Die Alchemie des Bösen
Die Formel der Herrschenden, sich die Welt untertan zu machen, ist über die Jahrhunderte gleich geblieben — nur die Mittel haben sich mit dem technischen Fortschritt verändert.
Der Zustand unserer Welt und unserer Gesellschaft löst in vielen Menschen inzwischen ein sehr tiefes Unbehagen aus. Was sich da am Horizont zusammenbraut, lässt längst schon keinerlei Silberstreifen mehr zu. Schlafwandlerisch und doch mit voller Wucht rasen wir auf eine Wand zu. Ist da wirklich keine kritische Masse, die zu Innehalten und Umkehr aufruft? Gibt es keinen Ausweg mehr aus diesem System? Die Politikwissenschaftlerin und Frauenforscherin Claudia von Werlhof zeigt mit ihrer „Kritischen Patriarchatstheorie“ Wege zu einer radikalen Umkehr auf.
Die Lage ist verfahren, und die Neuigkeiten lassen nichts Gutes hoffen. Nach dem nunmehr zweieinhalb Jahre andauernden Umbau unserer angeblich freiheitlichen westlichen Demokratie in Richtung auf eine protofaschistische Fassadendemokratie mit Willkürherrschaft und kollabierter Gewaltenteilung rüstet die grün-rote Bundesregierung außenpolitisch zu Krieg und innenpolitisch zu Mangelwirtschaft und fortgesetztem Gesundheitsdiktat. Die Mehrheit der Bundesdeutschen scheint dies indes kaum zu berühren. Während einige gar eine Verschärfung der drakonischen Maßnahmen befürworten, folgt das Gros willig dem Halali des Mainstreams, hisst blaugelbe Flaggen und trägt zur Einschulung des Nachwuchses ganz freiwillig Maske, man weiß ja nie.
Düstere Pläne
Im Hintergrund der internationalen Bühne bahnen sich schon seit geraumer Zeit fast unbemerkt grundlegende Veränderungen an. Globale Thinktanks und supranationale Clubs arbeiten ebenso emsig wie diskret an der Übergabe der Weltgeschicke in ihre Hände im Rahmen einer „Multistakeholder International Governance“ (1). Als Werkzeuge hierfür haben sie unter anderem Natural Asset Companies (NACs) ersonnen, also die Anlageklasse sogenannter Natürliche-Ressourcen-Unternehmen, welche die Rechte an allen natürlichen Ressourcen aufkaufen und monetarisieren wollen (2). Dazu passt die „Environmental Social Governance“ (ESG), ein Regelwerk zur Bewertung, Anlage- und Finanzierungsbeurteilung von Unternehmen, welches Faktoren wie Nachhaltigkeit, Klimaneutralität, Umgang mit Minderheiten und Verwaltungsstrukturen zu verbindlichen unternehmerischen Maßstäben erhebt (3).
Für die Bevölkerung unmittelbarer wirken sich Konzepte wie das der „Smart Cities“ aus. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUNBR) legt beispielsweise in seiner „Smart City Charta – Digitale Transformation in den Kommunen nachhaltig gestalten“ dem erstaunten Leser ganz unverblümt dar, dass in der Vision des BMUNBR eines „hypervernetzten Planeten“ es für ihn weder Geld noch Besitz geben wird und die über ihn erhobenen verhaltensbezogenen Daten seine direkte Partizipation an Entscheidungsprozessen ersetzen werden (4).
Die „System Initiative on Shaping the Future of Food“ des Weltwirtschaftsforums (WEF) will auf der Grundlage der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (UNO) die Nahrungsmittelproduktion im Namen von Nachhaltigkeit und Innovation in die Hände weniger großer Konzerne legen (5).
Kleinräumige, lokale oder gar ökologische Landwirtschaft wird es damit nicht mehr geben, und der hungrige Kunde muss essen, was im Regal steht beziehungsweise ein Lieferservice vor seiner Tür absetzt. Über all dem schwebt das sehr reale Gespenst der „Vierten Industriellen Revolution“, welches Künstliche Intelligenz, Nanotechnologie, Biotechnologie und militärisches Geoengineering miteinander verwebt und einen technokratischen Überwachungsstaat für uns bereithält.
Ahnungslose Öffentlichkeit
Der interessierte Zeitgenosse kann all das wissen; die meisten Informationen sind im Internet frei verfügbar, auch wenn weder die sogenannte Qualitätspresse noch Funk und Fernsehen darüber ein Wort verlieren. Und obwohl der sich abzeichnende gesellschaftspolitische Transformationsprozess jeden Einzelnen nachhaltig betreffen wird, besteht offenbar kein besonderes Interesse an einer Kenntnisnahme der sich anbahnenden Entwicklung. Wie kann das sein? Warum verunglimpft die passive Mehrheit sogar noch die wenigen, die mit Informationsständen und kleinen Demonstrationen auf die drohende Dystopie hinweisen, als „Verschwörungstheoretiker“, „Wissenschaftsleugner“ und sonstwie durchgeknallte „Schwurbler“?
Eine mögliche Antwort mag darin bestehen, dass Regierungen, Medien, das Rechtssystem und die ganz überwiegende Bevölkerungsmehrheit fest in ein gesellschaftspolitisches System eingebettet sind, das nicht nur nicht will, dass irgend etwas an ihm infrage gestellt wird, sondern auch aktiv unterbindet, dass in den Menschen ein Bewusstsein entstehen kann für eine radikal andere Sicht auf die Welt, in der sie leben. Wir brauchen folglich nichts weniger als einen gesellschaftlichen Paradigmenwechsel; nur so kann die Grundlage gelegt werden für eine Umorientierung, einen Neuanfang.
Kritische Patriarchatstheorie
Mit ihrer Kritischen Patriarchatstheorie liefert Claudia von Werlhof nicht nur ein Instrumentarium für die dringend nötige Bestandsaufnahme unserer zunehmend ausweglosen Lage, sie zeigt auch Wege für deren Überwindung und eine gesellschaftliche Neuausrichtung auf.
In ihrem grundlegenden Werk „Die Verkehrung“ von 2011 (6) definiert Claudia von Werlhof Patriarchat als Männerherrschaft, die vor fünf bis sieben Jahrtausenden fast überall auf der Welt matriarchale Gesellschaftsordnungen verdrängte, Gesellschaftsordnungen, die gerade nicht auf einer „Herrschaft“ von Frauen gründeten, sondern für die Frauen einfach der Anfang waren, der Ausgangspunkt allen Lebens.
Waren diese heute bis auf ganz wenige Ausnahmen völlig ausgelöschten Gesellschaften in einer friedlichen, am Leben orientierten, egalitären und prinzipiell diskriminierungsfreien „mütterlichen Ordnung“ verfasst, so entstand an ihrer Stelle „ein kriegerisches, das Leben und insbesondere die Frauen/Mütter verachtendes, die Menschen unterwerfendes, von Männern geführtes Ausbeutungs- und Herrschaftssystem“ (7).
Das Patriarchat leidet nun von Anbeginn an seinem wesenhaften Makel, nicht selbst Leben hervorbringen zu können. Als Gebärende bleiben Frauen unersetzlich, als Lebensspenderinnen kann weder auf die Natur noch auf Mutter Erde verzichtet werden. Dieses grundlegende Dilemma überdeckt das Patriarchat in einer Reihe wertender Dichotomien, die seine Herrschaft stabilisieren und rechtfertigen. Alles Natürliche wird im Namen einer transzendenten Ordnung herabgesetzt. Der Schlüssel zu dieser metaphysischen Ordnung liegt jenseits alles Irdischen, welches als an sich defizitär und nieder gilt und entsprechend geplündert, zerstört und negiert werden kann.
In unserer Zeit des globalisierten neoliberalen Kapitalismus eröffnen sich diesem auf Krieg, Ausbeutung und Zerstörung „aufbauenden“ Herrschaftssystem freilich ganz neue, im Grunde absolut erschreckende Möglichkeiten, da sein Feldzug gegen die Natur inzwischen sowohl mit nuklearen Waffen als auch mit auf Nikola Teslas Skalarwellentechnologie fußenden Plasmawaffen und Geoengineering geführt werden kann.
Alchemie der „kreativen Zerstörung“
Ziel einer solchen Zerstörung ist dabei stets die utopisch längst vorweggenommene Neuschöpfung des Lebens, das Projekt von „Genesis zwei“, der Erschaffung eines neuen Paradieses, frei von allen natürlichen Schwächen und Mängeln, eine perfekte Welt, geboren aus dem „Schoß männlicher Schöpferkraft“ und damit per se jeglichem durch Frauen hervorgebrachtem Leben überlegen. An die Stelle einer mütterorientierten soll eine väterorientierte Welt treten (8).
Von Werlhof erkennt in dieser Hybris die Fortführung mittelalterlicher Alchemie mit den Mitteln der modernen Naturwissenschaften und der Informationstechnologie. Der „Stein der Weisen“, der Niederes, Wertloses in Höheres, Edleres verwandeln soll, ist nun in eine „Weltformel“ zur globalen Transformation mutiert. Kapital und Maschinen sollen vermeintlich geringwertige Rohstoffe in Höherwertiges verwandeln; die Methode dafür ist die Mortifikation, die gewaltsame Auftrennung von Materie und ihre anschließende Neuzusammensetzung. Nach diesem Prinzip arbeitet nicht nur das weltweit führende Kernforschungszentrum CERN bei Genf, wo durch die Kollision von Protonen das lang gesuchte Higgs-Teilchen „erzeugt“ wurde (9), sondern es ist auch ausdrücklich das Programm des WEF und mittlerweile mancher westlicher Regierung, wenn dort von „kreativer Zerstörung“ und „Build Back Better“ gesprochen wird (10).
Im gesellschaftlich-politischen Bereich folgt der Herrschaftsansatz „Divide et impera“ (teile und herrsche) diesem Prinzip, dessen Wirksamkeit wir uns spätestens angesichts der spaltenden politischen Narrative und Interventionen der jüngeren Vergangenheit sehr bewusst geworden sind.
Auf technischer Ebene muss der gesamte Raubbau an unserem Planeten, die Manipulation von Erbgut, der Einsatz Künstlicher Intelligenz und das Substituieren menschlicher beziehungsweise natürlicher Stoffe durch künstliche unter diesem Blickwinkel betrachtet werden. Der Transhumanismus und der Umbau unseres Planeten in eine gänzlich beherrschte, militärische Superwaffe (11) im Stile des Todessterns der Star-Wars-Saga scheinen der ebenso logische wie dystopische Kulminationspunkt dieses patriarchalen Alchemieprojekts zu sein.
Das Paradigma durchbrechen
Wie nun kann diese Kritische Patriarchatstheorie dazu beitragen, die gesellschaftlich grassierende Kyndiagnosia, die Unfähigkeit, eine Gefahr zu erkennen, zu beseitigen? Von Werlhof stellt diesbezüglich fest, dass das Patriarchat insgesamt fest im kollektiven Unbewussten unserer Welt verankert ist (12).
Herrschaft, Krieg und Gewalt gelten als unvermeidlicher Teil unseres irdischen Daseins. Gläubige meinen, in den patriarchalen Religionen mit ihren transzendenten Heilsversprechen und ritualisierten Transmutationen von Banalem zu Sakralem Hoffnung schöpfen zu können. Die Macht der Väter beziehungsweise der Männer aber stellt niemand ungestraft infrage; jeglicher Versuch wird geahndet oder in das eigene Narrativ überführt und somit unschädlich gemacht. Ein Beispiel hierfür ist der in den spalterischen und systemstabilisierenden Genderismus pervertierte ursprünglich patriarchatskritische Feminismus (13).
Und doch ist es eben an sich ganz simpel. Ebenso wenig wie es den alten Alchemisten gelang, in ihren Athanoren Blei in Gold zu verwandeln, ebenso wie der Zauberer auf der Bühne trotz all seines Brimboriums die Dame im Holzkasten nicht wirklich zersägt, ebenso wenig können Menschen aus der Zerstörung der Natur eine bessere, zweite Natur erschaffen. Denn würde die Dame tatsächlich durchgesägt, flösse Blut, und kein Magier der Welt könnte sie hinterher wieder auferstehen lassen.
Es ist eine sehr einfache Wahrheit, die jedes Kind sogleich versteht, wenn es nicht mehr dem Zauber der Illusion unterliegt. Claudia von Werlhof stellt uns mit ihrer Kritischen Patriarchatstheorie einen ebenso wirkungsvollen wie nachvollziehbaren Ansatz zur Verfügung, unsere wie hypnotisiert staunenden, im patriarchalen System verfangenen Mitmenschen aufzuwecken, das patriarchale Projekt zu entzaubern und in all seiner todbringenden Hässlichkeit zu enthüllen.
Gefangen im gesellschaftspolitischen Narrativ einer „durchpatriarchalisierten“ (14) Moderne befindet sich die große Mehrheit in einem Zustand der Realitätsverweigerung und muss aus dieser tödlichen Illusion aufgeweckt werden. Die außerhalb dieser Illusion Stehenden sind gefordert, hinter ihre Angst zu kommen, Schmerz, Verzweiflung und Trauer ob der misshandelten Natur in konstruktiven Mut zu verwandeln und aus ihrer enormen Liebe und mittels eines planetaren Denkens in einem globalen Aufschrei die Täter mit deren Missetat zu konfrontieren und ihre Mitmenschen wachzurütteln. Sie müssen dabei spirituell handeln und fühlen, und das bedeutet in dieser Zeit, trotz aktiven politischen Handelns nichts zu erwarten, sondern zu beobachten, was daraufhin geschieht.
Im Sinne Gandhis gilt es, „unschuldig“ zu handeln, ohne Kalkül die Wahrheit zu sagen (15), scheint doch dieses bewusst unschuldige Handeln der einzige Weg auf die andere Seite, die der Wildnis und der ursprünglichen matriarchalen Gesellschaften, die im Einklang mit Mutter Erde, Natur und ihren Mitmenschen über Tausende von Jahren bestanden.
Darüber hinaus weisen sie und weitere Matriarchatsforscherinnen wie Heide Göttner-Abendroth (16) in ihren Gesellschaftsentwürfen praktische Wege in eine lebensbejahende Welt, wo Mensch, Natur und der Planet als ganzes gemeinsam und harmonisch im Hier und Jetzt gedeihen können. Konkrete Projekte wie die Genossenschaft Kassel im Wandel (17) zeigen, wie solch ein matriarchal ausgerichteter gesellschaftlicher Umbau angegangen werden kann. Teilen wir diese frohe Botschaft mit unseren Mitmenschen!
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Quellen und Anmerkungen:
(1) Deutsch etwa „internationale Zusammenarbeit staatlicher, halbstaatlicher und privater Interessenverbände auf Grundlage eines selbst gegebenen, global verbindlichen Regelwerks”; siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Multistakeholder-Governance
(2) https://norberthaering.de/macht-kontrolle/nac-natural-asset-companies/
(3) https://www.nortonrosefulbright.com/en-de/services/203f40d1/environmental-social-and-governance-esg
(4) Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Smart
City Charta, Bonn 2017, Seite 43.
(5) https://www.weforum.org/communities/shaping-the-future-of-food
(6) Claudia von Werhof, Die Verkehrung. Promedia 2011.
(7) Am angegebenen Ort, Seite 54.
(8) https://www.globalresearch.ca/heirs-rosalie-bertell-her-significance-women-movement-view-today-new-war-against-all-life-mother-earth-herself/5793198
(9) https://atlas.cern/Discover/Physics/Higgs
(10) https://www.weforum.org/agenda/2021/08/creative-destruction-bridge-income-inequality-gap/
(11) Siehe dazu: Rosalie Bertell, Kriegswaffe Planet Erde. J-k-fischer-verlag 2018.
(12) Claudia von Werlhof, Der unerkannte Kern der Krise. Arun-Verlag 2012, Seite 13.
(13) Claudia von Werlhof, Die Verkehrung. Seiten 112 folgende.
(14) Claudia von Werlhof, Der unerkannte Kern der Krise. Seite 40.
(15) Claudia von Werlhof, Die Verkehrung. Seiten 214 folgende.
(16) Heide Göttner-Abendroth, Am Anfang die Mütter. Kohlhammer 2011.
(17) https://kassel-im-wandel.de/