Der verschwiegene Krieg

Die Wahrheit über die Ukraine wird systematisch totgeschwiegen.

Selbst nach dem Vorfall in der Straße von Kertsch wird das Leid der Menschen im Kriegsgebiet im Osten der Ukraine kaum thematisiert. Findet ein Krieg nur statt, wenn er medial präsent ist? Leider ja — zumindest macht es den Eindruck, wenn man mit Menschen spricht. Dieses Kriegsgebiet ist kaum jemandem bewusst. Nach fünf Jahren ist es ganz nach hinten gerückt. Das war mal anders.

Im November 2013 wurde die Krise in der Ukraine virulent: Das Land lehnt das Assoziierungsabkommen mit der EU vorläufig ab. Danach brachen Chaos, Bürgerkrieg und Krieg aus. Im deutschsprachigen Raum gingen Anfang 2014 viele Menschen auf die Straße, um mit Mahnwachen ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine zu setzen.

Die Straßen sind heute leer, die Mahnwachen sind — bis auf ganz wenige Ausnahmen — Vergangenheit. Der Krieg und das Chaos in dem Land sind es allerdings nicht. Im Gegenteil: Für die Menschen im Osten der Ukraine ist der Krieg bittere Gegenwart bis zum heutigen Tag — und vermutlich auch morgen und übermorgen und nächste Woche.

Und die Menschen sind — wie in allen Kriegen — die eigentlichen Opfer. Am schlimmsten betroffen — wie in allen Kriegen — Alte, Kranke und Kinder. Nach fünf Jahren Krieg, Zerstörung, Hunger und — jetzt wieder aktuell — Kälte in den Kriegsgebieten ist die Hoffnung auf Frieden und ein „normales“ Leben bei Vielen dort nahezu verschwunden. Das sind zumindest die Eindrücke, die verschiedene Mitglieder von Hilfsorganisationen von ihren Besuchen vor Ort mit nach Deutschland bringen.

Das Aktionsbündnis Zukunft Donbass e.V. engagiert sich in der Luganskaja Narodnaja Respublika (LNR), der russischen Bezeichnung der Volksrepublik Lugansk. Die Friedensbrücke Kriegsopferhilfe e.V. ist vorwiegend in der Volksrepublik Donezk oder auch Donezkaja Narodnaja Respublika, DNR, aktiv und betreut zusätzlich einige Projekte in der LNR.

Im Gespräch beschreiben Aktivisten dieser Organisationen ihre Eindrücke aus dem Donbass. Es sind subjektive Eindrücke der Realität des Krieges, der für die meisten Mainstream-Medien heute kein Thema ist. Zunächst Iwana Steinigk, Mitglied des Vorstands des Vereins Aktionsbündnis Zukunft Donbass e.V..


Andrea Drescher: Wie siehst Du die Lage in der LNR?

Iwana Steinigk: In meinen Augen ist sie seit 2014 nahezu unverändert schlecht, da sich letztlich nichts bewegt. Die Menschen sind kriegsmüde, der ständige Schusswechsel macht sie mürbe. Die Wahlen, die von vielen nicht offiziell anerkannt werden, haben den Menschen etwas Auftrieb gegeben.

Trotz der negativen Stimmungsmache im Vorfeld konnte man seinem politischen Willen Ausdruck geben. Man hat jetzt legitimierte Verantwortliche, die mit Kiew über die Umsetzung des Minsker Abkommens oder mit Russland über bessere Handelsbeziehungen sprechen können.

Die sozio-ökonomische Lage belastet die Menschen sehr. Das Mindestgehalt beträgt 3.600 Rubel im Monat. Das sind etwa 50 Euro. Die Renten liegen in vergleichbarer Höhe. Ein Arzt im Krankenhaus verdient 8 bis 10.000 Rubel, Bürokräfte vielleicht 5.000.

Und das Preisniveau liegt nur wenig unter dem Russischen: 15 bis 20 Rubel für ein Kilo Brot, 50 Rubel für einen Liter Milch, Zucker kostet 40 Rubel für ein Kilo. Fleisch ist ein Luxusgut — ab 300 Rubel aufwärts pro Kilo. 45 Rubel für Sprit — wenn dieser überhaupt verfügbar ist. Miete, Wasser und sonstige kommunale Kosten sind ja auch zu begleichen. Und dabei geht es den Menschen in den Städten noch vergleichsweise gut.

Lugansk liegt nach Westen 76 km, nach Nordosten 12 km von der Demarkationslinie entfernt. Je näher man der Frontlinie kommt, desto schwieriger ist das Über-Leben. Die von uns betreuten Krankenhäuser sind stärker betroffen.

Wie schaut es denn da aus?

Pervomaisk ist nur fünf Kilometer weit weg — und damit noch Kampfgebiet. Man hört es ständig, besonders die Dörfer in der Umgebung werden beschossen. Früher war es ein großes Kreiskrankenhaus mit einer Kapazität von bis zu 20.000 Patienten. Nach starkem Beschuss konnten nur Teile wieder aufgebaut werden, sodass heute rund 3.000 Menschen betreut werden können. Das Krankenhaus in Stachanov ist weniger stark betroffen — es liegt weiter vom Kampfgebiet weg.

Dafür kommen dort mehr Menschen hin, weil sich viele ins Hinterland zurückgezogen haben. Mein Eindruck ist, dass die Lage nicht ganz so bedrohlich ist wie in der DNR, trotzdem ist es enorm zermürbend, nicht zu wissen, warum und wann die Schusswechsel intensiver werden. Meine Analyse der OSZE-Berichte über die Initiatoren der Schießereien zeigt mir, dass es meistens die Kiewer Seite ist, die aktiv wird, nur selten die Volksmiliz. Das kann man anhand der durch die OSZE dokumentierten Himmelsrichtungen ganz gut nachvollziehen.

Man hört ja, dass die Russen im Donbass sehr aktiv sind — gibt es russische Unterstützung für die Menschen?

Von Anfang an gab es die humanitären Transporte aus der russischen Föderation. 60, 70 LKWs mit Lebensmitteln, medizinischem Material, Grundnahrungsmitteln für die Ärmsten. Die fuhren häufig — auch zu den verschiedenen privaten Hilfsorganisationen wie unserer.

Ob sie heute noch so regelmäßig fahren, kann ich nicht sagen. Der letzte Transport kam im Oktober in Lugansk an. Ich habe auch gehört, dass die Unterstützung stärker auf die politische Ebene verlagert wird. Also Haushaltsunterstützung statt Warenlieferungen, um die Wirtschaft zu fördern, den Wiederaufbau zu finanzieren, die Infrastruktur zu sanieren.

Welche Art von Hilfe leistet Ihr als Organisation?

Wir haben uns entschieden, Krankenhäuser durch Materialspenden zu unterstützen. Das sind Institutionen, die jeder irgendwann braucht. Ob krank oder verletzt durch Unfall oder Krieg: Kliniken sind für die Menschen — besonders im Kriegsgebiet — unverzichtbar. Gleichzeitig besteht ein enorm hoher Bedarf an Verbrauchsmaterialien, Medikamenten, OP-Bestecken.

Natürlich werden auch große Geräte wie MRTs oder Betten dringend benötigt. 2018 konnten wir sechsmal einen LKW mit medizinischen Hilfsgütern beladen und nach Lugansk schicken.

Wir sammeln die Spenden in Deutschland, unsere Standorte sind Thüringen und Sachsen. Wir schreiben Ärzte und Kliniken an, rufen über Facebook und Betterplace.org zur Unterstützung auf, lagern zwischen und organisieren die Tour. Sobald das Geld für den Transport beisammen ist — pro Fahrt benötigen wir 3.000 Euro — geht es los.

Vor Ort arbeiten wir über unseren akkreditierten Partner „Bumerang der Güte“ mit den Behörden vor Ort zusammen, sodass sichergestellt ist, dass die Spenden dort ankommen, wo sie am dringendsten benötigt werden. Wir wollen ja keine Begehrlichkeiten wecken, sondern helfen. Darum hängen wir unsere Transporte selbst auch nicht an die große Glocke.

Gibt es bei den Transporten Probleme?

Eigentlich nichts Gravierendes, da wir ja mit einer akkreditierten Organisation zusammenarbeiten. Natürlich klappt in einem Krisengebiet nicht immer alles so reibungslos, wie wir es gerne hätten.

Manchmal gibt es einfach keinen Sprit, sodass die Hilfsgüter nicht gleich an die Krankenhäuser ausgeliefert werden können. Auch hatten wir schon mal Schwierigkeiten, den Spediteur in Weißrussland zu bezahlen. Und: man darf nie das Zielgebiet des LKWs auf die Überweisung schreiben, immer nur die Rechnungsnummer.

Die deutschen Behörden waren anfangs gar nicht so begeistert von unserer Arbeit, aber da wir bewusst unpolitisch auftreten, hat sich das inzwischen entspannt. Uns geht es ja um die Menschen.

Wann war der letzte Transport?

Der war jetzt gerade: am 18. November. Wir konnten einen Zahnarzt-Behandlungsstuhl, zwei OP-Tische, zwei Sterilisatoren für OP-Bestecke, eine medizinische Badewanne und Krankenhausbetten aufladen. Darüber hinaus haben wir rund 200 Weihnachtspäckchen für Waisenkinder mitgenommen. Und natürlich sehr viel Verbrauchsmaterial, das wir unter anderem von zwei Thüringer Ärzten bekommen haben, die in Holland arbeiten.

Aufgrund der dort herrschenden, sehr strikten Hygienevorschriften dürfen angebrochene Packungen nur sehr begrenzt verwendet werden. Aus einer Großpackung Windeln bleiben leicht mal 30 übrig, auch ungeöffnete Kanülen müssen entsorgt werden, wenn die Umverpackung geöffnet ist. Die beiden sammeln das alles bei sich in der Klinik und bringen es zu ihren Eltern nach Thüringen, von wo wir es abholen und verschicken.

Habt ihr für 2019 bereits Pläne?

Auf jeden Fall! Uns wurden zwei Kleinbusse für Behinderten-Transporte sowie 17 Tonnen Kindernahrung gespendet. Diese Überführungen müssen jetzt finanziert werden. Wir wollen auch wieder möglichst alle zwei Monate einen Transport machen. Ich möchte auch wieder hinfahren und plane, die Kleinbusse zu begleiten.

Warum tust du das?

Wenn ich vor Ort bin, kann ich dokumentierten, was los ist. Jetzt im Winter ist die Situation besonders hart, gerade in den zerstörten Dörfern entlang der Frontlinie. Ich spreche mit den Ärzten und dem Personal. Überzeuge mich, dass alles funktioniert und schaue, wo die Sachen landen.

Das Material — also Bilder und Videos, die ich dabei produziere — möchte ich zusammen mit Bildmaterial russischer Kriegsberichterstatter 2019 für eine kleine Wander-Ausstellung verwenden.

Es wird viel zu viel geschwiegen. Man muss das Leid sichtbar machen.

Dazu gehört auch Öffentlichkeitsarbeit, und die ist umso glaubwürdiger, wenn ich authentisch von dort berichte. Nur so gewinnen wir weitere Unterstützer.

Welche Form der Unterstützung benötigt ihr?

Natürlich Geld — die LKWs müssen ja bezahlt werden. Und Menschen, die uns helfen, die organisatorischen Aufgaben zu bewältigen. Dazu gehören das Anschreiben und die Kontaktpflege mit Ärzten und Kliniken, die Organisation der Medizingüter an unsere Sammelstellen, das Verteilen von Flyern, Geld sammeln. Es gibt immer sehr viel zu tun, und wir freuen uns über jeden, der mitmachen mag.

Mehr dazu unter www.zukunftdonbass.org

Auch Liane Kilinc, Vorstandsvorsitzende des Vereins Friedensbücke Kriegsopferhilfe e.V., beschreibt die Lage vor Ort aus eigenen Erfahrungen.

Andrea Drescher: Auch an Dich als erstes die Frage: Wie siehst Du die Lage in der DNR?

Liane Kilinc: In Donezk ist die Lage sehr angespannt. Besonders seit der Ermordung von Alexander Sachartschenko herrscht viel Unruhe. Die politische Entwicklung ist für mich undurchschaubar.

Im Vorfeld gab es den Ausschluss von Kandidaten und Parteien, zum Beispiel der KP. Ich kann nicht sagen, was sich entwickeln wird. Dazu kommt der ständige Beschuss, viele Dörfer an der Frontlinie kommen nie zur Ruhe. Minsk 2 wird komplett ignoriert.

Die Lage der Menschen hat sich in meinen Augen verschlechtert. Wobei man differenzieren muss; in der Stadt leben die Menschen besser als in den Dörfern. Mitten in Donezk ist eigentlich nichts vom Krieg zu spüren, aber sobald man den städtischen Raum verlässt, kann es heftig werden.

Nehmen wir das Beispiel Heizung: In den Städten kein Problem. Auf den Dörfern jedoch gibt es verschiedene Kategorien: Vorne an der Frontlinie erhalten die Menschen Kohle kostenlos; ist man von der Front entfernt, muss man zahlen.

Für Rentner oder Alleinerziehende ist das natürlich ein großes Problem. Auch beim Wiederaufbau gibt es Kategorien: In der Nähe der Front Gebäude wieder aufzubauen, erscheint sinnlos. Aber manchmal wäre es eine Kleinigkeit, ein Dach zu reparieren, um das Gebäude vor Wasser zu schützen. Das passiert jedoch nicht, wenn das Haus, eine Schule oder eine Kita der falschen Kategorie zugeordnet ist. Auch in der medizinischen Versorgung gibt es erstaunliche Unterschiede.

In vielen Dörfern fehlt es an einfachsten Dingen. Alles, was von der Stadt entfernt und nahe der Frontlinie ist, ist ein Alptraum, was die Versorgungslage angeht. In Dörfern, in denen früher 1.000 und mehr Menschen gewohnt haben, sind noch 300 Alte und Kranke beziehungsweise Frauen und Kinder getöteter oder gefallener Väter übriggeblieben.

Von 250 Häusern sind gerade 40 halbwegs bewohnbar. In manchen Gegenden ist sauberes Trinkwasser purer Luxus. Es gibt keine Grundnahrungsmittel, ohne die Selbstversorgung aus den Gärten und die verschiedenen Hilfsorganisationen würden die Menschen dort schlichtweg verrecken.

Woher hast Du diese Informationen?

Ich war vom 22. Oktober bis zum 2. November 2018 selbst vor Ort, seit 2015 sind wir das zweimal im Jahr. Das sind meine eigenen konkreten Erfahrungen. Die Dörfer an der Frontlinie sind kaum zugänglich, weitestgehend von der Versorgung abgeschnitten und liegen unter Dauerbeschuss. Kein tolles Gefühl.

Ich habe dieses Jahr wieder erleben müssen, was das heißt. Wir waren beim Verteilen der Hilfsgüter bis auf 500 Meter dran. Da ist Hilfe nur mit Schutzweste möglich.

Warum setzt Du Dich dem aus?

Das hat mehrere Gründe. Zum einen möchte ich unsere Projekte, die schon seit Jahren laufen, selbst kontrollieren. Ich will wissen, was wirklich benötigt wird, was in der letzten Zeit passiert ist und wo man am besten helfen kann. Wir sind als Hilfsorganisation in der DNR anerkannt und dürfen vor Ort tätig sein, arbeiten mit den Behörden, Ministerien und Volontären vor Ort zusammen und die Treffen, Absprachen und die Kontaktpflege sind da sehr wichtig.

Ein persönliches Bedürfnis ist es mir aber auch, den Menschen zu zeigen, dass wir sie nicht vergessen. Ich möchte sie diese Solidarität spüren lassen. Ich weiß, wie wichtig das für die Menschen ist. Die Hilfe, die wir leisten können, ist ja nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber die Menschen geben uns immer zu spüren, wie wertvoll dieser Tropfen für sie ist. Sie sind unendlich dankbar dafür.

Welche Art von Hilfe leistet Ihr denn?

Das ist ein breites Spektrum: Von der Notversorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten und Heizmaterial über Hilfe zur Selbsthilfe und Unterstützung für den Wiederaufbau bis hin zur Förderung von Kultur und Sport bei Kindern und Jugendlichen. Wir helfen auch insbesondere jenen, die aus den oben genannten Kategorien herausfallen.

Wir sanieren leicht beschädigte Dächer — auch auf die Gefahr hin, dass es wieder zu Zerstörungen kommen kann. Wir finanzieren dort die Kohle, wo man es sich nicht leisten kann. Das Autismus-Zentrum, das wir unterstützen, hatte nicht mal genügend Geld, die Wasseranschlüsse im Bad zu finanzieren.

Insgesamt haben wir 2018 sicher wieder mindestens 80 verschiedene Projekte durchgeführt. Das Größte dabei war die Evakuierung aus Frontgebieten von insgesamt fast 600 Kindern mit Begleitpersonen aus den Bunkern und Kellern in Friedens-Pioniercamps nach Russland, Rostov am Don, Krasnodar und Taganrog. Ein paar Wochen „bunkerfrei“ – das heißt einige Wochen Erholung vom Krieg. Eine gewisse Zeit einfach angstfrei leben zu können. Vor Ort traf ich viele dieser Kinder, unter Tränen. Mit selbstgebastelten Geschenken drückten sie erneut ihre Dankbarkeit für diese Zeit aus.

Unterstützt Russland denn nicht?

Auf dem Rückweg zur Grenze sind wir einem Transport mit 18 weißen LKWs begegnet. Aber die Menschen empfinden es anders. In meinen zahlreichen Gesprächen von Donezk bis zur Frontlinie habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Hilfe aus Russland deutlich weniger geworden ist.

Man fühlt sich allein gelassen, hat keine Hoffnung mehr, besonders auf eine politische Lösung. Das ist schon sehr schlimm für die Menschen — es ist für mich, wie für den Verein, aber auch Ansporn, weiterzumachen. Auch wenn es immer schwieriger wird.

Warum wird es schwieriger? Wo gibt es Probleme?

Es wird ja in Deutschland immer noch stark pro-ukrainisch Stimmung gemacht, Russland soll weiter und stärker sanktioniert, die Menschen im Donbass für ihren Wunsch nach Eigenständigkeit bestraft werden. Wir werden immer mal wieder angegriffen, es gibt Drohungen gegen unsere Aktionen von Anhängern der Kiewer Regierung. Daher ziehen sich manche verständlicherweise aus Angst zurück.

Wir mussten uns aufgrund des Regierungswechsels neu anerkennen lassen. Das hat aber sehr gut und schnell funktioniert. Jetzt dürfen wir uns aber nur noch in Begleitung in die Frontgebiete begeben, der Schutz ist zwingend vorgeschrieben. Das gibt uns mehr Sicherheit, wir sind aber weniger flexibel.

Als gemeinnütziger Verein in Deutschland und anerkannte Hilfsorganisation in Donezk werden wir zwar sehr streng kontrolliert, haben aber alle Prüfungen problemlos bewältigt — doch das können die Spender ja nicht so leicht unterscheiden. Der Krieg ist jetzt im fünften Jahr.

Nicht nur die Menschen im Donbass sind müde — auch die Spendenmüdigkeit ist erkennbar, nicht zuletzt weil der Krieg ja medial totgeschwiegen wird. Jedoch haben uns viele die Treue gehalten und unterstützen uns tatkräftig weiter.

Aber Ihr plant weiterzumachen?

Auf jeden Fall! Die Weihnachtsaktionen und ein weiterer Transport sind in Vorbereitung. Auch 2019 werden wir unsere Projekte weiter betreuen. Besonders werden wir die Hilfe zur Selbsthilfe weiter forcieren, auch weitere Hilfstransporte sind in Planung.

Im April nehmen wir an einer internationalen Konferenz in Donezk teil, wo man die Hilfe der verschiedenen Organisationen aus Deutschland, Russland, Frankreich, Italien und weiteren Ländern effektiver koordinieren will.

Dann gibt es, von uns organisiert, ein Chor-Event in Moskau, mit Chören aus Deutschland und Russland, Donezk und Gorlovka, das wir zusammen mit dem Veteranenverband Moskau veranstalten werden. Letztere kümmern sich um die Unterkunft und Verpflegung der Kinder in Moskau.

Braucht Ihr Unterstützung?

Auch hier: Auf jeden Fall. Hauptsächlich bitten wir um Spenden, da man viele Güter in Russland beziehungsweise im Donbass sehr viel günstiger kaufen kann und die Transportkosten von hier nach dort erheblich teurer sind, werden wir nur noch gezielt benötigte Sachgüter transportieren.
Auf der Homepage findet man eine Liste, wo wir für konkrete Aktionen sammeln.

Mehr dazu unter www.fbko.org

Schaut man nur auf die Situation in der Ostukraine, macht das alles nur wenig Hoffnung. Was jedoch viel Hoffnung macht, ist die Tatsache, dass es Menschen gibt, die sich für andere Menschen engagieren, sich solidarisieren und helfen.

Vielleicht mag der oder die ein oder andere Rubikon-Leser und -Leserin ja auch unterstützen. Dann werden es ein paar Tropfen mehr, mit denen geholfen wird!