Gegen die Dunkelheit anlachen

Gerade in Krisenzeiten dürfen wir den Humor nicht verlieren. Ein Comedy-Event zeigte, wie Kabarett als Mittel der Herrschaftskritik Licht in die Dunkelheit bringen kann.

Gibt es überhaupt noch irgendetwas zu lachen? Darf man überhaupt noch heiter sein? Lachen, während immer weitere Regionen der Welt kriegerischen Eskalationen zum Opfer fallen, Armut grassiert, global digitale Unterdrückungswerkzeuge in Stellung gebracht werden und die Schrecken der Corona-Jahre nicht aufgearbeitet werden? Das Lachen kann einem derzeit wirklich im Halse stecken bleiben. Doch was ist gewonnen, wenn — neben den Zensoren der Cancel-Culture — wir uns nun sogar selbst das Lachen verbieten? Rein gar nichts. Dass die Kunst des Kabaretts nicht nur ein Mittel ist, um kurze Momente der Heiterkeit zu spenden, sondern dass sie auch eine aufklärerische und mutmachende Funktion hat, bewiesen die vier Kabarett-Koryphäen Lisa Fitz, Uwe Steimle, Ludger K und Marco Rima bei einem Event der Extraklasse. Unter dem Titel „Spitze Zungen – oder ist Satire noch erlaubt?“ traten am 22. Oktober 2023 im Kultur-Kongress-Zentrum Rosenheim (Ku‘Ko) die vier Kabarettisten in Bestform auf und zeigten, wie ihre spitzen Zungen den Knebel der Cancel-Culture zerreißen können.

Eine humoristische Abrissbirne jagte die nächste. Ob Corona, Klima, Wokeness oder die Kriegsbesoffenheit dieser Tage – alles zogen die vier Kabarettisten gekonnt durch den Kakao und beanspruchten damit an diesem Abend die Lachmuskeln ihrer Gäste bis zum Äußersten. Gerade weil die vier nonkonformen Satiriker so vollkommen furchtlos durch das Minenfeld der politischen Korrektheit tänzelten, wirkte ihre Performance so enthemmend. In Zeiten von Genderwahn und Sprach- sowie Sprechverboten, in denen wir im Alltag immer mehr gezwungen sind, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, waren diese rasch verfliegenden Stunden ein wahres Druckventil für all das Zurück- und Aufgestaute, was viele sich nicht mehr getrauen auszusprechen.

Der 1.500 Plätze umfassende Raum des Ku‘Ko war restlos ausverkauft. Die Menschen ließen sich auch in diesen beklemmenden Zeiten das Lachen nicht nehmen. Im Gegenteil. Auch ein Grinsen im Gesicht kann ein Silberstreif am Horizont sein. Und von diesem Grinsen ebenso wie dem Lauthals-Lachen gab es an diesem Abend nicht zu wenig. Zugleich wurde aber auch der Ernsthaftigkeit der aktuellen Lage genügend Raum gegeben. Uwe Steimle setzte seinem Auftritt einige ernste Worte zur Weltlage voran und zeigte, dass man Kabarett auch in düsteren Zeiten betreiben kann, ja geradezu muss.

Dass solche Abende wie diese stattfinden können, ist keineswegs selbstverständlich. Organisiert wurde das Kabarett-Event vom Hambacher Kulturförderverein, welcher auch die Für-den-Frieden-Konferenz am kommenden Samstag in Wasserburg bei München austragen wird. Mit den Auswüchsen der Cancel-Culture ist der Verein mittlerweile bestens vertraut. Erst am vergangenen Freitag musste der „Angst essen Freiheit auf!“-Auftritt von Kayvan Soufi-Siavash in München spontan umdisponiert werden, nachdem der Vermieter der ursprünglich anberaumten Location einen Tag zuvor mit einer dubiosen Begründung den Vertrag einseitig auflöste.

Für kritische Geister wird in diesem Land der Raum immer enger, da ihnen ständig weniger Räume zur Verfügung stehen. Doch solche Räume gibt es immer noch, so auch auf der soeben erwähnten Für-den-Frieden-Konferenz. Die Tickets sind bereits ausverkauft, doch es besteht noch die Möglichkeit, sich auf den Wartelisten einzutragen. Manova wird als Medienpartner vor Ort sein und über die Konferenz berichten.



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