Die Schreibtischtäter
Im Rubikon-Exklusivinterview erläutert der Journalist und Buchautor Patrik Baab, wie der Journalismus im Zuge des Ukrainekrieges versagt hat.
Gegenwärtig befinden wir uns in einer multiplen Krise: Die Energiepreise steigen, die Märkte spielen verrückt, die Inflation lässt die Menschen um ihr Erspartes bangen, und dazu gesellt sich noch ein Krieg im Herzen Europas, der sich zu einem Flächenbrand entwickeln könnte. In diesen Zeiten ist vor allem ein Handwerk besonders gefragt: der Journalismus. Er soll, nein, er muss in Krisenzeiten sachlich und nüchtern über die Geschehnisse berichten, obgleich mancher Journalist möglicherweise selbst betroffen ist und eine eigene Haltung zu den Ereignissen hat. Die Umbrüche, die aktuell stattfinden, sind jedoch von einem Versagen dieses so wichtigen Handwerks geprägt — und das nicht erst seit Corona. Im Interview mit Patrik Baab, das am Rande der diesjährigen Rubikon-Autorenkonferenz geführt wurde, geht dieser darauf ein, wie ein neuer Journalismus aussehen kann und welche Wurzeln die tendenziöse Berichterstattung hat.
„Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien.“ Dieses Zitat des deutschen Soziologen Niklas Luhmann beschreibt in zutreffender Art und Weise die Macht der Medien. Der Krieg in der Ukraine stellt gegenwärtig nicht nur Politik und Gesellschaft vor große Herausforderungen, sondern auch all jene, die über die Geschehnisse berichten und damit für die Wirklichkeitskonstruktion in den Köpfen der Menschen verantwortlich sind. Sie sind verantwortlich für das Bild, welches die Menschen über den Krieg, die Politiker und die Folgen, die dieser mit sich bringt, haben. Dabei wird oft vergessen, dass diejenigen, die an ihren Schreibtischen sitzen und diese Realitäten erzeugen, zumeist nicht frei von eigenen Überzeugungen und Haltungen sind. Sie sind daher „gebiast“, wie es auf Neudeutsch heißt, berichten also voreingenommen.
Im Interview mit Rubikon führt Patrik Baab, der selbst ein halbes Jahrhundert als Journalist gewirkt hat, dieses Phänomen aus. Dabei beschreibt er Probleme, die nichts mit etwaigen „Verschwörungstheorien“ über manipulierte Berichterstattung zu tun haben. Er beleuchtet vielmehr unsaubere, aber verbreitete Arbeitstechniken sowie die problematische Sozialisation einiger „Alpha-Journalisten“. Er geht außerdem auf die Hintergründe des aktuellen Krieges in der Ukraine ein und erläutert, wie der Westen die Eskalation befeuert hat.
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