Der Insolvenz-Weltmeister
Im Manova-Exklusivgespräch diskutiert Walter van Rossum mit den Ökonomen Wolfram Elsner und Jörg Schierholz sowie dem Publizisten Werner Rügemer über die Erosion dessen, was die deutsche Wirtschaft einst stark machte.
Ein Gespenst geht um in Europa. Es ist nicht der Kommunismus, sondern die sogenannte Deindustrialisierung. Was ist überhaupt Deindustrialisierung? Wenn es sie gibt, dann fragt sich, ob dahinter ein Plan steckt oder ob es sich eher um einen Kollateralschaden handelt, vielleicht die Begleiterscheinung einer ganz normalen Transformation. Unvermeidlicherweise wird es in dieser Runde auch um einen gewissen Herrn gehen, der in den Vereinigten Staaten gerade das Ruder übernommen hat. Nur weiß niemand so genau, wohin er rudern wird und was das für unsere Ökonomie und den ganzen Rest der Welt bedeutet. „The times they are a-changing“ — aber wer dreht am Uhrwerk? Viele von uns drehen bereits am Rad.
Wolfram Elsner ist Professor der Volkswirtschaft mit speziellen Kenntnissen über China. Werner Rügemer hat gerade ein Buch über die Macht von BlackRock, der mächtigsten Vermögensverwaltung der Welt, in Deutschland abgeschlossen. Jörg Schierholz ist Chemiker, Mediziner, Ökonom und nicht zuletzt Publizist.
Am Beispiel der BASF, des größten Chemiekonzerns der Welt, lässt sich der Ausverkauf der deutschen Industrie gut beschreiben. Die BASF errichtet gerade in China für 10 Milliarden Euro neue Produktionsanlagen und verkauft erhebliche Bestandteile ihrer Produktion an amerikanische Firmen. Ähnliches geschieht in der Autoindustrie und mit ihren Zuliefererbetrieben. Was sind die Gründe dafür? Wie steht es um die ökonomischen Bedingungen in Deutschland?
Es gäbe auch Beispiele von Reindustrialisierung. Man denke nur an die Rüstungsfirma Rheinmetall oder an Tesla; Microsoft baut große Rechenzentren in Deutschland. Pläne für große Batterie- und Chipfabriken haben sich allerdings zum Teil erübrigt. Wie passt das zusammen?
Noch erstaunlicher: Der höchst einflussreiche und ganz und gar transatlantisch gepolte Thinktank „European Council on Foreign Relations“ erklärte kürzlich, nur die Volksrepublik China wolle und könne „die internationale Ordnung neu gestalten, wirtschaftlich, diplomatisch, militärisch, technologisch“. Erstaunlich, erstaunlich. Nur wie kommen diese eingefleischten Transatlantiker zu dieser Überzeugung? Und was ist dran?
Walter van Rossum im Gespräch mit Wolfram Elsner, Werner Rügemer und Jörg Schierholz
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