Die Friedensstrategie

Dezentrale Selbstversorgung reduziert die Macht globaler Konzerne und hilft, Verteilungskämpfe zu verhindern. Exklusivabdruck aus „Terra Nova“.

Es ist alles da, aber es ist meistens falsch verteilt. Um des Profits willen raffen große Player immer mehr von den Grundlagen der Lebensmittel- und Energieversorgung an sich. Kleine und regionale Anbieter geraten dabei unter die Räder. Durch diesen Prozess potenziert sich das Ungleichgewicht, verlieren die Menschen vor Ort ihre Unabhängigkeit, wächst die Macht der Großen in ungesunder Weise. Diese Tendenz ist gegen die Natur und die Menschlichkeit gerichtet und muss dringend umgekehrt werden. Dabei sollte man seine Kräfte aber nicht im „Kampf gegen“ verschleißen. Die alten Zeiten des revolutionären Kampfes sind vorbei — es ist Zeit für eine Kooperation mit denjenigen Teilen des kapitalistischen Imperiums, die den ökonomischen und humanitären Wahnsinn erkannt haben.

Wasser, Nahrung und Energie stehen der Menschheit kostenlos zur Verfügung

Die Natur produziert im Überschuss, was der Mensch braucht: Sauerstoff, Wasser, Nahrung. Alle Menschen und alle Tiere der Erde könnten sich ernähren, wenn die Methoden der Weltwirtschaft sich nicht am Kapitalgesetz, sondern am Naturgesetz orientieren würden. Die Urmatrix der Natur wartet nur darauf, vom Menschen verstanden und neu geweckt zu werden.

Die Erde wird zerstört durch die politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen der kapitalistischen Globalisierung, besonders durch die Kämpfe um Wasser, Nahrung und Energie. Für die Produktion von Energie, Lebensmitteln und anderen Konsumgütern werden ganze Regionen verwüstet und ihrer natürlichen Ressourcen beraubt. Wenn wir hineinleuchten in die Schicksale der unzähligen Lebewesen, die den Maßnahmen der Globalisierung zum Opfer fallen, dann erkennen wir die absolute Notwendigkeit neuer Autarkie-Konzepte, welche der Erdbevölkerung die Möglichkeit geben, unabhängig von Kartellen und Syndikaten ihre materiellen Lebensbedingungen zu erfüllen.

Dezentrale Autarkie im Sinne einer größtmöglichen Selbstversorgung ist eine Voraussetzung für die Entwicklung einer gewaltfreien Zivilisation.

Ein Energiekonzept, welches Stauseen benötigt, kann nicht im Sinne der Schöpfung sein. Was geschieht mit den Menschen, die dort leben, wo die Konzerne neue Ressourcen erschließen wollen? Was geschieht mit den Tieren und mit dem ganzen Feingewebe der Natur, welches im großen Organismus des Lebens seine Aufgaben erfüllt? Können wir hineinschauen in die Millionen von Höhlen, Nischen, Nestern und Kleinbiotopen, in denen die Tierwelt ihre Heimat hatte und die jetzt gnadenlos überflutet werden? Zentimeter für Zentimeter! Ein Symbol für die unaufhaltsame Walze der Vernichtung, die heute über den Erdball rollt.

Was ist in der Natur von Portugal passiert, als sie den Staudamm Alqueva gebaut haben? Was geschieht zurzeit in Brasilien durch das Staudamm-Projekt Belo Monte, wo über vierzigtausend Ureinwohner von ihren Heimatplätzen vertrieben werden? Was geschieht in der Seelenwelt der Natur und was in der Seelenwelt der menschlichen Gesellschaft? Es ist unbeschreiblich, mit welchen Methoden von Bestechung, Intrige und gezielter Falschinformation solche Profit-Projekte durchgedrückt werden.

Wir brauchen weder Staudämme noch Atomkraftwerke noch sonstige Megaprojekte, um Energie und Nahrung zu sichern, denn die Natur stellt uns alles im Überfluss zur Verfügung. Wenn einmal die Methoden benutzt werden, die mit den Namen Viktor Schauberger, Sepp Holzer, Masanobu Fukuoka oder Nikola Tesla und Jürgen Kleinwächter verbunden sind, wird es keinen Mangel mehr geben. Landwirtschaftliche Experimente in China und Afrika haben gezeigt, wie schnell sich die Natur regenerieren kann, wenn sie nicht durch eine naturfremde Art der Bewirtschaftung daran gehindert wird.

Der Filmemacher John D. Liu hat die Renaturierung großer ökologisch zerstörter Landstriche dokumentiert und damit einen Einblick in die heutigen Möglichkeiten der Wüstenbegrünung gegeben. Mit ausreichender finanzieller Unterstützung könnten die von ihm dokumentierten Techniken weltweit Anwendung finden. Er zeigte, wie das Lössplateau in China, ein Wüstengebiet in der Größe Belgiens, mit einfachen Mitteln renaturiert werden konnte. Ähnliche Beispiele der Naturheilung hat er in Äthiopien, Ruanda und anderen Ländern dokumentiert. Derartige Modellversuche zeigen, welche Möglichkeiten der Menschheit zur Verfügung stehen, wenn sie nicht mehr durch Konzerne und ihre politischen Agenten blockiert werden.

Rajendra Singh, den man auch den „Wasser-Gandhi” nennt, hat in Rajasthan (Indien) in etwa 25 Jahren mit Hilfe von traditionellen „Johads” (kleinen Retentionsteichen) über 8.600 Quadratkilometer Wüste wieder begrünt. Mit einfachsten Mitteln haben die Dorfgemeinschaften diese Retentionslandschaft angelegt, mit der das Grundwasser wieder aufgefüllt wird. Heute können sich Millionen von Menschen von diesem Land ernähren und müssen nicht in die Städte auswandern. Sieben Flüsse führen wieder ganzjährig Wasser. Und der Regen ist zurückgekommen. Die Einwohner haben sich zusammengeschlossen und ein Flussparlament gegründet, um den Schutz des Wassers in ihre eigene Verantwortung zu nehmen und die Natur vor erneuter Ausbeutung zu bewahren.

Weltweit existieren etliche Projekte, die in ähnlicher Weise aktive Hilfe anbieten, aber noch relativ alleine stehen. Sie brauchen einen internationalen Zusammenhalt, damit das globale Feld für die neue Erde wachsen kann. Die Heilung der Natur, regionale Selbstversorgung und internationale Zusammenarbeit sind Grundbedingungen für die Beendigung des Welthungers. Jedes neue Zentrum sollte ein Amt für internationale Information und Kommunikation besitzen.

Viele weitere Entwicklungen für dezentrale Versorgung mit Wasser und Energie sind weltweit im Gang. Viele kommen noch nicht zur Produktreife, weil sie nicht übereinstimmen mit den bestehenden Vorstellungen und deshalb nicht finanziert werden. Dazu gehören auch Forschungen zur Nutzung der „freien Energie“ oder die Entwürfe und Entwicklungen des Ingenieurs und Erfinders Jürgen Kleinwächter für neue Nutzungsmöglichkeiten der Solarenergie und den Aufbau entsprechender energieautarker Lebenssysteme. „Solarvillage“ nennt er sein System, welches in Tamera installiert werden soll.

Kein Kind muss verhungern, wenn eine freie Menschheit anfängt, die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen. Nahrung entsteht überall, wo der Mensch etwas sät. Allen Völkern der Erde muss dieses Recht auf Selbstversorgung schnell und bedingungslos zurückgegeben werden. Wir sind uns klar darüber, dass die neuen Autarkie-Systeme im Konflikt liegen mit den Vorstellungen der anderen Seite.

Die von den Globalisierungsmächten angestrebte „neue Weltordnung“ kann keine regionale Autarkie erlauben. Aber die „andere Seite“ besteht auch nur aus Menschen, und das System, dem sie noch dienen, wird wahrscheinlich nicht mehr lange halten.

Wir hoffen auf Möglichkeiten der Kooperation. Der Machtkampf zwischen den Kräften des Lebens und den Kräften des Profits muss umgewandelt werden in ein neues Modell der Kooperation, soweit dies möglich ist. Es muss möglich werden, denn die alten Zeiten des revolutionären Kampfes sind vorbei. Es gibt nicht mehr die „heilige, allerletzte Schlacht“.

Die Friedensbewegung sollte ein intelligentes Konzept entwickeln für die Kooperation mit denjenigen Teilen des kapitalistischen Imperiums, die den ökonomischen und humanitären Wahnsinn erkannt haben.

Wir sollten nicht zu schnell sein mit der leichtfertigen Behauptung, dass solche Gedanken zu naiv seien. Sie sind nicht naiv, denn auch hohe Vertreter des gegenwärtigen Systems kommen nach Tamera, um Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erkunden. Sie sehen, dass ihre Methoden, zum Beispiel in der Wasserwirtschaft, nicht mehr lange funktionieren können. Unsere Möglichkeiten sind grenzenlos, wenn einmal das Tor für das universelle Lebenskonzept geöffnet ist.



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Redaktionelle Anmerkung: Das Buch erschien bereits im Jahr 2014. Manche Textstellen zu bestimmten Ereignissen sind nicht aktuell.