Fluch der bösen Tat
Die Poetik-Ecke XXXV denkt über die Entstehungsbedingungen des menschlichen Handelns nach.
Was ist gut, was ist böse? Sind es am Ende zwei Seiten der gleichen Medaille? Unterliegt beides der gleichen Gesetzmäßigkeit? Und wenn dem so wäre, wie ist das Gute dann zu erreichen? In der Poetik-Ecke XXXV geht der Martin-Haditsch-Songtexter Bertram Schrag in seiner typisch philosophisch-klassisch-spielerischen Form von einem Zitat Schillers aus, das dem Bösen eine sich verselbstständigende Eigenschaft unterstellt. Eine Saat, die sich ständig weiter zeugt. Das Zyklische aber, so ergibt die poetische Untersuchung, erweist sich als Prinzip des Handelns überhaupt, als Schlüssel des Lebens. Es bedarf deshalb einer stetigen Vernunftanstrengung, Handlungen und Gedachtes zu überdenken, damit das Ausgangszitat Schillers auch für das Gute gilt. Eine Herkulesaufgabe in diesen Tagen ...
„Das eben ist der Fluch der bösen Tat,
Daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären.“ (1)
Wir suchen hier nach bestem Rat,
um uns denn darüber aufzuklären ...
Schillers Zitat „Fluch der bösen Tat“
will uns lehren, was wir nähren!
Wir nähren, was wir demnach gebären:
„Frucht des Leibes — reife denn heran!“
Kleinste Zellen gilt es, da zu ernähren;
„Erblühe, mein Leben, mir liegt daran!“
So denn also sagt das „ewige Leben“ —;
ein von aller Ehrfurcht wahrer Beginn …
Was einst gesät, wird zurückgegeben
im künftigen Einst – (s)ein „Doppel-Sinn“!
Als ein Zyklus ist jedes Leben zu denken —;
so als Prinzip von Ordnung und Kausalität.
Wohin wir Gedanken denn da auch lenken,
sie bestimmen die Folgen, deren Intensität!
Der Gedanke wird Wort, dieses zur Tat —;
nichts davon bleibt ohne einen Widerhall.
Taten zeitigen demzufolge weitere Saat —;
so denn greift „Ursache-Wirkung“ — überall!
Dies „Überall“, wie auch zu jeder Stunde,
ein Verlauf in der ewig kosmischen Bahn.
Untrennbares folgend diesem Verbunde —
als göttliche Einheit, im göttlichen Plan!
Ein Prinzip, der „Schlüssel“ zum Leben —;
wer dies erkennt, nennt ihn sein Eigen.
Er lässt sich mit Zuversicht weitergeben,
um nach der offenen Zukunft zu zeigen!
Eine freie Zukunft, allein sie ist Leben,
vereint mit des Menschen Zuversicht.
Uneingeschränkt, sie begehbar erleben;
des Lebens Edikt, des Menschen Pflicht!
Leben „will“ leben, wo immer es „lebt“ —;
doch im „System“ ist es „unvollkommen“.
Indes sich hier und da denn Gutes erhebt,
— ist dort Unheil, Verderben, Verkommen … (2)
Das eben ist der Fluch der bösen Tat —;
allein dies ist von Menschen gemacht.
Gutes wie Böses, als steter Widerpart* —;
von ihnen erdacht, entfacht, vollbracht …!
Causalis (3) — Gleiches folgt dem Gleichen —;
gleichgültig — ob als Segen oder Fluch …
Hier und da Böses säend — ein „Versuch“ —
wird dort und künftig zum Bösen gereichen!
Gleichartig denn auch Selbiges im Guten —;
(fürwahr! es lässt sich da Kausales vermuten)
als ein lebensbejahendes Zeichen,
(als ein Widerpart zur bösen Tat …)
dies der gebotene, der klügere Rat!
Wenn doch nur Viele klüger wären!
„Das eben ist der Segen der guten Tat,
Dass sie, fortzeugend, immer Gutes wird gebären.“