Geopolitische Polsprünge
Im Manova-Exklusivgespräch bewertet der Journalist Patrik Baab die jüngsten geopolitischen Umwälzungen und berichtet über den gescheiterten Versuch der Universität Kiel, ihm wegen seiner Reise in den Donbass den Lehrauftrag zu kündigen.
Schreibtischarbeit kann so ziemlich jeder. Einen wahren Journalist zeichnet dessen Präsenz vor Ort aus. Das gilt insbesondere dann, wenn es sich bei dem Ort des Geschehens um die Kampfzone eines erbitterten Krieges handelt. Der Politikwissenschaftler Patrik Baab gehört noch zu jenen Journalisten, die sich vor Ort mit eigenen Sinnen ein Bild von den dortigen Geschehnissen machen. Für diese Form des redlichen, investigativen und riskanten Front-Journalismus handelte sich Baab ausgerechnet in der Heimat Probleme ein, wie er im Gespräch mit Flavio von Witzleben ausführt.
Eigentlich sollte man meinen, Universitäten würden sich um einen Dozenten wie Patrik Baab reißen. Wer kann Studenten besser in das Handwerk des Recherchierens einweihen, als jemand, der dabei sein Leben riskiert? Doch in Vorkriegszeiten herrschen offenbar andere Regeln. Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel kündigte ihrem Dozenten Patrik Baab rückwirkend den Lehrauftrag. Er hatte es nämlich gewagt, beidseits der ukrainischen Front vor Ort zu recherchieren. Der Vorwurf: Er habe damit Putins völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gerechtfertigt. Baab klagte daraufhin gegen die Uni Kiel. Warum dieser Prozess sein Vertrauen in den Rechtsstaat stärkte, führt er im Gespräch weiter aus.
Abseits des Aufsehens um seine Person, erläutert Patrik Baab die unzähligen geopolitischen Polsprünge unserer Zeit. Die Welt ist im Wandel begriffen, weg von einer unipolaren hin zu einer multipolaren Welt. Auf der Weltkarte werden die Karten neu gemischt. Baab warnt in dem Gespräch eindrücklich vor der möglichen Entwicklung des Westens, sollte dieser sich nicht adäquat und bescheidener zu den neuen Gegebenheiten der multipolaren Welt verhalten.