Die Retter

Endlich da: Die absolut endgültige Lösung für die Flüchtlingskrise!

Zuwanderung ist, wie wir aus berufenem Munde wissen, die „Mutter aller Probleme“. Wird diese Frage gelöst, verschwinden alle anderen Probleme wie von selbst. Die Frage ist nur, wie. Denn immer noch weigern sich nicht wenige Afrikaner und Araber, aus Rücksicht auf die Besorgnis deutscher Bürger einfach zuhause zu bleiben. Eines ist dabei klar: Mit Gutmenschentum werden wir die Krise nicht in den Griff bekommen. Vielmehr findet sich das Gute dort, wo man es auf den ersten Blick gar nicht vermuten würde: in der Verweigerung von Hilfe aus einem tiefer gehenden Bewusstsein von Verantwortung heraus.

Szenerie:

Ein großer See im Voralpenland. An seinen Ufern liegt eine Kette großflächiger Privatgrundstücke wohlhabender Bürger mit gepflegten, ästhetisch gestalteten Gartenanlagen. Die Nachbarn Dr. Klöppcke und Direktor Staudinger begegnen sich am Gartenzaun, der ihre Grundstücke trennt, und blicken auf das aufgewühlte Wasser des Sees. Im Hintergrund dunkelgraue, bedrohliche Gewitterwolken. Ein Sturm zieht auf. Der See ist an dieser Stelle tief, nahe einem kleinen Steg befindet sich ein Bootshaus.

In nicht allzu großer Entfernung kämpft ein Mann in den Fluten um sein Überleben. Er scheint nicht schwimmen zu können und rudert verzweifelt mit den Armen. Im Hintergrund sieht man ein leck geschlagenes Ruderboot. Der Mann ist von dunklerer Hautfarbe.

Handelnde Personen:

Dr. Friedhelm Klöppcke, Akademiker; Utz Staudinger, Unternehmer; Desiree Meyer-Benickendorff, Inhaberin eines Kosmetikstudios; ein Ertrinkender.

ERTRINKENDER: Help!

DR. KLÖPPCKE: Jemand sollte was tun.

STAUDINGER: Schon, die Grünwalders, die könnten doch eigentlich was tun, die hätten sogar ein Boot. Oder die Starnbergers.

DR. KLÖPPCKE: Wenn der wirklich in Not wäre, wäre schon längst einer von den anderen unterwegs. Es geht doch nicht, jemanden einfach ertrinken zu lassen.

STAUDINGER: Was aber, wenn nicht. Wenn es allein von uns abhinge, dass er überlebt

DR. KLÖPPCKE: Unwahrscheinlich. Ich möchte auch nicht, dass unsere Nachbarn sich daran gewöhnen, sich bei allen Problemen auf uns zu verlassen. Die denken sich: Wir tun jetzt einfach mal nichts, und dann haben die Klöppckes ein schlechtes Gewissen und unternehmen was. Und dann haben wir das Problem am Hals und die haben sich auf billige Weise um ihre Verantwortung herumgedrückt.

ERTRINKENDER: Please help! I drown! (er rudert heftig mit den Armen)

STAUDINGER: Ist das jetzt eigentlich ein … na, Sie wissen schon.

DR. KLÖPPCKE: Ein was?

STAUDINGER: Na, so ein Mitbürger mit …, ein Mensch mit … man weiß ja heute gar nicht mehr, was man sagen darf bei all diesen Sprachpolizisten, die unterwegs sind und einen bei der geringsten Unkorrektheit zurechtweisen.

DR. KLÖPPCKE: Tun Sie sich wegen mir keinen Zwang an.

STAUDINGER: Also gut, ich sag jetzt das Wort einfach: Neger … Negernegerneger. Jetzt ist es raus. Das hat gutgetan. Ich weiß gar nicht mehr, was man jetzt offiziell sagt. Mitbürger mit dunklerem Hauteinfärbungsvordergrund…

DR. KLÖPPCKE: Ich glaube, man sagt: Menschen mit Pigmentierungsoriginalität. Sagen Sie am besten immer „Menschen“. Wenn Sie „Mitbürger“ sagen, müssen Sie immer dazu sagen: „und Mitbürgerinnen“, und das ist mühsam.

STAUDINGER: Verstehe.

ERTRINKENDER: Mister, please help me. Refugee, Asyl. (Er versinkt und ist für einen Moment nicht mehr zu sehenunsichtbar. Luftblasen steigen auf. Dann erscheint sein Kopf wieder.)

DR. KLÖPPCKE: Aber das ist doch gar kein Neger, schauen Sie doch mal genauer hin.

STAUDINGER: Nicht?

DR. KLÖPPCKE: Jetzt, wo er mit den Armen rudert, kann ich’s sehen. Er ist vielleicht ein bisschen dunkler als wir, aber auch nicht so dunkel. Vielleicht ein Dattelfresser!?

STAUDINGER: Ein was?

DR. KLÖPPCKE: Ein Mitbürger aus dem arabischen Kulturraum.

STAUDINGER: Ich bitte doch um ein Mindestmaß an Niveau. Ich glaub fast, Sie sind ein Rassist.

DR. KLÖPPCKE: Ach was, es gibt halt Rassen, da kann ich doch nichts dafür. Also ich meine: Ethnien. So sagt man, glaube ich, heute: Ethnien. Neger zum Beispiel gehören eindeutig der negroiden Ethnie an, Mongolen der mongoloiden und so weiter. Das heißt ja nicht, dass ich gegen diese Menschen etwas habe – zumindest wenn sie zuhause bleiben. Es ist wird doch nicht besser, wenn ich drum rum rede und sage: Der Mitbürger ist von negroider ethnischer Provenienz.

STAUDINGER: Sie sehen, kaum taucht einer von denen auf, streiten wir uns: zwei eingesessene Bürger dieses großartigen, dieses wohlhabenden Landes, die brav in die Sozialsysteme eingezahlt haben und unsere westliche Wertegemeinschaft zu konstituieren halfen – und dann kommt er von irgendwoher, und alles dreht sich nur noch um ihn. Dass wir es ihm auch ja recht machen und dass wir den feinen Herren in der korrekten Weise benennen. Ich habe wirklich nichts gegen Ausländer, aber was mich stört, ist diese Suggestion, wir, die Einheimischen, müssten uns ihm gegenüber bewähren – als sei dies eine Art Test unserer charakterlichen Integrität. Blicken wir auch ergriffen genug auf sein Leid? Stellen wir ihm eilfertig genug unsere Wohnung, unser Bett und am Ende noch unsere Frau zur Verfügung?

Ich habe wirklich nichts gegen Ausländer, aber was mich stört, ist diese Suggestion, wir, die Einheimischen, müssten uns ihm gegenüber bewähren – als sei dies eine Art Test unserer charakterlichen Integrität. Blicken wir auch ergriffen genug auf sein Leid? Stellen wir ihm eilfertig genug unsere Wohnung, unser Bett und am Ende noch unsere Frau zur Verfügung?

Ehrlich gesagt, gehen mir diese unausgesprochenen Anspruchshaltungen allmählich auf die Nerven. Soll er sich doch erst mal bewähren, wenn er neu hier ist.

DR. KLÖPPCKE: Die sind ja auch so undankbar angesichts all dessen, was wir hier für sie tun. Man liest doch immer wieder davon, dass sie einen aus dem Mittelmeer gefischt haben, ihn selbstlos aufgepäppelt haben, ihm noch Nahrung und Kleider besorgt haben, sogar einen Deutschkurs umsonst – und dann zum Dank rammt er einem Menschen ein Messer in den Rücken, einem Deutschen wohlgemerkt.

STAUDINGER: Wenn mir zum Beispiel ein Deutscher ein Messer in den Rücken rammen würde – ich meine, ich werde allgemein natürlich nicht gern erstochen –, aber wenn es schon sein müsste, wäre es mir wesentlich lieber von einem Deutschen. Ein Deutscher hat schließlich über Jahre in die Sozialsysteme eingezahlt, hat dieses Gemeinwesen mit aufgebaut, da kann man bei so einem Messermord schon mal ein Auge zudrücken.

DR. KLÖPPCKE: Und wenn wir den jetzt da rausholen, wer weiß denn, wen wir uns da einfangen. Am Ende importieren wir uns noch Ehrenmorde und Stammesfehden.

STAUDINGER: Und Selbstmordattentate.

ERTRINKENDER: I’m dying, help! (Eine hohe Welle schwappt über ihn hinweg. Er taucht wieder auf und hustet heftig.)

DR. KLÖPPCKE: Ach was, so lange wie der jetzt schon im Wasser ums Überleben kämpft, ist das Pulver an seinem Sprengstoffgürtel doch längst aufgeweicht und kann nicht mehr explodieren.

STAUDINGER: Da haben Sie Recht. Bleiben noch die Ehrenmorde. Dafür reicht auch ein Taschenmesser.

DR. KLÖPPCKE: Aber wen sollte der Neger denn ermorden?

STAUDINGER: Das ist kein Neger, sondern ein Mitbürger aus dem arabischen Kulturraum. Außerdem kann das ganz schnell gehen. Wenn wir den jetzt rausholen, holt er seine ganze Sippe nach. Das kann über einen längeren Zeitraum rasch eine Verzehnfachung oder Verhundertfachung der arabischstämmigen Population zur Folge haben, was automatisch mit einer Absenkung des allgemeinen geistigen Niveaus in Deutschland verbunden wäre. Und wenn sich seine Schwester dann noch in einen Deutschen verliebt, hat er das Messer schnell zur Hand.

DR. KLÖPPCKE: Insofern wäre es besser, wir holen ihn nicht raus. Dann kann er seine Schwester auch nicht nachholen und sie bliebe daheim in Timbuktu. Hier in Deutschland wäre sie unweigerlich dem Tod geweiht.

STAUDINGER: Bei solchen Zuständen in der islamischen Welt bin doch froh, dem christlichen Abendland anzugehören.

DR. KLÖPPCKE: Sie sind Christ?

STAUDINGER: Aber hallo! (Deutet auf eine 2 Meter hohes, schmiedeeisernes Kreuz, das in seinem Garten aufragt.)

ERTRINKENDER (gurgelnd): Please, have mercy!

DR. KLÖPPCKE: Was machen Sie eigentlich beruflich?

STAUDINGER: Unser Unternehmen stellt Handfeuerwaffen her. Möchten Sie eine kaufen? Ich hätte da sehr preisgünstig eine 67er Easyshoot, rostfrei … (kramt in einem neben ihm stehenden Koffer)

DR. KLÖPPCKE: Nein danke, jetzt nicht.

(Über dem See zuckt ein Blitz und taucht die umliegende Bergkulisse in ein gespenstisches Licht.)

MEYER-BENICKENDORFF (ist von einem der Nachbargrundstücke durch die Gartentür eingetreten und gesellt sich zu den beiden Herren): Ja sagen Sie mal, sehen Sie denn nicht, dass da ein Mann ertrinkt? Warum hilft ihm denn niemand?

DR. KLÖPPCKE: Nur langsam, ein solcher Schritt will wohlüberlegt sein.

MEYER-BENICKENDORFF: Wohlüberlegt? Das ist doch eine ganz einfache Situation. Jemand ertrinkt, also hilft man.

(Ein heftiges Donnergrollen)

DR. KLÖPPCKE: Das muss man differenzierter sehen. Wenn wir den jetzt retten, ermutigen wir weitere dieser Fremden, anzureisen, in den See zu springen und sich von uns retten zu lassen. Ersäuft er dagegen, sendet das ein Signal an seine afrikanischen Glaubensbrüder: Kommt nicht nach Deutschland, ihr ertrinkt dort elendiglich. Das spricht sich unter denen rum. Folglich kommen weniger zu uns. Folglich ertrinken weniger. Folglich stärken wir durch unser Nichtstun eben jene Humanität, die von gewissen Gutmenschen in aufdringlicher Weise eingefordert wird – jedoch ohne Verstand und Realitätsbewusstsein. In Zeiten einer immer unübersichtlicher werdenden Weltlage, ist die Unmenschlichkeit also am Ende das Humanere.

In Zeiten einer immer unübersichtlicher werdenden Weltlage, ist die Unmenschlichkeit also am Ende das Humanere.

(Der Sturm ist heftiger geworden. Eine gewaltige Welle schwappt über den Ertrinkenden.)

STAUDINGER: Leuchtet ein. Außerdem: Warum fischen ihn die Seehausener vom anderen Ufer nicht raus? Er muss doch von dort in den See gesprungen sein. Also war er schon auf sicherem Boden. Also sind die verantwortlich, nicht wir.

DR. KLÖPPCKE: Außerdem: Hat dieser Mensch eigentlich jemals Mitgefühl mit mir gezeigt. Ich komme auch nicht zu ihm nach Timbuktu, springe in einen Fluss und erwarte von ihm, dass er mich vor den Krokodilen rettet.

ERTRINKENDER (brüllt mit sich vor Verzweiflung überschlagender Stimme): Help! Mister, please, help!

DR. KLÖPPCKE: Was schreit er da?

STAUDINGER: „Help!“

DR. KLÖPPCKE: Ah, englisch. Der soll Deutsch lernen, wenn er in Deutschland aufgenommen werden will. Wenn ich nach Italien verreise, nehme ich immer meinen Polyglott Sprachführer mit. Wenigstens die wichtigsten Phrasen eigne ich mir da vor der Anreise an: „Guten Tag“, „Danke“, „Hilfe“.

STAUDINGER: Es ist ja schon anerkennenswert, dass er die Sprache eines zivilisierten europäischen Landes spricht. Normalerweise reden die da unten doch eher Suaheli. Oder Afrikaans.

DR. KLÖPPCKE: Ich möchte auch keinesfalls ein falsches Signal senden an diese illegalen Schleuser. Ich bin dezidiert der Meinung, dass man sich von illegalen Schleusern nicht vorschreiben lassen soll, wer bei uns leben darf.

STAUDINGER: Und wenn es ein legaler Schleuser wären?

DR. KLÖPPCKE: Das wäre ganz etwas anderes. Aber können wir sicher sein, dass er auf legalem Weg in diesen See gelangt ist?

ERTRINKENDER: I’m dying, you understand?

DR. KLÖPPCKE: Ich finde das unfair von ihm, dass er versucht, uns mit der Mitleidsmasche zu manipulieren. Dieses Manöver ist nur allzu durchsichtig, und ich werde ihm nicht den Gefallen tun, darauf reinzufallen. (Zum Ertrinkenden gerufen): We don’t let ourselves manipulate by compassion!

STAUDINGER: It is your problem, not ours! Please take responsability for your own business! Ich muss hier energisch an seine Eigenverantwortung appellieren. Dieser Mann ist noch ganz in seinem Opferbewusstsein gefangen und weigert sich, entschlossen als Regisseur seines eigenen Lebens zu agieren.

MEYER-BENICKENDORFF: Aber wie können Sie sicher gehen, dass dieser Mann nicht in seinem Heimatland gefoltert wurde? Wir sollten ihn erst mal rausholen und das genauer untersuchen.

DR. KLÖPPCKE: Ach was, gefoltert. Wer sich anständig benimmt und sich an die Vorschriften hält, der kommt eigentlich in jedem Land ganz gut durch. Es ist doch nicht unsere Verantwortung, wenn der meint, sich mit der Regierung anlegen zu müssen.

MEYER-BENICKENDORFF: Und wenn er stirbt?

DR. KLÖPPCKE: Wenn der Mann wirklich ein Folteropfer ist, ist doch der Tod für ihn eine Erlösung.

STAUDINGER: Und auch ökologisch wäre sein Tod von Vorteil. Die Überbevölkerung in der Dritten Welt erfüllt mich schon lange mit Sorge.

DR. KLÖPPCKE: Und wenn er sich in Deutschland einnisten würde und sich erst mal an einen deutschen Lebensstandard gewöhnt, was glauben Sie, was der für einen ökologischen Fußabdruck bekommt! Am Ende will er noch jeden Tag eine Leberkässemmel fressen und ein Auto fahren, das die Luft verpestet. Da drunten, wo er herkommt, gibt es doch allenfalls Hirse und ein paar Datteln …

STAUDINGER: … und Bananen.

(Der Ertrinkende ist nun völlig unter den sich immer höher türmenden Wellen verschwunden.)

DR. KLÖPPCKE: Und Bananen. Die Armut der Leute dort ist doch ein Segen für das Weltklima. Die haben materiell gar nicht die Mittel, um irgendwelche Ressourcen zu verbrauchen. Und Überbevölkerung reguliert sich dort irgendwie selbst ein: durch die vielen Hungertoten und die dort üblichen Stammesfehden.

STAUDINGER: Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dass es sich um einen arabischen Mitbürger handelt, nicht um einen Schwarzen?

(Der Ertrinkende taucht doch noch mal auf, kann aber nur noch gurgelnde Laute ausstoßen.)

DR. KLÖPPCKE: Man sagt: „schwarzen Menschen“.

MEYER-BENICKENDORFF: Nein, seit neuestem heißt es „Menschen mit Schwärze“.

DR. KLÖPPCKE: Na gut: Menschen mit Schwärze.

STAUDINGER: So ein Schmarrn, diese Sprachpolizei überall. Man kann schon gar nicht mehr reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist.

MEYER-BENICKENDORFF: Sie reden ja schon daher wie diese Rechtspopulisten, Herr Staudinger!

DR. KLÖPPCKE: Ich verbitte mir diese Unterstellung. Der Rechtsruck in Deutschland erfüllt mich mit großer Sorge.

STAUDINGER: Mich auch. Da müsste man dringend was dagegen tun.

DR. KLÖPPCKE: Aber das ist es ja gerade: Wenn wir den jetzt aus dem Wasser fischen, erhöht das den Migrationsdruck, und die Rechtsradikalen, deren Umtriebe uns alle zutiefst entsetzen, erhalten infolge dessen noch mehr Zulauf.

STAUDINGER: Was also tun?

DR. KLÖPPCKE: Nichts, ihn ersaufen lassen. Erst das weitestgehende Nichtvorhandensein von Migranten nähme dem braunen Treiben in unserem Land den Wind aus den Segeln.

Erst das weitestgehende Nichtvorhandensein von Migranten nähme dem braunen Treiben in unserem Land den Wind aus den Segeln.

STAUDINGER: Wir haben ja auch aus der Geschichte gelernt – als Deutsche …

(Noch einmal taucht die Hand des Ertrinkenden aus den Fluten auf, dann sieht man, wie auch diese versinkt.)

DR. KLÖPPCKE: Ja genau, gerade als Deutscher, meine ich, haben wir eine Verantwortung, uns diesem Rechtsruck mit aller Macht entgegenzustemmen und ein Zeichen für mehr Humanität zu setzen.

(An der Stelle, wo der Mann versunken ist, steigen noch ein paar Luftblasen nach oben.)

DR. KLÖPPCKE: Jetzt ist er, glaube ich, abgesoffen.

STAUDINGER: Schad drum.

DR. KLÖPPCKE: Es wäre an und für sich ganz einfach gewesen, ihn raus zu fischen. Ich hätte da eine lange Stange hinter dem Bootshäuschen gehabt, und vom Steg aus …

MEYER-BENICKENDORFF: Ja, warum haben Sie denn dann nichts getan???

DR. KLÖPPCKE: Warum haben Sie nichts getan? Sie haben doch immer das große Wort geführt von wegen Humanität und so …

MEYER-BENICKENDORFF: Ich konnte nicht umhin, von dem Meinungsklima, das hier in der Nachbarschaft herrscht, auch ein bisschen beeinflusst zu werden. Wissen Sie, ich bin ein Mensch, der gern in Harmonie mit seiner Umgebung lebt: Und Sie haben so dezidiert argumentiert, dass wir ihn nicht rausholen sollten, das hat mich irgendwie doch eingeschüchtert.

STAUDINGER: Ein bisschen eklig finde ich das ja schon, dass seine Leiche jetzt direkt hier vor unserem Beach im Wasser verwest. Wie lang meinen Sie, dass es dauert, bis man hier wieder problemlos baden kann?

DR. KLÖPPCKE: Einen Monat vielleicht, dann müssten die Mikroorganismen den Kadaver zersetzt haben.

STAUDINGER: Jetzt müssen wir uns schon von so einem Zuwanderer sagen lassen, wann wir als Deutsche das Recht haben, in einem deutschen See schwimmen zu gehen. Die Einschränkungen und Belästigungen durch diesen maßlosen Zuwanderungsdruck nehmen immer mehr überhand.

STAUDINGER: Dass die das überhaupt mit ihrem Gewissen vereinbaren können…!!?

MEYER-BENICKENDORFF: Also, was machen wir jetzt?

DR. KLÖPPCKE: Sie sehen doch, dass es zu spät ist.

MEYER-BENICKENDORFF: Aber irgendwas muss man doch machen.

DR. KLÖPPCKE: Dann bekämpfen wir halt die Fluchtursachen.

STAUDINGER: Ja, das machen wir, die Fluchtursachen bekämpfen!

DR. KLÖPPCKE: Damit bewirken wir viel tiefer gehende Veränderungen als mit übereilten, nur dem unmittelbaren emotionalen Impuls entspringenden Interventionen. Karitative Sofortmaßnahmen kratzen doch allenfalls an der Oberfläche einer eskalierenden globalen Schieflage. Es käme jedoch darauf an, die Probleme bei den Wurzeln anzugehen.

MEYER-BENICKENDORFF: Ja, und wie genau sollen wir dann die Fluchtursachen bekämpfen?

DR. KLÖPPCKE: Was weiß ich? Vielleicht an die Sahel-Zone spenden, da wo der geschätzte Verstorbene herkommt.

STAUDINGER: Das ist war doch gar kein Neger, das war ein Araber.

DR. KLÖPPCKE: Freilich war es ein Neger.