Der tiefe Spalt
Im Manova-Einheizpodcast diskutieren Sven Brajer und Aron Morhoff mit den Journalisten Roberto J. De Lapuente und Norbert Fleischer über die mentale Zerrissenheit eines Landes — 33 Jahre nach der sogenannten Wiedervereinigung.
Im neuen Manova-Einheizpodcast haben der Historiker Sven Brajer und der Medienethiker Aron Morhoff diesmal die Journalisten Roberto J. De Lapuente und Norbert Fleischer zu Gast. Die vier diskutieren darüber, wie sehr Ost- und Westdeutschland einander immer noch fremd sind und sich in den letzten Jahren mental, politisch und wirtschaftlich immer stärker voneinander entfernt haben, anstatt, wie es in Sonntagsreden gern gesagt wird, „zusammenzuwachsen“. Leider ist die Spaltung in Ost und West nicht die einzige, die das Land zu zerreißen droht.
Norbert Fleischer ist Journalist mit dem Format YouNost und Dokumentarfilmer (Ramstein). Roberto J. De Lapuente arbeitet für den Westendverlag und schreibt als Journalist unter anderem für Manova und das Overtone-Magazin. Beide sind Jahrgang 1978, doch stammt der eine aus dem Osten Deutschlands und der andere aus dem Westen beziehungsweise wurde dort sozialisiert.
In unserer Einheizfolge zwischen dem „Tag der Deutschen Einheit“ und dem „Tag der Republik“ berichten beide über ihre durchaus sehr unterschiedlichen Erfahrungen der „Wendejahre“ und den aktuellen Zustand der „deutschen Einheit“: Die Unterschiede zwischen Ost- und West waren seit den 1990er-Jahren kaum größer als heute, das zeigt sich beim Umgang mit der „Flüchtlingskrise“ (seit 2015), mit „Corona“ (seit 2020) oder der sogenannten Zeitenwende (seit 2022) und der Beziehung zu Russland.
Ebenso lässt sich das durch Wahlergebnisse belegen, aber auch in der wirtschaftlichen Verfasstheit. Dazu lässt sich ein allgemeiner Abstieg des ganzen Landes konstatieren. Doch nicht nur zwischen West und Ost ist die Bundesrepublik gepalten: Klimakleber versus Dieselfahrer, linksgrün gegen rechts, Veganer versus Fleischesser, Alt gegen Jung, Hetero gegen LGBTQ, homo versus trans, Stadt gegen Land. Das Motto „Teile und herrsche“ hat Hochkonjunktur — doch kann diese dramatische Entwicklung tatsächlich noch im Sinne der Regierenden sein?