Die Depressions-Pandemie
Die Verhinderung sozialer Kontakte infolge der Corona-Maßnahmen fügt unzähligen Menschen schweres Leid zu.
Die durch die Politik verordnete soziale Isolation ist ein Grundbestandteil depressiver Erkrankungen. Diese Isolation bewusst über Millionen von Menschen zu verhängen, stellt ein beträchtliches gesundheitliches Risiko dar. Die Politik dürfte sich bei solch fundamentalen Entscheidungen nicht allein auf den Rat von Virologen und Epidemiologen beziehen. Die Psychotherapie hat zum Schutz der Menschen ein gewichtiges Wort mitzusprechen.
Die Situation ist so unvergleichlich wie unglaublich! Weltweit scheinen sich in den Schaltzentren der Macht, ob in Peking, Rom, Madrid, Paris, Berlin oder Washington ein und dieselben Abläufe abzuspielen. Das Virus führt zu Entscheidungen, welche die halbe Weltbevölkerung in Quarantäne setzt oder einschneidende Ausgangsbeschränkungen verordnet. Das ist einmalig in der Geschichte der Menschheit.
Der Corona-Pandemie begegnen die Staaten übereinstimmend mit Maßnahmen, die der Rationalität medizinischer Logik geschuldet sind. Daran erkennen wir, dass nicht nur die Wirtschaft globalisiert ist, sondern auch die Wissenschaft mit ihren verbindlichen Standards.
Die Ausbreitung des Virus ist nicht zu stoppen und es muss vom schlimmstmöglichen Fall ausgegangen werden. Dieser führt zum Zusammenbruch des Gesundheitssystems und in der Folge zu vielen Toten. Zu Beginn der Pandemie kursierten Zahlen von bis zu einer Million allein in den USA und 300.000 für das Vereinigte Königreich.
Da es sich um eine neue Variante des Coronavirus handelt, gibt es keinen Schutz des menschlichen Immunsystems und einen Impfstoff in absehbarer Zeit wohl auch nicht. Durch soziale Distanz und Isolierung soll die Infektionswelle verzögert und die medizinische Versorgung vor dem Kollaps gerettet werden. So entsteht die paradoxe Situation, dass durch die Kontrolle des Virus den Menschen gleichzeitig in der erzwungenen Isolation die Kontrolle über das eigene Erleben verloren geht und sehr vielen Verzweifelten die für ihre Existenz notwendige wirtschaftliche beziehungsweise finanzielle Basis wegbricht. Doch damit nicht genug!
Die Generation der älteren Menschen ist nicht nur lebensbedroht durch das Virus — das Durchschnittsalter der am Virus Gestorbenen liegt bei circa 80 Jahren —, diese Generation ist zugleich durch die Isolation vom Durchbruch des Kriegstraumas bedroht. Die Folgen der Isolation sind verheerend, weil sie in der gesamten Bevölkerung zur Reinszenierung des Kriegstraumas führt, da dieses auch nach mehr als 70 Jahren längst nicht verarbeitet ist. Hamsterkäufe, Schlafstörungen, Angst und Panikzustände sind klare Hinweise darauf und diese betreffen alle Altersstufen.
Die Angst ist menschlich, sie gehört zum Leben. Der Umgang mit existentiellen Bedrohungen wie Krankheit als individuelles oder kollektives Geschehen, Hunger, Krieg und Naturkatastrophen ist in unserem kollektiven Gedächtnis fest verankert. All diese Bedrohungen waren und sind treue Begleiter der Menschheitsgeschichte. Wir sind geschichtliche Wesen!
Das Trauma des Zweiten Weltkrieges ist in Europa für viele eine lästige, verstaubte Erzählung, die nicht mehr interessiert. Aber wie wir sehen ist dieses Trauma immer noch fest verankert in den europäischen Gesellschaften, Israel nicht zu vergessen.
Das Angstmonster
Doch die medizinische Logik lässt keinen Zweifel an ihrer Rationalität zu und entspricht dem Verständnis einer unbezweifelbaren Tatsache, einem gegebenen Fakt. Die täglich veröffentlichten Zahlen sind ein Beleg der realen Bedrohung. So scheint es. Irrtum!
Die Annahme des schlimmstmöglichen Falles macht aus dem Fakt ein Angstmonster. Diese Angst sehen wir nicht nur jetzt, an dieser Stelle in der ungehemmten Ausbreitung, sie hat schon lange vom gesamten Gesundheitssystem Besitz ergriffen, einschließlich der behandelten Patienten. Bei jeder medizinischen Untersuchung schwebt sie wie ein Damoklesschwert über dem Patienten. Aber auch die Ärzte sind durch die tägliche Konfrontation mit schwerer Krankheit den Attacken der Angst ausgesetzt und oftmals durch die Delegation dieser an den Patienten erfolgreich in der Abwehr. Hinzu kommen die Ängste, wichtige Hinweise zu übersehen oder Fehler in der Behandlung zu begehen, um nur einige zu nennen.
Der Mythos der Zahlen, der für Klarheit, Verlässlichkeit und Objektivität der Tatsachen und Fakten steht — keine Theorie ohne den Beleg, den Beweis durch Zahlen — wandelt sich in ein Schauermärchen. Die Schätzungen der Todeszahlen werden immer kleiner und was denn tatsächlich gemessen wird und was diese Zahlen bedeuten, ist freie Interpretation, die als Beweis der Gefahr angeboten wird.
Und die Menschen? In der erzwungenen Isolation sozialer Distanz verlieren viele die Kontrolle über ihr Erleben. Angst, Trauer, Verzweiflung, Einsamkeit und Wut überschwemmen ihr Erleben im Wechsel mit der unendlichen Leere. Der Verlust der täglichen Abläufe und Aufgaben, der Arbeit und existentiellen Grundlage bildet den Nährboden der Depression. Durch die weltweit verordnete soziale Distanz und Isolierung wird diese zur globalen Pandemie der Depression.
Der unsichtbare Feind
Das selbstbestimmte Individuum, das sein Leben eigenständig gestaltet und kontrolliert, weiß mit einem unsichtbaren Feind, wie dem überall und nirgendwo verborgenen „Winzling“ Virus nichts anzufangen und verliert durch die Maßnahmen der Politik weltweit den Nährstoff seiner Existenz: die Freiheit. Diese Freiheit der Entscheidung kennzeichnet das selbstbestimmte Individuum, ausgestattet mit der Fähigkeit exklusiver Rationalität. Der Winzling zeigt uns, dass es da noch eine sehr viel wichtigere Basis gibt, die durch ihre Selbstverständlichkeit in diesem Zusammenhang bedeutungslos schien: die Gesundheit durch ein starkes Immunsystem. Ohne dieses bricht alles zusammen.
Das bisherige Menschenbild der Vernunft konnte sich hinsichtlich der Bedrohung durch die Veränderungen des Klimas noch retten mit dem vollmundigen Anspruch, diese bedrohlichen Veränderungen durch allein technische Lösungen zu stoppen, ohne auch nur einen Hauch an der Logik des kapitalistischen Marktes mit der Ausbeutung von Natur und Arbeit verändern zu müssen. Nun wird der Winzling zum Totengräber des aufgeklärten Weltbildes des rationalen Menschen. Durch die Mutation des Coronavirus zum Angst- und Wutvirus hebelt dieses die Welt, wie wir sie bisher kannten, aus.
*Weitere Informationen finden sie hier:
https://www.youtube.com/watch?v=EbHf8zw5xoE
https://www.youtube.com/watch?v=DRPkw6oIhh4&t=3s