Der Transgender-Wallraff
Bijan Tavassoli entlarvte als falsche „Transfrau“ satirisch den Realitätsverlust woker Kreise und setzte sich damit brutalen Anfeindungen aus.
„Wann ist ein Mann ein Mann?“, fragte Herbert Grönemeyer in seinem bekannten Lied. Heute wäre die Antwort: Jeder Mensch, der sich als Mann fühlt oder definiert, ist auch einer — mag er auch über den Chromosomensatz und die Geschlechtsmerkmale einer Frau verfügen. Bijan Tavassoli machte das umgekehrte Experiment, setzte sich mit Bart und tiefer Stimme in eine Talkshow und behauptete steif und fest, eine Frau zu sein. Seitens des Moderators erntete er dafür nur ergriffenes Nicken. Auch bei anderen Auftritten rief niemand: „Der Kaiser ist nackt“ beziehungsweise: „Aber Sie sind doch ein Mann!“. Niemand wollte sich ja nachsagen lassen, transphob zu misgendern. Somit wirkte Tavassolis Aktion entlarvend wie seinerzeit der Auftritt des Schusters Voigt als „Hauptmann von Köpenick“, der den Militarismus seiner Epoche bloßstellte. Oder wie Günther Wallraffs Undercover-Aktion als „Schwarzer“. Der Transgender-Darsteller Tavassoli hält dem Zeitgeist den Spiegel vor. Die Exponenten der Trans-Ideologie jedoch lassen nicht mit sich spaßen. Der intelligente Parodist erntete Beschimpfungen und Morddrohungen. Derzeit wird das „Selbstbestimmungsgesetz“ politisch erregt diskutiert. Es soll den formlosen und raschen Wechsel des juristisch zugeschriebenen Geschlechts enorm erleichtern. Zur rechten Zeit also platziert der ehemalige Linken-Bundestagsabgeordnete Diether Dehm seinen glossierenden Zwischenruf.
Der Nürnberger Kirchentag betätigte sich als heilige Inquisition. Die „transaktivistische“ Teufelsaustreiberin Dana Mahr verketzerte Alice Schwarzer und EMMA als unfeministisch. Denn, verflucht nochmal, Transfrauen sollten endlich an denselben Schonräumen und erkämpften Rechten der Frauenbewegung teilhaben wie „biologische“ Frauen. Mahr klemmte alles an den Hexenpranger, was sich dem Gender-Mainstream in den Weg stellte. Einen linken Spötter des identitären Genderkults nagelte Mahr gar als „rechten Troll und übergriffigen Cis-Mann“ ans Kirchentagskreuz. Der sei von rechts in Frauen-Saunen „eingeschleust“ worden, um dort die „Geschlechter-Gleichheit“ der Lächerlichkeit preiszugeben.
Der von Dana Mahr auf den Scheiterhaufen verwünschte Mann ist hingegen Linken-Mitglied und Journalist bei Weltnetz.tv. Der in Hamburg geborene, massiv dunkel-behaarte und maskuline Sohn eines iranischen Flüchtlings behauptete, im „falschen Körper aufgewacht“ zu sein, wie es heute so schön modisch heißt — aber nicht ohne leise aufblitzenden Schalk im kohlrabenschwarzen Auge. Stundenlang fühle er sich als Frau. Dann wieder als Mann. Also neuhochdeutsch: „transgenderfluid“. Das alles spielte Tavassoli in Interviews und Events so täuschend echt durch, dass die Zuschauer hin- und hergerissen waren.
Beim letzten Wahlkongress der Hamburger Linkspartei, die ihn seiner NATO-Feindschaft wegen sowieso schon abgrundtief hasst, kandidierte er auf dem privilegierten Frauenplatz. Der Parteitag und seine Gender-FanatikerInnen schäumten. Die Wahlrituale wurden in kreischender Ratlosigkeit fast zwei Stunden lang unterbrochen. Im Netz war die Aktion ein Kracher — gegen die Hamburger „Linkspartei“.
Bijan Tavassoli hatte als Mann vor Jahren bereits gegen den so glücklos agierenden Links-Parteivorsitzenden Schirdewan an der Listenspitze fürs Europaparlament kandidiert, als Wagen-„Knecht“ diffamiert und schon damals unter viralen Gewaltandrohungen. Kürzlich hatte er sich dann von der Hamburger Gleichstellungsbehörde einen amtlichen Ausweis als Frau mit Vornamen „Rosa“ ausstellen lassen. Damit trabte er seelenruhig in Frauen-Saunen verschiedener europäischer Städte und notierte die „staunenden“ Reaktionen. Dann nannte er sich gar eine Trans-Muslima
Tavassoli in Sauna
Eigentlich zielen Tavassolis Eulenspiegeleien gegen eine von der Ampel zur Wochenmitte als Kabinettsbeschluss vorgesehene, als „Selbstbestimmungsgesetz“ schönbetitelte Vorlage. Wonach sich jemand einmal jährlich wahlweise und temporär als Mann, Frau oder Trans „selbstbestimmen“ dürfe. Der Animationsdiskurs von solcherlei Gesetzen ist verheerend. Auch unter Schulkindern, selbst wenn das Gesetz zunächst nur Volljährige benennt. Sahra Wagenknecht & Friends hatten dazu bereits ihr Nein angekündigt. Während es die Reste-Linke bejubelt.
Wagenknecht sieht wie Schwarzer sogar erkämpfte Frauenschutzräume in Gefahr, wenn aktuell versucht würde, Geschlecht zu einer Frage der jeweiligen „Gemütsverfassung zu machen“. Es sei „absurd“, wenn „jeder nach Laune einmal im Jahr seinen Geschlechtsantrag ändern“ lassen würde oder „fluid“ mittels Geschlechtshormonen und OPs einem Lebenskummer zu entfliehen suchte. Während also wieder einmal die „Selbstgerechten“ die Cancel-Geißel schwingen, werden die wirklich aller Solidarität bedürfenden Transsexuellen — besonders „unten“, in den Packräumen von Amazon & Co — dabei ungefragt zu stummen Steigbügeln für sich woke aufspielende Polit-Start-ups.
Darum hält seine Community den Tavassoli für ein Talent, für DEN Investigativjournalisten der woken Neuzeit. Für einen „reloadeten“ Günter Wallraff. Letzterer hatte einst seinen Undercover-Einsatz in der Springer-Zentrale als Buch betitelt: „Der Mann, der bei BILD Hans Esser war“. Sein Schüler mit dem iranischen Namen wäre dann: „Der Mann, der im Bild Transgender war“.
Durch den Transgender-Kult aber leuchtet zugleich eine nicht ganz so witzige Agenda. Der neue Imperialismus hübscht sich nämlich gerade mit Regenbogenfarben um — was bereits der deutschen Fußballmannschaft in Katar nicht gut bekommen war. Bereits die mörderische Heuschrecke BlackRock hatte kürzlich ihre alten weißen Cis-Männer im Konzernvorstand gendergerecht quotiert. Die Waffenschmiede Lockheed-Martin ließ jüngst ihre Schwulen und Transmenschen publicitiywirksam aufmarschieren: gleichsam als LGBT+-Lobby für Killerdrohnen und Panzerhaubitzen. NATO und Weißes Haus spritzen aktuell ihre in Verruf geratenen Kampfjets zu Regenbogenschützen um. Und selbst die Killer Salvador Allendes vor 50 Jahren, die CIA, die Beihelfer am Mord von Millionen Kindern und Frauen in Jugoslawien, Irak, Libyen und Afghanistan, stylen sich zu einer Art „Christopher-Street-Day-Pride-Parade“.
CIA-Pride, Weißes Haus, Lockheed
Wenn Bijan Tavassoli also an der Heiligkeit von GenderInnen zupft, tritt er nicht nur treuherzigen Selbstdeutungsfans auf den bunten Schlips, sondern droht die Marketing-Maskerade um die Riesenprofite von Militärkonzernen einzureißen. Und auch das macht sein Leben nicht eben ungefährlicher.
Dazu behaupten genderfokussierte „Antifa“-Medien, wie queer.de, Volksverpetzer, wahrheitswidrig, der Linke Tavassoli sei in die AfD eingetreten. Und „belegen“ das mit einem Foto, wo Tavassoli neben einem AfD-Mann in einer Dönerbude sitzt. Gewaltandrohungen auf Twitter und Facebook ließen nicht lange auf sich warten. Seine Examensprüfer wurden von regelrechten Abmahn-Kommandos und antideutschen Bots angepostet, diesen „trans- und islamophoben“ Feind des verampelten Regenbogenstaats unbedingt durchfallen zu lassen.
Hass-Postings
Tavassoli wurde Totschlag angedroht, wenn er „mal unbeobachtet auf dem Nachhauseweg“ wäre. Zum ersten Mal musste der Mann bekennen: „Jetzt fühle ich mich echt als Frau, die nachts hinter jedem Baum einen Baseballschläger vermuten muss.“ Ob erschlagen von arabischen Islamisten oder blond-blauäugigen Antideutschen sei dann unerheblich. Er wird mit Klagen, Lynchdrohungen — „Hoffentlich verreckst du ganz langsam ... Hurensohn ...“ —, Parteiausschluss-Verfahren und sogar Prüfungsschikanen an der Uni überzogen.
Seine Liebesbeziehung ging zu Bruch. Der Freundin trieb er es mit seinen komödiantischen Extravaganzen zu bunt. Freunde zitierten das blutige Schicksal des Pariser Satire-Organs Charlie Hebdo und mahnten ihn zur Vorsicht. Denn Islamisten hätten wenig „Sense of Humor“ und dafür eher eine Pumpgun. Der Jurastudent wurde plötzlich — Rechtsstaat und Privatsphäre hin oder her — mit Adresse, Foto und Realnamen öffentlich verbellt. Wie jetzt auf dem Nürnberger Kirchentag. Selbst Sexualmörder haben meist mehr Anspruch auf Abkürzung ihres Nachnamens.
Artikel 5 unseres Grundgesetzes beschwört für Journalistinnen und Satiriker zwar: „Eine Zensur findet nicht statt“. Wer aber Satirekunst- und Meinungsfreiheit gegen gender-grüne Cancel Culture auf die Spitze treibt und sich mit den militanten Shitsturm-Abteilungen des woken, transfluiden Menschenbilds anlegt, darf selbst bei edelsten Qualitätsmedien heute nicht mal auf ein Schmunzeln rechnen.