Die Macht der Gedanken

Das Naturvolk der Kogi in Kolumbien bittet seine „jüngeren Brüder“ der Industrienationen, wieder zu denken anzufangen. Im Manova-Exklusivgespräch erklärt Lucas Buchholz, wie sie das meinen.

Die Kogi leben in einer hoch entwickelten Kultur, die seit über 4.000 Jahren existiert. Im Gegensatz zu modernen Industriegesellschaften haben sie Wege gefunden, als Zivilisation nachhaltig und im Einklang mit der Natur zu leben. Dabei spielt Bewusstseinsarbeit eine wichtige Rolle für ihre Gesellschaftsordnung. 2015 erhielt Lucas Buchholz eine Einladung, in die Berge Kolumbiens zu reisen und die Kogi zu treffen. Er folgte der Einladung und verbrachte mehrere Monate bei ihnen. Sie vermittelten ihm ihre Sicht auf die Welt und unsere moderne Gesellschaft. Im Manova-Video spricht Lucas Buchholz über seine Erfahrungen und vor allem von dem Wissen, das die Kogi mit seiner Hilfe den heutigen Industriemenschen vermitteln wollen.

In den Bergen Nordkolumbiens lebt ein indigenes Volks von etwa 30.000 Menschen abgeschieden vom Rest der Welt und noch im Einklang mit der Natur. Es ist das Volk der Kogi, und Ihre Ältesten haben vor ein paar Jahren entschieden, mit den Menschen der modernen Industriegesellschaft in Kontakt zu treten, weil sie seit Längerem beobachten, dass wir aufgehört haben zu denken und dadurch unser aller gemeinsame Lebensgrundlagen zerstören.

„In der Sprache der Kogi hat der Begriff Mensch eine besondere Bedeutung: Das Wort kággaba heißt ‚Mensch‘, und das Verb dazu, kagbei, bedeutet sowohl ‚denken‘ als auch ‚erschaffen‘. Dies ist so, als würde es zum deutschen Wort Mensch ein Verb ‚menschen‘ geben, das diese Wortbedeutung hätte. Außerdem ist bemerkenswert, dass ‚denken‘ und ‚erschaffen‘ nicht voneinander unterschieden werden, sondern in eins fallen. Wichtig ist hierbei anzumerken, dass die Kogi nicht zwischen Denken und Empfinden unterscheiden und hier kein rein mentaler Vorgang gemeint ist, sondern gefühlte Bewusstseinsbewegung, ein belebter Inhalt“ (1).

2023 sprachen Kogi-Älteste auf einer Konferenz in Paris zum Thema künstliche Intelligenz und Bewusstsein. Dort waren Größen anwesend wie Tony Fadell, Erfinder des iPods, und Leute, die künstliche Intelligenz aktiv gestalten, und es fand ein interessanter Austausch statt. Die Kogi sagen, dass es „die Aufgabe der jüngeren Brüder sei, mit Technik und Maschinen zu arbeiten“. Ein Problem sehen sie darin, dass wir die Technik aus künstlichen Gedanken heraus erschaffen und nicht, wie wir es eigentlich tun sollten, aus natürlichen Gedanken heraus, aus der Blaupause des Natürlichen.

So erklärt der Kogi-Weise Mama Ramon Gil Barros:

„Für uns ist die Erinnerung an die Prinzipien des Lebens unser Ursprung und unsere Zukunft. (…) Die Erinnerung zu verlieren, ist für uns ein bisschen, wie wenn der Planet die Sonne verlieren würde: Alles wäre in Gefahr, in Dunkelheit zu versinken. Eine menschliche Gemeinschaft ohne Erinnerung und ohne Träger und Bewahrer dieser Erinnerung kann sich nur neue künstliche Gesetze erfinden. Aber erfundene Erinnerung kann nicht funktionieren, denn sie beruht auf dem, was Menschen wollen, aber nicht darauf, wie der Ursprung der Dinge ist. Sie funktioniert nur in einer Scheinwelt. In der Natur gibt es keine Unterschiede, kein Gut und kein Schlecht. Es gibt ein gemeinsames Wirken von Kräften, die im Gleichgewicht gehalten werden. Wenn eine Kraft eine andere dominiert, beginnt das Chaos“ (2).

Die Kogi baten Lucas Buchholz während seiner Zeit bei ihnen, ein Buch mit ihrer Botschaft an die jüngeren Brüder zu schreiben. 2019 erschien es auf Deutsch. Heute reist er immer wieder mit den Kogi durch Europa und organisiert Vorträge und Seminare. Ihr gemeinsames Buch wurde bereits in mehrere Sprachen übersetzt, und er gründete, einer weiteren Weisung der Kogi folgend, auch die Timeless Wisdom Academy, um ihre Weisheit an so viele Menschen wie möglich weiterzugeben.

Auf Lucas Buchholz‘ Frage, in welchem Bereich der dringendste Handlungsbedarf besteht, erhielt er die Antwort:

„Bringt eure intimen Beziehungen in Ordnung. Wenn ihr das macht, wird sich die Welt komplett verändern.“

Im Mai 2025 veranstalten die Kogi in Deutschland ein Seminar speziell zu dem Thema. In der Online-Akademie werden Inhalte zu verschiedensten Themen verfügbar sein.

„Unsere größte Herausforderung ist es, die vermeintlichen Widersprüche unserer Moderne zu integrieren. Für viele Menschen stellen sich Fragen nach sich scheinbar ausschließenden Werten wie Leistung oder Gesundheit, Umwelt oder Profit, Karriere oder Familie, Arbeitgeber- oder Arbeitnehmerinteressen, Erfolg oder Erfüllung. Viele dieser Trennungen existieren allerdings nur nach unserer Sicht der Welt und geben uns ein Gefühl der Alternativlosigkeit. Es gibt jedoch Alternativen, individuelle wie unternehmerische, von denen mein Freund Mama José Gabriel sagen würde: So können wir noch 80.000 Jahre gut leben“, schreibt Lucas Buchholz im letzten Teil seines Buchs zur Akademie (3).


Elisa Gratias und Lucas Buchholz: Die Macht der Gedanken

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