Der Zauber der Rebellion
Im russischen Fantasy-Film „Rebellion der Magier“ von 2019 agiert ein autoritäres Regime unter dem Mantel der Epidemiebekämpfung.
Eine Seuche muss gar keine sein, um die Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen. Was wirklich dahintersteckt, ahnen nur wenige — so jedenfalls eine fiktive filmische Dystopie. In unserer Zeit wird allerdings die Fiktion von der Realität überholt. Hinter dem Versprechen staatlichen „Schutzes“ verbirgt sich die Unterdrückung. Und die medizinische Rettung kann sich als fauler Zauber entpuppen.
Das Timing war nicht das schlechteste. Ende Januar 2020 kam in Deutschland der russische Film „Rebellion der Magier“ auf den Markt, wenige Wochen vor den ersten Corona-Verordnungen. Die Veröffentlichung erfolgte allerdings direct-to-video — ein großer Erfolg dürfte dem Werk von Regisseur Alexander Boguslawski nicht beschieden sein. Im Lichte der pandemischen Gesundheitsdiktatur wirft „Rebellion der Magier“ aber interessante Schatten.
Der Fantasy-Streifen in Steampunk-Ästhetik kreist um die Hauptfigur Abigail — so auch der Originaltitel des Films —, die in einer Welt aufwächst, wo die Obrigkeit mit harten Mitteln eine Epidemie bekämpft. So erscheint es wenigstens. Eine Viruserkrankung soll dabei eine in drei Stadien verlaufende Krankheit verursachen: Zunächst lauert die Gefahr im Asymptomatischen, „sodass die Infektion nur mit speziellen Geräten erkannt werden kann“ — das geht allerdings schneller als beim PCR-Test, und die Nase bleibt Jungfrau. Dann hat man Fieber und schließlich Krämpfe. „Diese Krankheit ist hochansteckend und führt bei jedem Infizierten zu einem qualvollen Tod“, verkünden die Autoritäten. Welche Ängste solche Verlautbarungen auslösen, ist uns nur zu vertraut.
Und wie in der Realität dient die Propaganda zur Rechtfertigung für autoritäres Durchgreifen. Ausgangssperren, Quarantäne, Isolation.
Außer Haus, mit dem Versprechen einer „schmerzlosen, tödlichen Spritze“ zur Beendigung der Qualen. Wer Infizierte versteckt, gilt als Hochverräter. Maskiert sind übrigens nur die Inspektoren, die diese Kontrollen und Maßnahmen durchführen. So habe man die „Masseninfektion“ unter Kontrolle gebracht, dank der regierenden Kreise, die sich „Visionäre des Weltfriedens und der öffentlichen Ordnung“ nennen.
Tatsächlich aber gibt es überhaupt keine Epidemie. Die erfundene Krankheit dient nur als Vorwand, um besonders Begabte, sogenannte Magier, aufzuspüren und einzusperren — oder, wie man heute sagen würde, „abzusondern“. Diese Magier verstecken sich und planen schließlich — wie der Titel verheißt — einen Aufstand. Keine Sorge, mehr Handlung wird diesmal nicht verraten, ganz anders als bei „Contagion“, „Dr. M.“ oder „Die Hamburger Krankheit“.
„Die meisten Einwohner ahnen nicht, dass die Herrscher der Stadt nicht ihre Beschützer, sondern ihre Gefängniswärter sind“, heißt es im Film. Es wird schon was dran sein an der Epidemiebekämpfung, und über die Jahre gewöhnt man sich an dieses Vorgehen. Die real existierende Dystopie lässt grüßen. So wie sich im Film die Unterdrückung über Jahre hinzieht, feiert in Deutschland ein Wintermärchen Neuauflage, nämlich das der übervollen Intensivstationen, das beim Weihnachtsfest mit der Familie Beklemmungen auslösen soll —sind Ungeimpfte anwesend? — und auch das Silvesterbrauchtum wiederum in Ketten legt. Wie auch das Händeschütteln — alles alte Gewohnheiten und Sitten, die der Kulturrevolution zunehmend zum Opfer fallen. Werden die, die im Dezember 2020 noch naiv glaubten: „Einmal aussetzen, einmal sich über die Feiertage einschränken reicht, um dann im nächsten Jahr wieder richtig durchzustarten“, sich jetzt langsam Fragen stellen?
Oder sehen sie in den „Gefängniswärtern“ weiterhin ihre „Beschützer“? Mehrere „Bevölkerungsschutzgesetze“ sowie das „Infektionsschutzgesetz“ stehen in einer langen, zuletzt eskalierenden Tradition, Bevormundung, Paternalismus und den Verbotsstaat in den Schafspelz des Schutzes zu kleiden. Prostituiertenschutzgesetz, Nichtraucherschutzgesetze, Jugendschutzgesetz — alles Nägel im Sarg der Freiheit. Vom Deckmantel des Klimaschutzes gar nicht zu reden. Länger zurück liegen die „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ und der „Antifaschistische Schutzwall“. So fordert denn auch eine gelernte DDR-Bürgerin, nämlich die Grüne Katrin Göring-Eckardt, einen Corona-„Schutzwall“, der „ständig erneuert und weiter gebaut werden“ müsse. Wird dieser „in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben“?
Im Film sind es Magier, die das Regime verfolgt und die es dann in Frage stellen. Im realen Sanitarismus hingegen haben ganz andere Kräfte die Magie für sich gepachtet.
Die wissenschaftliche Veröffentlichung, die den Corona-PCR-Test begründete, durchlief einen normalerweise monatelangen Peer-Review-Prozess quasi über Nacht wie von Zauberhand, und schuf so die Basis für vieles, was im Folgenden über uns gekommen ist. Das Wattestäbchen, ach was: der Zauberstab, ließ reihenweise sogenannte „Infizierte“ aus dem Hut hüpfen. Besonders freiheitseinschränkende Corona-Maßnahmen wirkten gleichzeitig in anderen Ländern genauso gut oder besser, obwohl sie dort nicht galten. Zauberei. Firmen, die noch nie ein Medikament auf den Markt gebracht hatten, Biontech und Moderna, wurden plötzlich zu milliardenschweren Goldgruben, als sie im Zeitraffer — nach Verzauberung durch den alten Hexenmeister Bill Gates — Wundermittel erfanden. Wunderglaube, der sich in barer Münze auszahlt. Und der Zauberberg steht in Davos …
„Das Bedürfnis nach Liebe und Freiheit ist massiv gestört und die Magie des Lebens scheint verloren“, schreibt eine Schweizer Bloggerin anlässlich des Films. Und fragt: „Wer sind die Rebellen der Magie des 21. Jahrhunderts?“ Ganz ohne Zauberkraft wird es gehen müssen. Mit der Kraft der eigenen Überzeugung, der Kraft des gemeinschaftlichen Handelns und der unerschütterlichen Kraft der Freiheit, die sich letztlich Bahn bricht. Das, nicht Magie, bringt Schutzwälle zum Einsturz.