Der Gammelfleisch-Song
Der Satire-Quickie regt dazu an, die eigene Ernährung zu hinterfragen.
Gammelfleischesser aufgepasst! Ullrich Mies einmal anders, nämlich als Lyriker. Genauer: als Gammelfleischpoet. Mit einer Ironie, die die Realität auf nicht ganz vertraute Weise bricht. Politisch dieses eine Mal tatsächlich korrekt. Das allein irritiert. Dann auf zum Grillfest vor der großen Diät!
Jetzt wird es wärmer, es ist wieder Saison,
die Balkone qualmen, wir singen den Gammelfleisch-Song.
Fünf Kilo Füße und sechs Kilo Hack,
alles vom Grill, und wir fressen den Kack.
Schweineohren, Specklappen, viel Wurst,
und nun her mit dem Grill und viel Bier gegen Durst.
Verbrannte Koteletts, gebratener Speck,
alles muss rein, und alles muss weg.
Das ist so lecker und fliegt auf den Grill,
ab heute fress ich, so viel ich nur will.
Alles war billig, alles muss rein,
die verbrannten Hühner, die schmecken so fein.
Jetzt fliegen Specklappen und Rippen auf’n Grill,
ich fress wie’n Schwein und so viel ich nur will.
Das Gammelfleisch qualmt, jetzt mit Würze dazu,
tu was auf’n Teller, gib noch was dazu.
Fasten, ja fasten, das hat keinen Zweck,
reich rüber den Gammel und den welligen Speck.
Zehn Kilo Gammel — nur billig muss es sein,
jetzt qualmt es wieder, und alles muss rein.
Als fettes Ferkel, so fett wie ein Schwein,
grill ich so gerne, denn alles muss rein.
Bewusstloses Fressen, das ist gar nicht schwer,
etwas Nachdenken dagegen sehr.
Tierfabriken und Schweinefraß,
wir lieben das Grillen, wir wollen nur das.
Tiermastfabriken müssen sein,
anders krieg’n wir kein billiges Schwein.
Putenmast und Hühner-KZ,
alles ist billig, und alles muss weg.
Ganzjährig grillen, das ist die Saison,
immer nur fressen — das war der Gammelfleisch-Song.