Gefährliche Beschützer
Wann immer uns jemand „Sicherheit“ verspricht, ist Vorsicht geboten — vermutlich hat er es nur auf unser Geld und unsere Freiheit abgesehen.
Schutz und Sicherheit stehen jetzt wieder ganz oben auf der Agenda. Viele lassen sich dadurch beruhigen. Man würde sich kümmern und wolle nur helfen. Aber Vorsicht! Wo Schutz in den letzten Jahrhunderten versprochen wurde, waren immer nur Zwangsabgaben und Enteignung gemeint. Millionen von Menschen haben Schutzversprechen mit ihrer Freiheit und ihrem Leben bezahlt.
Schutzangebote waren immer ein sehr einseitiges Geschäft. Vermutlich handelt es sich um das älteste Gewerbe der Welt. Gemäß dem Alten Testament hätte schon der Herrgott Schutz versprochen. Allerdings nur gegen eine Exklusivanbetung. Seine selbsternannten Vertreter auf Erden begründeten jedenfalls damit ihr Geschäftsmodell. Heilung und Heil für jedes Leben hätte niemand selbst in der Hand und daher müsse man dies im Schoß der Kirche erwerben. Schutzheilige für jedes Gewerbe und jedes Leiden bevölkerten bald die kirchlichen Kultplätze.
Heilen konnten vorgeblich nur der „Heiland“ und „Heilige“. Alle Wallfahrtsorte beanspruchten für die dort verehrten Heiligen den „Arzt“-Titel. Mindestens jeder sechste Schutzpatron eines Gotteshauses bewahrte angeblich vor irgendeinem Leiden. Legendär war das Ambulatorium des Heiligen Benno. Zur besseren Akzeptanz in der Bevölkerung führte die Männerkirche sogar weibliche Schutzheilige ein. Dank der Selbstheilung konnte man immer „Erfolge“ verbuchen.
Erst zum Ende des 19. Jahrhunderts lösten medizinische Heilsversprechen die Genesung in der Obhut von Schutzpatronen ab. Schutzimpfungen statt Schutzheilige waren angesagt.
1883 wurde das „Ärztebüro“ in Lourdes gegründet, das unerklärliche spirituelle Heilungen überprüfte. Seither überschlagen sich die medizinischen Schutzangebote. Da die Krankheiten allerdings zu- statt abnahmen, ist klar, wie leer die Versprechen waren. Epidemien verschwanden in Europa nicht durch Impfungen, sondern durch sauberes Trinkwasser, eine bessere Ernährung und sauberere Luft.
Schutzimpfungen mussten von Beginn an mit Zwangsmaßnahmen und drakonischen Strafen etabliert werden. Der Schutzgeldcharakter war offenkundig: Wer sich nicht impfen ließ, kam ins Gefängnis oder musste sich mit hohen Geldbeträgen freikaufen.
Der Schutzschwindel war von der Kirche auf die Medizin übergewechselt. Um einer mangelnden Nachfrage vorzubeugen, führte man dann frühzeitig Krankenversicherungspflichten ein. Zwangsabgaben ersetzten Strafen.
Auf diesem Nährboden konnten die prächtigen Geschäfte der Versicherungsunternehmen gedeihen. Die Wolkenkratzer der Versicherungen türmten sich so bestimmend in den Himmel wie die der Banken. Schließlich wachsen die Ängste, wenn Besitz und Wohlstand zunehmen. Brände, Hochwasser, Erdbeben und natürlich das Leben überhaupt. Die „Lebens“-Versicherung war dann der Gipfel des Hoax; denn sterben muss nun einmal jeder.
Jetzt dehnt man sukzessive die Zahlungsverpflichtungen auf alle Gesellschaftsbereiche aus. Die Abgaben würden dem „Umweltschutz“, dem „Klimaschutz“, dem „Katastrophenschutz“, dem Grenzschutz, der Cybersicherheit und so weiter dienen. Entlarvend ist dabei immer, dass die Gefahren, vor denen geschützt werden soll, entweder gar nicht verhindert werden können oder erst geschaffen werden müssen. Dies kannte man schon vor Jahrhunderten. Die Gefahr von Überfällen auf Reisende wurde von den Schutzherren dadurch erhöht, dass sie selbst als Raubritter auftraten. Dörfer wurden oft nur geplündert, um den Untertanen den Erhalt der angeblichen Schutzburg samt Besatzung notwendig erscheinen zu lassen. Schutz ist keine Dienstleistung, sondern Erpressung. Die Existenz einer sogenannten Schutzhaft zeigt allzu deutlich, dass Schutz auf einen Entzug der Freiheit hinausläuft.
Die lange Geschichte des Schutzschwindels scheint keinen Ausweg zu kennen. Aber es gibt ihn: Trau keinem, der Schutz verspricht!
Wenn genügend Menschen den Mut haben, unvermeidliche Risiken als Teil des Lebens anzuerkennen und selbst zu meistern, dann trocknet das Schutzgeschäft aus. Im Schutzanzug macht das Leben keine Freude.