Ein Liebender mit Biss

Roland Rottenfußers Werk „Strategien der Macht“ bietet eine brillante Herrschaftsanalyse und weist zudem literarische Qualitäten auf.

Eine tiefgehende und multidimensionale Analyse der politischen Verhältnisse erkennt Holdger Platta im neuen Buch von Roland Rottenfußer über die Auseinandersetzung mit den „Strategien der Macht.“ Das Spannungsfeld von Macht und Freiheit werde auf den Ebenen Politik, Philosophie, Literatur und Psychologie beschrieben. So manche Sätze aus dem Buch besitzen aphoristische Dichte und literarische Qualität. Der Autor ist nicht nur ein kluger „Kopf“ und ein Vielleser, sondern – was fast noch stärker berührt – auch ein Mensch, der durch die politischen Ereignisse und ihre persönlichen Begleiterscheinungen selbst verwundet wurde. Nicht nur ein bissig Kritisierender schließlich, sondern auch ein Liebender.

Roland Rottenfußer hat uns mit seiner Publikation „Strategien der Macht. Wie die Eliten uns die Freiheit rauben und wie wir sie zurückgewinnen“ ein gleich in mehrfacher Hinsicht erstaunliches Buch vorgelegt. Um es bereits am Anfang festzustellen: Dieser Band bietet erheblich mehr, als der Titel verspricht.

Das Buch ist nicht „nur“ Analyse der Machenschaften, denen wir tagtäglich von Seiten der Herrschenden in Politik, Wirtschaft und Medien ausgesetzt sind. Und schon das wäre ja verdienstvoll genug. Nein, Rottenfußer dringt auch ein in die seelischen Hintergründe dieses Geschehens und macht auch vor den Anfälligkeiten der Opfer nicht Halt, die zum Gegenstand dieser Psychotricks werden. Und nicht zuletzt: Der Autor bewerkstelligt das mit Textbelegen, deren Fülle und Herkunft ein um das andere Mal überraschen.

Um es gleich zu Beginn auf den Punkt zu bringen:

Selbstverständlich unterzieht Roland Rottenfußer Politik und Gesellschaft einer sorgfältigen Analyse, inklusive ihrer dienstbaren Geister, die zu Recht Hans Magnus Enzensberger einmal als die „Mundwerksburschen“ des herrschenden Systems bezeichnet hat. Vor allem die verfassungsfeindliche Propaganda für die großenteils verfassungsfeindliche Maßnahmenpolitik gegen das scheinbar so gefährliche Corona-Virus seziert Rottenfußer dabei. Einige wenige Namen sollen an dieser Stelle genügen, Namen von willfährigen Geistern, deren Ungeist auch uns überkommen sollte und soll: Selbstverständlich sind Politiker dabei wie Karl Lauterbach, Jens Spahn und Joachim Gauck, selbstverständlich auch Namen von Ärzten und Wissenschaftlern verschiedenster Provenienz wie Frank Ulrich Montgomery, Christian Drosten und Richard David Precht. Schon in dieser Hinsicht beeindruckt das Buch mit Fülle und Genauigkeit.

Aber wie gesagt, Rottenfußer unternimmt in diesem Buch mehr: In seiner fulminanten Philippika gegen Herrschaftsansprüche und Macht, gegen Pseudo-Argumente und schiere Verlogenheit und zugleich mit seiner inständigen Werbung für Freiheit und mehr Menschlichkeit nimmt uns der Autor auch mit hinein in die Geschichte der Philosophie, zeigt uns dort so manche Irrtümer und Fehlentwicklungen auf, aber auch immer noch gültige Wahrheiten mit Erkenntniswert bis in unsere Tage herein. Da wird positiv wahrnehmbar, was Aufklärer wie John Locke über Immanuel Kant bis Michel Foucault uns heute noch zu sagen haben, von Karl Marx, Theodor Adorno und anderen ganz zu schweigen. Da wird negativ deutlich, was unsägliche Denker wie Johannes Calvin, Jeremy Bentham und James Redford glaubten, uns an Unterwerfungsbereitschaft aufschwatzen zu sollen. Dies also – neben Politik- und Propaganda-Analyse der Jetzt-Zeit – die zweite, überaus informierte und wichtige Dimension dieses Buches. Philosophiegeschichte also im Dienste der Freiheitsinteressen von uns Menschen schlechthin. Doch damit längst nicht genug:

Mit erstaunlicher Fülle präsentiert uns Roland Rottenfußer auch beeindruckende Fundstücke aus der Literatur, aus den Bereichen sogenannter Belletristik, also aus Gedichten, Theaterstücken und Romanen, allerspätestens seit den Zeiten eines Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiller. Auch hier kann ich nur wenige Autorennamen nennen. Lew Nikolajewtisch Tolstoj und Fjodor Michallowitsch Dostojewski, Vaclac Havel und Milan Kundera, Aldous Huxley und George Orwell. Klar, dass vor allem Orwell mit seiner Dystopie „1984“ wieder und wieder zu Worte kommt. Dies also die dritte Dimension des Buches von Rottenfußer, dem Manova-Chefredakteur. Doch es gibt noch eine vierte Dimension in diesem Buch, die wichtigste nach meiner Einschätzung überhaupt. Das ist die psychologische Dimension.

Hier, in diesem Bereich, hat der Autor vor allem das Gesamtwerk zweier eminent wichtiger Wissenschaftler aufgearbeitet für das Thema seines Buchs: die Werke von Erich Fromm und Arno Gruen. Sie bieten vor allem Schlüsselerkenntnisse für die Themen Macht und Unterwerfungsbereitschaft an, mit Blick – wie bereits von mir festgestellt – auf Täter und Opfer bei diesem bösen Spiel. Schon hier: Das sollte man alles selber lesen, um zu begreifen, welche Erkenntnisarbeit Roland Rottenfußer für seine Leserinnen und Leser geleistet hat!

Betonen möchte ich in dieser Rezension aber auch noch einen letzten Punkt:

Nein, die große Leistung dieses Bandes besteht nicht nur darin, dass der Autor mit enormer Kenntnis die Erkenntnisse anderer zu bündeln verstand! Kaum weniger wichtiger ist, mit welch sprachlich-stilistischem Können das der erfahrene Wissenschaftsjournalist zu Papier gebracht hat.

Nicht selten gelangen ihm Sätze dabei, denen man zweifelsfrei selber literarische Qualität zuschreiben darf, brillante Aphorismen vor allem und brillante Metaphern. Da heißt es zum Beispiel an einer Stelle, wo Rottenfußer die Tatsache zu analysieren hat, dass man selbst eine Sophie Scholl, die Widerstandskämpferin der „Weißen Rose“, in Stellung bringen wollte gegen die Freiheitsverteidiger in Corona-Politik:

„Der Bürger soll der Opfer und Widerstandskämpfer gedenken, jedoch auf eine Art, die das herrschende System nicht in Verlegenheit bringt. Wir sollen Sophie anhimmeln und im Übrigen den Mund halten.“

Oder später, in seiner Auseinandersetzung mit dem unsäglichen Buch Von der Pflicht aus der Schreibwerkstatt des Staatsphilosophen der Jetztzeit Richard David Precht, dort, wo der mächtig (!) angesagte Medienstar einen Gegensatz herbei zu argumentieren versucht zwischen Freiheitsinteressen des Menschen einerseits und Erkrankungsschutz vor der Corona-Epidemie andererseits:

„Also weg mit der Würde, wenn das Leben in Gefahr ist.“

Kürzer kann man den autoritären Geist dieses prechtigen Werks nicht auf den Punkt bringen, kürzer die Macke dieses staatsfrommen Lang-Traktates nicht entlarven. Und nebenbei: Auch das, was derzeit auf der „Zierleiste“ der Website zu lesen ist, dieser Satz zu vermeintlich freiheitlich-gesonnenen Künstlern – „eingebettete Prominente“ nennt sie der Autor an einer anderen Stelle, – zu Liedermachern etwa, die, kaum dass es mit den Corona-Maßnahmen begann, ihre eigene vormalige Freiheitlichkeit „vergaßen“ und urplötzlich zu Jasagern verfassungsfeindlicher Staatsaktivitäten mutierten: Auch dieser großartige Satz gehört für mich zu den brillanten Aphorismen, die an Treffsicherheit kaum noch zu überbieten sind, eine Sentenz ebenfalls aus diesem Buch „Strategien der Macht“:

„Etabliert-rebellische Künstler gleichen Fackeln, die vor dem Erlöschen andere entzündet haben, um diesen dann ihre Helligkeit zum Vorwurf zu machen.“

Wer da übrigens persönliche Enttäuschung heraushört, bitterste Enttäuschung sogar, dürfte, nebenbei gesagt, Recht haben mit diesem Eindruck. Mir ergeht es da nicht anders, als es Roland Rottenfußer ergangen ist und immer noch ergeht. Dass gleichwohl aus dem gesamten Buch kein Hasser spricht, sondern ein Liebender, ein Freiheitsliebender, ein freiheitsliebender Mensch, der auch uns für die Freiheitsliebe zurückgewinnen will – so erforderlich –, sei abschließend noch angemerkt. Für mich jedenfalls gilt:

Roland Rottenfußer hat mit „Strategien der Macht“ ein Buch geschrieben, das selbst Skeptiker gegenüber uns Skeptikern überzeugen müsste! Nicht zuletzt, weil es ein überaus präzises und differenziert argumentierendes Buch geworden ist und – sogar das! – immer wieder auch ein selbstkritisches Buch.

Ich jedenfalls wünsche diesem Buch noch sehr viele Leserinnen und Leser sowie – man möge mir dieses nachsehen – sehr viele Käufer und Käuferinnen!


Am 27. März erschien das neue Werk von Roland Rottenfußer. Hier können Sie das Buch vorbestellen: als Taschenbuch oder E-Book.


Klappentext:

Wenn jetzt nicht etwas Grundlegendes geschieht, dann war’s das mit der Freiheit. Und nicht die Angriffe ihrer Gegner werden ihr den Garaus machen — die Gleichgültigkeit derer, die sie so lange genossen, wird es tun.

Pandemien, Weltkrieg, Klimanotstand: Die Freiheit schwebt in höchster Gefahr. „Freiheitsgesäusel“? „Mehr Diktatur wagen“? Was ist kaputt in den Herzen und Köpfen der vielen, dass sie sich selbst und ihre Freiheit so geringschätzen, ja regelrecht verachten? Warum stimmen sie ihrer eigenen Entrechtung zu und scheinen in ihre Ketten geradezu verliebt?

Roland Rottenfußer zeigt: Wir sind Gefangene unserer Illusionen, Gefangene der Lügen und Strategien der Macht. Doch der Kaiser ist längst nackt, der Zauberer von Oz nur ein größenwahnsinniger Zwerg, der an Hebeln zieht. Erkennen wir, dass unsere Angst grundlos ist, fällt der Bann von uns ab und finden wir zurück in unsere Wahrheit und Kraft:

„Wäre die Freiheit eine Person, eine schöne Göttin — was würde ich ihr sagen? Vor allem eines: Verzeih uns! Verzeih uns diesen erbärmlichen, unwürdigen Verrat. Es wird nie wieder vorkommen. Von nun an werden wir besser für dich kämpfen.“

Rottenfußers Buch ist eine Liebeserklärung an die Freiheit und individuell-kollektive Revolutionsanleitung zugleich. Der Weg liegt vor uns, wir müssen ihn nur noch gehen. Ganz nach der Devise von Bertolt Brecht: „Wenn die Wahrheit zu schwach ist, sich zu verteidigen, muss sie zum Angriff übergehen.“