Der Probe-Krieg
Gegen das NATO-Manöver Defender Europe 2020 erhebt sich Widerstand in Lettland, einem der Hauptschauplätze.
Defender Europe 2020 ist die größte NATO-Militärübung seit über 25 Jahren. Defender Europe 2020 richtet sich eindeutig gegen Russland und steht voll im Einklang mit der US-amerikanischen Außen- und Kriegspolitik, die in Russland und seit 2012 auch in China seine Hauptrivalen sieht. Die USA sind fest entschlossen, ihren Weltbeherrschungsanspruch um jeden Preis durchzusetzen. Zahllose Militärübungen flankieren seit Jahren diese aggressive Politik, die die europäischen US-Vasallen-Regierungen mittragen. Während der Großübung Defender Europe 2020 werden etwa 20.000 US-Soldaten auf dem Luft- und Seeweg nach Europa transportiert. 37.000 Soldaten aus 18 Ländern werden daran teilnehmen. 13.000 Fahrzeuge, darunter Panzer, Schützenpanzer und Artilleriegeschütze sowie gigantische Mengen an Ausrüstungsmaterialien sind integraler Teil der Übung. In einem Beitrag beschreibt der Lette Alvis Petus, dass sich in der lettischen Bevölkerung Widerstand gegen Defender Europe 2020 regt.
von Alvis Petus
In Erwartung der von den USA geführten großen multinationalen Militärübung „Defender Europe 2020“ sieht sich die lettische Bevölkerung einem großen Druck seitens der nationalen Behörden ausgesetzt. Die Vorbereitungen des Verteidigungsministeriums machen die Letten nervös. Daher ist der Prozess der für die Durchführung von Manövern erforderlichen Übertragung von Liegenschaften an das Verteidigungsministerium seit mehreren Jahren aktiv.
Im Jahr 2019 übertrug das Landwirtschaftsministerium eines seiner Grundstücke, Jaunlāčusils, damit die regionale Militärbasis Lāčusils entwickelt werden konnte. Durch zusätzliches Land wurde die Fläche des Lāčusils Militärübungsplatzes um 2387 Hektar vergrößert. 2019 wurde auch das Truppenübungsgebiet Mežaine in der Nähe von Skrunda erweitert.
Heute ist die öffentliche Diskussion über die Erweiterung des Truppenübungsplatzes bei Daugavpils in vollem Gange. Es ist geplant, den Truppenübungsplatz Meža Matskevičy insgesamt von 10 auf 2064 Hektar zu erweitern — eine Vergrößerung um das 200-fache!, nachdem auf dem Gebiet ein Truppenübungsplatz errichtet wurde. Für den 4. Februar 2020 war ein Treffen geplant, bei dem alle Fragen zu den Folgen und Aussichten der Erweiterung des Übungsgeländes Meža Matskevičy beantwortet werden sollten. Die Gemeindeverwaltung von Daugavpils hat die geplante Veranstaltung jedoch abgesagt. Nun ist das Treffen für die zweite Märzhälfte geplant. Die Frist für öffentliche Stellungnahmen wurde bis zum 24. Februar 2020 verlängert.
Offensichtlich haben die lokalen Behörden nicht mit einem solch heftigen Protest der Einwohner gerechnet.
Viele Menschen stehen der Erweiterung des Trainingsgeländes und der Durchführung der Übung ablehnend gegenüber, weil solche Entscheidungen folgende Konsequenzen mit sich bringen werden: Tiefflüge von Militärflugzeugen über der Stadt, Schäden an Gasleitungen und Wasserbrunnen, Trinkwasserversorgung in Daugavpils, Störung des Entwicklungsplans des Flughafens Daugavpils, negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Tourismus in der Region, großflächige Abholzung und Ausrottung gefährdeter Arten von Lachmöwen und Verringerung der Jagdgebiete.
Diese Gründe sind so schwerwiegend, dass sie von den Behörden nicht ignoriert werden können. Es scheint, als ob sie nicht in der Lage sind, Argumente zur Verteidigung ihrer Pläne zu finden. Die Letten betrachten die Pläne als Verletzung ihrer Bürgerrechte und als Störung ihres Lebens. Eine andere Frage ist, dass die Behörden bereits die Entscheidung getroffen haben, die Truppenübungsplätze zu erweitern, die öffentlichen Diskussionen sind daher nur eine Show. Schauen wir mal. Die Show muss weitergehen...
Quellen und Anmerkungen:
Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text wurde von Ullrich Mies übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert.