Die Klimadiktatur
Mit den Grünen könnten die bei Corona eingeübten Freiheitseinschränkungen einfach auf das Thema Klimaschutz übertragen werden.
Wenn Freiheit Leben kostet und Diktatur Leben rettet — wer würde da nicht freudig letztere wählen? Dies ist das Kernargument, mit dem uns der schwerste Angriff auf die Bürgerrechte seit 76 Jahren verkauft wurde. Und wenn nun etwas noch Größeres auf dem Spiel stünde als nur das Überleben von ein paar Zehntausend Menschen? Wenn es um die Fortexistenz unseres Ökosystems und somit allen höheren Lebens auf unserem Planeten ginge — wäre dann die Freiheit nicht erst recht ein vernachlässigbarer Faktor, den wir getrost auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgen könnten? Mit den Grünen an der Regierung droht uns tatsächlich eine solche „Logik“ — eine zweite und noch schlimmere Welle der Repression nach einem eventuellen Abflauen der Corona-Hysterie. Jeder, der dem eigenen Anspruch nach im Auftrag des Klimas unterwegs ist, könnte uns zur Hinnahme jeden Verzichts, jeder Übervorteilung, jeder Unterdrückungsmaßnahme zwingen. Und weder unsere Medien noch die Bevölkerungsmehrheit würde genug Mut aufbringen, um die Regierung zum Maßhalten zu bewegen.
Das Virus, es gibt nur noch das eine, gemeinhin Corona genannt, ist schon ein seltsames Ding. Es umklammert die Welt und somit auch das „beste Deutschland“. Die früher einmal beiläufig hingeworfene Floskel „Bleiben sie gesund!“ wird über Nacht zum Diktat.
Die Unterwerfung gelingt nahezu vollständig, ein paar Wochen nur müssen ins Land gehen. Eine vor laufenden Kameras stammelnde Kanzlerin braucht es noch, dazu einen planlosen, aber ehrgeizigen Gesundheitsminister, einen panikmalenden Hinterbänkler aus der vormaligen Arbeiterpartei SPD, einen hochdotierten Pferdedoktor sowie einen in fälschlichen Prophezeiungen bewährten Virologen aus einem der Regierung unterstellten Institut. Der Zutaten der nachfolgend im Staatstheater aufgeführten Horrorshow sind damit genug. Weitere äußere Einflussnahmen auf die Regie und das Drehbuch sind unerwünscht, die Quengelnden werden das recht bald bemerken.
Zum Erfolg eines jeden Theaterstücks gehört dann noch eine brillant inszenierte Öffentlichkeitsarbeit, schließlich lässt sich jede verpatzte Aufführung einigermaßen erfolgreich verkaufen, hat man nur genug willige Helfershelfer. Doch spätestens seit der von Pöbelnden sogenannten Migrationskrise weiß die Frau Bundeskanzler: Es gibt genug Edelfedern und Edelzungen, und die haben Lust am Erfolg, die schreiben schön. Und die sitzen, sprechen, drucken und schreiben bei Tagesschau, ZDFheute, RTLNews, bei der Zeit, der Süddeutschen Zeitung, dem Tagesspiegel, der FAZ und weiteren sogenannten Massen- und Leitmedien. Regiedauerfeuer seit über einem Jahr nun, fortwährend und unablässig.
Im Zuschauersaal des Theaters, dem Deutschen Bundestag, wird freudigst applaudiert, denn der Sprechgesang ist so wunderbar beruhigend, vor allem dann, wenn die Frau Bundeskanzler die entscheidenden Texte in unnachahmlichster Vortragskunst selbst spricht. Gebannt und nahezu atemlos verfolgen Menschen vor den Bildschirmen im Lande die Theateraufführungen. Eine Künstleraktion in Bern fasst den Inhalt in brillanter Manier zusammen (1):
„Allein sterben lassen ist Nächstenliebe. Selber denken gefährdet das Allgemeinwohl. Wahre Freiheit findet in der Isolation statt. Impfung ist Nächstenliebe. Opfert alles den Unternehmen. Trennt euch von den Gefährdern. Verzichtet auf Zeugung. Verratet eure Nachbarschaft. Regelbrecher an die Wand. Gefährder in die Einzelhaft. Maskenpflicht ein Leben lang. Impfgegner entrechten. Fügt euch der Normalität. Maskenleugner ächten. Kontaminierung vermeiden. Absolute Keimfreiheit. Körperkontakt schafft Leiden. Sicher ist nur Einsamkeit. Unser Atem tötet. Sei immer gehorsam. Lass deine Liebsten allein …
Allein sterben lassen ist Nächstenliebe. Selber denken gefährdet das Allgemeinwohl. Wahre Freiheit findet in der Isolation statt. Impfung ist Nächstenliebe. Opfert alles den Unternehmen. Trennt euch von den Gefährdern. Verzichtet auf Zeugung. Verratet eure Nachbarschaft. Regelbrecher an die Wand. Gefährder in die Einzelhaft. Maskenpflicht ein Leben lang. Impfgegner entrechten. Fügt euch der Normalität. Maskenleugner ächten. Kontaminierung vermeiden. Absolute Keimfreiheit. Körperkontakt schafft Leiden. Sicher ist nur Einsamkeit. Unser Atem tötet. Sei immer gehorsam. Lass deine Liebsten allein …“ ad infinitum.
Steinzeitliches
Wir haben ein Steinzeitgehirn und sind überfordert. Konrad Lorenz machte als Verhaltensforscher immer wieder darauf aufmerksam, es bekam ihm langfristig nicht, Nobelpreis hin oder her. Das ist auch kein wirklich schöner Befund, vor allem keiner, der zu beruhigen vermag. Die Überforderung lässt bisweilen aber die Phantasie überborden und wenn dann Einfluss, Geld und Macht mit ihr einhergehen, dann kann ein Klaus Schwab munter fantasieren, dass „unsere alten Systeme nicht mehr für das 21. Jahrhundert geeignet sind“, dann kann er ungebremst weiter träumen, „das System gemäß den Bedürfnissen umzuformen, die im Zusammenhang mit Corona entstanden sind“.
Und solch gestalterisch-visionäres Fantasieren erhält dann die Beglückwünschung durch eine träumend-narkotisierte Politik. Die „wärmsten Grüße und besten Wünsche zum Auftakt des großen Neustarts“ übermittelt António Guterres, UN-Generalsekretär, und einmal mehr heißt es: „Es ist unausweichlich, dass wir unsere Welt neu erfinden, neu gestalten, neu beleben und neu ausbalancieren“ (2).
Besser aber, wir erinnern: Wir Menschen haben ein Steinzeitgehirn. Komplexes ist nicht unsere Sache, Globales somit schon gar nicht. Fallen wir den Fantasten und schwarz-rot-grünen Visionären also erstmal lautstark in den Traum und sorgen für ein Erwachen, denn auch das Regiertwerden durch Steinzeitmenschen ist nicht ungefährlich. Fragen wir deshalb nach, beginnen wir bei unseren Volksvertretern in Bund und Ländern, welche Bedürfnisse mit welchem Recht und wozu überhaupt umzuformen sind.
Denn bislang blieb die Erklärung dafür aus, was falsch ist an der Farbe im Leben, an Kunst und Liebe, am Miteinander, am Streit auch und am Aushalten anderer Lebensentwürfe. „Es bleibt so viel Unmessbares angesichts der Vielfalt dessen, woraus eine Gesellschaft besteht. Und jeder sieht ja auch nur seinen Ausschnitt der Welt“, so formuliert es der Pianist Martin Stadtfeld. Was ist somit falsch am Reden miteinander, gelegentlich übereinander? Was ist besser am Vorschreiben und Bestimmen? Was besser an Angst und gleichgeschalteter Massengesellschaft? Ist der „Abbau des Menschlichen“ die tatsächlich geeignete Vision für das Leben in diesem Jahrhundert?
„Die Welt von gestern“ sei die falsche Welt, wird uns erklärt, grüner müsse die Welt vor allem werden und gerechter. Zuletzt nun wird die Weltrettung zur Pflicht — zur Pflicht für alle, die schon länger oder auch erst kürzer hier leben. Deutschlands neues Staatsziel: die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzen. Konkret: Benzin, Diesel und Heizöl werden verteuert, Landwirtschaft wird weiter eingeschränkt, Kohle-Kraftwerke sollen noch schneller vom Netz. Denn das CO2 muss weg, die Zero-Strategen wollen es so.
Nun blieb noch das Problem der Freiheit, und ja, Freiheit ist ein massiver Störfaktor, sie muss eben auch weg, wenn die Umweltkatastrophe droht. Das sind die möglichen und absehbaren Folgen eines Skandalbeschlusses des obersten Gerichtes dieser Republik, des Bundesverfassungsgerichtes, zur Klimapolitik, den die Richter in Karlsruhe veröffentlichten.
Das Skandalöse: Freiheitsrechte können zugunsten eines „Klimaschutzes“ eingeschränkt werden. „Künftig können selbst gravierende Freiheitseinbußen zum Schutz des Klimas verhältnismäßig und verfassungsrechtlich gerechtfertigt sein“, heißt es wörtlich im Karlsruher Urteil (3). Der Klima-Lockdown kann sich dem Corona-Wahn nahtlos anfügen. Der Richterspruch aus Karlsruhe ist letztlich der Ausdruck schwarz-links-grünen Zeitgeistes und ebensolcher Politik, die ein Netzwerk quer durch alle Institutionen gespannt hat.
Nach diesem Skandalspruch ist die politische Linie klar: Heilig sind sie, die Klimaanbeter, dabei ging nur der Heiligenschein des obersten Gerichts flöten. Vergessen scheint gänzlich, was der frühere Verfassungsrichter Udo Di Fabio hervorhob: Nicht Aufgabe des Bundesverfassungsgerichts könne es sein, sich an die Stelle der Politik zu setzen und politische Vorgaben zu machen, sondern es habe zu garantieren, dass der Rechtsstaat ein Rechtsstaat bleibt.
Betreutes Wohnen oder Autonomie?
Leben im „besten Deutschland“, das wird fortan heißen: Leben ohne Grundrechte, ohne Demokratie, ohne Versammlungsfreiheit, es wird heißen, zu leben auch ohne Freiheit von Forschung und Lehre, ohne Freiheit der Kunst. Leben wird künftig weiter heißen: Dauer-Lockdown und Impfen im Vierteljahresrhythmus, denn „wir wissen nicht, ob die Impfung …“.
Fetischismus wird erlernbar werden, vor allem der zum Tragen von Masken. Testorgien werden folgen im Stunden- oder gar Minutentakt, der anfallende Müll ist ja wohl CO2-neutral — oder etwa nicht? —, denn es könnte ja sein, die Zeit der Ansteckung setzt ein — jetzt! Der Test vor einer Stunde oder Minute gewährte falsche Sicherheit. Die Pflicht zum täglichen Gang ins Friedhofsbüro ist noch einzuführen: Jeder Bürger muss sich täglich versichern, dass er nicht schon gestorben ist. Denn nach dem derzeitigen Motto des Bundestagswahlkampfes der Grünen „Alles ist drin“ sind die Möglichkeiten unbegrenzt.
Unausrottbarer Fortschrittsglaube findet sich in den grünen Visionen, denn auch ihnen gilt weiterhin das alte Gebot: Nehmet die Welt und machet sie euch untertan! Nur Deutschland steht in der grünen Programmatik noch zur Disposition, da ringt man derzeit mit sich. So formuliert man: „Im Mittelpunkt unserer Politik steht der Mensch in seiner Würde und Freiheit. Und nicht Deutschland.“ Warum tritt diese Partei aber in Deutschland an? „Grün. Alles ist drin“, wäre dann einfach konsequenter, ehrlicher formuliert.
Das Motto machte dann tatsächlich den Wahn, die Anmaßungen deutlich, sind Allmachtsprädikate doch ohnehin verdächtig genug und sollten bestenfalls ein theologisches Problem bleiben. Denn alles ist eben auch nichts. Die Begriffe „Würde und Freiheit“ im grünen Sprachgebrauch wären in permanente „Gesichtslosigkeit und Gängelung“ noch in die Alltagssprache zu transformieren.
Leben im „besten Deutschland“ wird fortan ein Leben in Angst sein. Denn der da vom besten Deutschland faselte, in dem man jetzt lebe, der drohte nicht von ungefähr: „Danach wird die Welt eine andere sein.“ Oder ist doch ein Leben denkbar, welches Stefan Zweig einst in der „Welt von gestern“ (4) entdeckte und welches wiederum neu erlernbar wäre? Denn da „war der neue Mut, die neue Kühnheit in den Menschen … weniger ängstlich und sparsam im Leben — ja, man schämte sich, ängstlich zu sein“.
Quellen und Anmerkungen:
(1) www.youtube.com/watch?v=G_qD5Ca43e4&t=139s
(2) Rossum, Walter van: Meine Pandemie mit Professor Drosten, Neuenkirchen, 2021, S. 236f.
(3) www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/bvg21-031.html
(4) Zweig, Stefan, Die Welt von gestern, Berlin, Weimar, 1985, S. 211