Die Transatlantiker-Datenbank
Eine neue Plattform macht Eliten-Netzwerke sichtbar.
Es gibt in Österreich eine Plattform namens „Wer liefert Was“. Dort erfährt der Interessierte, von welchem Anbieter man welche Produkte und Dienstleistungen beziehen kann. Man weiß anschließend, was man von wem erwarten kann. Die Internet-Seite RENWO hat Ähnliches zu bieten. Unter dem Motto „The Elite is no longer invisible“ zeigt sie auf, welche Politiker, Unternehmer und Pressevertreter sich in welchen transantlantischen Organisationen herumtreiben. Sichtbar wird das Porträt einer untereinander verfilzten, geheimbündlerischen und konsequent undemokratischen „Elite“.
Ein Besuch der Plattform RENWO hilft aufzuklären, welche Message man von welcher öffentlich bekannten Person erwarten oder wie man deren Aussagen einordnen kann – je nach Ausrichtung des oder der Think-Tanks, in dem derjenige jeweils organisiert ist beziehungsweise war. Man erfährt dort im Detail, welche Politiker, Journalisten und unternehmerischen oder industrienahen Personen sich in welcher transatlantischen Organisation engagieren, so dass man einen Eindruck gewinnt, was diese Person wohl an die Öffentlichkeit bringen soll.
Während die kommerzielle Plattform mit erheblichen Geldmitteln betrieben wird und natürlich wirtschaftlichen Zwecken dient, ist RENWO eine rein private Initiative des aus Tirol stammenden und in Wien lebenden Friedensaktivisten Werner Nosko, der auch die Informationswebseite npr.news.eulu.info betreibt. Dieser hat in mühseliger Kleinarbeit die verschiedenen öffentlich zugänglichen Informationen zu bekannten und weniger bekannten Think-Tanks und transatlantischen Organisationen analysiert und in eine für Recherchezwecke geeignete Datenbank-Form übertragen.
Befragt nach seiner Motivation für Aufbau und Betrieb der Plattform sagt Werner Nosko:
„Ich bin selbst daran interessiert zu erfahren, ob ein Politiker in irgendeinem Think-Tank oder einer anderen transatlantischen Organisation engagiert ist. Die Suche danach war immer aufwendig und mühsam. Das wollte ich mir und anderen leichter machen. Jetzt, nachdem ich die Informationen in einer Datenbank zusammengefasst habe, können Journalisten und Politik-Interessierte mit wenigen Klicks feststellen, wer sich wo engagiert und daher vermutlich ‚das Passende‘ liefert.“
Die Plattform steht allen Interessierten zur Verfügung. Einzige Voraussetzung zur Nutzung ist die einfache Registrierung – danach kann man anfangen, in der Datenbank zu recherchieren. Die Quellen, das heißt die jeweils aktuellen Informationen aus den verschiedenen Organisationen, auf deren Basis die Datenbank aufgebaut wurde, stehen als PDF-Dokumente ebenfalls zum Download zur Verfügung. Auch die Webseiten der Organisationen sind unter einer Kurzbeschreibung verlinkt, so dass man direkt weiterrecherchieren kann. Damit hat Werner Nosko ein äußerst nützliches Hilfsmittel geschaffen, wenn man Überparteilichkeit und Unabhängigkeit von bestimmten Personen überprüfen möchte.
Die Recherche-Datenbank hat nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Im Gegenteil. Sie ist „work in progress“ und wird regelmäßig aktualisiert. Hinweise auf fehlende globale Organisationen, die aufzunehmen wären oder bekannte Mitgliedschaften von öffentlich relevanten Personen nimmt Werner Nosko gerne entgegen, um die Recherche-Plattform auf einem möglichst aktuellen und umfassenden Stand zu halten.
Dass es sich um ein privates Projekt handelt, wird zwar in der doch etwas gewöhnungsbedürftigen Benutzeroberfläche deutlich, die Inhalte lassen dafür aber kaum zu wünschen übrig.
Angefangen bei der American Academy Berlin, Bilderberg, Club of Rome bis zu Weltbank oder Weltwirtschaftsforum: Alle wesentlichen Organisationen sind vertreten.
Man kann in über 78.000 Datensätzen recherchieren und erhält, wenn man nach einer Person sucht, unter anderem sämtliche Organisationen, in denen diese beteiligt ist, den Herkunftsstaat und die offiziell bestätigte Rolle der Person in der jeweiligen Organisation sowie den Zeitraum dieser Tätigkeit.
Beim Grünen-Politiker Cem Özdemir finden sich zum Beispiel diverse Einträge, die zumindest Zweifel an der Unabhängigkeit aufkommen lassen. Spannend sind auch Informationen zu den Spendern der jeweiligen Organisationen. So kann man erfahren, dass die Abu Dhabi National Oil Company dem Atlantic Council jährlich zwischen 250.000 und 999.000 US-Dollar spendet. Völlig uneigennützig natürlich.
Das Motto von Renwo stimmt wirklich: The Elite is no longer invisible!