Der Stellvertreterkrieg

Im Rubikon-Exklusivgespräch erläutert Oskar Lafontaine seine Sichtweise auf den Ukrainekrieg.

Lafontaine wurde 1943 geboren, sein Vater fiel in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges — da war der kleine Oskar noch nicht einmal 2 Jahre alt. Das war vermutlich das Fundament dafür, dass er Zeit seines Politikerlebens — und das war lang — als Säule der Friedensbewegung galt. Darauf konnte und kann man sich verlassen. Die militärische Konfrontation unserer Tage hält er für die gefährlichste seit Jahrzehnten. Er lässt keinen Zweifel daran, dass es kaum um die Ukraine geht, sondern vielmehr um einen Krieg, den die USA von langer Hand angezettelt haben. Und dass es um die „full-spectrum global dominance“ geht, um die globale Herrschaft auf allen Gebieten, besonders natürlich um die geostrategische Herrschaft. Keiner der letzten zehn US-Präsidenten, der das nicht öffentlich zum eigentlichen Ziel amerikanischer Geopolitik erklärt hätte. Oskar Lafontaine sieht Deutschland und die gesamte EU als Vasallen dieser Politik — selbst wenn diese Politik sich überdeutlich als eine Art Selbstmordkommando für Europa abzeichnet.

Wenn es um die Qualität der europäischen Politiker geht, huschen Schatten der Verzweiflung über Lafontaines Gesicht. Walter van Rossum hat ihn Kraft seines Amtes kurzerhand zum Bundeskanzler ernannt. Nicht gerade begeistert übernimmt Lafontaine für ein paar Minuten die Amtsgeschäfte und extemporiert über ein paar erste Schritte, wie man sich aus der amerikanischen Vormundschaft befreien könnte.

Im März 1999 trat der Vizekanzler, Bundesfinanzminister und SPD-Vorsitzende Lafontaine ziemlich überraschend zurück. Das waren nur wenige Tage, bevor die NATO mit dem Bombardement auf Serbien begann. Er hat später diesen Rückzug mit Konflikten innerhalb der Bundesregierung begründet, der er immerhin als Vizekanzler angehörte. Hier erklärt er, dass die Vorbereitung des Krieges gegen Serbien einer seiner wichtigsten Gründe war.


YouTube: Walter van Rossum im Gespräch mit Oskar Lafontaine


Odysee: Walter van Rossum im Gespräch mit Oskar Lafontaine


Oskar Lafontaine „Ami, it's time to go: Plädoyer für die Selbstbehauptung Europas