Die Cancel-Culture

Im Rubikon-Exklusivinterview führt der Comedian und YouTuber Nikolai Binner aus, wie seine Branche verlernt hat, der Machtelite den Spiegel vorzuhalten und weshalb er inzwischen nirgendwo mehr eingeladen wird.

Da der Mehrheit der Leitmedien seit geraumer Zeit der Mut fehlt, die Herrschenden zu kritisieren, kommt diese Aufgabe mehr und mehr einem anderen Berufsstand zu: den Kabarettisten, Satirikern und Comedians. Deren täglich Brot besteht – beziehungsweise bestand – darin, der herrschenden Elite den Spiegel vorzuhalten und auf all die Fehltritte und absurden Aussagen jener Politiker hinzuweisen, die uns seit mittlerweile anderthalb Jahren erzählen, dass wir gegenwärtig die „schlimmste Pandemie seit der schwarzen Pest“ erleben. Doch auch dieser Berufsstand nimmt die ständigen Steilvorlagen aus Politik und Medien immer seltener zum Anlass, Inkompetenz und Fälle von Machtmissbrauch zu entlarven. Vielmehr machen sich einige Kabarettisten, selbst jene mit ehemals scharfer Zunge, durch das Ausblenden und Verschweigen der Verfehlungen in der Corona-Politik zu Hofnarren des Establishments. Im Interview mit Rubikon führt der Comedian Nikolai Binner aus, wie seine Branche auf ganzer Linie versagt und weshalb auch er mittlerweile ins Visier der Cancel-Culture-Ideologen geraten ist.

Wo bleiben die kritischen Künstler? Wo sind all die Kabarettisten und Satiriker, wenn die härtesten Einschränkungen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges verhängt werden? Diese Frage stellen sich all jene Menschen, die sich seit Beginn der Krise kritisch mit Lockdown-Maßnahmen, Inzidenzwerten oder der Impfkampagne beschäftigen. Es wäre im Grunde genommen nicht zu viel verlangt, von dieser Berufsgruppe zu erwarten, den Mund aufzumachen und das Versagen des Staatsapparats beim Namen zu nennen. Doch auch hier hat sich Stille breitgemacht; Künstler und Satiriker trauen sich anscheinend nicht, die wirklich wesentlichen Aspekte anzusprechen.

Im Interview sucht Nikolai Binner nach Erklärungsansätzen für das „große Schweigen“ seiner Szene und führt aus, warum er sich nicht den Mund verbieten lässt. Das bleibt nicht ohne Kosten: Er erläutert auch, mit welchen Konsequenzen er nun zu leben hat und wie es bei ihm weitergeht.