Jenseits der Illusionen
Wenn aus guten Ideen gute Taten werden sollen, müssen wir die inneren Hindernisse aus dem Weg räumen.
Wir glauben zu wissen, was gut und richtig ist, und versuchen, entsprechend zu handeln. Doch, so lautet ein Sprichwort, der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. In dem Glauben, auf der richtigen Seite zu stehen, kann es vorkommen, dass wir zerstörerische und geradezu teuflische Kräfte nähren, die sich unsere hehren Absichten zunutze zu machen wissen. Wenn wir uns aus dieser Falle befreien wollen, müssen wir ganz genau hinsehen und eine wichtige Entscheidung treffen.
Ganz klar: Wir wollen das Gute. Wohl die meisten von uns wollen recht handeln und andere Menschen nicht gefährden. Kaum jemand versucht, seinem Nächsten absichtlich auf die Füße zu treten. Jeder fährt so gut Auto, wie er kann. Da gibt es Drängler und Schleicher, Raser, Vorfahrtnehmer und Stinkefingerzeiger — aber sicher nicht viele, die absichtlich einen Unfall provozieren. Der Raser will pünktlich zu seinem Termin kommen und der Drängler hat es eilig, um etwas Wichtiges zu erledigen. Der Aktionär will Gewinne einstreichen, der Soldat will ein Territorium verteidigen und der sein Kind schlagende Vater will, dass einmal etwas aus ihm wird. Noch der schlimmste Despot will das Beste für sein Land.
Auch die Beschlüsse zum Infektionsschutz, die heute Millionen Menschen das Leben kosten, können nur greifen, weil sie an unsere besten Absichten appellieren. Sie machen sich den Glauben der Menschen zunutze, sich für eine gute Sache einzusetzen. Es geht um den Schutz des allgemeinen Wohls. Der Entzug der Grundrechte, massive Freiheitsbeschränkungen und eine Überwachung, die jedem totalitären Staat Ehre macht, sind für die meisten nur akzeptabel, weil sie glauben, dass sie die Gesundheit schützen. Niemand würde zur Waffe greifen, wenn er nicht denken würde, es ginge um ein hehres Ziel.
Der Zweck heiligt nicht die Mittel
Jeder noch so unmenschliche Akt kann seine Rechtfertigung aus dem Glauben ziehen, einer Gemeinschaft einen Dienst zu erweisen. Hier macht sich der Täter moralisch unangreifbar. Die Speerspitze des Zwecks, der alle Mittel heiligt, ist heute die Vorstellung, dass zu viele Menschen auf dem Planeten leben. Vor diesem Hintergrund erscheinen Pläne zur Bevölkerungsreduktion geradezu als ein Dienst an der Menschheit. Hunger, Krankheiten, Kriege und Eugenik werden so zu etwas Vertretbarem.
Natürlich sind es nicht diejenigen, die auf diese Weise argumentieren, die bereit sind, sich und ihre Familien für einen guten Zweck aus dem Leben zu verabschieden. Der Umgang mit einem Virus hat nur allzu deutlich gemacht, wozu vor allem die Bewohner der reichen Industrienationen bereit sind, wenn sie glauben, ihr Leben stehe auf dem Spiel. Um die eigene Haut zu schützen, ist es praktisch egal, wie viele andere Menschen ins Elend gestürzt werden. Kollateralschäden werden in Kauf genommen, solange die eigenen Privilegien möglichst intakt bleiben. So schlimm sind die Maßnahmen ja nicht, dass man sie nicht aushalten könnte.
Die wenigsten zweifeln daran, dass es um ihr Wohl geht und dass die Regierungen, die sie gewählt haben, in ihrem Sinne handeln. Sonst hätten wir sie ja nicht gewählt.
Gibt es nicht immer mehr Gesetze und Verordnungen in jedem unserer Lebensbereiche, um unsere Sicherheit zu gewährleisten? Kaum noch finden wir uns in dem Dschungel zurecht, was alles im Sinne unseres Wohls verboten ist. Geradezu hanebüchen mutet es daher an, dass es Menschen gibt, die behaupten, im Hintergrund geht es um etwas ganz anderes als um unsere Sicherheit: die Durchführung eines Plans zur Bevölkerungsreduktion, der nicht nur die Menschen betrifft, die am anderen Ende der Welt leben, sondern uns selbst.
Die Maske der Wohltätigkeit
Der Gedanke ist so unerträglich, dass die meisten ihn nur vehement und entsetzt von sich weisen können. Was nicht sein darf, das kann nicht sein. Vertrauensvoll lassen sich die Menschen „durchimpfen“ und freuen sich auf den nächsten Urlaub. Sie wollen nicht sehen, dass das Ungeheuerliche stets in scheinheiligem Gewand daherkommt. Es tritt nicht als zotteliges Monster oder gehörnte Teufelsfratze auf die Bühne — sonst würde man das Spiel ja sofort durchschauen —, sondern im adretten Anzug und in Wohltätigkeit und Harmlosigkeit gehüllt.
Während die zerstörerischen Kräfte unsere edelsten Absichten und höchsten Werte aussaugen, verschanzen wir uns in unserer Festung aus Livetickern und Inzidenzwerten und überschütten jeden mit heißem Pech, der sich an unsere Überzeugung wagt, es ginge mit rechten Dingen zu. Auf dem Schlachtfeld der Verwirrung nimmt uns der dichte Qualm die Sicht und vernebelt uns die Sinne. Sogleich wird die verbrannte Erde von einem künstlichen grünen Rasen bedeckt, damit niemand sieht, was tatsächlich los ist auf dem sinkenden Dampfer. Dankbar schnappen wir nach den Freiheitshappen, die uns zugeworfen werden, und halten stur an der Vorstellung fest, auf dem richtigen Weg zu sein.
In Fesseln gelegt
Bald schon wird der Ruf nach mehr Gesundheit nicht mehr ausreichen, um die Höllenfeuer in Gang zu halten. „Rettet den Planeten!“ ist die neue Devise. Bereitwillig stimmen die mit ein, die sich während der Lockdowns zu Hause zu Tode gelangweilt und mit Abenteuern in Serie abgelenkt haben. Anstatt um betagte Menschen in Altenheimen geht es nun um die ganze Welt — eine Herausforderung höchsten Ausmaßes an unsere Bereitschaft, Gutes zu tun! Hier braucht es Menschen, die nicht nur bereit sind, in sich die Virusschleuder zu erkennen, sondern den globalen Umweltkiller. Nicht nur für unseren Nächsten sind wir eine potenziell tödliche Gefahr, sondern für den gesamten Planeten!
All unser technisches Know-how werden wir brauchen, um uns aus dieser misslichen Lage zu befreien. Der Mensch allein wird es nicht schaffen, „den Klimawandel zu besiegen“. Der Mensch ist ja gerade das Problem. Nicht unsere Art zu produzieren und zu konsumieren wird hier infrage gestellt, sondern die Tatsache, dass wir auf der Welt sind. So verwirklicht sich die Vision, die vor langer Zeit entstand: Der Mensch ist eine Fehlkonstruktion, eine schwache Kreatur, nichts weiter als ein Tier auf der Abschussliste. Nur ein kleiner Teil der Menschheit ist es wert zu überleben, um einer winzigen Elite zu Diensten zu sein.
Unser zumeist miserables Selbstbild hat es ermöglicht, dass wir heute bereit sind, uns von der Maschine verdrängen zu lassen. Im guten Glauben daran, dass es zu unserem Vorteil geschieht, überlassen wir der Künstlichen Intelligenz das Feld. Sie wird berechnen, wer bleiben darf und wer gehen muss. Sauber, grün und gendergerecht, so wird uns versprochen, wird die Neue Welt sein. Nur so viele Menschen werden den Planeten bewohnen, wie nötig sind, um der Materie und dem technischen Fortschritt zu huldigen.
Die durch die Hölle gehen
Um aus dieser Hölle wieder herauszukommen, müssen wir zunächst in sie hineinblicken. Hierzu gibt uns unsere Zeit reichlich Gelegenheit. Es ist, als würde alles sichtbar, was lange im Verborgen gärte. Der Gestank nach dem Schwefel von Heuchelei, Verzerrung und Lüge verpestet die Luft. Es siedet und brodelt allerorten, überall zerplatzen die Blasen der Illusion und lassen uns perplex und gepeinigt zurück. Jeder von uns ist mit diesem Inferno konfrontiert. Niemand kann dieser Hölle entkommen. Doch wir können durch sie hindurchgehen und auf die andere Seite gelangen.
Die Zeit ist reif für die Erkenntnis, dass das, was wir um uns herum wahrnehmen, eine Art Spieglung unseres Innenlebens ist.
Wir sehen in den Ereignissen das, was wir in unserem Inneren nicht geklärt und aus dem Weg geräumt haben. Um die Freiheit und die Würde auch im Außen wiederzuerlangen, müssen wir sie zunächst in uns herstellen und uns selbst frei und würdevoll begegnen. Wenn wir uns ohne dieses Bewusstsein in die Flammen stürzen, riskieren wir, an ihnen zu verbrennen.
Die Hindernisse entfernen
Erkennen wir, wo wir an verkehrten Vorstellungen festgehalten haben, wo wir hart und stur waren, und geben es uns selbst gegenüber zu. Wer sich dagegen sträubt, dem mag es erscheinen, als seien wahrhaftig Teufel am Werk, die die Glut schüren und die Zangen ansetzen. Doch wir sind es selbst! Wir sind unsere eigenen Kerkermeister. Unser Hochmut rasselt mit den Ketten, unsere Unnachgiebigkeit versteckt die Schlüssel und unsere Kälte uns selbst und anderen gegenüber schmiedet die Eisen. Niemand steht da draußen und hält die Tür verschlossen. Diese Hölle können wir jederzeit verlassen. Das ist ihr Geheimnis.
Wir müssen nur die Tür öffnen und Licht in die tiefe, verborgene Welt fließen lassen. Das Dunkel wird weichen. Hierfür müssen wir nichts weiter tun. Die Dunkelheit muss sich im Licht auflösen. Die Macht der Dunkelheit hängt vom Hindernis ab. Wird das Hindernis entfernt, zerfällt das Dunkel. Aus diesem Grund machen die dunklen Mächte uns ständig Angst, versuchen uns einzureden, wir seien schwach und ohnmächtig und hätten keine Wahl. Gigantische Waffenarsenale fährt sie auf und heizt unsere Vorstellung an, wir bräuchten den Krieg, um den Frieden zu sichern. Unablässig arbeitet sie an den Hindernissen, die das Licht blockieren, denn sie braucht das Trennende, um zu existieren.
Wenn wir das begreifen, wissen wir, was wir jetzt zu tun haben. Es wird nicht wehtun. Eine ungeheure Erleichterung wird uns durchfließen, ein Wohlsein, wie wir es vielleicht schon lange nicht erlebt haben. Die Angst wird verschwinden und alles, was uns in unserer Opferrolle gefangen hielt. Viele werden da sein, die uns auf der anderen Seite in Empfang nehmen. Helfend strecken sich uns Hände entgegen, warm öffnen sich die Arme derer, die auf uns gewartet haben. „Der Kaiser ist ja nackt“, sagte das kleine Mädchen und enthüllte so die Lüge. „Ich öffne jetzt diese Tür“, sagt der Mensch, der sich aus seinem Gefängnis befreit.
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