Die Implosion der Narrative
Die Erzählungen und Handlungen der Politik widersprechen einander, sodass sie zu vollkommener Handlungsunfähigkeit führen.
In den letzten Jahren haben die politischen Überzeugungen und kommunizierten Handlungsempfehlungen viele Schlenker hingelegt. Vom Neoliberalismus in eine Pseudopandemie, hin zu einem Krieg gegen Russland. All diese Erzählungen scheinen zwar logisch aufeinander aufzubauen und „höhere“ Interessen wie Profitinteressen und den Ausbau von Macht zu bedienen, sie bringen aber auf der Ebene des tatsächlichen Lebens so viele Widersprüche hervor, dass sie sich gegenseitig lähmen und blockieren.
Wer heutzutage versucht, sich mittels Deutscher Bahn (DB) durch die Bundesrepublik zu bewegen, der muss sich auf einiges gefasst machen. Die Mindestvoraussetzungen für deutsche Züge sind, dass diese zumindest Verspätung haben und entweder in verkürzter Form ankommen oder über defekte Toiletten verfügen müssen. Wenn dann auch noch die Klimaanlage oder im Winter die Heizung ausfällt, ist das Reiseerlebnis perfekt. Nicht selten fallen die Züge zudem einfach ganz aus, was dazu führt, dass die Reisenden nicht nur auf dem Bahnsteig auf den nächsten Zug warten müssen, sondern der dann, da meist ohnehin schon überfüllt, auch gar nicht alle aufnehmen kann. Beim Reisen mit der Deutschen Bahn kann man daher die deutsche Infrastrukturapokalypse hautnah und in Echtzeit miterleben. Katastrophentourismus in Nordhessen, dem Rheinland oder Oberfranken anstatt in Tschernobyl. Warum auch in die Ferne schweifen? Kann man sich ja ohnehin kaum noch leisten.
Aber wer mit dem Auto unterwegs ist, der hat es kaum besser: Baustellen all überall, die meisten davon bereits seit Jahrzehnten, ohne dass man den Eindruck einer irgendwie gearteten Veränderung oder auch nur zaghafter Bautätigkeit gewinnt. Hinzu kommt, dass von insgesamt 130.000 Brücken auf deutschem Bundesgebiet mindestens 16.000 sanierungsbedürftig sind. Das geht so weit, dass einige Brücken, wie beispielsweise die Autobahnbrücke Rahmende auf der A45, überhaupt nicht mehr befahrbar sind. Die Salzbachtalbrücke in Wiesbaden musste vor wenigen Jahren sogar gleich komplett gesprengt werden.
Die deutsche Infrastruktur verrottet vor unser aller Augen vor sich hin. Grund dafür ist die Ideologie des Neoliberalismus, der seit den 1980er-Jahren auch in Deutschland vorgerückt ist.
Der Staat sollte, so die Vorstellung, sich aus allen wirtschaftlichen Angelegenheiten möglichst heraushalten. Er sollte sparen, bloß kein Geld ausgeben. Gespart wurde daher auch an der notwendigen Sanierung der Autobahnen, während gleichzeitig Baustellen aus dem Boden sprossen, auf denen jedoch keinerlei Bautätigkeit stattfand. Das ist natürlich nichts anderes als die gute alte Korruption, bei der die Bauaufträge irgendwelchen Bekannten oder Verwandten derjenigen zugeschustert wurden, die sie ausschrieben. Denn Baustellen kosten mit jedem Tag, werden sogar ständig teurer, und wenn gleichzeitig kein Material und keine Arbeitskräfte bezahlt werden müssen, um diese Baustellen tatsächlich zu betreiben, kann die Baufirma, die ja gar nichts baut, ordentlich abkassieren.
In den 1990er-Jahren wurde zudem die Bahn privatisiert und in Dutzende profitorientierte Unternehmen aufgeteilt. Diese schrieben natürlich am laufenden Band rote Zahlen, denn eine Bahn ist nichts, womit man wirklich Geld verdienen kann und auch eigentlich gar nicht sollte. Es sei denn natürlich, man sitzt im Aufsichtsrat. Dann bekommt man Bonuszahlungen in Millionenhöhe zusätzlich zu dem, was man ohnehin schon bekommt — und das beläuft sich für die neun Vorstandsmitglieder der DB bereits auf etwa 4 Millionen Euro. Im Gegenzug bekommen die Reisenden das volle Erlebnis der Lateinamerikanisierung zu spüren — Abenteuerurlaub auf dem täglichen Weg zur Arbeit.
Die übliche Reaktion der Deutschen auf diese Zustände ist es, sich zu beschweren. Der Verfall der Deutschen Bahn ist immer ein gutes Thema, zu dem jeder etwas zu sagen weiß, vor allem, wenn es sich um Bahnreisende handelt, die nach einem Zugausfall in vollkommen überfüllte Alternativen oder den Schienenersatzverkehr gepfercht werden.
Ich hingegen finde das Ganze überaus beruhigend. Denn während all das stattfindet, bereitet unsere Bundesregierung im Verbund mit den USA den großen Krieg gegen Russland vor. Deutschland gilt als NATO-Drehschreibe für Militärtechnik. Vom Hamburger Hafen und Bremerhaven sollen Panzer, LKW, Mann und Maschine an die Ostfront, ins Baltikum oder nach Südosteuropa gefahren werden.
Und das muss man sich jetzt einmal praktisch vorstellen: wenn die US-Streitkräfte in Deutschland anlanden und feststellen, dass die meisten Brücken auf dem Weg an die Front voraussichtlich nicht in der Lage sind, ganze Kolonnen der schweren Ausrüstung überhaupt zu tragen. Wenn Autobahnen und Straßen von Baustellen verengt oder gar ganz geschlossen, Brücken gesperrt oder abgerissen sind, wie soll das ganze Material dann überhaupt an die Ostfront gelangen?
Natürlich könnte man auf die Schienen ausweichen. Also Panzer und Soldaten auf und in die Züge verladen. Ich stelle mir den Weg von Hamburg nach Riga oder Kiew, zusammengepfercht in viel zu kurzen Zügen ohne funktionierende Toiletten und Klimaanlage, als eine größere Herausforderung vor als das Leben im Schützengraben. Vorausgesetzt natürlich, die Züge kommen überhaupt an. Wenn dann noch so etwas wie Wetter dazwischen kommt, mit dem die Bahn ja grundsätzlich wenig anfangen kann, und zwar egal, um welches Wetter es sich handelt, dann ist das nicht garantiert.
Zudem stellt sich die Frage, was genau wir eigentlich in den Krieg schicken wollen. Denn seit 2022 wurde ein großer Teil des Kriegsmaterials, etwa Panzer, Flugabwehrraketen und Munition diverser Kaliber bereits in der Ukraine versenkt. Unter der Ideologie der Solidarität mit diesem Land, dieser von echten Neonazis beherrschten Bastion der „Demokratie“, wurden nicht nur die deutschen Bestände geleert. Allein die Ukraine benötigt momentan etwa 2 Millionen Artilleriegranaten pro Jahr. Würde sich Europa in einen vollumfänglichen Krieg stürzen, käme auch auf Deutschland ein entsprechender Bedarf zu. Das Problem: Deutsche Rüstungsunternehmen wie etwa Rheinmetall können derzeit nur circa 450.000 pro Jahr produzieren. Auch die anderen deutschen Waffensysteme sind, wenn überhaupt, nur „bedingt einsatzbereit“. „Bedingt einsatzbereit“, das bedeutet vermutlich, dass sie einsatzbereit sind, so lange kein Krieg stattfindet, und der Einsatz sich auf das Herumstehen im Lager beschränkt.
Hinzu kommt, dass systematisch die deutsche Energieinfrastruktur zerstört wird. Der Verzicht auf russisches Erdgas hat nicht nur zu einer Verteuerung der Heizkosten geführt, sondern auch ernsthafte Versorgungsdefizite aufgeworfen. Es bleibt nach wie vor fraglich, ob es im nächsten Winter überhaupt möglich sein wird zu heizen.
Da gleichzeitig die Atomkraftwerke abgeschaltet wurden und auch unser uns bisher immer treu beliefernde Nachbar Frankreich durch seinen Rausschmiss aus Niger Probleme bekommt, seine Atomkraftwerke mit billigem Uran zu füttern, kommt noch eine ernsthafte Gefahr von Blackouts hinzu. Wind- und Solarenergie sind im Winter, wenn die Windräder eingefroren und die Solarkraftwerke mit Schnee bedeckt sind, nicht sonderlich zuverlässig beziehungsweise überhaupt vorhanden. Das wirkt sich natürlich auch auf einen etwaigen Krieg aus. Wenn das Benzin knapp wird und die Logistik mangels Energie nicht funktioniert, wie soll dann ein vernünftiger Barbarossa-Plan umgesetzt werden? Solarpanzer und Wasserstoffhaubitzen sind meines Wissens noch nicht erfunden. Die Klimarettungsfantasien der Grünen erschweren einen Krieg also dramatisch.
Und so ist die deutsche Infrastrukturapokalypse der Inbegriff des gelebten Pazifismus. Die neoliberale und die Klimarettungsideologie stellen sich im Nachhinein als geniale Mittel der Kriegsverhinderung heraus. Wir kommen schlicht nicht mehr im Krieg an.
Und wer soll überhaupt in diesen Krieg ziehen? Die Wehrpflicht wurde bereits vor über einem Jahrzehnt ausgesetzt, und die Bundeswehr ist für einen größeren Landkrieg personell unterbesetzt. Stattdessen wurde eine woke Ideologie etabliert, die ganz auf Gefühl, Identität und persönliche Befindlichkeiten setzt. Indoktriniert wurden damit vor allem die jungen Menschen — also gerade jene, die man für einen Krieg in erster Linie benötigt. Doch gerade diese Menschen haben wohl die geringste Motivation, in den Krieg zu ziehen. Denn was sollen sie beim Militär, wo die Gulaschkanone bestimmt keine vegane Wurst enthält? Auch Stuhlkreis und gewaltfreie Kommunikation finden im Schützengraben und in der Kaserne eher nicht statt.
Selbst Geschlechtsidentität, das große Thema der derzeitigen Bundesregierung, wird bei der Bundeswehr eher kleingeschrieben. Denn das neue Selbstbestimmungsgesetz, nach dem grundsätzlich jeder seinen Geschlechtseintrag jedes Jahr neu bestimmen kann, sieht vor, dass dies gerade im Kriegsfall nicht möglich ist. Herrscht also Krieg, kann sich kein biologischer Mann als Frau identifizieren, sondern bleibt Mann. Heteronormatives Deadnaming — also die Ansprache mit dem „falschen“, weil dem biologischen und damit „falschen“ Geschlecht entsprechenden Namen — und folglich also diskriminierende Ansprachen bei der Bundeswehr. Ohnehin gibt es dort nur zwei Geschlechter, nämlich Mann und Frau.
Da stellt sich natürlich auch die Frage, warum sich ein als Frau verstehender biologischer Mann nicht als Frau fühlen können soll. Denn im Rahmen der Gleichberechtigung von Mann und Frau sollte doch denkbar sein, beide Geschlechter zum Kriegsdienst einzuziehen. Das findet aber zumindest momentan nicht statt.
All das Gerede vom Empowerment der Frau mündet also nicht in eine gleichberechtigte Teilnahme an staatlich organisierten Gewalthandlungen — und so dann doch theoretisch wieder in eine Diskriminierung.
Dasselbe gilt für alle anderen 700 Geschlechter. Hier müsste die Regenbogenfraktion noch einmal durch Empörung nachschärfen.
Doch es stellt sich ohnehin die Frage, was in diesem Land noch jemanden motivieren sollte, in den Krieg zu ziehen. Der Nationalstolz wurde den Deutschen systematisch verboten; sogar im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft darf man sich nicht an den Erfolgen der eigenen Mannschaft erfreuen — die ja eigentlich auch von den Migrationshintergründen der Spieler und von der Eigentümerstruktur der Vereine her überhaupt nicht mehr deutsch ist. Denn die Vereine gehören Konzernen wie Bayer oder Red Bull, die jedoch wiederum von BlackRock und Vanguard besessen werden. Oder aber sie gehören direkt ausländischen Oligarchen oder Familien. Es spielt also BlackRock gegen BlackRock, und das nennt man dann Fußball-Europameisterschaft.
Auch die deutsche Nationalflagge wird, wenn überhaupt, nur verschämt gezeigt. Wird sie an öffentlichen Gebäuden gehisst, so wird sie dabei in der Regel von mehreren Regenbogenflaggen flankiert, die man, wenn man es nicht besser wüsste, für die Nationalflagge halten könnte.
Trat nicht auch Nancy Faeser bei der Fußball-WM in Katar mit einer Regenbogen-Armbinde auf? Deutsche mit Armbinde in einem Sportstadion, das ist doch in der Geschichte immer gut ausgegangen, richtig?
Wenn nun also aber die Identifizierung mit dem eigenen Land untersagt ist und hier ohnehin alles vor sich hin verfällt, von der Deutschen Bahn bis zur Energieversorgung, dann bleibt unklar, wofür genau man sich eigentlich an der Front hinschlachten lassen soll. Genügt die abstrakte Idee einer irgendwie gearteten „Demokratie“, der das Reich der bösen „Diktatur“ gegenübersteht? Der Demokratie, die oppositionelle Medien verbietet, Demonstrationen niederprügeln lässt, Grundrechte abschafft und die Menschen sinnbefreiten und gefährlichen Zwangsmaßnahmen im Angesicht einer überhaupt nicht existenten, aber todbringenden Pandemie unterwirft? Jener Demokratie, welche die Interessen einer kleinen Kaste von Herrschenden umsetzt, während der Rest „den Gürtel enger schnallen“ und sich täglich zwischen Wohnen und Essen entscheiden, sich statt zu Duschen mit dem Waschlappen, und kleinere Geschäfte unter der Dusche, die er ja überhaupt nicht mehr nutzen soll, und bald auch nicht mehr kann, verrichten muss? Mit dem Versprechen, dass, wenn wir nur alle brav mitmachen, das Klima schützen, den bösen Russen besiegen und alles in Regenbogenflaggen hüllen, das Paradies auf Erden Wirklichkeit werden wird?
Mit anderen Worten, wer zieht schon gerne in den Krieg für ein Regenbogenwunderland, in dem die Herrschenden die Bedürfnisse der Menschen ignorieren, sie sogar verhöhnen, ihnen jede Identifikationsmöglichkeit mit dem eigenen Land rauben und jeden Diskurs über Notwendigkeit durch eine Diskussion über Gefühl und Geschlechtsidentifizierung ersetzen?
Verarmt und genderdivers in den Krieg ziehen, in dem wahrscheinlich kein Panzer, den wir ohnehin nicht mehr haben, und kein Soldat jemals ankommen, erscheint doch ein wenig unrealistisch. Die Ideologien und Narrative der vergangenen Jahre stehen also im deutlichen Widerspruch zur aktuellen Kriegsvorbereitung. Die Folgen dieser Ideologien lähmen und blockieren dieses Land und machen es für einen Krieg vollkommen untauglich.
Und das ist doch, trotz all der Ärgernisse in überfüllten Zügen, irgendwie auch beruhigend.