Eine Brücke bauen
Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy plädiert für längst überfällige Friedensverhandlungen im Ukrainekrieg.
Wo er recht hat, hat er recht. Der ehemalige französische Präsident Sarkozy ist auch hierzulande nicht allen in bester Erinnerung. Seine jüngsten Vorschläge zur Lösung des Russland-Ukraine-Konflikts besitzen jedoch eine Qualität, die den meisten Diskursen zu diesem heißen Thema fehlen: Besonnenheit. Die Ukraine soll künftig nicht länger Zankapfel zwischen Ost und West, sondern vielmehr eine Brücke sein — auf der Basis absoluter Neutralität. Natürlich blieben Vorwürfe, Nicolas Sarkozy sei ein Putin-Knecht, auch in Frankreich nicht aus. Sein Vorstoß ist aber auch noch unter einem anderen Aspekt bedenkenswert: Der Krieg würde selbst nach einem möglichen sofortigen Ende noch unzählige weitere Opfer fordern: durch die Spätfolgen der Verletzungen und durch explodierende Streubomben. Umso wichtiger, ihn rasch zu stoppen.
Frankreichs Ex-Präsident Sarkozy ist unter Beschuss gekommen, weil er zu dem Krieg in der Ukraine meinte, die EU müsse ihre Strategie klären, anstatt den Krieg finanzieren. Die Ukraine und Russland müssten einen Kompromiss finden, um den Krieg zu beenden. Die Ukraine solle weder der EU noch der Nato beitreten, sondern ein neutrales Bindeglied, eine Brücke zwischen Europa und Russland bleiben. Zudem solle ein international beaufsichtigtes Referendum stattfinden zur Zugehörigkeit der Krim und der von Russland besetzten Gebiete.
Sarkozy wurde nach seinen Äußerungen als „russischer Influencer“ diffamiert. Meiner Meinung nach sind jedoch die Vorschläge von Sarkozy nicht unvernünftig. Denn im Moment fordert dieser furchtbare Krieg, der eigentlich schon 2014 begonnen hat, immer mehr Opfer und entsetzliche Zerstörungen. Ein Waffenstillstand und Friedensverhandlungen sollten beginnen, um die Massaker zu stoppen.
Im Moment werden weite Gebiete der Ukraine weiter vermint und mit Streubomben belegt, auch mit Uran-Munition; es wird Jahrzehnte brauchen, bis große Landstriche wieder genutzt werden können. Krebserkrankungen durch Uran-Munition werden auftreten wie im Irak, in Afghanistan und auf dem Balkan. Nicht explodierte Sprengkörper werden Kinder und Bauern töten wie heute noch in Kambodscha. Noch Jahrzehnte wird es in der Ukraine Zehntausende Kriegsinvalide geben, auch wenn der Krieg jetzt gestoppt werden könnte.
Jacques Baud, ein ehemaliger Oberst außer Dienst der Schweizer Armee und Mitarbeiter des helvetischen Nachrichtendienstes, äußerte sich kritisch zu der Politik des Westens im Krieg in der Ukraine. Auch Scott Ritter, ein ehemaliger Offizier der amerikanischen Streitkräfte, findet wie Sarkozy die Waffenlieferungen an die Ukraine falsch. Leider wurden kritische YouTube-Beiträge von Scott Ritter zum Krieg in der Ukraine gelöscht, und Jacques Baud wird nicht ernst genommen. Früher fanden auch die Grünen und Sozialdemokraten: Mit Waffen kann man nicht Frieden schaffen.