Kopf.
Was sind Ihrer Meinung nach die Ursachen für das Verhalten der meisten Journalisten? Ist das Problem mangelndes naturwissenschaftliches Wissen in Redaktionen oder Ignoranz gegenüber wissenschaftlichen Ansichten, die entweder nicht in eine bestimmte beabsichtige „Botschaft“ für einen Artikel, Report usw. passen oder schlichtweg intellektuell nicht verstanden werden?
Sensationsgier, Druck von oben, eine unkritische Denke: all das spielt mit. Letztlich versagen heutige Journalisten, vom TV-Nachrichtenmoderator über den Politmagazinmacher bis zum Lokalredakteur, aber vor allem deshalb, weil sie Geisteskinder eines Zeitalters sind, in dem der Szientismus das Christentum als Staatsreligion abgelöst hat. Wie sich nicht erst in der Corona-Krise herausstellt, endet bei heutigen Journalisten auch die gründlichste Recherche spätestens beim Statement des Professors X, des Chef-Virologen Y, des Institutsdirektors Z. Vor der Heiligen Kuh Wissenschaft sinken die meisten andächtig auf die Knie.
Wissenschaft, erst recht universitäre, ist heute auch Konkurrenz um Forschungsgelder oder Laborausstattungen. Wie können Journalisten relativ schnell erkennen, ob ein Experte wirklich unabhängig ist oder beispielweise „offene Rechnungen“ mit Kollegen oder staatlichen Stellen begleichen will?
Fündig würden sie häufig schon, wenn sie ins Suchfeld bei Google die Namen der Betreffenden eingäben, zusammen mit Stichworten wie „conflicts of interest“. Wenn sie das Internet danach durchforsten würden, welche Personen, Unternehmen und Branchen bei den Arbeitgebern der Betreffenden auf der Liste der Sponsoren und Beiräte auftauchen. Wenn sie sich klarmachen würden, dass auch Wissenschaftler im Besitz einer menschlichen Psyche sind: Auch solche Leute sind nicht frei von Vorurteilen und Rechthaberei, von Neid, Eitelkeit, Geltungssucht und brennendem Ehrgeiz. Auch sie sind korrumpierbar. Sie kaschieren es bloß erfolgreicher.
Dr. Harald Wiesendanger, Jahrgang 1956, ist studierter Philosoph, Psychologe und Soziologe. Er hat seit Ende der achtziger Jahre über 50 Bücher — veröffentlicht, überwiegend zu psychologischen und medizinischen Themen, neben mehr als 3000 Artikeln in Zeitungen, Zeitschriften und Internetportalen.
Nachdem er lange Zeit in der Heilerszene aktiv war, wandte er sich nach seinen Angaben davon ab und prangerte deren Auswüchse an, warnte Hilfesuchende vor vermeintlichen „Wunder“tätern, vor überzogenen Versprechen, vor „Möchtegerns, die mit wolkiger Esoterik, mit dubiosen Titeln und Diplomen wettzumachen versuchen, was ihnen an therapeutischer Befähigung abgeht“.
Er ist Vorstand der von ihm gegründeten Stiftung „Auswege“, die therapeutische Auswege für chronisch kranke Kinder und Erwachsene sucht. Sein jüngstes Buch „Das Gesundheitsunwesen“ beschäftigt sich mit der Medizinindustrie und kritisiert sie als „globale Profitmaschine“.
Redaktionelle Anmerkung: Der Beitrag erschien zuerst auf SputnikNews.