Die Apfelkrise

Der Obstanbau in der nordindischen Provinz Himachal Pradesh hat mit einer Reihe von Schwierigkeiten zu kämpfen. Landwirte bemühen sich um Lösungen.

Die Apfelwirtschaft in Himachal Pradesh hat einen geschätzten Verlust von über 10 Milliarden Rupien — etwa 112 Millionen Euro — erlitten. Es ist jedoch nicht nur der Klimawandel, der zu einem solchen Schaden geführt hat. Auch Arbeitskräftemangel, eine nicht ausreichende Transport-Infrastruktur sowie Schädlingsbefall führten zu Ernteausfällen und hohen Verlusten an Früchten. Die Bauern haben jedoch begonnen, nach Wegen aus der Krise zu suchen.

Starke Regenfälle, Hitzewellen und Wetterkapriolen haben die Apfelwirtschaft in Himachal Pradesh erschüttert und zu einem geschätzten Verlust von über 10 Milliarden Rupien geführt.

Doch nicht nur der Klimawandel hat die Apfelwirtschaft des Bundesstaates schwer getroffen. Berichten zufolge blieben Äpfel im Wert von mehreren Millionen Euro auf dem Transportweg stecken, wodurch sich ihr Zustand verschlechterte.

In Verbindung mit schlechtem Wetter und einer fehlenden Transportinfrastruktur haben die Landwirte — kurz vor der Ernte — mit Arbeitskräftemangel und Schädlingsbefall zu kämpfen.

August und September sind stets kritische Monate für die Apfelbauern.

Im August erklärte Himachal Pradesh die unaufhörlichen Regenfälle zu einer „Naturkatastrophe“, da sintflutartige Regenfälle, Überschwemmungen und Erdrutsche rund 330 Menschen töteten und über 12.000 Häuser beschädigten. Der Staat hat einen Schaden von über 10 Milliarden Rupien — etwa 122 Millionen Euro – erlitten.

Ernteausfälle brachten das Fass zum Überlaufen. Für die neue Regierung sind dies nur Anzeichen für wachsende Herausforderungen für den jetzigen Ministerpräsidenten. Die größte Herausforderung kommt vielleicht von den Gartenbauern, die eine wichtige Wählergruppe sind.

Die rückläufige Apfelwirtschaft

Es sei darauf hingewiesen, dass die Bauern in diesem Bundesstaat bei der Apfelernte im Jahr 2023 mit anhaltenden Problemen zu kämpfen hatten. Bei näherer Betrachtung scheint es außerdem, dass die Apfelwirtschaft in Himachal Pradesh im Niedergang begriffen ist.

Die Apfelproduktion ist stark zurückgegangen, ebenso wie die Bodenfruchtbarkeit. Jedes Jahr verdoppeln sich die Kosten für Agrarchemikalien und Düngemittel, doch selbst die fortschrittlichsten Landwirte verzeichnen einen Produktionsrückgang.

Die wärmeren Temperaturen verlagern den Apfelgürtel in höhere Gebirgsebenen, und in einigen der alten Apfelanbaugebiete können keine Äpfel mehr angebaut werden. So werden die Bauern von der Natur zur Diversifizierung gezwungen.

Außerdem mangelt es an Infrastrukturen wie Kühlhäusern und Kleinstverarbeitungsbetrieben auf Dorf- oder Blockebene. Dadurch steigen die Nachernteverluste der Apfelbauern.

Die Kluft zwischen den derzeit besten Praktiken im Apfelanbau und den von den Apfelbauern angewandten Methoden wird immer größer. Das öffentliche Agraruniversitätssystem hat jedoch daran gearbeitet, diese Kluft zu überbrücken.

Es wurden Fungizide eingesetzt, die den Boden und das Wasser verseucht haben. Daher scheint der Schaden für die biologische Vielfalt in Himachal Pradesh derzeit irreversibel zu sein. Diese Situation hat sich auch auf die ländlichen Gemeinden und die Gesundheit ihrer Bewohner ausgewirkt und zu einer Zunahme von Krebs und Unfruchtbarkeit sowie ernährungsbedingten Krankheiten wie Diabetes und Fettleibigkeit und so weiter in den Dörfern des Bundesstaates geführt.

Da die Apfelwirtschaft aus agronomischen, klimatischen oder wirtschaftlichen Gründen rückläufig ist, verzeichnet der ländliche Teil von Himachal Pradesh eine höhere Kriminalitätsrate und mehr Drogenkonsum. Wenn die Apfelwirtschaft zusammenbricht, wird dies gravierende Auswirkungen auf die ländliche Wirtschaft des Bundesstaates haben. Daher muss die Regierung korrigierende Maßnahmen ergreifen, um die ländliche Wirtschaft zu verjüngen.

Lösungen zur Heilung der Apfelwirtschaft

Obwohl die rückläufige Apfelwirtschaft in Himachal Pradesh Anlass zur Sorge gibt, beginnt der Weg zur Erholung bei den Landwirten. Um ihre Sorgen und Lösungsvorschläge zu verstehen, sprach The Wire mit einigen von ihnen.

„Unsere Apfelbauern werden von vielen Problemen geplagt. Wegen der zunehmenden Bodenverunreinigung hat sich unser Fungizideinsatz verdoppelt, und auch der Düngemitteleinsatz steigt jedes Jahr. Die Produktion ist jedoch rückläufig, selbst wenn wir die vorgeschriebenen Mittel professionell einsetzen“, sagt Tikkamram Thakur, ein fortschrittlicher Apfelbauer.

„Heute brauchen unsere Landwirte die Wettervorhersagen sowie Hagel- und Regenwarnungen. Dies kann über eine einfache SMS erfolgen. Ein weiterer dringender Bedarf ist die Einrichtung von Bodenuntersuchungslabors auf Blockebene, damit die Landwirte ihren Boden auch auf organische Substanzen und Mineralien untersuchen lassen können. Derzeit können viele Landwirte nicht zu den Bodenuntersuchungslabors gelangen. Und die Hersteller von Fungiziden sollten für ihre Produkte verantwortlich gemacht werden. Die staatliche Landwirtschaftsuniversität sollte den Landwirten die Fungizide/Pestizide vorschreiben müssen, damit es nicht zu einem übermäßigen Einsatz kommt“, fügte er hinzu.

Zur Agraruniversität sagte er:

„Die Berater und die Universität müssen stärker in die Ausbildung der Landwirte einbezogen werden. Wir müssen über die neuen Technologien und Sorten bei Äpfeln informiert werden, damit wir auf dem Markt wettbewerbsfähig bleiben können. Gegenwärtig ist die Beziehung zwischen den Gartenbaubeamten und den Landwirten gestört. Wir müssen sie ausbauen.“

Die nächste große Herausforderung sind die Verluste nach der Ernte.

Luder Chand, 45, ein Apfelbauer, meinte:

„Wir brauchen Mini-Kühllager oder ein großes öffentlich-privates Kühlhaus auf Blockebene. Und die Bezirke oder Blöcke, die keine Kühllager haben, sollten mit Mini-Verarbeitungsanlagen versorgt werden. Wir können aus Äpfeln Chips und Wein herstellen. Mit den richtigen Anreizen und politischen Änderungen kann die Regierung die Apfelwirtschaft umkrempeln und die Nachernteverluste verringern.“

Yograj Thakur, 41, ein Apfelbauer mit fünf Hektar Land, sagte:

„In diesem Gebiet ist eine Diversifizierung erforderlich. Andernfalls können die Herausforderungen des Klimawandels sowie von Angebot und Nachfrage nicht bewältigt werden. Zur Zeit der Ernte wird Himachal mit Äpfeln überschwemmt, was die Preise in den Keller treibt. Da es in den Dörfern keine Kühlhäuser gibt, müssen die Bauern ihre Äpfel so schnell wie möglich verkaufen. Wenn wir den Anbau von Pflaumen und Kiwis diversifizieren oder sogar über biologische Landwirtschaft nachdenken würden, könnten wir auch in anderen Monaten Obst und Gemüse produzieren.“

Aus den verschiedenen Gesprächen, die der Autor mit den Landwirten führte, ging eine innovative Idee hervor: die Erkundung des Agrotourismus und die Gründung von Partnerschaften mit Hotels und Airbnb-Unterkünften in beliebten Touristenorten wie Manali.

Im Rahmen dieser Partnerschaften könnten den Gästen bei der Zimmerbuchung Kartons mit Äpfeln zur Verfügung gestellt werden. Die damit verbundenen Kosten könnten in die Zimmerpreise einkalkuliert werden, insbesondere bei Hotels der mittleren und gehobenen Kategorie. Dies könnte als „grüne Steuer“ betrachtet werden, die direkt zur Wiederbelebung und Unterstützung der lokalen Apfelwirtschaft beiträgt, wenn man bedenkt, dass jedes Jahr Millionen von Menschen Manali und andere Touristenorte in Himachali besuchen.

Einige waren der Meinung, dass bei erfolgreicher Umsetzung dieser Initiative ein wesentlicher Teil der Apfelproduktion Himachals in der Region verbraucht werden könnte.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien am 11. September 2023 zuerst unter dem Titel „Soil Testing Labs, More Cold Storages: Farmers Propose Ways to Heal Himachal Pradesh’s Apple Economy“ auf The Wire. Er wurde von Elisa Gratias übersetzt und vom ehrenamtlichen Manova-Korrektoratteam lektoriert.