Egal, was sie sagen
Für die Tötung von etwa 18.000 Menschen in Gaza gibt es keine Rechtfertigung, auch wenn die Propagandamaschine mittlerweile auf Hochtouren läuft.
Alle Menschen sind gleich, aber einige sind gleicher. Wir kennen das. Die 1.200 israelischen Toten des 7. Oktober 2023 haben sehr viel Aufmerksamkeit und Mitgefühl auf sich gezogen. Das ist richtig so, denn der Anschlag war entsetzlich. Warum aber gleitet die öffentliche Meinung in manchen westlichen Ländern über die 18.000 Toten, die der israelische Angriff auf Gaza mittlerweile gekostet hat, großzügig hinweg? Wenn die Tat überhaupt thematisiert wird, dann eher als Schönheitsfehler im Rahmen eines insgesamt gerechtfertigten Akts der Selbstverteidigung. Wie kann man dieses Messen mit zweierlei Maß erklären, außer damit, dass Palästinenser — Männer, Frauen und Kinder — als geringerwertig betrachtet werden. Caitlin Johnstone zeigt sich, wie so oft, immun gegen die massive Propaganda in ihrem Land und nennt die grausamen Fakten beim Namen.
Sagen Sie, was Sie wollen — unter keinen Umständen höre ich auf, mich dem Mord an Tausenden Kindern zu widersetzen — das kann ich Ihnen versprechen! Kein Schimpfwort, mit dem Sie mich belegen, keine Anschuldigung, die Sie mir ins Gesicht schleudern können, kein Argument, das Sie mir herunterbeten, kann mich je dazu bringen, den Mund zu halten und dies zu akzeptieren.
Die ungeprüfte Prämisse hinter dem frenetischen Bemühen, die Empörung über den 7. Oktober mittels Vergewaltigungsvorwürfen wieder anzustacheln, lautet so: Haben Hamaskämpfer während des Angriffs israelische Frauen vergewaltigt, dann müssen alle den Mund halten und Israel weiterhin Tausende Kinder ermorden lassen: Das ist offenkundig Quatsch.
Da der 7. Oktober auf ihrer Seite die einzige Rechtfertigung für eine monatelange Massenvernichtung ist, die viel, viel schlimmer ist als alle Geschehnisse des 7. Oktober, werden westliche und israelische Propagandisten weiterhin neue Gründe dafür zu finden versuchen, warum Sie sich immer wieder neu über den 7. Oktober empören sollen.
Das US-Repräsentantenhaus hat gerade eine Resolution verabschiedet, die besagt, das Judentum sei gleichbedeutend mit einer kolonialistischen Ideologie, zu deren Gepflogenheiten es gehört, Kinder zu ermorden.
Ich persönlich halte es nicht für antisemitisch, Israels mörderische Taten in Gaza zu kritisieren. Ich habe nämlich die verrückte Vorstellung, dass das Ermorden von Kindern eben kein Aspekt jüdischen Glaubens ist, und dass die Behauptung des Gegenteils tatsächlich in unserer Gesellschaft eine sehr hässliche Vergangenheit hat.
Man kann nur dann mehr Mitleid mit den 1.200 am 7. Oktober getöteten Israelis haben als mit den mehr als 16.000 (zwischenzeitlich über 18.000; Anmerkung der Übersetzerin) seitdem in Gaza getöteten Palästinensern, wenn man die Ansicht vertritt, dass Palästinenser Untermenschen sind, deren Leben nur einen Bruchteil des Lebens von Israelis wert ist. Das ist die absolut einzige Möglichkeit.
Eine kürzlich durchgeführte Umfrage ergab, dass 57,5 Prozent der Israelis der Meinung sind, der IDF (die israelischen Verteidigungsstreitkräfte) setze zu wenig Feuerkraft ein, während 36,6 Prozent diese als genau richtig einschätzen. 4,2 Prozent sind sich unsicher und nur 1,8 Prozent sagen, der IDF setze zu viel Feuerkraft ein.
Ein Grund dafür, dass israelische Beamte immer wieder schockierende genozidale / völkermörderische und faschistische Aussagen tätigen, ist, dass man eine ganz andere Sprache verwenden muss, wenn man die Unterstützung der Israelis gewinnen möchte, als wenn es um die Unterstützung westlicher Liberaler geht.
Israel sagt so etwas wie:
„Wir töten keine Kinder in Gaza, das sind Puppen. Na ja, vielleicht sind es keine Puppen, aber die Hamas lügt bei der Zahl der Toten. Na ja, vielleicht lügen sie nicht bei der Zahl der Toten, aber sie benutzen menschliche Schutzschilde und haben dies auch am 7. Oktober getan, also wurde jedes Kind, das wir töten, eigentlich von der Hamas getötet.“
Die „Israel-Lobby“ ist in Wirklichkeit nur ein Teil der Lobby des westlichen Imperiums, ein spezialisierter Arm der pausenlosen Beeinflussungsoperation, die darauf abzielt, die Mitgliedsstaaten des Imperiums auf Linie zu halten mit einer weltumspannenden Machtstruktur, mit den USA als Zentrum — anstatt wie souveräne Staaten zu handeln und sich dem Wählerwillen entsprechend um ihre Bevölkerung zu kümmern.
Regierungen wie die der USA und des Vereinigten Königreichs verfügen über Rechtsmittel, mit denen sie die Beeinflussung ihrer nationalen Politik durch ausländische Regierungen verhindern; sie setzen diese jedoch im allgemeinen nur dann ein, wenn die Einflussnahme von Regierungen ausginge, die nicht mit dem westlichen Imperium gleichgeschaltet sind, — wie beispielsweise Russland, China oder der Iran. Hätte die militärische und diplomatische Unterstützung Israels nicht den Interessen des Imperiums gedient, wären diese rechtlichen Instrumente schon längst eingesetzt worden, um die Lobbyarbeit einzustellen. Weil jedoch diese Lobbyaktivitäten den Interessen des Imperiums dienen, indem sie die mit den USA verbündete Kriegsmaschinerie weiter gegen alle nicht mit den USA verbündeten Gruppen im geostrategisch entscheidenden Nahen Osten richten, lassen sie diese Lobbyarbeit nicht nur zu, sondern befördern sie aktiv.
Dies ist nur eine der vielen Arten von Bindemittel, die notwendig sind, um die unterschiedlichen Teile eines uneingestandenen Imperiums auf Kurs zu halten. Die Israel-Lobby lässt Gruppen wie Israelis, westliche Zionisten und US-amerikanische fundamentalistische Christen die Einfluss-Operationen des westlichen Imperiums aus deren eigenen Taschen finanzieren. Weshalb sollten die Manager des Imperiums dem Einhalt gebieten? Es ist doch ein super Deal.
Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „There’s Nothing You Can Say To Make Me Accept The Murder Of Thousands Of Children“. Er wurde von Gabriele Herb ehrenamtlich übersetzt und vom ehrenamtlichen Manova-Korrektoratteam lektoriert.