Die Nieten festnageln

In seinem Sammelband „Gefährliche Nullen — Kriegstreiber und Elitenvertreter“ zeichnet Uwe Froschauer ungnädige, jedoch sehr wirklichkeitsnahe Porträts unseres Spitzenpersonals.

Politiker und andere Respektspersonen in Deutschland schauen wohl ab und zu ängstlich auf Manova und ducken sich — in der Hoffnung, dass der Blick Uwe Froschauers nicht auf sie fällt. Anderenfalls droht ihnen der ultimative Albtraum: ein Froschauer-Porträt über ihre Person. Dann nämlich wird es höchst ungemütlich. Die Artikel des Journalisten und Unternehmensberaters sind mittlerweile Kult. Meist bestehen sie aus einem „Worst-of“ der Sprüche und Taten von Spritzenpolitikern und Rüstungslobbyisten, die derzeit in Amt und Würden sind. Mit sorgfältig ausgewählten Zitaten, Berichten und Analysen gestaltet Uwe Froschauer seine Monografien stets als Antihelden-Epen. „Unehre, wem Unehre gebührt“, scheint sein Motto zu sein. Nancy Faeser und Karl Lauterbach bekamen schon ihr Fett ab, ebenso wie Deutschlands Darling Boris Pistorius sowie die aasig grinsende Talkshow-Moralwächterin Alena Buyx. Friedrich Merz und Marie-Agnes Strack-Zimmermann beweisen, dass Unvermögen nicht allein eine Spezialität von „Rot-Grün“ ist. Hat man all das in einer Mischung aus Entsetzen und einem auf Froschauers launigen Schreibstil zurückzuführenden Lesevergnügen studiert, stellt sich der Eindruck ein, hier sei wohl eine absolute Negativauswahl von Vertretern des „deutschen Geistes“ versammelt. Ich stelle es mir gar nicht so leicht vor, eine solche Häufung von Nullen in einem einzigen Kabinett zu vereinigen. Schwer, aber nicht unmöglich zu bewerkstelligen für jemanden vom Format unseres Niedergangs-Kanzlers Olaf Scholz. Uwe Froschauers Porträtserie „Gefährliche Nullen“ war ein Highlight im Programm von Manova in den letzten Jahren. Schön, dass sie jetzt auch in Buchform erhältlich ist.

„Unfähigkeit ist kein Schutz gegen Karriere, wie die nachfolgend von mir beschriebenen Personen belegen“, schreibt Uwe Froschauer gleich am Anfang seines Buches. Und er fährt fort:

„Einbildung ersetzt bei einigen dieser Kandidaten die notwendige Bildung für die Ausübung der wichtigen Aufgaben ihrer Ämter. Wenn unfähige Menschen regieren, kann entweder passieren, dass nichts passiert, oder es können schlimme Dinge passieren wie beispielsweise ein Weltkrieg. In den oberen Regionen der Macht wird Unfähigkeit oftmals mit Aufstieg belohnt, da wirklich fähige Menschen schlecht formbar sind.“

Hier wird eine mögliche Erklärung für das Ausmaß des Unvermögens gegeben, das sich in den letzten Jahren vor unseren Augen entrollt hat. Oder, in anderer Deutung: die erstaunliche Affinität unserer Eliten zur Zerstörung, ihre fast sadistisch anmutende Neigung, uns immer wieder mit neuen Zumutungen, kollektiven Demütigungen und Aufforderungen zum Verzicht zu quälen. Irgendjemand oder irgendetwas muss sie so geformt haben. Und dazu sind halt- und rückgratlose Menschen natürlich weitaus besser geeignet als starke Persönlichkeiten.

Sind wir also derzeit mit jenen konfrontiert, die übrig geblieben sind, nachdem die Fähigen und Integren vor dem ganzen Zirkus reißausgenommen haben? Nicht unbedingt! Das jetzt herrschende Personal war für die globalen Casting-Direktoren vielleicht sogar erste Wahl, wenn es darum ging, eine Demokratie zu zerstören.

Dummheit — manchmal schlimmer als Bosheit

Uwe Froschauers Politikerporträts verraten eine charakteristische Handschrift und wirken wie aus einem Guss. Somit eignen sie sich bestens dafür, zu einem Buch zusammengefasst zu werden. Im Gegensatz zu anderen Artikelsammlungen, die Journalisten manchmal im Eigenverlag herausbringen, musste für diese nicht künstlich eine inhaltliche „Klammer“ gefunden werden; der gemeinsame Nenner ist schlicht „Nieten beziehungsweise Nullen unserer Zeit“. Dabei sind Froschauers Porträts keineswegs monoton nach einem bestimmten Schema gestrickt. Zwar gibt es wiederkehrende Elemente — etwa die jeweils schlimmsten Zitate, die der Autor von einem Politiker zu finden vermochte, ein biografischer Abriss und eine Analyse des Zeitkontextes —, doch ist jedes der Kapitel literarisch ein Unikat. Wie auch unter den Porträtierten jeder auf seine ganz unverwechselbare Weise schlecht ist.

In seinem Kapitel über Nancy Faeser beginnt Froschauer mit einer eher allgemeinen Reflexion: „Macht bezeichnet die Fähigkeit einer Person, Gruppe oder Institution, auf das Verhalten und Denken einzelner Personen, Gruppen oder Teile der Bevölkerung derart einzuwirken, dass diese sich den Ansichten oder Wünschen der Machthaber unterordnen und entsprechend verhalten. Wer Macht besitzt, kann auch Entscheidungen gegen den Willen der anderen treffen. Tugendhaft ist es, wenn man Macht besitzt und sie nicht missbraucht.“ Und er zitiert Dietrich Bonhoeffer: „Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit.“ Die Leser dürfen hier rätseln, in welchem Zusammenhang diese Betrachtungen mit unserer Bundesinnenministerin stehen.

Null und nichtig

Weiter führt der Autor eine Reihe von Äußerungen an, die den autoritären Geist dokumentieren, den Nancy Faeser verkörpert: „Niemand, der an eine rechtsextreme Organisation spendet, darf sich darauf verlassen können, dass er dabei unentdeckt bleibt“, sagte sie. Und: „Es muss für alle klar sein: Wer im Netz Hass und Hetze verbreitet, bekommt es mit der Polizei zu tun.“ Oder über das beliebte Thema „Impfung“: „Es wird irgendeine Form von Sanktion geben müssen, vielleicht Bußgelder. Das würde wenigstens einen Teil der ungeimpften Bürgerinnen und Bürger dazu bringen, sich impfen zu lassen.“ Gemeinsam ist diesen Vorstößen „Nancys“ jeweils die unbedingte Entschlossenheit zur Einengung von Freiräumen auf der Ebene des Verhaltens wie auch des Denkens. Durch Froschauers Technik des akribischen und im guten Sinne „nachtragenden“ Dokumentierens gerät so nicht in Vergessenheit, was im Interesse des Schutzes von Demokratie und Frieden tatsächlich nicht vergessen werden sollte.

Uwe Froschauer hebt die Faeser-Zitate auch auf eine abstraktere Betrachtungsebene und macht so die tieferliegenden Tendenzen und Beweggründe sichtbar: „Kaum eine Person des politischen Lebens in Deutschland nimmt den Begriff ‚Demokratie‘ so oft in den Mund wie Frau Faeser, und kaum eine Person tritt diesen Begriff so häufig mit Füßen wie die deutsche Bundesinnenministerin.“ Und er spricht die Politikerin — wie er es auch mit anderen Staatenlenkern tut — ganz direkt an: „Wer nicht das Regierungsnarrativ widerspiegelt, wird in ‚Ihrer‘ Demokratie, Frau Faeser, wie ein Geächteter behandelt.“

Auf diese Weise konfrontiert er die von ihm porträtierten „Nullen“ — zumindest in seinen Gedanken — ganz direkt. Zu Froschauers wichtigsten Stilmitteln gehört es, auf Heuchelei und Doppelstandards bei den „Heldinnen und Helden“ seiner Kurzbiografien hinzuweisen. Wenn jemand etwa gegen „rechts“ wütet, in Linksextremismus und Islamismus jedoch gar kein Problem zu sehen scheint. Auf diese Weise — mit an die Persönlichkeit der betreffenden „Null“ angepassten Nuancen — verteilt der Autor laufend „Goldene Himbeeren“ für die geringste Sachkompetenz, den geringsten Respekt vor den bürgerlichen Freiheiten oder die abenteuerlichste Kriegsrhetorik.

Demokratie gegen das Volk

Uwe Froschauer stieg im August 2023 mit ersten Artikeln, zunächst veröffentlicht auf seinem Blog „Wassersäge““, ein. Obwohl er kein ausgebildeter Journalist ist, beschleunigte er mit seiner Serie „Gefährliche Nullen“ gleich von null auf hundert, mauserte sich bei Manova vom Neuling zu einer unentbehrlichen Säule unseres Schaffens als unabhängiges Webmagazin. Obwohl die Summe vieler Nullen wiederum null ergibt, weist die Bilanz dieser Artikelsammlung qualitativ deutlich in den Plus-Bereich. Froschauer hat mittels dieser Einzelporträts auch ein Sittenbild des neunormalen Deutschlands als Ganzes geschaffen.

Sein Buch ist zugleich ein Signal des Aufstands gegen das Vergessen, denn ohne solch präzise und fleißige Chronisten des Grauens werden künftige Generationen kaum glauben können, welche Anhäufung von Unvermögen, gepaart mit viel schlechtem Willen, in nur wenigen Jahren in Deutschland auf engem Raum versammelt war.

Eine anarchische Stoßrichtung ist dem Schaffen Froschauers somit ganz generell zu eigen.

„Macht bezeichnet die Fähigkeit einer Person, Gruppe oder Institution, auf das Verhalten und Denken einzelner Personen, Gruppen oder Teile der Bevölkerung derart einzuwirken, dass diese sich den Ansichten oder Wünschen der Machthaber unterordnen und entsprechend verhalten. Wer Macht besitzt, kann auch Entscheidungen gegen den Willen der anderen treffen. Tugendhaft ist es, wenn man Macht besitzt und sie nicht missbraucht.“

Vom Verzicht auf Machtmissbrauch sind die hier Porträtierten jedoch weit entfernt.

Literarischer Kampfsport

Eine wichtige Rolle spielt für Uwe Froschauer deshalb die Wiederherstellung des Respekts vor dem „eigentlichen Souverän“. Das sind wir — auch wenn es in manchen Politikerreden so aussieht, als bestünde unsere Hauptpflicht darin, die politisch Verantwortlichen mit Rücksicht auf ihre offenbar außerordentlich vulnerablen Gemüter mit berechtigter Kritik zu verschonen.

„Viele Politiker mutieren von Verantwortungsethikern zu Gesinnungsethikern und versuchen, ihre Ideologie beziehungsweise die ihrer Partei umzusetzen, ohne die Bedürfnisse des Souveräns in einer angeblichen Demokratie — das Volk — zu berücksichtigen. Sie wandeln erfolgreich das humanistische Gewissen der Menschen in ein autoritäres Gewissen um, das unreflektiert die Narrative der eliteninstruierten Politiker und Mainstreammedien aufnimmt und verfolgt. Sie verdrehen den Bewertungsrahmen der Menschen.“

Froschauer arbeitet als Unternehmensberater und verfasste eine ganze Reihe von Büchern mit vielsagenden Titeln wie „1 x 1 = 3 — oder jedes andere gewünschte Ergebnis“, was an ein Rechenexempel aus George Orwells „1984“ erinnert. Außerdem: „Das menschliche Schaf — Massenpsychologie und Manipulation.“ Zu seiner Biografie gehören lange und abenteuerliche Reisen in viele Länder, er ist naturverbunden und betreibt Kampfsport. Durchaus kämpferisch zeigt er sich auch in seinen im Wochenrhythmus erscheinenden Artikeln, die das Kunststück vollbringen, umfangreich und zugleich bis in jedes Detail gut recherchiert zu sein.

Der vergessene Begriff „Ehre“

Uwe Froschauer sagt über sich selbst:

„Die Würde jedes Menschen ist mir sehr wichtig, Begriffe wie Ehre haben für mich einen hohen Stellenwert, und das Leben ist viel zu wichtig, um es zu ernst zu nehmen.“

Er bekennt:

„Bei wahren Worten ist es mir egal, wer sie ausspricht, gleichgültig welcher politischen Gesinnung entspringend.“

Dies ist heilsam in einer Zeit, in der viele zuerst auf das Parteibuch eines Menschen schielen und überlegen, ob sie jemanden, den sie mögen, überhaupt mögen dürfen. Der Autor verspricht:

„Ich werde meine Kraft dem Kampf für eine lebenswerte Zukunft für meine Familie, für mich, für jeden Menschen widmen, für eine Zukunft, die in einem bisher nicht gekannten Ausmaß in Gefahr ist.“

In der Schlussbetrachtung seines Sammelbands diskutiert Uwe Froschauer, ob die Bezeichnung „Homo sapiens“ für unsere geschätzte Spezies überhaupt noch angebracht ist. Denn: „Kriegstreiber würde ich nicht unbedingt als vernunftbegabt bezeichnen.“ Er entwirft ein 8-Punkte-Programm für den Frieden, womit bewiesen ist, dass er durchaus nicht nur am „Politiker-Bashing“, sondern auch an Lösungen interessiert ist.

„Ich reiche Russland die Hand. Ich reiche Putin die Hand. Ich reiche jedem, der für Frieden ist, die Hand. Einer geballten Faust kann ich nicht die Hand reichen.“


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