Die Weltpolizei

Die USA wähnen sich als Herrscher der Welt.

Oft lesen oder hören wir in den Medien Schlagworte wie „Globalisierung“, „Marktführerschaft“ oder „Global Dominance“ – üblicherweise nicht hinterfragt. Sind das tatsächlich so gute Konzepte oder sollte, müsste man nicht mal nachhaken, was sich eigentlich hinter diesen Begriffen verbirgt? Der US-amerikanische Kolumnist George Ochenski hat das aus seiner Perspektive getan und kommt zu bemerkenswerten Ergebnissen.

Die absolute Dominanz im 21. Jahrhundert
von George Ochenski

Es scheint tatsächlich so zu sein, dass die von Eigenlob strotzenden Narren, die derzeit unser Land regieren, eine Möglichkeit gefunden haben, zurück ins 19. Jahrhundert zu reisen und dabei beschlossen haben, den Leitspruch des untergegangenen britischen Imperialismus wiederzubeleben: „Im britischen Empire geht die Sonne niemals unter.“ Wie sonst wären die kürzlich geäußerten Absichten zu erklären, die USA müssten über die globale Vormachtstellung im Energiesektor, die „global energy dominance“, und im Weltraum, die „American dominance in space“, verfügen.

Die Erde hat eine Bevölkerung von gut 7 Milliarden Menschen, davon sind nur etwa 4 Prozent US-Amerikaner/innen, circa 325 Millionen. Der US-amerikanische Wunsch nach globaler Dominanz im 21. Jahrhundert ist daher nicht nur lächerlich, er ist gefährlich und darüber hinaus auch noch völlig sinnlos.

Der Vorreiter bei diesem Ruf nach einer globalen Vormachtstellung im Energiesektor ist niemand geringerer als Ryan Zinke, der derzeitige Innenminister in der Regierung Trump. Eigentlich müsste Zinke uns auch noch erklären, warum wir mit Bohrlöchern, Fracking und Teerminen noch den letzten Rest an fossilen Brennstoffen aus unserem Land kratzen sollten, um ihn dann zu exportieren. Vielleicht sagt er uns sogar noch, was dabei eigentlich an Vorteilen für die Bevölkerung herausspringen soll.

Was wir sicher wissen ist, dass Trump und Zinke jederzeit bereit sind, Nationalparks und -reservate, Meeresküsten und gefährdete Spezies zu zerstören, um ihre bizarren Fantasien einer „global energy dominance“ Wirklichkeit werden zu lassen.

Man mag sich fragen, warum sich ein Land überhaupt wünschen sollte, seine eigenen Reserven an fossilen Energieträgern so schnell wie möglich zu erschöpfen, von denen man weiß, dass sie nicht erneuert werden können. Man könnte sich auch fragen, welchen Sinn es ergibt, die eigenen Ressourcen an die Konkurrenten im Wettrennen der Weltwirtschaft zu verscherbeln.

Und zu guter Letzt müsste man sich wohl auch fragen, warum jemand, der mit dem Slogan „America First“ in das Amt des US-Präsidenten geprescht ist, sich nicht zuerst um dieses „America“ kümmert – und uns stattdessen mit der ungeheuren Vergiftung von Boden, Wasser und Luft alleine lässt, ebenso wie mit den Krankheiten und Todesfällen, die bei so rigoroser Rohstoffgewinnung unausweichlich sind.

Natürlich erwähnen die republikanischen Elefanten, die diese katastrophale Energiepolitik lauthals vorantreiben, niemals den tatsächlich vorhandenen Elefanten im Raum: die Erderwärmung. Vorausschauende Länder wenden sich zunehmend den unerschöpflichen Energiequellen zu: Sonne, Wind und Gezeiten.

Aber wir rutschen zurück und erzeugen dabei eine riesige Wolke aus Kohlendioxid, die nicht nur unser eigenes Land bedroht, sondern den ganzen Globus in eine unbewohnbare Wüste verwandeln kann, mit extremen Temperaturen, mit Dürren, die bereits jetzt eine Rekordzahl an Busch- und Waldbränden verursachen, mit Stürmen, Überschwemmungen und steigenden Meeresspiegeln.

Aber über die Zerstörung der Erde, ihrer Meere und ihrer Atmosphäre hinaus kann man sogar noch etwas drauf legen, wie Trumps kürzlich angekündigte „Space Force“ beweist. Das Konzept basiert auf der Annahme, dass nicht nur der gesamte Planet, sondern auch noch der ihn umgebende Weltraum nicht mehr ist als lediglich ein gigantisches Schlachtfeld. Denken Sie einen Moment darüber nach, was es bedeutet, den Weltraum zu militarisieren.

Die Vorstellung, dass nur ein einziges Land den Weltraum kontrollieren könne oder sogar sollte, wirkt auf den ersten Blick lächerlich. Es ist dafür bereits viel zu spät, obwohl es scheint, dass Trump und seinen besten Leuten dieser Umstand nicht bekannt ist.

Tatsächlich ist der uns umgebende Orbit bereits total vermüllt. Tausende von Satelliten – militärischer wie ziviler Herkunft – teilen sich diesen Teil des Weltraums bereits mit unzähligen Überbleibseln von Zubringer-Raketen, ausgemusterten Satelliten sowie irdischem und außerirdischem Schrott.

Vielleicht sollte jemand unserem „sehr stabilen Genie“ von Präsidenten –„very stable genius“ wie Trump sich selbst nennt – mal mitteilen, dass die Chinesen bereits in der Lage sind, ihre ausgemusterten Satelliten mit Lenkraketen zu zerstören. Und sie haben sich wohl kaum auf diesem Erfolg ausgeruht. Oder ihm erklären, wie ein einziger abgestürzter Satellit mit Plutonium an Bord unser Land für viele Generationen unbewohnbar machen würde.

Andererseits mag es vielleicht einfacher sein, Trump beim Wort zu nehmen und ihn zum ersten Oberbefehlshaber zu machen, der in den Weltraum geschossen wird – dauerhaft natürlich. Noch schöner wäre es, wenn Zinke gleich mitginge und somit zum ersten wirklichen „Außenminister“ der Geschichte würde.


George Ochenski schreibt als Kolumnist für das Magazin Missoulian, in welchem dieser Aufsatz auch erschienen ist.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „The Absolute Dominance in the 21st Century". Er wurde vom ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzungsteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert.