Der vergessene Schwur
Politiker, Mediziner und Psychologen beginnen ihre Tätigkeit mit einem wohlklingenden Eid — in ihrem konkreten Verhalten wirkt sich dies aber nur selten aus.
Was schert mich mein Versprechen von gestern? Mit Amtseiden und hippokratischen Eiden beginnen viele Berufskarrieren. Auch Journalisten starten oft mit sehr viel Idealismus. Am Ende ist nicht viel davon übrig. Beim „Marsch durch die Institutionen“, verändert sich die Institution meist wenig, der Marschierende dagegen erheblich. Betrachtet man all die Untaten führender Politiker, Mediziner und Psychologen in diesen Tagen, so möchte man nicht glauben, dass ihnen die hochtrabenden Worte eines Eides vorausgegangen sind. Was ist speziell in den Zeiten von Corona aus diesen guten Vorsätzen geworden? Sind sie mehr als eine halbherzig vorgetragene Floskel? Sind sie verpufft wie ein Silvesterfeuerwerk mit den sich daran anknüpfenden Wünschen? Nein, die Schwüre, die in bestimmten Berufen geleistet werden, sind bindende Selbstverpflichtungen. Wenn die Betreffenden dies vergessen haben, sollten zumindest wir es nicht vergessen und die Eidbrüchigen an ihren Worten messen.
Ein Ehrenkodex ist laut Duden „die Gesamtheit der in einer Gesellschaft oder Gruppe geltenden, die Ehre und das ehrenhafte Verhalten betreffenden Normen“ (1). Dieses geschriebene oder ungeschriebene Regelwerk über das Wohlverhalten von Berufsgruppen, das mit entsprechenden Verpflichtungen und Privilegien verbunden ist, scheint bei akademischen und anderen herausragenden Berufsgruppen nicht mehr zu gelten.
Die Menschen weltweit werden dadurch in einen Zustand von Not, Armut und Hoffnungslosigkeit, von Vereinsamung und Ausgestoßenheit getrieben. Ein Handwerker darf sich ein solches Verhalten nicht leisten, ohne dafür bestraft zu werden und seinen Arbeitsplatz zu verlieren. Haben zum Beispiel auch Politiker, Ärzte, Journalisten oder Psychologen angesichts offensichtlich eklatanter Verstöße gegen ihre Berufsethik derartige Konsequenzen zu befürchten? Wer wird sie eines Tages für ihr Verhalten zur Rechenschaft ziehen?
Der Artikel eines Kollegen vom Rubikon veranlasste mich dazu, mir den Ehrenkodex herausragender Berufsgruppen noch einmal näher anzusehen (2). Ich empfehle jedem Mitbürger, das Gleiche zu tun, sollte er noch nicht aufgewacht sein: Beginnen Sie mit dem Eid des Hippokrates, dem ursprünglich in griechischer Sprache verfassten Arztgelöbnis, und fahren Sie fort mit dem Amts- beziehungsweise Diensteid von Politikern, den berufsethischen Richtlinien von Psychologinnen und Psychologen bis hin zu den national sowie international verpflichtenden Vereinbarungen für Journalisten!
Wie können Ärzte oder ärztliche Politikberater Verordnungen treffen, die nicht „zu Nutz und Frommen der Kranken“ sind und die diese nicht bewahren vor Schaden und willkürlichem Unrecht (3)? Wie können Politiker ganz unverhohlen gegen den geleisteten Amtseid verstoßen und ihre Kraft nicht dem eigenen Volk, sondern vielmehr der Milliardärs- und Macht-„Elite“ widmen und gegen die Gesetze des Bundes verstoßen? Wie können Psychologinnen und Psychologen entgegen ihrer Berufsethik traumatisierte Kriegsheimkehrer wieder dienstfähig schreiben, Folterern bei ihrer Arbeit sekundieren und derzeit die Mitmenschen zum Durchhalten und Zurückstellen ihrer elementarsten menschlichen Bedürfnisse auffordern? Wie kann die „Journaille“ — Presse-Gesindel — ihrer Verpflichtung zur wahrheitsgemäßen Information der Bürger und zum Frieden in keiner Weise nachkommen — und das ungestraft?
Ein Beruf ist eine „aufgrund besonderer Eignung und Neigung systematisch erlernte, spezialisierte, meistens mit einem Qualitätsnachweis versehene, dauerhaft und gegen Entgelt ausgeübte Betätigung eines Menschen“ (4). Ist man ihm nicht gewachsen, sollte man sich einen Job suchen, der meist nur vorübergehend ausgeübt wird, nicht an eine besondere Eignung oder Ausbildung gebunden ist und vor allem keinen Schaden anrichten kann.
Alle Mitbürger sind dazu aufgerufen, die eklatanten Verstöße der verschiedenen Berufsgruppen gegen das geschriebene oder auch ungeschriebene Regelwerk über das Wohlverhalten nicht weiter hinzunehmen, sondern es unverzüglich einzufordern. Sie dürfen es nicht zulassen, dass sich nur die „Ehrenwerte Gesellschaft“ an ihren Ehrenkodex hält!
Quellen und Anmerkungen:
(1) http://www.duden.de/rechtschreibung/Ehrenkodex
(2) www.rubikon.news/artikel/die-diktaturdepression
(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Eid_des_Hippokrates
(4) https://de.wikipedia.org/wiki/Beruf