Die neue Geldordnung
Im Rubikon-Exklusivinterview erläutert der Wirtschaftsjournalist Norbert Häring, dass eine neue finanzielle Ordnung entsteht, die unser aller Freiheiten massiv einzuschränken droht.
Das Monetäre durchdringt all unsere Lebensbereiche. Doch so wirklich greifbar dürfte Geld für die wenigsten sein. Und das im doppelten Wortsinn. Einerseits wird das Geld in barer Form immer seltener aus dem Portemonnaie gezogen. Und zum anderen dürften viele nicht verstanden haben, was Geld eigentlich genau ist. Dabei wird es tagtäglich genutzt. Im Interview mit dem Finanzexperten Norbert Häring sprach Jens Lehrich über den bevorstehenden Wandel des Geldes, wie wir es bisher kannten. Beginnend mit einem kleinen historischen Exkurs über die Entstehung des Geldes spannen beide einen Bogen in die Jetztzeit. Am Horizont zeichnet sich immer deutlicher eine neue Geldordnung ab, die die Unabhängigkeit und Freiheit jedes Einzelnen massiv einschränken kann.
„Mit Karte bitte!“ ist wohl der häufigste Satz, welchen Kassierer seit rund zwei Jahren zu hören bekommen. Vom Bargeld scheinen sich die meisten Deutschen mittlerweile verabschiedet zu haben. Selbst Kleinstbeträge werden inzwischen mit Plastik, der Smartwatch und vielleicht bald schon mit einem implantierten Chip beglichen.
Dies allerdings ist lediglich ein erster Vorgeschmack auf eine zukünftige Geldordnung, die uns allen ins Haus steht. Derzeit wird allerorts an der Einführung digitaler Zentralbankwährungen auf Blockchain-Basis gearbeitet, während parallel dazu in Europa die ersten Pilotprojekte für ein Social-Credit-System nach chinesischem Vorbild an den Start gehen.
Dostojewski bezeichnete bereits im 19. Jahrhundert das Geld als „gedruckte Freiheit“. Gibt eine Zentralbank das Geld nur noch digital auf Blockchain-Basis raus, dann ist das Wort „chain“ / „Kette“ bereits enthalten und offenbart den Verlust der Freiheit, welcher mit dieser neuen Geldordnung einhergeht.
Befeuert wird dieser Prozess durch eine flächendeckende Verarmung der Bevölkerungen. Die Preise schießen nach oben die Kontostände gehen runter. Die Inflation wird als Folge der aktuellen Krisen ausgewiesen, um damit die Fragilität der alten Geldordnung zu kaschieren. Die Fragilität dieser alten Ordnung macht es für die Nutznießer notwendig, diese durch eine neue zu ersetzen.
Der neuen Geldordnung ist es zu eigen, dass die ausgegebene Währung mit allen erdenklichen Parametern programmiert werden kann, so dass Zahlungen für bestimmte Waren, Dienstleistungen oder für bestimmte, unliebsame Personen blockiert werden können. Wer dann nicht nach der Pfeife des Systems tanzt, steht ganz schnell mittel- und hilflos da.
Doch kann sich eine solche Dystopie — die schon bedrohlich nahe herangerückt ist — auf Dauer aufrechterhalten? Werden sich die Menschen eines Tages gegen diese Unterdrückung aufbäumen, wenn es ihnen gewaltig an das Eingemachte geht? Über diese und weiteren Fragen sprach Jens Lehrich mit dem Finanzexperten Norbert Häring, der vergangenen Winter das Buch „Endspiel des Kapitalismus: Wie die Konzerne die Macht übernahmen und wie wir sie zurückholen“ veröffentlichte.