Die Lösung
Für die Entsorgung des Atommülls wurde ein Endlager gefunden, das keine Wünsche offen lässt.
Schon seit der Inbetriebnahme des ersten Atomkraftwerks stellt sich der Gesellschaft ein großes Problem: Wohin mit dem Atommüll? Jahrzehntelang wurde nach einer tragfähigen Lösung für ein Endlager gesucht. Nun ist endlich eine Lösung in Sicht. Prof. Dr. Harald Wichtig, Gründer des renommierten Instituts für Atomfolgenbeseitigung (IAFB), erklärt im Interview die von ihm entwickelte Lösung.
Felix Feistel: Herr Prof. Dr. Wichtig, Sie behaupten, nach jahrzehntelanger Forschung endlich eine Lösung für das Problem des Atommülls gefunden zu haben, der bei der Energiegewinnung in Atomkraftwerken anfällt. Erstmal meinen Glückwunsch dazu.
Prof. Dr. Harald Wichtig: Vielen Dank. Ja, in der Tat, meine Kollegen und ich haben viele Jahrzehnte an dieser Problematik geforscht, und nun können wir mit Fug und Recht behaupten, das Problem gelöst zu haben.
Das ist eine wirklich beruhigende Nachricht. Viele Menschen machen sich schon sehr lange Sorgen um ihre Gesundheit, um das Grundwasser, ihre Lebensmittel und so weiter. Sie werden sicherlich froh sein zu hören, dass das in Zukunft nicht mehr nötig sein wird. Aber wie ausgereift ist Ihre Lösung denn? Ist sie schnell umsetzbar?
Aber natürlich. Wir haben mit allen beteiligten Akteuren gesprochen, die Bundesregierung eingeschlossen. Alle Vorbereitungen sind getroffen, und wir müssen jetzt im Grunde nur noch anfangen.
Und wer genau war an der Entwicklung dieser Lösung den beteiligt? Erzählen Sie uns doch etwas über Ihr Institut.
Sehr gerne. Ich gründete das Institut für Atomfolgenbeseitigung (IAFB) vor 30 Jahren dank großzügiger finanzieller Unterstützung der Energiewirtschaft in enger Kooperation mit ebendieser. Gemeinsam mit meinen Kollegen forsche ich seitdem an einer kostengünstigen, aber effizienten Methode, den Atommüll zu entsorgen. Schon seit Beginn der nuklearen Energiegewinnung machen besorgte Bürger auf die angeblichen Gesundheitsrisiken oder Gefahren für die Umwelt aufmerksam und fordern so etwas absurdes wie einen Atomausstieg, den die Bundesregierung ja dann auch beschlossen hat. Daher war der Druck natürlich sehr groß, schnell zu einer tragfähigen Lösung zu finden. Bei unserer Suche gab es viele gesundheitliche Bedenken, und natürlich spielt auch die Umwelt eine Rolle, aber unsere Arbeitgeber aus der Energiewirtschaft wollen sich natürlich nicht vorwerfen lassen, dass sie ihren Dreck nicht wegräumen, und so haben wir jahrzehntelang konsequent und entschlossen geforscht, und nun endlich die Lösung gefunden, die den Atommüll zum gesellschaftlichen Nutzen entsorgt.
Jetzt spannen Sie uns aber nicht länger auf die Folter. Was ist Ihre Lösung? Was wird mit dem Atommüll geschehen?
Also, ich möchte dafür etwas weiter ausholen. Zunächst einmal müssen wir hier differenzieren. Für die Entsorgung von schwach bis mittelstark radioakivem Abfall steht in Deutschland das Bergwerk Schacht Konrad bei Salzgitter zur Verfügung. Dort werden 90 Prozent des Volumens abgeladen, die aber nur 1 Prozent der gesamten Radioaktivität ausmachen. Für den hochradioaktiven Abfall, der also 99 Prozent der Radioaktivität ausmacht, fehlte uns bislang trotz intensiver Forschung jede Möglichkeit einer sicheren Lagerung, und das, obwohl weltweit pro Jahr circa 12.000 Tonnen radioaktiven Abfalls anfallen. Doch dann kam mir in Erinnerung an eine alte Zigarettenwerbung eine Idee, welche das Problem schlagartig löste. Ich dachte mir: Warum müssen wir all diesen Abfall konzentriert an einer Stelle lagern?
Warum verteilen wir ihn nicht in homöopathischen Dosen über den ganzen Planeten, sodass sich die Radioaktivität gleichmäßig verteilt, und so kam ich zu der einfachen wie brillanten Lösung, den radioaktiven Abfall mittels Zigaretten in den Lungen der Raucher zu lagern.
In den… äh…, was?
Doch, doch, Sie haben schon ganz richtig gehört. Überlegen Sie doch mal: Raucher saugen sich täglich so viel Dreck und Gift in ihre Lungen, dass das bisschen Radioaktivität wirklich nicht mehr ins Gewicht fällt. Und Krebs kriegen die doch sowieso (kichert).
Aber es bekommen doch nicht alle Raucher Krebs.
Jetzt schon! Das ist doch das Tolle.
Was soll daran toll sein?
Nun, denken Sie doch mal nach: Auf diese Weise entledigen wir uns nicht nur des radioaktiven Abfalls, sondern kurbeln gleichzeitig auch noch die Wirtschaft an. Denn der ganze Krebs will ja schließlich auch behandelt werden, nicht wahr? Zudem entlasten wir auf diese Weise die Sozialkassen.
Die Sozialkassen?
Aber ja! Glauben sie etwa, dass auch nur einer von den Rauchern noch das Rentenalter erreichen würde? Sicherlich nicht. Das bedeutet: Wir sparen enorm viele Rentenkosten. Und wenn Sie sich anschauen, welche Bevölkerungsgruppen hauptsächlich rauchen, sind das: Hartz-IV-Schmarotzer, Proletarier und Studenten, also all jene, die dem Staat ohnehin nur auf der Tasche liegen oder die Leistungsträger unserer Gesellschaft mit ihren Forderungen nach besseren Löhnen oder Arbeitsbedingungen nerven. Ich sehe da bedeutendes Einsparungspotenzial. Und ich sehe schon, was Sie erwidern wollen: Wird dieser Effekt nicht durch steigende Krankenkassen-Kosten negiert? Aber da kann ich Sie beschwichtigen: Die Lebenserwartung dieser Raucher wird rapide abnehmen, sodass die Kassen nur kurzfristig belastet werden. Für den Lungenkrebs der Raucher müssten sie ja später ohnehin zahlen. Außerdem können die Kassen ihre Kosten ja auf die Versicherten umlegen, indem sie einfach die Beiträge erhöhen.
Meine eigentliche Frage wäre gewesen: Aber die Zigarettenindustrie hat Ihnen doch hoffentlich eine Absage erteilt?
Keineswegs. Sehen Sie, die Zigarettenkonzerne arbeiten schon seit Jahrzehnten eng mit der Chemieindustrie zusammen und übernehmen die Entsorgung ihres Giftmülls, den sie ihrem Tabak zusetzen. Haben Sie schon einmal versucht herauszufinden, was alles in einer einzigen Zigarette steckt? Es ist unmöglich, weil die Konzerne dieses Geheimnis gut hüten. Daher ist es nur konsequent, wenn sie sich auch mit der Atomindustrie absprechen. Die Warnhinweise vor Krebs stehen ja schon auf den Verpackungen, und wenn demnächst auf den Verpackungen neben „Enthält soundsoviel Milligramm Teer“ auch noch steht „enthält ein Gramm angereichertes Uran“, dann wird das niemandem auffallen – wer liest schon gern das Kleingedruckte? Und die Industrie freut sich über ein kostenloses Ausgangsmaterial. Alles, was im Vorfeld getan werden muss ist, das Uran zu feinem Pulver zu zermahlen.
Bei 204 Millionen konsumierten Zigaretten pro Tag im Jahre 2018 allein in Deutschland lässt sich der globale Bestand des Atommülls von etwas über 300.000 Tonnen in gut fünf Jahren wegrauchen.
Aber die Bundesregierung hat diese Idee doch hoffentlich zurückgewiesen?
Im Gegenteil, die Bundesregierung hat sich bereiterklärt, für die Pulverisierung des Urans aufzukommen. Die Politiker sind doch froh, wenn sie dem Volk endlich eine Lösung für dieses seit Jahrzehnten ungelöste Problem präsentieren können. Das hilft auch beim nächsten Wahlkampf ungemein. Die Details muss dann ja niemand erfahren. Wenn wir nur vermelden lassen, dass der demografische Wandel auf diese Weise aufgehalten und die Renten gesichert werden können, dann interessieren die Details auch niemanden.
Nun ist es ja so, dass in einigen Zwischenlagern, wie zum Beispiel Asse II über Jahre Atommüll faktisch einfach in den Schacht hinuntergekippt wurde, sodass eine Bergung schwierig ist. Viele Fässer wurden auch über Jahre hinweg einfach im Meer versenkt. Wie gedenken Sie, diesen Abfall zu entsorgen?
Nun, das mit den in der Nordsee gelagerten Fässern stellt uns durchaus vor Probleme. Doch für die Asse haben wir eine Lösung. Wie Sie vielleicht wissen, würde eine Bergung den Bund 4 bis 6 Milliarden Euro kosten. Auch deshalb waren die Politiker bereit, unserer Lösung zuzustimmen. Anstatt den ganzen Müll nun aus diesem Schacht herauszuholen, hat sich ein namhafter Tabakkonzern dazu bereiterklärt, seine Produktion einfach dort hinunter zu verlagern.
Ist das nicht gefährlich für die Beschäftigten des Konzerns?
(Lacht) Keine Sorge, dafür gibt es doch die EU und den neuen UN Migrationspakt. Wir werden natürlich keine deutschen Arbeiter dort hinabschicken. Nein, Polen, Bulgaren, Rumänen, Syrer oder Afghanen tun es doch ebenso gut.
Finden Sie ihre ganze Idee nicht aus humanistischer oder menschenrechtlicher Sicht etwas bedenklich?
(Winkt ab) Mit Humanismus lässt sich nun einmal kein Geld verdienen. Hinter den Interessen von Wachstum und Profit müssen solche Belanglosigkeiten dann schon einmal zurückstehen. Und wer interessiert sich schon ernsthaft für Menschenrechte?
Sie wissen aber schon, dass diese Brennstäbe eine durchschnittliche Halbwertszeit von 24.000 Jahren haben. Was geschieht denn mit dem Abfall in den Lungen der Raucher, nachdem sie gestorben sind und unter der Erde liegen?
Na, dann sind doch die ersten paar Jährchen schon rum. Den Rest der Zeit…
…also noch etwa 23.950 Jahre oder mehr…
… liegt das Zeug doch dann breit verstreut unter der Erde, sicher eingepackt in Särge, begraben unter 6 Fuß Erde. Das ist ja gerade der Vorteil der dezentralen Endlagerung. Alle Friedhöfe Deutschlands können auf diese Weise als Endlager dienen. Da dieses Problem nun gelöst ist, können wir auch aus dem Ausstieg aussteigen und wieder auf Atomkraft als Alternative zur Braunkohle setzen, die uns diese Ökos nun auch noch madig machen wollen.
Meinen Sie denn, dass die Raucher sich das gefallen lassen werden: 1 Gramm Uran pro Zigarette erscheint mir doch ziemlich viel.
Ich weiß, worauf sie hinauswollen. Natürlich ist 1 Gramm hoch kalkuliert, daher haben wir auch überlegt, die Menge pro Zigarette etwas zu senken. Wenn wir dann bedenken, dass wir aus dem Atomausstieg aussteigen, wird sich die Menge des Abfalls natürlich weiter erhöhen. Daher haben wir auch schon namhafte Hersteller von Energydrinks darauf angesprochen, ob sie nicht Verwendung für pulverisiertes Uran hätten, und sind momentan in konstruktive Gespräche verwickelt. Ich bin zuversichtlich, dass wir alle zusammen dieser Lage Herr werden können. Der Markt findet doch für jedes Problem eine Lösung, mit der sich gutes Geld verdienen lässt. Ein Hoch auf den Kapitalismus!
Danke, Herr Prof. Dr. Wichtig, für diese interessanten wie verstörenden Einblicke.