Die üblichen Lügen
Putins Schergen sollen den Heiligen der Weißhelme vom Balkon gestoßen haben.
Ein Glanzstück propagandistischer Irreführung, transparent wie nie zuvor, leistet sich Deutschlands Qualitätspresse im Fall des tödlich abgestürzten White-Helmet-Gründers James Le Mesurier. Dieser Beitrag wollte eigentlich nur die Glanztaten des Spiegel beleuchten, aber was das Redaktionsnetzwerk Deutschland dazu zu sagen hat, verdient auch eine gewisse Erwähnung und wird deshalb an passender Stelle gezeigt.
Es geht darum, dem Gründer der syrischen Weißhelme nach seinem Ableben nun endgültig den Heiligenschein zu verleihen und zugleich die Geschichtsschreibung in die Wege zu leiten, dass Putin dessen Tod zu verantworten habe.
Drei Tage vor dessen Ableben noch habe das russische Außenministerium behauptet, Le Mesurier sei ein ehemaliger Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes gewesen, berichtet der Spiegel, was wohl heißen soll, dass damit die baldige Ermordung des Beschuldigten angekündigt worden war. Zu den wirklich schlimmen Verleumdungen seitens der russischen Propaganda zählt diese Behauptung freilich nicht. Immerhin zitiert das Redaktionsnetzwerk Deutschland den Guardian, Le Mesurier habe zwar für einen britischen Nachrichtendienst im Kosovo gearbeitet, aber im Rahmen einer Friedensmission. Nun, im Widerspruch dazu steht die Behauptung des russischen Außenministeriums nicht gerade.
Es folgt dann im Spiegelartikel die Hymne auf die Lebensleistung des Verschiedenen. Er habe danach, also wohl nach Kosovo, „in den humanitären Sparten privater Sicherheitsfirmen“ gearbeitet. Das ist nun eine gewaltige Ansage. Ich nehme an, die wenigsten von uns wussten bisher, dass es in privaten Sicherheitsfirmen „humanitäre Sparten“ gibt. Bei Good Harbor Consulting findet man dergleichen jedenfalls nicht. Das ist gemäß Wikipedia eine namentlich genannte dieser ansonsten anonymen Sicherheitsfirmen. Good Harbor Consulting lobt in ihrer Internet-Selbstdarstellung ausführlich ihr Leistungsangebot unter dem Top-Thema „Cyber Security Risk Management“.
Unter den vielen Leistungen ist keine, die irgendetwas mit „Humanitarian Services“ zu tun haben könnte, und da die Firma alle diese Dienste mit 15 Mitarbeitern erbringt, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass sich zwischen den Zeilen noch weitere ungenannte Angebote verstecken. Schwerpunkt von Good Harbor Consulting sind die Vereinigten Arabischen Emirate UAE und der Jemen. Diese Arbeit war also ein gutes Sprungbrett für Le Mesurier nach Syrien, aber wahrscheinlich eher für den Schwerpunkt Cyber-Kriegsführung als für den Zivilschutz.
Der Spiegel zitiert — wie alle berichtenden internationalen Medien — unter „Was ist bekannt über seinen Tod?“ die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Agency. Dass dort bereits die Überschrift lautet: „Le Mesurier thought of suicide before his death: Wife“ — dass er also gemäß seiner Ehefrau vor seinem Tod an Selbstmord dachte — findet dabei keine Erwähnung. Auch die sehr ausführliche Schilderung der Aussage der Ehefrau, der Schwedin Emma Hedvig Christina Winberg, die beginnt mit: „(…) told police officers on Monday that her husband had recently started to take psychiatric medications and told her 15 days before his death that he thought of killing himself“ — dass er also kürzlich mit psychiatrischer Medikation begonnen und ihr 15 Tage vor seinem Tod gesagt hatte, dass er daran denke, sich umzubringen — existiert für den Spiegel nicht. Der Anadolu Agency ist allerhand bekannt über Le Mesuriers Tod, dem Spiegel komischerweise nichts.
Ein klein wenig ehrlicher ist da schon der Stern, der immerhin weiß: „Seine Frau habe bei der Polizei ausgesagt, er habe in letzter Zeit ‚extremen Stress‘ gehabt und deshalb Schlafmittel und andere Medikamente eingenommen, berichtete Anadolu.“ Diese Aussage kommt im Anadolu-Bericht unmittelbar nach dem obigen Zitat mit der Selbstmordabsicht, das auch der Stern überlesen hat.
Der Spiegel kennt dafür noch „Gerüchte“, dass nämlich in Le Mesuriers Gesicht „Spuren eines scharfen Gegenstandes“ gefunden worden seien, von denen sonst niemand etwas weiß.
Wenn man zur Kenntnis nimmt, dass das Redaktionsnetzwerk Deutschland sich damit brüstet, für die überregionalen Inhalte von 50 regionalen Tageszeitungen zuständig zu sein, dann kann einem grausen, was da wohl schon wieder auf Deutschlands Frühstückstischen gelandet ist. Da wurden, auf dass das Denkmal nur ja groß genug werde, die Weißhelme quasi posthum zu Friedensnobelpreisträgern gekürt.
Auch zu den Hintergründen kennt das Redaktionsnetzwerk Deutschland Konspiratives, das es gar nicht gibt. Dass der Stichwortgeber, der BBC-Journalist Mark Urban, seinen Tweet aufgrund übergroßer Fragwürdigkeit wieder gelöscht hat, ist dem Redaktionsnetzwerk egal. Es pflegt trotzdem die Behauptung der „White Helmets“, dass „ein staatlicher Akteur verdächtigt werde, hinter dem Tod zu stehen“.
Denn was gibt es Glaubwürdigeres als „Friedensnobelpreisträger“, deren Glaubwürdigkeit auch bei 212 angeblichen Assad-Giftgas-Angriffen und bei 115.000 Menschen, die von den Weißhelmen gerettet worden sein sollen, niemand anzweifelt.
Nach neuesten Pressemeldungen ist Le Mesuriers Leiche inzwischen auf dem Weg zur Autopsie nach England. Es ist unschwer vorherzusagen, dass sich dabei eindeutige Hinweise auf Fremdverschulden ergeben werden. Wer anders könnte wohl in der Lage sein, in die durch Fingerabdrucksensor gesicherte Wohnung — so steht es im Spiegel — einzudringen, ohne Einbruchspuren zu hinterlassen und ohne dass die Ehefrau etwas bemerkt, als Russlands Geheimdienst? Auch eindeutig russische DNA wird sich vermutlich auf dem Fingerabdrucksensor finden lassen.