Die weibliche Politik

Um eine humanere Alternative zum patriarchalischen Paradigma zu schaffen, genügt es nicht, wenn statt Männern nun oft auch Frauen die Kriegstrommeln rühren.

Eigentlich könnten sich Feministinnen freuen: Die letzten drei Verteidigungsminister waren Frauen, wir hatten eine Kanzlerin, und wichtigste Militärexpertin ist Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Zu schweigen von der „feministischen Außenpolitikerin“ Annalena Baerbock. Auf die Münder, die zur Schlacht rufen, wird nun häufig Lippenstift aufgetragen. Aber ist die Politik dieser Protagonistinnen deshalb schon „weiblich“? Auf eine größere Präsenz von Frauen in der Politik hatten viele ganz andere Hoffnungen gesetzt. Frauen seien sozialer, harmonischer, konsensorientierter. Frauen würden die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen stärker berücksichtigen und durch Ausgleich aller Interessen eine friedlichere Welt schaffen. Gewalt wäre ihnen fremd, denn diese ist ja eine Domäne der Männer. Wie wir sehen können, haben Quoten und feministische Rhetorik jedoch bisher wenig bewirkt. Es bräuchte eine Rückbesinnung auf eine Humanität, die grundsätzlich für beide Geschlechter offensteht.

Wenngleich es heute schwierig ist, von weiblichen und männlichen Eigenschaften zu schreiben — gibt es doch mittlerweile so viele Geschlechter wie Lügen, die während der Corona-„Pandemie“ verbreitet wurden —, würde ich mich hier gerne mit „weiblicher“ und „feministischer“ Politik auseinandersetzen.

Und obgleich ich mir dessen bewusst bin, dass der Kampf darüber noch lange nicht ausgefochten ist, was in Bezug auf männliches und weibliches Verhalten genetisch angelegt und was gesellschaftlich angelernt ist („Nature versus nurture“), gab es doch in vielen alten Traditionen und Philosophien eine Vorstellung darüber, was typisch weibliche und typisch männliche Qualitäten und Verhaltensweisen sind. In der chinesischen Lehre von Yin und Yang zum Beispiel wird der männliche Aspekt — das Yang — mit Handeln, Macht, Struktur, Verstand, Fokus, Logik und Kontrolle assoziiert, während das Weibliche — das Yin — für Intuition, Gemeinschaft, Empathie, Kommunikation, Hingabe, Kreativität, Heilen steht. Dass jeder von uns, ob Mann oder Frau, diese Qualitäten „in veränderlichen Gewichtsanteilen“ vereint, macht jeden von uns so phänomenal einzigartig — generell scheinen Frauen jedoch mehr Yin-Anteile und Männer mehr Yang-Anteile zu besitzen beziehungsweise auszuleben.

Wie sähe nun eine typisch weiblich geprägte Politik aus? Mal sehen … Man könnte ja davon ausgehen, dass Frauen „etwas anderes“ in die Politik mit einbringen.

Für mich würde eine weiblich geprägte Politik beinhalten, empathisch miteinander zu kommunizieren, zu versuchen, die Bedürfnisse aller zu berücksichtigen — und sich somit auch an den Schwächeren der Gesellschaft zu orientieren.

Dass damit auch eine Diskriminierung andersdenkender, andersfühlender, anderslebender Menschen ausgeschlossen wäre, versteht sich von selbst. Natürlich würde dann auch eine Gleichberechtigung der Geschlechter angestrebt, die nicht gleich macht, sondern gleich berechtigt. In meiner unbedarften Vorstellungswelt würde ich auch davon ausgehen, dass Frauen ein größeres Augenmerk auf soziale Gegebenheiten und Zusammenhänge legten sowie Sorge dafür trügen, dass unsere Kinder und Jugendlichen die besten Chancen für eine körperliche, seelische und geistige Gesundheit vorfinden.

Auf die Außenpolitik übertragen, beträfe dies nicht nur „unsere“ jungen Menschen, sondern weltweit alle Kinder und Jugendlichen. Und damit wäre für mich in allererster Linie der weltweite Frieden eines meiner Hauptanliegen. Eine weibliche Politik würde deswegen auch alles daransetzen, Konflikte ohne Gewalt zu lösen: durch eine achtsame Kommunikation, die die Würde sowie die Bedürfnisse aller Parteien respektiert, achtet und schützt.

Eine weibliche Politik würde dies alles auch ihren Kindern vorleben wollen und sie zu friedensliebenden, alle Menschen und Kulturen achtenden, aufrichtigen Menschenkindern erziehen. Wenn ich mir gedanklich keinerlei Grenzen auferlegen müsste, würde ich mir sogar vorstellen, dass eine weiblich orientierte Politik „heilend“ wirkte: Die vielen Wunden und Traumata, die sich Länder und Völker gegenseitig geschlagen und angetan haben, würden ausheilen und überwunden werden dürfen, Volksseelen würden gesunden in Geborgenheit und Sicherheit.

„Und wovon träumst du nachts? Das ist doch alles völlig unrealistisch!“, höre ich jetzt schon kritische Leser fragen. Aber man wird ja wohl noch träumen dürfen.

Vor allem, wenn die Realität weiblicher Politik Lichtjahre von diesen Vorstellungen entfernt ist. Angefangen bei Margaret Thatcher, der „Iron Lady“, haben wir in den letzten 50 Jahren Frauen in politischen Schlüsselpositionen erlebt, die eine elitäre, neoliberale, neofeudale und der in Lohn und Brot stehenden Bevölkerung gegenüber erbarmungslose Politik gemacht haben, die der männlich geprägten in nichts nachstand — im Gegenteil: Man konnte diese Politikerinnen fast als „die schlimmeren Männer“ wahrnehmen. Heute sind Annalena Baerbock und Agnes Marie Strack-Zimmermann Vertreterinnen dieser Linie: Es geht kaum härter, hetzerischer, kriegstreibender und undiplomatischer. Und das ist dann „feministische Außenpolitik“, die für sich beansprucht, Gewalt, Hate Speech und Diskriminierung abzulehnen.

Ich stelle mir manchmal vor, wie sich die Töchter unserer Außenministerin im Kinderzimmer in die Haare kriegen und sich „kloppen“. Kommt dann die Annalena rein und sagt: „Aber Mädels, ihr wisst doch, dass wir Worte und nicht Fäuste benützen, wenn wir uns streiten!“ Oder feuert sie dann eine der beiden an, ohne die Vorgeschichte des Streits zu eruieren? Und was sagt sie in ersterem Fall, wenn dann ihre Große sagt: „Aber Mama, in der Ukraine kloppen die sich doch auch und du hilfst denen auch noch mit Waffen!“

Wie kann man seinen Kindern gegenüber Gewaltlosigkeit im Kleinen predigen, wenn man doch im Großen die Kriegsmüdigkeit der Bevölkerung beklagt? Wenn man öffentlich äußert, Russland „vernichten“ zu wollen? Wie kann man seinen Kindern gegenüber Diskriminierung ablehnen, wenn man einen Unterschied macht zwischen russischen Kriegstoten (egal) und ukrainischen Kriegstoten (zu beklagen)? Und wie können die eigenen Kinder lernen, dass alle Menschen eine bedingungslos von Geburt an verliehene Würde besitzen, wenn man sich mit der eigenen Partei Madeleine Albright anbiedert, die den Tod einer halben Million irakischer Kinder als akzeptablen Kollateralschaden bezeichnet?

Was ist weiblich an einer Politik, die zu verantworten hat, dass heute ein Viertel aller Kinder in unserem Land in Armut lebt? Was ist weiblich an einer Politik, die Tausende von Existenzen zerstört und ganze Familien in Armut stürzt? An einer Politik, die immer mehr Geburtskliniken und Kreißsäle schließt, weil die nicht so rentabel sind wie ein Hüftersatz oder eine Operation am offenen Herzen?

Die uns in Zeiten einer Erkältungs-Pandemie, wegen der man die Bevölkerung über zwei Jahre hinweg drangsaliert, terrorisiert und in Panik versetzt hat, eine warme Wohnung verwehrt? Was ist weiblich an einer Politik, die uns Waschlappen und Waschschüssel empfiehlt, während gleichzeitig ein Kanzleramt für Milliarden von Euro gebaut wird? Wenn man sich einer fremden Nation gegenüber zu einer Verantwortungsethik verpflichtet wähnt, während man dem eigenen Volk gesinnungsethisch entgegentritt und es damit in den Ruin treibt? Was ist weiblich an einer Außenministerin, die die angebliche Demokratie in der Ukraine schützen möchte, der es aber egal ist, was die eigenen Wähler denken? Wenn lebendige Ideale zu zerstörerischer Ideologie werden?

Vielleicht brauchen wir weder eine männliche noch eine feministische Politik. Vielleicht ist es wichtiger, jenseits von Machtstreben und Feminismus zu einer menschlichen Politik zu finden, einem „Menschismus“, der Idealen statt Ideologien folgt, der Zielstrebigkeit mit Herzenswärme, Kreativität mit Verstand und Macht mit Empathie verbindet. Vielleicht wären dann die Würde des Menschen und eine werteorientierte Politik keine leeren Phrasen mehr.