Der nächste Schritt der Evolution

Mit den mRNA-Impfstoffen, die sich Millionen freiwillig spritzen ließen, kam der Transhumanismus seiner Vision vom neuen Menschen einen Schritt näher.

Der Begriff des Transhumanismus steht für eine grundlegende Veränderung des Menschen sowie für den Wunsch, dessen biologisch bedingte Grenzen überwinden zu können. Erfolgen soll dies vor allem durch eine zunehmende Verschmelzung des Menschen mit der Technik, durch operative Eingriffe in den Körper und das Gehirn, durch Manipulation der genetischen Struktur sowie durch die Verabreichung spezieller Medikamente und Pharmazeutika. Selbsterklärtes Ziel dieser Denkrichtung ist es, den evolutionären Prozess mithilfe neuer Technologien zu beschleunigen und damit den Menschen auf eine neue, qualitativ höhere Entwicklungsstufe zu heben. Im Ergebnis dessen müssten dann auch der Mensch und das gesamte Menschsein grundsätzlich neu definiert werden. Neben den Neurotechnologien und der Nanotechnologie weist der Transhumanismus dabei auch den Biotechnologien eine ganz besondere Rolle zu. Vor allem vom Einsatz der Gentechnik und der synthetischen Biologie erwartet man, dass biologische Systeme in Zukunft nach Belieben manipuliert und umgestaltet werden können. Auch die genbasierten mRNA-Impfstoffe, die inzwischen bei Milliarden von Menschen zur Immunisierung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 eingesetzt wurden, sind ein Produkt der synthetischen Biologie. Die Corona-Impfung kann damit als ein wichtiger Schritt bei der praktischen Umsetzung der Ziele und Visionen des Transhumanismus betrachtet werden.

Der Koalitionsausschuss der Bundesregierung beschloss am 3. Juni 2020: „Die Corona-Pandemie endet, wenn ein Impfstoff für die Bevölkerung zur Verfügung steht“ (1). Doch bereits am 9. April 2020 — Deutschland befand sich zu dieser Zeit seit fast drei Wochen im Lockdown — hatte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Statement erklärt, die Coronavirus-Pandemie werde so lange „nicht verschwinden, bis wir wirklich einen Impfstoff haben, mit dem wir die Bevölkerung immunisieren können“ (2). Die Botschaft von Kanzlerin und Koalitionsausschuss an die Menschen in Deutschland war eindeutig und klar: Nur durch eine Massenimpfung könne man das Virus letztendlich besiegen und damit auch die in Kraft gesetzten Einschränkungen des öffentlichen Lebens sowie die daraus resultierende Beschneidung der persönlichen Freiheitsrechte der Bürger in ihrer Gesamtheit wieder aufheben.

Wenige Tage nach der Erklärung von Merkel, am 12. April 2020, bekam Bill Gates die Gelegenheit, sich in einem Interview der ARD-Nachrichtensendung „Tagesthemen“ ausführlich über die zukünftige Bereitstellung und Verabreichung von Impfstoffen gegen das Virus zu äußern. Wie der Sprecher einer Weltregierung auftretend, benannte Gates dabei die zu erwartende Art der zum Einsatz kommenden Impfstoffe, den voraussichtlichen Zeitpunkt des Beginns sowie auch den geplanten Umfang der Impfungen. So lasse — seiner Meinung nach — allein schon „die Tatsache, dass die mRNA-Plattform schnell Fahrt aufnimmt und die Herstellung recht einfach sein wird“, darauf hoffen, in etwa 18 Monaten einen funktionierenden Impfstoff weltweit bereitstellen zu können, sagte er damals. Es wurde deutlich, dass Gates in seiner Impfstrategie vor allem auf die neuartige mRNA-Technologie setzt und den auf dieser Grundlage „zu entwickelnden Impfstoff letztendlich sieben Milliarden Menschen“, also der gesamten Menschheit, verabreichen möchte. Probleme mit bedrohlichen Nebenwirkungen könne man sich deshalb nicht leisten. „Und doch werden wir“, so Gates weiter,„die Entscheidungen zum Einsatz eines neuen Impfstoffs auf einer geringeren Datengrundlage als sonst fällen, damit wir schnelle Fortschritte erzielen“ (3).

Während bei den traditionellen Impfstoffen, sogenannten Lebend- oder Totimpfstoffen, abgeschwächte beziehungsweise abgetötete Erreger das körpereigene Abwehrsystem anregen, handelt es sich bei den mRNA-Impfstoffen um den neuartigen Ansatz eines Impfstoffs, der „auf dem Einbringen von viraler genetischer Information in die menschlichen Zellen“ basiert (4). Was hier unter Impfung verstanden wird, ist eine Verabreichung genbasierter Medikamente, die — nach den Worten von Klaus Schwab, Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums (WEF), und seinem Co-Autor Thierry Malleret – „im Computer modellierte synthetische Stränge des genetischen Codes in unseren Körper einfügen“. Daraufhin produziere dieser ein für ihn „ansonsten fremdes Objekt“, um die entsprechende Immunantwort auszulösen. Auf diese Weise sei ein Ansatz gefunden worden, der schon bald als eine neue Plattform für die Bekämpfung anderer Krankheiten genutzt werden und damit zu Verbesserungen führen könne, die über eine Impfung weit hinausgehen.

Schwab und Malleret zeigen sich von dieser transhumanistischen Vision derart begeistert, dass sie ins Schwärmen geraten. Sehen sie doch die Menschheit nunmehr „am Beginn der genetischen Revolution“.

Wie „das 19. Jahrhundert das Jahrhundert der Chemie war, das 20. Jahrhundert das der Physik“, so werde „das 21. Jahrhundert das der Biologie sein“. Der Corona-Pandemie komme dabei jedoch eine ganz besondere Bedeutung zu, denn „so wie der Zweite Weltkrieg die Elektronik beschleunigt hat, so hat die Pandemie die Revolution der Genetik zu neuen Ufern geführt“. Zudem habe man mit den mRNA-Impfstoffen „bereits ein erfolgreiches Beispiel, das beweist, dass die synthetische Biologie hält, was sie verspricht“. Dass es sich dabei aber um riskante Eingriffe in die Natur des Menschen handelt, dessen sind sich Schwab und Malleret allerdings bewusst. Stellt doch „die grundsätzliche Frage, wie sich unsere neu entdeckte Fähigkeit, das Leben zu manipulieren, auf unser Menschsein auswirken wird, (…) unsere Überzeugungen, unsere Moral, unsere Religionen und unsere Politik in ihrem Kern infrage“, schreiben sie (5).

Die mNRA-Impfstoffe von Pfizer/BioNTech und Moderna wurden inzwischen weltweit eingesetzt, ganz so wie es sich Bill Gates, der nach eigener Aussage auch zu 99 Prozent mit den Ideen des transhumanistischen Vordenkers Ray Kurzweil einverstanden ist (6), zuvor schon gewünscht hatte. Kurzweil, der 2012 auch Leiter der technischen Entwicklung (Director of Engineering) beim Technologieunternehmen und Internetkonzern Google wurde (7), spricht seit einiger Zeit schon von einer im Entstehen begriffenen neuen Menschheit, die er „Menschheit 2.0“ nennt. Wie zuvor schon andere Transhumanisten, möchte auch Kurzweil direkt in die Evolution eingreifen und den bisherigen, biologischen Menschen überwinden. Von Anfang an laufe etwas schief, denn „unsere Körper werden durch ein überholtes genetisches Programm aus lange vergangenen Zeiten gesteuert. Dieses genetische Erbe gilt es zu überwinden — und in ersten Ansätzen haben wir auch das Wissen dafür“, so die Argumentation von Kurzweil. Das Ergebnis dieser Entwicklung werde deshalb auch „nicht ein weiterer Schritt der biologischen Evolution, sondern ihr endgültiger Umsturz sein“ (8). Mit der Überwindung der grundlegenden Schranken der biologischen Evolution werde es schließlich möglich, die Schaffenskraft des Menschen „ins Unermessliche“ zu steigern. Nach der Erlangung wichtiger wirtschaftlicher und politischer Machtmittel und Einflussmöglichkeiten auf die Weltpolitik wünschen sich einige der Milliardäre des Silicon Valley — mithilfe des Transhumanismus — nunmehr auch eine grenzenlose Verlängerung ihres irdischen Lebens und träumen dabei sogar von ihrer eigenen Unsterblichkeit. Allerdings handele es sich dabei um eine Entwicklung, die „natürlich auch unserem Selbstzerstörungstrieb völlig neue Möglichkeiten eröffnen wird“, warnt selbst Kurzweil (9).

Dass nun aber während der Corona-Pandemie Milliarden von Menschen tatsächlich dazu bereit waren, sich ein unter Zeitdruck entwickeltes, genbasiertes Medikament der synthetischen Biologie injizieren zu lassen, stellt für die Transhumanisten nicht nur einen großen Erfolg, sondern vor allem auch einen wichtigen Durchbruch in der praktischen Umsetzung sowie in der gesellschaftlichen Akzeptanz ihrer Vorstellungen zur genetischen Veränderung des Menschen dar.

Über die besondere Rolle, die die gesellschaftliche Situation der Pandemiezeit dabei gespielt hat, äußerte sich bereits im Oktober 2021 das Mitglied des Vorstands der Bayer AG und Leiter der Division Pharmaceuticals, Stefan Oelrich. Auf der damals in Berlin stattgefundenen Gesundheitskonferenz [World Health Summit] sagte er: „Die mRNA-Impfungen sind ein Beispiel für Zell- und Gentherapie. Hätten wir vor zwei Jahren eine öffentliche Umfrage gemacht und gefragt, wer bereit dazu ist, eine Gen- oder Zelltherapie in Anspruch zu nehmen und sich in den Körper injizieren zu lassen, dann hätten das wahrscheinlich 95 Prozent der Menschen abgelehnt. Diese Pandemie hat vielen Menschen die Augen für Innovationen in einer Weise geöffnet, die vorher nicht möglich war“ (10).

Die mRNA-Impfstofftechnologie ist nicht neu. Wurde doch „bereits seit rund 30 Jahren an innovativen Therapien und Medikamenten mit diesem gentechnischen Werkzeug“ geforscht (11). Bis zu der bedingten Zulassung im Einsatz gegen das Coronavirus war ein solcher Impfstoff jedoch noch nie zur Anwendung beim Menschen zugelassen worden. Erst mit der Corona-Pandemie änderte sich das. Die Pandemie habe „der mRNA einen Schub gegeben und sie ins breite Bewusstsein der Gesellschaft und von Regierungen weltweit gebracht“, schreibt das Handelsblatt (12). Auch heißt es dort, man erwarte nunmehr einen „Multimilliardenmarkt“, denn das Potenzial der mRNA-Technologie sei riesengroß. So spricht ein Fondsmanager der Union Investment „von einem 50- bis 100-Milliarden-Markt pro Jahr“ (13). Allein das Pharmaunternehmen Moderna will in den nächsten Jahren „bis zu 15 neue mRNA-Impfstoffe und -Therapeutika auf den Markt bringen und bis zu 50 neue klinische Studien starten“ (14). Ein kritisches Hinterfragen dieser Entwicklung und Hinweise auf deren Risiken haben es dagegen immer schwerer und nur noch geringe Chancen, sich überhaupt Gehör zu verschaffen.

Wie technische Innovationen von den Menschen aufgenommen werden, darüber entscheiden — nach Ansicht von Klaus Schwab und Thierry Malleret — in erheblichen Maße die in einer Gesellschaft vorherrschenden Narrative. So vertreten sie in ihrem Buch mit dem Titel „Das große Narrativ“ die Auffassung, dass es gerade die starken Erzählungen sind, „die unsere Wahrnehmung der Chancen und Risiken des technischen Fortschritts prägen“. Haben diese doch „die Macht, in Bezug auf Technologie und Innovation Angst einzuflößen oder aber beruhigend zu wirken“. Den Menschen bleibe es dabei oft unbewusst, wie vorherrschende Narrative ihre Meinungsbildung beeinflussen und die Art und Weise ihres Denkens verändern können (15). Erfolgt doch die Meinungsbildung zu einem nicht geringen Teil über die großen Medien, die sich ihrer Rolle in der Verbreitung der herrschenden Narrative sehr wohl bewusst sind.

Auch bei der Einführung und Anwendung der mRNA-Impfstoffe hat es an solchen Narrativen nicht gefehlt. Wurden sie doch schon vor und dann auch während der Impfkampagne, sowohl zum Angsteinflößen als auch zur darauffolgenden Beruhigung, mit großem Erfolg eingesetzt. Das wohl wichtigste Narrativ in dieser Zeit lautete: Die Impfung ist wirksam und sicher. Die Wirkung dieses Narrativs trug dann sicherlich auch wesentlich dazu bei, dass der geplante massenhafte Einsatz eines Medikaments der synthetischen Biologie von einem Großteil der Bevölkerung akzeptiert wurde und auf diese Weise ein großangelegter Einstieg in die praktische Umsetzung der transhumanistischen Vision vollzogen werden konnte.

Der „SPD-Gesundheitsexperte“ und spätere Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sprach im August 2021 sogar davon, dass es eine „nebenwirkungsfreie Impfung“ wäre, die außerdem noch gratis sei und das eigene Leben und das vieler anderer retten könne (16). Wegen seiner offensichtlich unwahren Behauptung zu den Nebenwirkungen der Corona-Impfung wurde Lauterbach vor einem deutschen Gericht verklagt. Die Richter stellten dann allerdings fest, dass die vom Kläger angegriffene Äußerung einer nebenwirkungsfreien Impfung „nicht rechtswidrig“ sei, sondern „vielmehr vom Recht auf freie Meinungsäußerung (Artikel 5 Absatz 1 Satz 1 Grundgesetz (GG)) gedeckt“ ist und deshalb auch nicht zurückgenommen werden müsse (17). Aufgrund der vorliegenden Tatsachen und des wachsenden Drucks auf seine Person räumte Lauterbach dann allerdings ein, dass es nach einer Corona-Impfung manchmal auch zu sehr schweren Nebenwirkungen komme, die in seltenen Fällen auch „tödlich verlaufen“ können (18). Er korrigierte damit seine ursprüngliche Aussage von einer nebenwirkungsfreien Impfung, die er später als „eine Übertreibung in einem missglückten Tweet“ bezeichnete (19), der zuvor aber noch viele Menschen in ihrer persönlichen Entscheidung für eine Impfung offensichtlich fest vertraut hatten.

Bereits im November 2020 meldeten die Medien, dass die Mainzer Firma BioNTech mit ihrem „potenziellen Corona-Impfstoff offenbar vor dem Durchbruch“ stehe. Mit dem Impfstoff sei das Risiko, an COVID-19 zu erkranken, „um mehr als 90 Prozent geringer als ohne Impfung“, hieß es dabei. Zuvor schon hatte Uğur Sahin, Gründer und Vorstandsvorsitzender von BioNTech, der Nachrichtenagentur Reuters erklärt, er vertrete die Auffassung, „dass COVID-19 durch einen Impfstoff beim Menschen verhindert werden kann“. Auch sei er „optimistisch, dass der Impfschutz ‚mindestens ein Jahr‘ anhalten könne“ (20). Wenige Tage später teilte das Unternehmen mit, sein Impfstoffkandidat schütze sogar „mit einer Effektivität von 95 Prozent vor COVID-19“. Auch für die Altersgruppe ab 65 Jahren wurde nun eine Wirksamkeit von „mehr als 94 Prozent angegeben“. Kurz zuvor hatte das Bostoner Unternehmen Moderna „Zwischenergebnisse präsentiert, wonach sein Impfstoffkandidat zu 94,5 Prozent wirksam sei“ (21). In der Pressemitteilung von BioNTech wird aber auch darauf hingewiesen, dass die für die Zukunft getätigten Aussagen „einer Reihe von Risiken und Unsicherheiten (unterliegen), die dazu führen können, dass die tatsächlichen Ergebnisse wesentlich und nachteilig von den in diesen zukunftsgerichteten Aussagen enthaltenen oder implizierten abweichen“ (22).

In einem im Februar 2021geführten Gespräch der BILD-Zeitung mit „Impfheld Uğur Sahin“ stellte dieser klar, dass die Zahl der Corona-Positiven „nach Impfung um 92 Prozent“ zurückgehen werde. BILD machte daraus die Überschrift: „Geimpfte sind NICHT mehr ansteckend!“ (23). Ebenfalls im Februar 2021 zeichnete Uğur Sahin ein weiteres „optimistisches Bild“ über den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie. So seien in knapp zwei Monaten bereits 3,18 Millionen Menschen gegen das Virus geimpft worden. Das sei ein „Kraftakt aller — Politik, Forschung, Pharmaindustrie“ gewesen. Weil dies gelungen wäre, sei er sich „auch sicher: ‚Bis Ende des Sommers haben wir Herdenimmunität‘“, sagte er damals in einem Vortrag (24). Für eine Herdenimmunität wurde eine Impfquote von mindestens 60 Prozent der Gesamtbevölkerung angenommen. In einer Umfrage des ZDF-Politbarometers vom November 2020 gaben jedoch nur 51 Prozent der Bevölkerung an, sich impfen zu lassen, während 29 Prozent noch unsicher waren und 20 Prozent eine Impfung für sich ablehnten. Es werde also noch Geduld gefragt sein, denn eine Impfpflicht werde „es nicht geben“, hieß es dazu damals in einer im Auftrag des ZDF erstellten Darstellung (25).

Die Herdenimmunität ist jedoch bis heute nicht eingetreten, obwohl sich schließlich doch noch weit mehr als 60 Prozent der Menschen für die Impfung überzeugen ließen. Auch gelang es nicht, dass durch den Impfstoff ein längerer Impfschutz von mindestens einem Jahr erreicht oder eine Übertragung des Virus durch Geimpfte ausgeschlossen werden konnte.

So hieß es im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts (RKI) vom September 2021 immerhin noch: „Die Impfung gegen COVID-19 in Deutschland zeigt eine hohe Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2-Infektionen, Krankheitslast und Sterbefälle“ (26). Im September 2023 antwortete das RKI auf die Frage nach der Wirksamkeit der COVID-19-Impfstoffe dagegen nur noch: „Die verfügbaren COVID-19 Impfstoffe schützen gut vor schweren COVID-19-Erkrankungen“ (27). Von den hohen Erwartungen an die mRNA-Impfstoffe am Anfang der Impfkampagne war letztlich nur noch die Erwartung an einen besseren Schutz vor schweren Krankheitsverläufen geblieben. Dieser werde jedoch nach einer erfolgten Impfung nicht lange anhalten und müsse deshalb durch ständige Booster-Impfungen immer wieder erneuert werden.

Im Januar 2022 hat sich dann auch die Ständige Impfkommission (Stiko) „für einen verkürzten Abstand zur Booster-Impfung ausgesprochen“. Betrug der Abstand zwischen der Grundimmunisierung und der Auffrischungsimpfung zuvor sechs Monate, so empfahl die Stiko jetzt nur noch „einen Abstand von drei Monaten“ (28). In Nordrhein-Westfalen war durch einen Impferlass des Landes der Abstand zwischen Zweit- und Boosterimpfung zuvor schon „deutlich verkürzt“ worden. Mit dem Erlass vom Dezember 2020 wurde „eine Boosterimpfung gegen das Coronavirus ab sofort bereits vier Wochen nach erfolgter Zweitimpfung möglich“ (29).

Im Juli 2022 riet Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach allen „Menschen unter 60 Jahren zu einer vierten Corona-Impfung“. Einen an die Omikron-Variante des Virus angepassten Impfstoff, der voraussichtlich Ende August oder Anfang September zur Verfügung stehen werde, könnte man „nach der vierten Impfung“ dann zusätzlich noch nehmen. Eine Entspannung der Corona-Lage sei nämlich — nach Aussage des Robert Koch-Instituts — „derweil nicht in Sicht“, und der Infektionsdruck bleibe damit weiterhin „in allen Altersgruppen hoch“, so die damalige Prognose (30). Anfang August forderte Lauterbach dann in der Diskussion um die vierte Corona-Impfung eine „klare Impfansage für jede Altersgruppe“, denn die neuen Impfstoffe „würden nicht nur gegen schwere Verläufe schützen, sondern auch in hohem Maße gegen eine Infektion“, prophezeite der Gesundheitsminister“ (31). Man spürte dabei sein fortgesetztes Bemühen, das herrschende Narrativ von einer wirksamen und sicheren Impfung unbedingt aufrechtzuerhalten und nicht zuzulassen, dass es angezweifelt oder in Frage gestellt wird.

Nur wenige Tage später äußerte sich der CDU-Vorsitzende und Oppositionsführer im Deutschen Bundestag, Friedrich Merz. Auf die Frage eines Journalisten, „ob er sich darauf einstelle, sich von Herbst an alle drei Monate gegen Corona impfen zu lassen, antwortete Merz: ‚Mit Sicherheit nicht.‘“ Auch betreffend eine zuvor von Lauterbach ins Gespräch gebrachte flächendeckende Maskenpflicht ab dem Herbst des Jahres zeigte er sich ablehnend. „Eine allgemeine Maskenpflicht im öffentlichen Raum? Nein. Mit welcher Begründung denn?“, sagte Merz und betonte, „er sei gegen eine solche Pflicht ‚einfach so auf Verdacht, denn Grundrechtseingriffe müssen sorgfältig begründet werden‘“ (32). Damit waren die Pläne zur Fortsetzung der restriktiven Coronamaßnahmen für den Herbst und Winter 2022/23 — und möglicherweise auch für die gesamte Zeit danach — nicht mehr durchsetzbar. Was aber bleibt, ist eine gründliche Abwägung, die jeder Mensch für sich persönlich und frei von äußerem Druck bei seiner Entscheidung für oder gegen die mRNA-Impfung treffen sollte, steht doch der kurzzeitigen Verbesserung der Immunität durch den Impfstoff das Risiko von möglichen Nebenwirkungen und einer langfristigen Beeinträchtigung der natürlichen Immunität entgegen.

Anfang Oktober 2023 gab das Stockholmer Nobelpreis-Komitee bekannt, den Nobelpreis für Medizin in diesem Jahr an zwei in den USA lebende Wissenschaftler „für ihre Leistungen zur Entwicklung der mRNA-Impfstoffe gegen das Coronavirus“ zu vergeben. Die Forscher hätten durch ihre „bahnbrechenden Erkenntnisse“ dazu beigetragen, dass „während einer der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit in der heutigen Zeit so schnell wie nie zuvor Impfstoffe entwickelt werden konnten“ (33), hieß es in der Begründung. Beide Wissenschaftler hatten bereits 2015 „geschrieben, dass die RNA-Technologie das Versprechen der Gentherapie erfüllen könnte“ (34).

Über die zu erwartende Vergabe des Nobelpreises an die Erfinder der mRNA-Impfstoffe wurde schon in den vorangegangenen Jahren viel geschrieben, spekuliert und gestritten. Dabei ging es auch um die Frage, wer von den vielen an der Entwicklung der mRNA-Technologie beteiligten Wissenschaftler denn nun den Preis am meisten verdient hätte.

So wurde bereits im Juni 2021 geschrieben, dass „der Kampf um den Ruhm jedenfalls in vollem Gange (sei). Ein Kampf, in dem es um Geld, Anerkennung und Preise geht“ (35). Auch hieß es, dass es die Experimente des US-amerikanischen Molekularbiologen und Virologen Robert W. Malone gewesen seien, die „den Grundstein für die Entwicklung von zwei der bedeutendsten — und profitabelsten — Impfstoffe der Geschichte (gelegt hätten): die mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna gegen COVID-19“. Bereits 1987 „führte Robert Malone ein revolutionäres Experiment durch“, bei dem er beobachten konnte, wie menschliche Zellen „die mRNA aufnahmen und begannen, nach ihrer Vorlage Proteine zu produzieren“ (36). Damit sei er „der wahrscheinlich erste Pionier einer RNA-Therapie“ gewesen, wurde dann auch in einem Beitrag des Deutschlandfunks (DLF) festgestellt (37). Doch den Nobelpreis bekam Malone nicht.

In einem im Redaktionsnetzwerk Deutschland (rnd) erschienenen Artikel hieß es dazu bereits im Oktober 2021, Malone sei zwar ein „Pionier der mRNA-Impfstoffe — mit Hoffnung auf den Nobelpreis —“ gewesen, mobilisiere heute aber gegen die Corona-Massenimpfungen und verbreite Falschmeldungen, weshalb er auch „seine Chance auf den Nobelpreis verlor“ (38). Er sei damit aufgefallen, „öffentlich die Sicherheit jener mRNA-Impfstoffe anzuzweifeln, die er selbst mitentwickelt hatte“. So habe er die Ansicht geäußert, „die Proteine, die der Organismus infolge der Impfung produziert, könnten Körperzellen schädigen, und die Risiken der Vakzine würden bei Kindern und jungen Erwachsenen den medizinischen Nutzen überwiegen“ (39). Daraufhin wurde Malone von den Social-Media-Plattformen Linkedin und Twitter gesperrt. Auch YouTube löschte seine Videos (40). Wie eine Internetzeitung aus der Schweiz berichtete, wurde in der englischsprachigen Ausgabe von Wikipedia — der „freien Enzyklopädie“ — sogar sein Name aus einem Beitrag über die RNA-Vakzine nachträglich wieder entfernt (41).

Robert Malone hatte es als ein mit der mRNA-Technologie eng verbundener Wissenschaftler gewagt, das Narrativ von der wirksamen und sicheren Impfung infrage zu stellen und zudem noch auf den Zusammenhang zwischen den Zielen des Transhumanismus und der massenhaften Anwendung von mRNA-Impfstoffen während der Corona-Pandemie öffentlich hinzuweisen. Dabei bezeichnete er die mRNA-Injektionen als einen Einstieg in die Agenda des Transhumanismus (42).