Die Karuna-Welle

Ein tiefgreifender Bewusstseinswandel könnte eine neue Epoche der Menschheitsgeschichte einläuten.

Was vor wenigen Wochen in dieser Form und in diesem Ausmaß undenkbar gewesen wäre, ist mittlerweile Wirklichkeit: Die Menschen haben ihr Mitgefühl und ihre Verbundenheit mit dem Lebendigen wieder gefunden und leben nun in Freundschaft und Frieden miteinander. Statt auf Corona sollten wir uns hierfür aber auf Karuna fokussieren — der buddhistische Begriff für Mitgefühl. Die Utopie einer Welt, die nun möglich geworden ist.

Reiner Angermeier

Wie ist das möglich? Es hat erst einmal im Kleinen angefangen: Viele Menschen haben sich angelächelt, wenn sie einander begegnet sind. Nicht wenige haben sich berührt und in den Arm genommen. Die Menschen haben einfach körperlich ausgedrückt, was sie gefühlt haben: ihre Verbindung untereinander. Es ist, als ob sich ein Schleier gelöst hätte, als ob die Menschen aus einem Tiefschlaf oder einer kollektiven Hypnose erwacht seien und sich fortan auf die wahren menschlichen Werte besinnen würden.

Die Psychologen stehen immer noch vor einem Rätsel, wie es zu diesem Bewusstseinswandel kommen konnte. Wie ein Virus hatte sich die Bewegung über die Erde ausgebreitet und Alles und Jeden angesteckt. Die Bewegung hat natürlich auch einen Namen: Karuna. Der Begriff kommt aus der buddhistischen Weisheitslehre und bedeutet, dass wir emphatisch, schwingungsfähig und voller Mitgefühl mit allen Wesen sind. Der Tiefenökologe David Abram hat es so ausgedrückt:

„Menschen sind wir erst im lebendigen Miteinander und der sinnlichen Kohärenz, mit dem, was nicht Mensch ist.“

Und genau dorthin bewegt sich gerade die Menschheit als Kollektiv. Anfangs hat der Funken der Begeisterung in den Menschen einzelne Lichter entzündet. Inzwischen sind aus den Lichtern Leuchttürme geworden und keiner kann sich der Ausstrahlung von Karuna mehr entziehen.

Die Karuna-Bewegung hat sich längst auch auf alle Wirtschaftsbereiche ausgedehnt. Nachdem die Menschen aufgehört haben, Fleisch aus Massentierhaltung zu essen, stellte sich das Problem, was mit den vielen Millionen Rindern, Schweinen und Hühnern geschehen soll? Ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums erklärte:

„Wir sind in der Verantwortung. Wir können die Tiere, die teilweise durch frühere Misshandlungen durch ihre Halter in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand sind, nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Wir werden Sorge tragen, dass sie bis zu ihrem Lebensende artgerecht gehalten werden. Einzelne Menschen haben sich bereits gefunden, um Patenschaften für die Tiere zu übernehmen.“

Derselbe Sprecher beschrieb, dass die Landwirtschaft zukünftig wieder ökologisch, regional und nachhaltig organisiert werde. Auf für Mensch und Tier giftige Substanzen, wie Pestizide, werde in Zukunft verzichtet. Deren Verwendung wäre auch praktisch gar nicht mehr möglich, denn mehrere Unternehmer aus der Chemiebranche stellten bereits klar, dass sie nicht mehr gewillt seien, Produkte herzustellen, die das Gesamtgefüge der Erde derart belasten. Es müssten, so die Unternehmer, andere Lösungen gefunden werden, für die wir uns unseren Enkeln gegenüber nicht mehr zu schämen brauchen. Die Produktion der meisten bedenklichen Chemikalien wurde bereits deutlich eingeschränkt.

Karuna führt darüber hinaus zu einer radikalen Kehrtwende in der Vermögensverteilung. Die Politiker betonen, dass es schon bald keine Superreichen mehr geben werde, denn die Umverteilung der Vermögenswerte sei schon eingeleitet.

All dies geschieht im Einvernehmen mit den Vermögenden. Sie selbst haben bereits begonnen, ihr Vermögen zu verteilen. Insbesondere die Menschen in Ländern, wie Bangladesch, Äthiopien oder Nepal, die bisher nur ausgebeutet wurden, bekommen dabei das Meiste vom großen Kuchen ab.

Eine Regierungssprecherin betonte zur Nachhaltigkeit:

„Wir werden in Deutschland zukünftig wirklich nur das produzieren, was wir für eine gutes Leben brauchen. Viele Dinge des alltäglichen Bedarfs könnten gemeinschaftlich genutzt, getauscht oder einfach weiter gegeben werden, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Wir könnten dadurch viele Ressourcen sparen und unsere Arbeitszeit bald deutlich reduzieren, damit wir wieder mehr Zeit für Kultur und Kreatives haben.“

Eine Nachricht von heute hat nun endgültig klargestellt, dass eine neue Epoche in der Menschheitsgeschichte eingeläutet wurde. Ein NATO-Sprecher gab bekannt, dass das Militärbündnis aufgelöst werde:

„Nachdem wir zu dem Schluss gekommen sind, dass alle Menschen unsere Brüder und Schwestern sind, gibt es für das Militär keine Daseinsberechtigung mehr. Wir werden alle Waffen und alles militärische Gerät entschärfen und soweit wie möglich in zivile Güter umwandeln. Wir prüfen beispielsweise gerade, ob sich die umgebauten Flugzeugträger eignen, um die Weltmeere von dem Plastikmüll zu befreien. Wir haben erkannt, dass für den Frieden und das Wohlergehen Aller Waffen kontraproduktiv sind. Karuna hat uns die Augen geöffnet!“

„Mögen alle Wesen glücklich sein und in Frieden leben“ (Lokah Samastah Sukhino Bhavantu).


Reiner Angermeier ist Yogalehrer, Buchautor, Heilpraktiker in eigener Praxis im Bergischen Land bei Köln, Imker und Naturfreund. Die Verbundenheit mit der Natur ist der rote Faden, der sich durch seine Tätigkeiten und sein Leben zieht. Hier schöpft er immer wieder aufs Neue Kraft, findet Heilung und kann immer tiefer in dieses Mysterium Leben eintauchen. Gemeinsam mit seiner Partnerin, Andrea Wichterich, ist er als Seminarleiter vorwiegend in der Natur unterwegs: Sie leiten Schwitzhütten, unterrichten Yoga, veranstalten Kräuterseminare und bilden Wald-Yogalehrer aus. Weitere Informationen unter www.gaiaveda.de.


Hier können Sie das Buch bestellen: als Taschenbuch oder E-Book.


Quellen und Anmerkungen:

Weiterführende Literatur:
Reiner Angermeier: Wald-Yoga – Die acht Strahlen der Sonne, Synergia Verlag
Andrea Wichterich / Reiner Angermeier: Waldverbunden – Eintauchen in die Präsenz des Waldes, Neue Erde Verlag